Dresden, 22. Juli. DaS Dresdener Journal enthält fol­gendes Telegramm aus Hamburg: Prinz Friedrich Karl von Preu­ßen zeigte dem General Hake an, daß er Befehl habe, sich zum Herrn von Rendsburg zu machen. Hake erwiderte, da er nur über 4 Kompagnien verfüge, so müsse er der Uebcrmacht weichen, die Verantwortung aber von sich abwcise». (St.-A.)

Aus Karlsbad läßt sich dieAllg. Ztg." folgende Bedin­gungen, von denen Preußen bei einem FriedenSschluß nicht ab­weichen wirb, und bei denen es sich im besten Einvernehmen mit Oestreich befindet, mitiheilen: l) Vollständige Trennung ganz Schleswig-Holsteins und Laucnburgs von Dänemark mit Aus­schluß der beiden diesseits der Königsan gelegenen, stets zu Jüt­land gehörenden Enclaven. 2) Gründung eines eigenen diese Länder umfassende» Reicks unter demjenigen Fürsten, den ein Bundesgerichtshof dazu als den bcrcchligsten erkennt. Rendsburg wird eine deutsche Bundesfestung und ein schleswig-holsteinischer Hafen ein deutscher Kriegshafcn. Preuße» zahlt an Oestreich die verausgabten Kriegslasten, und läßt das Herzogthum Schleswig so lange durch seine Truppen besetzen und dessen Einkünfte durch preußische Beamte verwalten, bis es aus deren Ucberschössen eine vollständige Deckung aller verausgabten Kriegskostcn, die sich zu­sammen in runder Summe auf etwa 20 Millionen Thaler belau­fen, erhalten haben wird. Erst wenn diese Kriegskosten gedeckt sind, werden die schleSwig'schen Finanzen mit den holsteinischen vereinigt, und das Herzogthum Schleswig tritt in jeder Hinsicht unter die vollständige Souveränetäl des Herzogs von Schleswig- Holstein. Die Kosten der Bundesbesetzung von Holstein werden getrennt von den holsteinischen Finanzen getragen.

Wien, 22. Juli. Nach hier cingetroffcnen zuverlässigen Berichten aus Kopenhagen reise» die beiden dänischen Bevollmäch­tigten Quaade und Kaufmann heute nach Wien ab. (Lt.A.)

Altona, 21. Juli. Heute sind 6000 Mann Preußen in Rendsburg eingcrückt, die Bundcstruppen verließen Mittags vor dem Einmarsch der Preußen die Stadt. (St.-A.)

Rendsburg, 21. Juli. Kapitän Hammer wurde, nach­dem er 7 Boote versenkt, in einer Bucht der Fanoe-Jnsel (nörd­lichste der friesischen Inseln) gefangen.

Der König von Schweden soll von dem Kopenhagener Ministerwechsel so unangenehm berührt worden sein, daß von einer Anordnung für den Kriegsminister dir Rede ist, der zufolge Offiziere und Unteroffiziere nicht länger beurlaubt werden sollen, um in Dänemark Dienste zu nehmen.

Um den Gesundheitszustand des Kaisers Napoleon steht es, dem Vernehmen »ach, weit bedenklicher, als bis jetzt bekannt geworden ist. Da die Aerzte den Grund des Leidens da suchen, wo er es nicht wünscht, und gewisse Excesse in seinem Alter für gefäbrlich erklären, so wechselt der Kaiser jetzt alle Augenblicke mit seinen Aerzten.

Paris, 18. Juli. Der Fürst de la Tour d'Auvergne be­gibt sich auf Befehl des Kaisers nach Vichy. Er wird also zu­gleich mit dem König der Belgier dort anwesend sein, was dem Gerüchte betreffs der Erneuerung der englischen Allianz neue Nahrung gibt. Der König der Belgier muß bestimmt glauben, daß dieser Schritt Erfolg haben werde, sonst würde er ihn gewiß nicht gcthan haben-

Paris, 21. Juli. DerMoniteur" meldet, daß der Mi­nister des Auswärtigen Drouyn de Lhuys seit einigen Tagen nach Vichy berufen sei, um mit dem Kaiser zu conferiren. Die Gesundheit des Kaisers sei vortrefflich.

Bepbxechen und Sühne.

(Fortsetzung.)

Während dessen trat der Rathsherr, der den Blick mit dem Vorsitzenden gewechselt hatte, zu diesem und flüsterte ihm etwas in die Ohren.

Das ist Alles, was Ihr vorzubringen wißt?" fragte nun dieser, als Wurmbach geendet.

Ja, gestrenge Herren, und ich glaube, daß das hinreichen dürste, um die Inhaftnahme des Meisters Kilian zu rechtfertigen," sagte Wurmbach mit etwas höhnischem Tone.

Der Vorsitzende runzelte die Stirne.

Ihr seid Taufpathe von einem der Kilian'schen Kinder?"

Wurmbach bejahte.

