-le- die Wirkung der angedrohten Auflösung. Der Finanzmiui- ster erklärte aufs allerbestimmteste, daß die nach Wien gesende­ten Instruktionen für die FriedcnSverhaubluiigen die Wiederge­winnung NordlckileSwigs bezwecken. (T. d. Sk.-A.)

Rom, 17. August. Um 7 Uhr früh starben heute zwei Mörder durch das Fallbeil. Tie Strafe warexemplarisch", des­halb erfolgte die Ausstccknng der Köpfe. Auch Photographen hatten sich mit ihren Apparaten eiugesunden.

Paris, 23. August. TaS offiziöse Pays bringt folgende Depesche aus Wien:Ein vollständiges und herzliches Eiuver- ständniß ist zwischen dem Kaiser Franz Joseph und König Wilhem erzielt worden. Der König von Preußen hat dem Grasen Rechberg de» schwarzen Adlerorden verliehen. Die Prä­tentionen des Grobherzogs von Oldenburg auf Schleswig-Hol­stein gewinnen an Terrain. Preußen wird sich nicht zurnckziehen, ohne Territorial- oder politische und militärische Vortheile erlangt zu habe». Tie östreich. Regierung mißbilligt diese Ansprüche nicht mehr."

London, 23. Ang. Ten letzten Nachrichten aus Newyork zufolge sind ernstliche FriedcnSuntcrhandlungen zwischen Norden und Süden im Gange. (Kln. Z.)

Pole». Am 5. d. MtS. fanden in Warschau die Hn>- richtungen mehrerer Mitglieder der Nationalregiernng statt. DieBrcsl.Z." berichtet darüber Folgendes: Traugutt wurde nicht erschossen, sondern gleich seinen Unglücksgesährten ebenfalls er­hängt. Die bestehenden kriegsgesetzlichen Vorschüssen kennen für den Soldaten keine andere Todesstrafe, als durch Pulver und Blei; es galt daher als etwas Selbstverständliches, daß der Oberst nicht am Galgen sterben würde. Allein das russische Kriegsge­richt änderte willkürlich die Bestimmung des Kriegsgesetzes ab. Traugutt forderte in der Thal erschossen zu werden, und setzte der Hinrichtung durch Erbangen heftigen Widerstand entgegen. Er wollte keineswegs den Galgen besteigen und mußie auf den­selben von 8 Soldaten getragen werden. Dagegen ergaben sich die anderen Vier ruhig ihrem Schicksal; Jczioranski sprang behend ans das Schaffet, Znlinski legte sich selbst den Strick um den Hals, und Alle verrielben nicht die Spur von Zaghaf­tigkeit. Die Zahl der Zuschauer war ungeheuer groß und sie bedeckten den ausgedehnten Platz des Glacis der Citadelle. Ein ziemlich großer Raum um das Schaffet war von Militär abge­schlossen, so daß daS Publikum nur aus bedeutender Ferne die entsetzliche Scene ansehen konnte. Während der Exekutionen la­gen Hunderte von Personen, namentlich Frauen, aus den Kniecn und verrichteten Gebete und wird von Anwesenden das Jammern und Wehklagen als herzzerreißend geschildert. Zwei Stunden laug blieben die Hingerichteten an einem Galgen neben einan­der hängen; um 12 Uhr wurden sic abgcnommen und weggesnhrt, um an unbekanntem Orte der Erde übergeben zu werde». Eine tiefe Trauer liegt den ganzen Tag über Warschau, eine Trauer, die ebensogut Familiensache wie politischer Natur ist, da die Hin­gerichteten (bis aus Traugutt, der unlängst erst von Lilthaucn ge­kommen war), sowie die anderen zu schweren Strafen Vernrtheil- ten, hier sehr zahlreiche B>kanutschastcn halten und viele Freunde zahlten. Bon Znlinski wird erzählt, daß ihm »och bei Zeiten zu fliehen gcrathen wurde, daß er aber ans seinem Posten aus- harrcn wollte, bei dessen Ucbernahme er die Gefahr ja erwogen und sich derselben unterzogen habe.

Newyork, 12. Ang. Die Rebellen übergaben das Fort Gaiues und sprengten das Fort Powell, die Rcbellenflolle wurde theils in Grund gebohrt, theils genommen. (T.d.N.-Z.)

Der Dicbsbauncr.

Der alte Hirt grüßte die Anwesenden in seiner gewohnten freundllck-cruste» Weise, setzte sich in den mit einem weichen Pol- ster belegten Lehnstuhl, der im Winter wie im Sommer neben dem riesigen braunen Kachelofen stand, und begann ein Gespräch mit seiner Schwägerin, die in der Mitte des Zimmers saß und spann. Dorothea, die gleichfalls das Rad drehte, und Bellin saßen neben dem rvth augestricheue» großen tanneuen Tisch am Fenster und unterhielten sich von einer kürzlich im Dorf gefeier­ten Hochzeit, auf welcher Dorothea als Brautjungfer fignrirt und wegen ihrer Schönheit Aufsehen erregt halte. Der jüngere Lassow schritt, aus einer kurzen Pfeife rauchend, langsam im Zimmer auf und nieder und mischte sich bald hier und bald da in das Gespräch.

