Ellges-Neuigkeiten.

Die wegen KindSmords angeklagte Marie Han old von Altenstaig wurde von den Geschworenen in Tübingen freigesprocke».

Stuttgart, 17. Sept. DieN. Franks. Zkg." hat fol­gende Korrespondent aus Stuttgart:Bon Friedrichshafen weht ein böser Wind. Die Minister des Aeußcrn und der Finanzen habe» an den König dahier den Antrag geschickt, nuninehc dein reconstrnirten Zollverein beizutreten, aber einen abweichende» Bescheid erhalten. Zn bemerken ist, daß der Geheimeraths-Prä- sident v. Neurath in Friedrichsbasc» bei dem Könige weilt. Dieser Freiberr v. Neurath, die Seele der östreichischc» Schütz, lingspolitik, soll nnn selbst mit dem bekannte» Frbr». v. Varn- düler ins Ministerium treten, und eS stünde uns demnach ein reaktionäres Adelsministcrium vom reinsten Wasser bevor. (Die Nichtigkeit dieser Noliz können wir selbstverständlich nicht verbür­gen. So viel ist sicher, dav Herr v. Neurath für die Spitze der würltembergischen Realrio» gilt. Red.) (Schw. B.)

Stuttgart, 19 Sept. Die Vorbereitungen zum Volks­feste nehmen ihren raschen Verlauf. Heuer werbe» die Besucher kaum genug zu schaue» vermöge»! In Cannstatt ist die Industrie- Ausstellung, welche von den dortigen Gewerbetreibenden im Kur­sant veranstaltet wird; auf demWasen" wird es mit Sehens­würdigkeiten toller zngeben als je. Zn Stuikgark ist die Galten- ausstellnng in der Markthalle; dazu trifft noch die rheinische Kunstaiisstellnng in der Kunstschule ein; und schon im Lause dieser Woche wird Renz seine erste Vorstellung geben. Wer vollends noch die großen Rennen in den Tagen nach dem Volks­feste mit ansehe», ferner einige Vorstellungen im Hofiheater be­suchen will, der wird sich schon entschließe» müssen, dem Volks­feste ein paar Tage zu widmen; allein diebmal ist's auch der Mühe iverkh; denn cs verbindet sich mit der Schaulust bas In­teresse. Wir wissen bereits aufs Bestimmteste, baß König und Königin das Volksfest von Friedrichshafen ans besuche» werden; allein wenn die Witterung günstig ist, so ist mit voller Sicher- heit anznnehme», daß auch der Kaiser und die Kaiserin von Nußland ans dem Wasen erscheinen und wenigstens der Preis- vertheilnng anwohneu werden. Wir haben alle Aussicht, daß wir ein Volksfest feiern werden, das an Interesse den, von 1v57 gleich kommt, au Ausdehnung jenes aber weit nbertnffi.

Stuttgart, 20. Sept. Seit ein paar Tagen geht ein Gerücht von der Einberufung des Landtages durch die Stadl; wahrscheinlich stützt sich dasselbe ans die nothwendig gewordene Entscheidung in Sachen des Zollvereins. Die Regieuing wirb in Hinblick ans tz. 85 der Vers.-Urk. die Verantwortlichkeit nicht aus sich nehmen wollen M die Frist zum Beitritt zum Zollverein, oder wäre cs auch »nr die Frist der besonders günstigen Bedin­gungen, versäumt zu haben. Als Eiiibe>usnngStclmin wird der 1. Okt. bezeichnet. ES muß sich binnen ganz wenigen Tagen entscheiden, was an der Sacke ist. (N-Z )

Tttbing en, 19. Sept. (Schwurgericht.) Die Assiscn des 3. Quar­tals wurden heute durch den Präsidenten O.-J.-Rath Malzacher, welcher als Richter O.-A.-Richtcr Strebet von Urach und O.-J.-Affeffor Glockcr, sowie als Gcrichtsschreiber O.-J.-Sccr. Monte zur Seite hat, eröffnet. Als Staats-Anwalt ist O.-J.-Rath Stendel in Thätigkeit. Bor den Gc- richtsschranken stand die ledige Elisabeth Vöttcrle von Gültstein, O-A. Herrcnberg, 21 Jahre alt, ein gut prädizirtes und sauber gekleidetes Bauernmädchen, deren AeaßereS keinen ungünstigen Eindruck machte. Die­selbe verzichtet auf die Verhandlung und ist unter Weinen geständig, ihre Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes vcrhcimticht zu habe», wo­durch der Tod desselben herbcigeführt wurde. Als Bcrihctdiger warO.-J.- Procur. Lammfromm von hier und als Sachverständiger Oberamtsarzt Dr. Welsch von Hcrrenbcrg anwesend. Die Aug. Hane Bekanntschaft mit einem Bauernburschen ihres Orts, deren Folgen nicht ausbliebcn. Der Bursche.wollte das Mädchen heirathcn, allein die Eltern gaben es nicht ' zu. Die Ang. leugnete ihren Zustand beharrlich und erklärte das, was die Leute über sie sageen, für Verleumdung; allein am Donnerstag den 14. April d. I., als sic allein zu Hause war, gebar sie ein lebendes Kind; sic legte dasselbe ohne alles Weitere auf einen Stuhl, und als sie nach einer halben Stnmc von einer Ohnmacht sich wieder erholt hatte, war dasselbe tobt- Sie wickelte dasselbe in ein Tüchlcin und begrub es gegen Abend in dem Garten hinter ihrem Hans. Die Sache kam aber der Ob­rigkeit zu Obren, welche bei Gericht Anzeige machte, wo sie alsbald ihr Verbrechen gestand. Die g.richtliche Sectio» ergab, daß das lebens­fähige Kind an Verblutung gestorben war. Für ihr Verbrechen wurde die Ang. zu einem Jahr Krcisgcfängniß vcrurtheilt.