Und Ihr seid es auch, nicht wahr, setzte der Rath hinzu,

der vor etlichen Jahren nach der Ehre der jungen Frau trachtetet?"

Nein, gestrenger Herr."

Der Vorsitzende schellteund befahl dem hereintretenden Die­ner, den Hausirer in guten Gewahrsam zu bringen.

Ihr gestrenge Herren" stammelte dieser.

Gut, führt ihn ab hütet Euch in Zukunft, vor dem Ralhe zu lügen."

Als der Rachsdiener und der Gefangene sich entfernt hatten, wandte sich der Vorsitzende zu seinen Herren Kollegen.

Es mag Manches seine Richtigkeit haben, und cs dürfte angemessen sein, wen» wir auch bei Schlossermeister Kilian Haus­suchung anordneten und ihn in Haft brächten."

Meine Ansicht, geehrtcste Herren College», sagte hierauf der Ralhshcrr, welcher vordem mit dem Vorsitzende» gesprochen, geht dahin, daß wir vor Allem die Rückkunft der nach dem Steinenwcg ansgesckicktcn Diener erwarten und den Pater daun noch schärfer ins Examen nähmen."

Die übrigen Räthe nickten zustimmend.

Ich füge mich zwar diesem Vorschläge, sagte der Vorsitzende, und Lies um so eher, als ich nur ungerne einen Bürger unserer Stadt in Hast bringen lassen möchte, über den bis zur Stunde auch von nirgends her eine Klage eingclansen ist. Nur wollte ich nicht, daß »ns die Rücksicht für den Verwandten eines ehren- werthen Mitgliedes des hohen Rathcs von dem herkömmlichen Usus abbringc."

Nach einer Rundfrage wurde jetzt beschlossen, einstweilen den Pater wieder vorzurufen.

Der Thäter ist Euch bekannt, ehrwürdiger Vater," redete man diesen an, als er wieder vorgcrusen, vor dem Rathe erschien.

Ja, gestrenge Herren, erwiderte dieser, wie ich Euch ge­sagt, er hat mir unter dem Geheimniß der heil. Beichte renmülhig seine Schuld bekannt und ich gab ihm, Kraft meines geistlichen VersöhnungSamtcs, die Absolution. Er selbst hak mir, ohne daß ich ihn anfänglich dcßhalb darüber befragte, den Ort bezeichnet, wo der Sack verborgen sei und bat auch, dem hohe» Rathe An­zeige zu machen. Ihr werdet, gestrenge Herren, die Summe un­berührt finden, der Sack selbst wurde nicht geöffnet. Nach kaum vollbrachter Thal bereute der Unglückliche schon das Geschehene und nur die äußerste Noth halte ihn verlockt. Doch, seht selbst nach, gestrenge Herren, setzte er hinzu, als ein Diener mit dem aufgefnnbenen Sack Gold hereintrat', seht selbst nach, ob an der Summe etwas fehlt."

Der Inhalt des Sackes wurde iu der That geprüft, cs fehlte nicht ein einziges Stück Geld.

Es ist, wie Ihr gesagt, wandte sich der Vorsitzende hierauf zu dem Mönchen; allein, es ist unsere Pflicht, den Dieb und noch dazu einen Dieb am öffentlichen Gute zu bestrafen. Wir befehlen Euch somit, Kraft unserer obersten Gewalt, den Dieb zu nennen."

Ich habe dem Thäter, erwiderte der Angeredete, Kraft meiner priesterlichen Vollmacht iu der Ohrcnbeichte Ablaß gegeben, Verschwiegenheit ist jetzt meine heilige Pflicht. Reißt mir die Glieder auseinander, ich darf nicht reden, es sei denn, mein Bi­schof ertheile mir die Vollmacht, den Mann zu nennen."*)

So beharrt Ihr bei Eurer Weigerung?"

Meine Priesterpflicht gebietets mir."

Euer Pricsterkleid schützt Euch nicht vor Kerker und Folter."

Ich bin in Eurer Gewalt, gestrenge Herren; thut, was Ihr vor Gott verantworten könnt."

Auf den Befehl des Rathes wurde der Mönch in das Ge- fängniß abgeführt und die Berathung unter den Rächen begann. Wir begnügen uns, das Resultat derselben hier zu geben; es ging dahin, an den hochwürdigen Bischof eine Botschaft des Raths zu senden, welche einen schriftlichen Befehl für den Mön- chen erwirken sollte, vermöge dessen dieserfrei und offen und ohne Gefährden den Dieb zu nennen" berechtigt und gezwungen werden sollte. (Forts, f.)

^)Die Chronik führt selbst an, daß der betreffende Priester wirklich in Kerker und Folter gelegt worden sei. S. Ksstis sermono» convirulss.

Auflösung des Räthsels in Nro. 58:

Petersilie.

Druck un» Verlag der <8. W. Zaiser 'scheu BuShaudtu ng. Redaktien! H-ljle.