lasche mit der Eidesformel zur Ermordung deS Kaisers und dem Namen des Angeklagten gefunden; dieselbe war Eigenthum eines Zöglings im Bilkaschen Erziehungs-Institute, Namens Eduard Egan, und die Zettel rührte» von der Hand Kobers her. Lei einer Haussuchung fand man 3 Medaillons, welche im Inner» die Eidesformel und den Namen des Schwörenden enthielten. Auch ein Verzeichnis; wurde gefunden, welches aber blos de» Namen Kobers und seiner beide» Freunde enthielt, der eine, welcher noch nicht 14 Jadre alt war, wurde sofort seinem Vater übergeben, der andere batte noch nichts nnternommen. Kober wurde, trotz einer Eingabe seiner Eltern, welche dessen Unzurechnungsfähigkeit hervor, des Hochverraths für schuldig erklärt und zu fünf Zähren schweren Kerkers verurtheilt. ! !! (Eine Tracht Schläge wäre für den jungen Attentäter ohne Zweifel besser gewesen.)
Wien, 20. Sept. Die Keneral-Corresp. demcntirt die beunruhigenden Gerüchte über den Stand der Friedensverhandlnn- gen. Heule oder doch morgen findet die fünfte Conferenzfitzung statt. (T. d. St.-A.)
Apenrade, 17. Sept. Ein Erlaß des Oberkvmmando's verbietet, indem er das Fortbestehen des Kriegszustandes in Erinnerung bringt, unter kriegsgesetzlicher Slrafandrohgng die Verbreitung von Petitionen und die Sammlung von Unterschriften dazu. lK- Z.)
Der Regierung von Schaffhansen lag letzte Wocke eine Ve- schwerde gegen den Missionär Hebich wegen Störung des Familienfriedens vor. Die Schwiegersöhne einer 78jährigen Frau verlangten nämlich obrigkeitliches Einschreiten gegen denselben, weil in Folge seines Einflusses die Frau ihnen jede Gemeinschaft aufgekündet und die Familienbande getrennt habe. Die Frau wohnt bei ihrem Sohne, einem Anhänger der Hebich'scken Kon- venlikel; sie besitzt ihres hohen Alters wegen nicht mehr die Kraft, zudringliche Zumukbnngcn von sich zu weisen; Hebich kam ins Haus, betete m>t ihr wie mit einer Verworfenen bis zu völliger Beängstigung der Seele, machte ihr bittere Vorstellungen über ihre „gottlosen" Schwiegersöhne und führte so. von dem Sohn unterstützt, den Bruch mit denselben herbei. Der Polizeidirektor beantragte Untersuchung des Sachverhalts und Ergreifung der nöthige» Maßregeln unter Androhung der Landesverweisung, die Mehrheit der Regierung beschloß jedoch, nickt einzuschreiten.
Paris, 15. Sept. Die Kaiserin wird schon am 25. Sept. zurückerwartet, »ud sie will sich direct nach Eompiegne begeben. Der Kaiser soll von d,m der Kaiserin in Deutschland zu Theil! gewordenen Empfang nahezu gerührt sein. Die Mittheilung wird mir aus bester Quelle mit dem Zusatz gebracht: es sei wenig wahrscheinlich, daß der Kaiser seine Gemahlin abbole. (A. Z.)
In ChatterieS (England) brannten am 14. Septbr. in 3 Stunden 100 Häuser ab.
Warschau, 17. Sept. Ans sicherer Quelle wird mitgetheilt, daß in der Mitte der nächsten Woche wichtige Dekrete betreffs Polens erscheinen, u. A. über die Gründung von Universitäten, über Abschaffung der Leibessirasen. Gleichzeitig wird ein kaiserlicher Erlaß au den Grafe» von Berg erscheinen.
Newyork, 10. Sept. ES geht das Gerücht, Mobile sei genommen. (T. d. St.-A.)
Der, ägyptische Minister des Auswärtigen hat an alle fremden Consuln ein Circular folgenden Inhalts erlassen ^ „Die letzte Ueberschwemmung hat alle Aussicht auf die dießjährige Maisernte vernichtet. Das Volk ist also auf die Getreidevorräthe des letzten Jahres angewiesen, und weil die diesjährige Ernte keineswegs zu befriedigen verspricht, ist die Ausfuhr von Getreide bis auf Weiteres verboten und dagegen die Einfuhr von Getreide bis zum 9. Oktober d. I. gestaltet.
Der Diebsbanner.
(Fortsetzung.)
„Hurrah! ich habe die Wette gewonnen!" jubelte Drewitz.
„Keineswegs! rief Belli». Daß die Ohrringe wieder da find, ist nicht genug. Kann Lasso« nicht sagen, wer sie weggenommen hatte, so hast Du die Wette verloren."
„3a, Bellin hat Recht, bemerkte der Fischer. Es ist ausdrücklich bedungen worden, daß Lassow den Dieb nenne, das haben wir Alle gehört. Kann er es nicht, so gilt meiner Meinung nach die Wette nicht."
