rrsttn K. Kammerherrn und der Oberst und Adjutant des hockst- seligen Königs Graf Cäsar von Beroldinge» zum ersten Stall- Meister im Dienste I. Maj. der Königin Olga ernannt.

Wildbad, 30. Jnni. Gestern ist der greise General-Feld- marsckall Wränget rinn Gebrauck einer Badekur hier eingetrof- fen; unter andern hier weilenden Cciebritäten erwähnen wir des Barons James v. Rothsckild aus Paris. Ueber Mangel an Kurgästen haben wir gerade nicht zu klage», dagegen »der die uun seil 3 Wochen andauernde regnerische Witterung. (I. M,)

(Rekruten.) Die Rekrittenanshebnng für das K württcm- bcrgiiche Militär im Jahr 1864 ergab init Einschluß der wegen zeitlicher Uniüchtigkeit zur nächsten JahreSmnsterung Berwjesenen 9011 Mann 0,6 Proc.). Am meisten Untüchtige hat der Ne- ckarkreis, nämlich 2368. (Sckw. B.-Z.)

Das Sebwnrgeiicht in Rottweil verurtheilte die Maria Gauß von Felldorf, OA Horb, wegen KindSmordS zum Tode. (Den nähern Bericht werden wir Nachträge»,)

In Baiern und Böhmen stehe» nach derHopfenzcilung" die Hovfengärten b,s jetzt zwar befriedigend, Loch zeigt sich da und dort einiges Ungeziefer; dagegen habe» im Elsaß (wie überall) die kalten Mainächte den jungen Pflanzungen geschadet. Auch ans Belgien kommen Klage» über Mucken und Ungeziefer.

Hannover, 1. Juli. In der heniigen Sitzung der Abge­ordnetenkammer wurde beschlossen: Die Regierung möge erwägen, ob nicht, wenn ein gemeinschaftliches Borgchen der übrigen Bun­desstaaten nnwabrscheinlich sei, Hannover seinerseits mir Bildung einer deutschen Bundesflotte beginnen sollte. Ter Justizminister stimmte zu. (T. d. St.-A)

Das Auftreten des Großherzogs von Oldenburg hat überall in Schleswig-Holstein die größte Mißstimmung hervorgerufen. Man läßt ihm nicht nndentlich merken, daß er nur mit Waffen­gewalt sich in den Besitz des Thrones setzen könne, der keinem Ander» gebühre, als dem Herzog Friedrich. Man ist allgemein davon überzeugt, daß dieser nähere Ansprüche habe, aber die Candidatur sei nur deßhalb ausgestellt» das Recht zu verschlep­pen und die Anerkennung des Herzogs Friedrich nnnöthig in die Länge zu ziehen.

Berlin, 30. Jnni. Der Residenz wurde heute früh auf eine» gestern Abend cingegangencn Brfehl des Königs der Sieg von Alse» durch Abfeuerung von 101 Kanonenschüssen verkündigt.

In Berlin ist der Schriftsteller Otto RuppiuS gestorben. Das von ihm herausgegebene Sonntagsblatt hat eine weite Ver­breitung gefunden.

Leider soll die Anerkennung des Herzogs Friedrich wieder ans die lange Bank geschoben werden. Man erzählt, Oestreich und Preußen seien übereingekommen, beim Bundestag den An­trag zu stellen, Schleswig-Holstein im Rainen des Bundes so lange durch die deutschen Bormächte verwalten zu lassen, bis die Erbfolgefrage nach Prüfung der oldcnbnrgischen und augusten- burgischen Ansprüche entschieden sei.

Rendsburg, 30. Juni, Abends. Achthundert Gefangene sind eingeiroffen und in der Karlshütte delinirt. (T. d. St.-A,)

Flensburg, 1. Juli. TerAlsenübergaug wurde auf 120 Kähnen mit jedesmal 2000 Mann zwischen Snabeg und der Sa- terupholzsüdspitzc bewerkstelligt. Trotz des heftigen Feuers der Däne» wurden die Ltrandbattcrien genommen. Tie Angriffe des Rolf Krake wurden zweimal abgeschlagen, derselbe fing zu brennen an. 2400 Dänen gefangen, darunter 100 Offiziere. Oberst Kauffmann schwer verwundet. Der dänische Verlust groß. Preußischer Verlust 3 Offiziere tobt, 17 verwundet, Mannschaften theils todt, theils verwundet 300. (T. d. St -A.)

Ueber die Einnahme von Alse» hat der König von Preu­ßen an seine Gemahlin in Coblenz telegraphirt: Südalsen in un­serem Besitz. 30 Geschütze, großes Kriegsmaterial, 2000 Ge­fangene genommen; 560 Dänen todt und blessirt. Unser Ver­lust nicht beträchtlich. Hauptmann Graf Maltzahn vom 64. In­fanterieregiment und Lieutenant Behc vom 53. Infanterieregiment todt; Major v. Witzleben vom 3. Jägerbataillon und 6 Offiziere bis jetzt verwundet. General Herwarth Held des Tages. (St.-A.)