Bcllln hoffte von einer Minute zur andern, daß der alte Hirt anfbrechen werbe; als dies aber nach Verlauf einer Stunde noch nicht geschehen war, begab er sich selber hinweg, um den Nest des Abends in der Scheute zu verbringen. Zwischen Beiden bestand nämlich ein etwas gespanntes Verhältnis!, weil der Greis ihm mehrmals öffentlich seinen Leichtsinn und sein prahlerisches Wesen vorgerückt Halle ein Vorwurf, den Belli» in der That verdiente.

AlS der l-tztere bas Zimmer verlassen hatte und auch Doro­thea sortgegangen war, n n niedrere häusliche Arbeite» zu besor­gen, fragte der alle Hirt seinen Bruder, ob das Gerede der Leute, daß Belli» sich um Tmolhea beworben habe, wahr sei.

Ter Anoauer schien diuch diese Frage i» einige Verlegenheit zu gcrathen. Er schwieg eine Weile und erwiderte dann mit er­heuchelter Gleichgiltigkeit:

Nun, wenn es wahr wäre, waS würdest Du dazu sagen?"

»Ich sage, eS würde ganz unverantwortlich von Dir sein, wenn Du dem eingebildeten, prahlerische» und leichtsinnige» Bur­schen Deine Dorothea zur Frau gäbest," enigegnete der alle Hirt.

Tu »nheilst sehr strenge über ihn."

Nicht strenger, als er es verdient. Er hat ein kleines hübsches Besitzthum; aber wenn er halbe Tage in der Schenke zecht und mehr a» sein Vergnügen als an seine Arbeit denkt, so wird er bald ein Bettler sein. Halbverarml ist ec schon."

Hast Du ihm denn unsere Dorothea schon zugesagt?" fragte die Frau Lassow ihre» Mann erschrocken.

Nein, noch nicht, erwiderte der letztere. Belli» scheint un­sere Dorothea aber gewaltig lieb zu haben und fest daraus zu rechnet,, daß wir sie ihn, geben. Sie selbst hält auch große Stücke aus ihn."

Wenn dem so ist, so mag er's zeige» und sich bessern, sagte der alle Hirt mit bestimmtem Ton. Bevor dies nicht ge­schehen ist, kann meiner Meinung nach von einer Heirath zwischen ihm und Dorothea nicht die Rede sein."

Ja, das ist auch meine Meinung, fügte jene hinzu. Gott hat nns nur das eine Kind geschenkt, es wäre schrecklich, wenn es durch unseic Schuld unglücklich würde."

Ich gehe nicht eher von hinnen, als bis Du mir die Hand daraus gegeben hast, daß Du Bellin mit seiner Bewerbung ab- wcisen willst," sagte der ältere Bruder zu dem jüngeren.

Ter letztere wollte noch einige Einwendungen machen; da aber auch seine Fra» daraus bestand, daß er daS geforderte Ver­sprechen leisten sollte, so gab ec zuletzt nach und gelobte beiden mit einem Handschläge, Bellin'S Bewerbungen nicht eher Gehör zu schenken, als bis sich dieser vollkommen gebessert habe.

Schon au einem der nächsten Tage bot sich dem Vater Do- rothea's eine Gelegenheit dar, den leichtsinnigen Freier von die­sem Beschluß in Kenntnis; zu setze». Als Belli» eines Abends wieder zu ihm kam, erklärte ihm Jener, daß er seine Tochter nicht jemanden zur Frau geben tonne, welcher in dem Ruf eineS leichtsinnigen arbeitsscheuen Menschen stehe.

Wenn die Leute besser von Dir reden, können wir weiter über die Sache sprechen, fügte er Hinz». Für jetzt mußt Du Dich zufrieden geben."

Belliu gcricth in einen maßlosen Zorn und verlangte von dem Vater Dorolhea's, er solle ihm Dnjenigen nenne», welche ihm Böses nachsagten; allein der letztere ließ sich darauf nicht ein, sondern bemerkte ganz ruhig, er habe selbst Augen: sobald er die Ueberzeugung gewonnen, daß er und die Leute sich geirrt,, werde er leinen Augenblick anstehe», sein Unrecht wieder gut zu machen.

Um es nicht mit dem Vater Dorokbea's zu verderben, kämpfte der abgewicsene Freier seinen Grimm nieder und sagte beim Fort­gehen, er wolle sich von jetzt an bemühen, den Leuten kein Aer- gerniß mehr zu geben; im Stillen aber faßte er den Vorsatz, sich siir diese Zurückweisung zu rächen.

Einige Wochen später ward der Tochter des wohlhabenden Halbhnsners Wenzin cincö Nachmittags auf eine höchst freche ! Art et» paar Ohrringe gestohlen, die sie von ihrem Verlobten i zum'Geschenk erhalten hatte. Von einer Hochzeit in einem be- s nachbarken Torfe zurnckgckebrt, hatte sie die Ohrringe aus die ! Fensterbank in ihrer Kammer gelegt, und während sie in die j Scheune gegangen war, um »achzusehcn, ob dort Alles in guter ! Ordnung sei, waren dieselben gestohle n worden. _ (Forts, f.)

' Druck UN» -Verlag der G. M-. Pa tser'scheu Buchhandlung. Redallieu: Poljlt.