„Das ist wahr! riesen viele Stimmen. Lassow muß den Dieb neunen!"
„Wißt Ihr, wer die Ohrringe entwendet hat, Lassow?" fragte Rasteimke.
„Ja, ich weiß es," erwiderte der Hirt mit der größsten Ruhe.
„So nennt ihn, damit die Wette entschieden wird," sagte jener.
Der Greis erwiderte keine Silbe, sondern schaute ruhig vor sich nieder.
„Was kann Euch denn abhalten, den Dieb zu bezeichnen, wen» Ihr ihn kennt?" fragte der Fischer.
Der alte Hirt verharrte in seinem Schweigen.
„Schenkt unS klaren Wein ein, lieber Lassow! rief der fröhliche Wirlh. „Wer ist der Schuldige?"
„Wer ist der Schuldige? Wer ist der Dieb? rief cs von allen Seilen. Wir gehe» nicht eher von dannen, als bis wir seinen Namen wissen."
„Ah, Lassow sucht Ausflüchte! ries Belli» laut lachend mit spottendem Ton. Die Ohrringe sind gewiß gar nickt gestohlen, sondern nur verlegt worden. Da kann er den Dieb natürlich nicht neunen!"
Als sich mehrere Andere in einem ähnlichen Sinne ausspra- chen, die Zweifel an der Kunst des alten Hirten immer starker wurden und endlich Alle durch einander schriee», rief der Fischer mit lauter Stimme:
„Laßt mich einmal reden, liebe Leute! Ich hoffe, daß Lassow meinen Vorstellungen Gehör schenken und unS eine deutliche Erklärung geben wird."
Nach diesen Worten wandte er sich zu dem noch immer ruhig, fast theilnahmlos dasitzeudc» Greise und sagte mit ernster Miene:
„Es handelt sich hier nicht nur darum, die Wette z» entscheiden und die Neugier der Anwesenden z» befriedigen, Lassow; wenn Ihr Euch länger weigert, den Schuldigen, de» Ihr zu kennen vergebt, zu nennen, so bringt Ihr den arme» alten Jobann, der in der Nacht vom Montag auf den Dienstag so plötzlich gestorben ist, bei allen Leuten i» den Verdacht, daß er die Ohrringe gestohlen bat oder dem Dieb dabei behilflich gewesen ist. Ihr habt gewiß schon davon gehört, daß Mehrere über sein plötzliches Hinscheiden den Kops geschüttelt habe»; verschweigt Ihr den Namen des Diebes, so wird ein Manu, der sein ganzes Leben hindurch stets im Nus eines ehrlichen rechtschaffenen Menschen gestanden, noch im Grabe beschimpft. Sagt uns drum gerad heraus, kennt Ihr den Dieb oder nicht?"
Der alte Hirt schaute noch einige Augenblicke sinnend vor sich nieder, dann erhob er sich langsam und sagte mit bestimmtem Tone:
„Bcllin hat die Ohrringe von der Fensterbank genommen und sie in der vorigen Nacht ans die Schwelle der Gartenthür gelegt."
Ei» allgemeiner Tumult folgte diesem Ausspruch und alle Blicke richteten sich auf Beüin, der keines Wortes mächtig La- stand und den Greis todtenblaß und mit rollenden Augen anstarrte. Der letztere aber setzte sich ruhig wieder auf seinen Platz, ohne das Dnrcheiuanderschreien der Gäste und die Bestürzung und Wuth Bellin's zu beachte».
Endlich faßte sich dieser, trat auf Lassow zu und rief in maßloser Erbitterung:
„Wie könnt Ihr Euch unterstehen, mich deS Diebstahls zu beschuldigen?! DaS sollt Ihr schwer büßen —morgen früh verklage ich Euch beim Amte!"
„Ich habe Euch nicht des Diebstahls beschuldigt, sondern nur gesagt, daß Ihr die Ohrringe von der Fensterbank genommen und sie in der vorigen Nacht auf die Schwelle der Gartenthür gelegt habt," versetzte der Greis mit großer Gelassenheit. „Könnt Ihr beschwören, daß ich die Unwahrheit gesprochen habe?"
Beüin erwiderte keine Silbe und Lassow fuhr nach kurzem Schweigen fort:
„Wer ist derjenige gewesen, welcher in der vorigen Nacht zehn Minuten nach ei» Uhr aus Eurem Hause getreten, den Zaun Eures Gartens entlang geschlichen, quer durch Rebbin's Garten gegangen, über den Zaun von Wenzin's Garten gesprungen, auf allen Vieren durch den letzteren nach Wenzin's Hause gekrochen ist, vor dessen Gartenthür einige Augenblicke verweilt hat, und dann auf dieselbe Weise auf demselben Weg nach Eurem Hause zurü ckgeschlichen ist?" _ (Forts, folgt.)
Druck und Verlag der <s. W. Zulser 'scheu Buchbaodliluz. Rcdiikti«»: