großem Ceremonicll. In LimogeS hat eine FeuerSbrunst 150 Häuser verzehrt. (S. M.)

Paris. (Prozeß Boyeldien ) Vor dem Assisenbose de 1a Somme wurde am 8. und 0. dieß ein Prozeß abgesühit, der durch Häufung von Verbreche», wie durch seinen AnSgang großes Aussehen eriegt. Ein junger Mann von 24 Jahren, Theodule Bryeldieu mii Namen, Taglöbner im Exameconrt (Departement Somme,> war in den ersten Tagen dieses JahreS zu einer drei­monatlichen Arreststrafe verunbeiit worben. Der Maire seiner Gemeinde ließ ihn ansforder», sich nach Amiens zu betzeben, um die Strafe anzutretcn. Am 31. Mai kam Boyeldien, nachdem er sein Tagewerk verrichtet, zu dem Gemeindevorsteber mit einem Fristgesnwe. Kanin hakte sich aber zwischen Beiden ein Gespräch angekmipst, so zog Theodule eine Pistole heraus, richtete sie un­mittelbar gegen den Kops des ihm Gegcnübersteheudeu und drückte loS. Glücklicherweise hakte jedoch der Maire Zeit gesunden, den Arm zu erheben und dadurch den Schuß Mil seinem Arme anszu- fange», ein einziger Schrot drang ihm unterhalb des Auges in das Gesicht ei». In der Aufregung und dem Durcheinander, das darüber in dem Hause des Maire entstand, gelang es Boyei- dieu zu entkommen. Er begab sich von da in die Wohnung sei­ne« Vaters, mit dem er seit längerer Zeit aus gespanntem Fuße lebte. Ter nahezu 60jährige Mann war bereits schlafen gegan­gen. Boyeldien stürzte, ohne ein Wort zu sprechen, in die Scklas- kammer und näherte sich, die Pistole labend, dem Bette. Der unglückliche Alte wußte nicht was vorging; aber Angesichts des bereit gehaltenen Mordinstruments hüllte er sich instinttmäßig in seine Bettdecke. Aber es hals ihm nichts. Der ungerathene Soh» gab Feuer, die Schrote drangen durch die Decke, verletzte» ihn aber nur oberflächlich; bas eine Ohrläppchen wurde dem Alte» durchschossen. Nun erst zur vollen Wnth gebracht, stürste Boycl- dien verstörten Angesichts hinaus, um sich auch an den Urhebern seiner dreimonatlichen Vernrkheilnng zn rächen. Nachdem er be­reits einen Mordversuch gemacht und zum Vatermörder geworden war, wurde er nun auch ein Brandleger. Bei vier Wirthschasts- gebänben zündete er das am Eingang zum Hause ansgespeicherte Heu an und weidete sich an dem fürchterlichsten Schauspiele, je­den mit seiner Pistole bedrohend, der cs wagte, sich zu nähern oder Hülfe zn leisten. Aber damit nicht genug: er lies i» das nächste Dorf und zündete dort einen Bauernhof an, der auch zum großen Theile abbrannte. Das Unglück, das Theodule i» dieser Weise verursachte, war nnermeßlich und man kann sich die Auf­regung denken, in welcher sich die Bevölkerung aller Orten be­fand, als man erfuhr, daß der Verbrecher unter furchtbaren Dro­hungen die Flucht ergriffen habe. Am 2. April begegnete Boyel­dien dem Schullehrer eines Nachbardorfes. Um nicht von ihm angezeigt zu werden, machte er auch ans diesen einen Mordver­such; er schoß auf ihn, zum Glück war aber die Entfernung zu groß und der Schullehrer kam mit dem bloßen Schrecken davon. Gegen 2 Uhr traf ihn ein Gendarm auf offenem Felde und suckle ihu zu fassen, Boyeldien aber hatte einen z» großen Vorsprung und entkam in den Wald von d'Examccourt. Der Gendarm alarmirte die Bewohnerschaft des Ortes, setzte den Friedensrich­ter von Poix, Herrn Fouquier, in Kenntniß, und nun begann die Jagd auf den Unmenschen. Fouquier sammelte alle junge» und kräftigen Leute der Umgegend, bewaffnete sie so gut es ging, und umstellte mit ihnen den Wald; er selbst ging in den Wald hinein. Kaum hatte er wenige Schritte auf einem abgelegene» Wege gemacht, als plötzlich Boyeldien vor ihm stand. Statt aber eine Antwort auf den Anruf des Friedensrichters zu geben, drückte er seine Pistole auf ihn ab. Herrn Fouquier ließ jedoch die unbedeutende Kopfwunde, die er dabei erlitten, nicht abhalten, sich auf den Verbrecher zu stürzen, und nun begann ein schreckli­cher Kampf. Körper an Körper rangen die Beiden mit einan­der; endlich stürzte» sie zur Erde nieder. Das dem Friedensrich­ter aus der Kopfwunde entströmende Blut macht ihn fast blind und läßt eine Ermattung eintreten. An und für sich schon schwä­cher als Boyeldien, gelangt er unter denselben, der, das Knie auf dessen Brust gestützt, sich eben anschickte, seine Pistole zu la­den und ihm den Garaus zu machen; da kommt ein Mann, der den Hülferuf des Erliegenden vernommen, herbei. Wie Tbeo­dule jedoch Schritte vernahm, kehrte er sich gegen den Ankom­menden, schoß aus ihn und ergriff, da er sein Opfer verfehlt, 4>te Flucht. Huppe (so hieß der Mann) legte sei» mit Schrot