Kopenhagen, 23. Juni.Dagbladet" schreibt: Wie uns berichtet wird, wurde gleich nach der Verhaftung der 7 Per­sonen von der Insel Sylt ein Verhör mit ihnen angestellt, worin constatirt wurde, daß sie sämmtlich nur den Prätendenten als ihren rechtmäßigen Regenten anerkennen, daß ferner drei von

ihnen in Berlin bei Hrn. v. DiSmark und zwei andere als De- pntalion m>t einer Hnldignngsadresse beim Prätendenten gewesen sind. (Capit. Hammer stellte ihnen für den Fallaufrichtiger Rene" Begnadigung in Aussicht; sie erklärten aber auf das Be­stimmteste, baß sie in keinem Fall den König Christian als ihren rechtmäßigen Landesherrn anerkennen könnten. In den nieder» Volksschichten Kopenhagens ist man sehr gespannt darauf, die sieden LandeSverräthcr" zu sehe»,)

Bern. Die Nachricht der bevorstehenden Zusammenkunft der Kaiser von Rußland und Frankreich gewinnt an Bestand. Mau nennt einen kleinen Badeort der Schweiz als Ort der Begegnung.

In Morsch ach in der Schweiz ist de» Frauen hei 1 Fr. Strafe verboten, beim Kirckenbesuch eine Krinoline zu kragen.

Paris, 29. Jnni. Wie man der Nation ans Berlin schreibt, kostet der Krieg gegen Dänemark bereits 25 Milk. Thaler, und eS soll der Kriegsminister nunmehr einen neue» Credit von 13 Mill. Thaler» begehrt haben. Der König wolle aber, wie die Nation erfährt, diese Summe nicht ans dem Staatsschätze ent­nehmen, sondern soll verziehen, daß ein Anleihen gemacht werde. Zwei Berliner Bankhäuser hätte» sich bereit e>klärt, dieses An« lehen zu negoziren. (?)

Paris. Der Hippodrome hat eine wichtige Acqnisiiion ge- macht in der Person eines Hrn. Damonrth, der ein wahrer Hercules ist, denn er hält mit den Zähnen eine Tonne, auf wel­cher ein die Violine spielender Musikus steht. Vor einigen Tagen noch war dieser Hercules Damonrth ein einfacher Weinhändlers- gehülfe in der Avenue de Nenilly. Eines Molgens sah ihn Herr Arnand, der Direktor des Hippodrome, vor der Thür seines HauseS seine Gäste dadurch belustigen, daß er einen Tisch, auf dem ein Arbeiter stand, mit den Zähnen anfhob. Wie viel ver­dienst du bei deinem Herrn? fragte ihn Herr Arnand. 40 Frs. monatlich, war die Antwort. Geh mit mir, ich gebe dir täglich 100 Franken. Seit diesem Tage ist Hr. Damonrth am Hippo­drome angestellt.

Seit einer Woche hält sich in Paris ein englischer Arzt auf, der die Taubheit der Taubstummen heilen zu können vorgibk. Er hat seine Methode uiede, geschrieben und in einem versiegelten Schreiben in der französischen Akademie nicdergelcgt; in einem Jahre soll dieses Schreiben geöffnet und diese Heilart Gemeingut werden. Bis dahin hat sich der Engländer die alleinige Anwen­dung der Methode Vorbehalten; für jede Kur nimmt ec 2500 Franken,

Tie englischen Blätter fangen an, zahmer und fried­licher zu reden, Tie Times bringt sogar einen Artikel, in wel­chem sie die Frage wegen Schleswig-Holstein als eine Lappalie betrachtet, das nicht der Mühe werkh sei, darüber einen Krieg anznfangen. Ta wird man unwillkürlich an die Fabel vom Fuchs Und der Traube erinnert.

Amerika. Ein fürchterliches Unglück bat sich am 27. Mai in Neu-Bern im Staate Virginien zngetragen. Der Bahn- zng führte außer zahlreichem Militär 4 Höllenmaschinen, welche bei der Blokade der Neuse bei Kingston verwendet werden sollte». Beim Hallen im Bahnhof entzündete ein starker Stoß eine der Kapseln der einen Maschine und nun sprangen sämmtliche 4 Maschinen mit einem Krachen wie bei einer Salve von mehrere» hundert Kanonen in die Luft. Der Signalthnrm und das Wär­terhaus stürzten krachend zusammen, während die Glieder der getödteten Soldaten nebst den Holzsplittern gegen 500 Fuß in die Höhe, gegen 1000 Fuß in die Weite flogen. Das 134. Regiment von New-A)ork allein zählt 40 Todte und über 100 Schwerverwundete. Unverwundct blieb Niemand, der auf und an den Wagen war.

New-Iork, 23- Jnni. Die Gesammtarmee Grants steht vor Petersburg. Nachdem derselbe am 16. und 17. Jnni die äußere Vertheidigungslinie Lee's genommen hatte, machte er am 18. einen neuen Angriff, wurde dreimal zurückgcscklagen und verschanzte sich am 19. f/s Meilen von Petersburg. (T. b. §t.-A.»

In Nordamerika, wo man jetzt viel Geld zum Kriege braucht und oft nicht weiß, wo man cs hernehinen soll, ist man auf den Einfall gekommen, die Schnurrbärte zu besteuern. Es sollen jährlich 5 Dollars von einem Manne erhoben werden, der einen Schnurrbart trägt.

Druck un» Verlag der G. W. Zatser'schen Buchhandlung- Redaktion: Hetzte.