Ellwange», 17. Sevt. Die Tage unseres Kirchensestes find trotz der ungeheuren Meusckcnmenge, welche von nah und fern herbeiströmte, ohne alle Störung und ohne irgend einen

Mißton vorübergegangen. Die drei Jesuiten, von welchen 8 Tage hindurch täglich je 2 Predigten gehalten wurden, hielte» sich in ihren zum Theil ausgezeichneten Vorträgen streng an das Evangelium und die Moral, so daß jedermann, welcher Konfession ec augehören mochte, dieselben anhören und erbauen konnte. Die Zahl der Fremden war vor einigen Tage» so massenhaft, daß inan sich i das Gewühl einer großen Stadt versetzt gtanbte. Den Schluß der Säcularfeier machte ein Festessen mit 120 Ge- decke». (N.-Z.)

In Erbach Hatteam 19. Sevt. eine kath. Lchrerversanimlung l statt, die von 200 Lehrern besucht worden. Der Beratungsge» gcnstand war der Schnlgesetzeiitwnrf, wobei sich' eine vollkommene l Uebereinsiiminnng mit den Beschlüssen der evangelischen Lehrer,

^ die in Nürtingen gefaßt wurden, zeigte. Die Bildung eines Bolks- ^ schullebrervcreins wurde hi,bei ebenfalls beschlossen.

^ In dem festlich geschmückten Würzbnrg tagt die 16. Gene- i ralvcrsammlnng der katholischen Vereine Deulschlauds.

! Es sind über 1000 Männer aller Stände, darunter viele glän- i zende Namen und Redner beisammen und balten abwechselnd ! öffentliche und geheime Sitzungen. Die katholische Kirche ist durch ! ihren Organismus und einheitlichen Geist eine gewaltige Macht ! und ihre Würdenträger suchen dieselbe durch ein großartiges Netz ! von Vereinen aller Art zu niedren und zu stärken. Dem Leben in allen seinen Gestalten müssen wir so nahe wie möglich treten, sagte ein Redner. Die soziale Frage, welche die Welk bewegt, kann nur durch das (katholische) Christenthnm gelöst werden; bas Ehristenthnm wird die Gesellschaft retten und die Liebe der Well überwinden. Unsere Zeit beugt sich vor dem Mammon, vergöttert Talent und Genie und tritt die Karakkere in den Staub. Darum ist die Karakterlvsigkeil die klaffendste Wunde der Zeit.

Bad Schwa lbach, 15. Sept. Als die Kaiserin der Franzosen gestern gegen 1 Uhr vom Bade kam, promenirte der alte Wränget mit seinem Adjutanten und dem Grafen und der Gräfin von Bernstorff in der Nähe des Weinbrun- nens. Vermutlich von Jemanden ihrer nächsten Umgebung auf den greisen Helden ansmerksam gemacht, ging die Kaiserin direkt ans ihn zu, nahm ohne Umstände seinen Arm und wählte ihn znm Begleiter ans ihrem Spaziergänge. Wrangel ist in seinem Hoden Atter noch immer ein sehr stattlicher Mann. In welchem Sprache ste sich wohl unterhalten haben mögen? Vater Wrangel ist bekanntlich über bas Pomniersche Deutsch nie hinansgcko »men.

Schwa lbach, 20. Sept. Der Kaiser von Rußland ist heute Morgen znm Besuch der Kaiserin Engenie, der morgen stallfindeii soll, hier cingetroffen.

Alte» bürg, 15. Septbr. Die heute abgehaltene dritte Hauptversammlung des Kirchentages war de» Verbandlungen des Congrcsses für die innere Mission gewidmet. Als Referent über das zur Verhandlung ausgestellte Thema: Christentum und Voikölhnm, trat der'Pastor Köllner von Elberfeld ans. Sein Vortrag stellte eS eben so sehr als eine Forderung ans, daß das Volköthnm in seinen vielfachen Beziehungen wieder christlich ge­macht und überall vom Christentbnm durchzogen, daß auch die Ucbnng des Ehristenthums volksthümljch werde. Nach ihm sprach Oberhospredlger Dr. Ackermann von Meiningen, besonders be­tonend, daß man bei diesen Versuchen die dem Äolksthume fremde Kopfhängerei und Pictisterei zu vermeiden und dem Volke auch seine Volkssröhlichkcit zu lassen habe. (Fr. I.)

Preußen hat sich entschlossen, die Herzogtümer Schles­wig und Holstein demjenigen Bewerber als selbständigen Staat zu übergeben, dessen Rechte vom deutschen Bundestage anerkannt werden. So meldet kurz und gut und hoffentlich auch wahr die ministerielle Provinzialcorrespondeiiz. * Die Einverleibnngspiäne wären also ausgegebcn. Dem Vertreter der Herzogtümer in der Friedenskonferenz in Wien (v. Schecl-Pleffcii) ist übrigens zu ver­stehen gegeben worden, er möge sich gegen die (Übernahme von einer tüchtigen Portion Schulden nicht so sehr sperren, sonst könne Schleswig-Holstein in Verdarbt kommen, eS habe nicht das Zeug, ein selbständiger Staat zu sei». (Das wäre eine wahrhaft öst- reichische Anschauung!)

Wien, 14. Sept. '(Ein läjährizer Hochverräter.) Karl Kober aus Prag, Sohn des dortigen Buchhändlers, kaum 14 Jahre alt, stand heute vor den Schranken des Gerichtshofs, an- geklagt, sich in eine Verschwörung gegen das Leben des Kaiser» eingelassen zn habe ri. In der Vorstadt Wieden wurde eine Briest«