geladenes Doppelgewehr auf ihn an und traf ihn in den Rücke», ohne ihn jedoch gefangen nehmen zu können. Später wurde noch ein Mal ans ihn geschossen, ohne daß man ihn jedoch traf. Bo- yeldieu begriff nun, daß er in die Hände der Gerechtigkeit fallen müsse. Er lud beßhalb seine Pistole von Neuem und drückte sie gegen seinen eigenen Kopf los. Aber in Folge der großen Auf­regung hatte er die Sicherheit der Hand verloren. Der Schuß ging fehl und streifte nur die linke Wange. Die Gendarmen konnten sich nun seiner bemächtigen und brachten ihn gebunden nach Exaincourt. Der Arzt des Departements leistete ihm die nöthige Hülfe und nachdem er genesen, wurde er vor den Rich­ter gestellt. In der Verhandlung vor de» Assisen behielt er seine fast trotzige Haltung, ohne daß cs jedoch zn einem bcmerkeus- werthe» Zwischenfall gekommen wäre. Interessant waren die Plai- doyerS dcS Generalprok»rato>s und deö VerkheidigcrS. Ersterer entwickelte dieses a» sich schanervvlle Nacktbild menschlichen Le­bens in den dunkelsten Farben und bot unter Anderem seine ganze Bercdtsamkcit, sowie die ganze Würde seiner amtliche» Stellung auf. um ans die Geschworenen einznwirke». Ter Ber- theidiger dagegen knüpfte an die gegenwärtig bestehende Agitation gegen die Todesstrafe an und erinnerte an die ruhig überlegte Thal Derjenigen, die ihr zuletzt in Frankreich zum Opfer gefal­len, um daraus die Verschiedenheit des vorliegenden Prozesses zu deduzircn, wo der Verbrecher, obschon eine der fürchterlichsten Naturen, doch nnr in Folge einer fast übermenschlichen Erregung, die ihn überkomme», die meisten seiner Opfer in unmittelbarem Anfbransen seiner Wnth angefallen habe. Nach einem überaus klaren und unparteiische» Resnme des Präsidenten zog sich die Jury zurück und sprach nach einer halbstündigen Beraihnng ein Schuldig in Betreff aller Fragen mit Ausnahme des Mordver­suchs ans Petit (den Letzten, aus den er geschossen) ans, aner­kannte aber auch zugleich das Vorhandensein mildernder Umstände. Boyeldien wurde zu lebenslänglicher Galeerenstrafe vernriheilt.

In Belfast (Irland) ist zwischen den protestantischen und katholischen Bewohnern ein Tnmnlt ansgebrochen, der am 13. August Morgens zwischen 2 und 5 Uhr seinen Höhepunkt erreichte. ES wurde mit Steinen und Ziegeln, mit Knütteln und selbst mit Lchießwaffcn gesochten. Bevor die Polizei, die sich in ihre Kaserne zurückgezogen hatte, einschreiten konnte, waren viele Per­sonen mehr oder weniger beschädigt. Ein Franenkloster wurde gänzlich verwüstet. Tie Behörden beschlossen, Militär ausrücke» zu lassen, wenn die Unruhen sich wiederholen sollten.

I» Liverpool und Umgegend ist die Wnthkrank heit unter Vieh und Hunden epidemisch ausgetreten und unsere Mor­genblätter entsetzen das Publikum mit langen Artikeln über Was­serscheu und die dagegen anwendbaren Vvrkehriingömaßregeln.

Amerika. Am 12- Juni 1863 brachte daS Hauptorgan der Rebellion in Richmond folgendes schöne Bekenntnis!:Die Errichtung unserer Konsötcrativn ist wahrhaftig eine Reaktion gegen den ganzen Lauf der verkehrten Civilisation unseres Zeit­alters. Das ist der Grund, warum wir die Sympathie der Völ­ker nickt haben, bis wir diese Sympathie mit ber Schärfe unseres Schwertes erkämpft haben werden. An die Stelle der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit haben wir mit vollem Bewußtsein die Sklaverei, die Subordination und die Negiernngszucht gesetzt. Es gibt Sklavenracen, zum Diene» geboren, und Racen von Herren, die geboren sind, zu regieren. Das sind die Grund­prinzipien, die wir von der alten Welt überkommen haben, die wir im Angesicht einer verderbten, der Weisheit ihrer Ahnen ab­wendigen Generation wieder in ihrer Reinheit ans den Schild erhoben haben; bei diesen Prinzipien lebe» wir zn ihrer Ver- theibignng haben wir uns bereit gezeigt, zu jUrben!

New-Uork, 6. Ang. Nach Einnahme ber ersten Verthei« digungslinie rückte Grant weiter vor, wurde znrückgeschlagen, ver­lor 5640 Mann, wiederholte den Angriff und wurde neuerdings znrückgeschlagen. ES geht das Gerücht, Graut kehre mit der Armee nach Washington zurück, Hood griff Shermann an und wurde znrückgeschlagen. Farragnts Flotte soll Mobile glücklich angegriffen haben. Die Conföderirten haben eine neue Invasion in Maryland gemacht und Agerstowe besetzt. (T. d. N.-Z.)

Auflösung der Charade in Nro 66: Restauration.

Druck uu> Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung. Nedakliou: Hdljlr-