Mann, sagte sie schmeichelnd, indem sie die Hand auf seine Schulter legte; du kamst so fröhlich nach Hause und doch war der Wein an deiner Fröhlichkeit nicht Schuld."
„Gewiß nicht, erwiderte Kilian. Aber laß' mich nur, die Arbeit eilt. Euer und Anderer Wobl hängt von dem Gelingen ab. Einige Tage Geduld, liebste Martha, und dn wirst Astes erfahren."
„Warum vertraust du deinem treuen Weibe nicht?" fragte Martha vorwurfsvoll.
„Ich kann nnd ich —- darf nicht! sagte dieser kurz. Gehe, Martha, setzte er hinzu, indem er sie umarmte und küßte, gehe zu den Kindern und ruhe dich aus."
Sie ging kopfschüttelnd und murmelte, nachdem sie dem Gatten „gute Nacht" geboten: „O daS kann nichts Gutes sein, was man nicht sagen darf."
Der nächste und die folgenden Tage vergingen auf die gleiche Weise. Nur hatte des andern Tages der Besuch des Pater Marlin aus dem Barsüßerkloster eine kleine Unterbrechung geboten. Er kam des Morgens um die zehnte Stunde, um, wie er oft zu thun pflegte, zu sehen, wie cs der Schlofsersamilie gehe, was die Kleinen machen, die er ganz besonders liebte und die auch den alten Geistlichen an der Kutte zausten. Es war ein gut- müthigcr Alter mit langem, grauem Barte, der ihm zur Brust herabhing, blauen Augen und einem ausdrucksvollen Gesichte, i Mochte auch zu jener Zeit »och so viel Schlimmes von einigen der Baslerklöster, und deren Zahl war nicht gering, gesagt wer- ! den können, Pater Martin war im wahren Sinne des Wortes j ein Diener des Herrn, ein gottvcrtranender und Vertrauen ein- ! flößender Geistlicher, der von den Ansprüchen der Kirche, ihren Eingriffen nichts wußte, nichts wissen wollte und nur darnach strebte, Gutes zu thun, soviel es seine Kräfte vermochten, das heißt bei seiner persönlichen Armuth mit dem himmlischen Tröste, de» er den Leidenden, de» Kummervollen spendete.
Wie er hereintrat in die Werkstatt mit seinem Gruße: „Der Herr sei mit Euch!" da entblößten der Schlosser und seine Knechte ehrfurchtsvoll das Haupt und baten um seinen Segen. Martha kam mit ihren fünf Kindern, von denen sie das Jüngste ans de» Armen trug.
Dock Pater Martin wollte die Arbeit nicht stören, er trat mit der Meisterin in die Stube, um dw ihm aus vollem Herzen gebotene Labung zu sich zu nehmen. Cs war für Martha ein rechter Trost, ihre Sorgen in die Brnst des Geistlichen auszn- schülten und seine beruhigende» Trostgründe entgegen zu nehmen.
„Laßt ihm sei» Geheimniß, liebe Frau, sagte er, die Schlosser müssen oft genug Geheimnisse bewahren, macht es ihm nicht schwer. Euer Mann ist fleißig und kein Schwelger, also seid ohne Sorgen."
Als der Pater wieder i» die Werkstatt trat und sich dem Schlosser näherte, der am Werkstattfenster arbeitete, kamen gerade drei Reiter in langsamem Schritte die Straße herab. Der eine von ihnen, dessen Mantel einen Theil des Gesichtes verhüllte, während sein Barel tief in die Stirne hineingedrückt war, wollte gerade seinem Pferde die Spore» eindrücken, als sie aus der Höhe des Fensters waren, als sein Pferd, durch irgend einen Gegenstand schen geworden, sich bäumte und den Reiter, um cs zur Ordnung zu weisen, nöthigte, den das Gesicht verhüllenden Theil des Mantels loszulassen.
Kilian erkannte sogleich den Fremden von jenem Abend in ihm. Aber auch Pater Martin war diese Persönlichkeit nicht unbekannt; denn der Alte ries Plötzlich fast unwillkürlich: „Ha! sauberer Riiter! dn hier — wenn dich die Diener des RatheS erkennten! Der Verwegene! sich beim lichten Tage hereinzuwagen!"
Kilian lächelte still in sich hinein, als wollte er sagen: ja, ja, der Rath mag ihm wohl zürnen, wenn er sich der unschuldig Verfolgten annimmt! Aber die drei Reiter waren schon weiter und den Hustritten nach zu urtheile», hatten sie ihren Ritt beschleunigt.
„Kennt Ihr den Ritter?" fragte nun Kilian mit scheinbar gleichgültiger Miene, den Mönchen.
„Den Ritter kenn' ich, antwortete Pater Martin, einen besonderen Nachdruck auf das Wort „Ritter" legend. Und weil ich ihn kenne, Hab' ich Euch schon so oft gewarnt vor Eurem Gevatter Wurmbach, den man schon manches Mal in seiner Gesellschaft gesehen. Ja, Meister Kilian, denkt an meine Warnung, setzte kr hinzu, und hütet Euch vor diesem fremden Hausirer, der
wahrlich manchmal schon für ein Werkzeug des Reiters gehalten wurde."
„Ihr macht mich neugierig, zu fragen, wer der Ritter oder Reiter ist."
„Ja, ja, Pater Martin," sagte auch Frau Martha, welche dem Pater gefolgt war, um ihm das Geleite bis zur Thüre zu geben nnd dem Gespräche zuhörte.
„Es ist eine lange Geschichte, meine Kinder. Ihr sollt sie wissen, aber jetzt habe ich nicht Zeit, sie Euch zu erzählen. Geduldet Euch bis ich wiederkomme, nnd min lebt wohl, der Himmel sei mit Euch und bewahre Eure Wohnung vor schlimmen Besuchen."
Der Pater war rasch zur Thüre hinausgetreten, hatte sich jedoch nicht dem Kloster zngewendet, sondern war eilig die Straße hinabgegangen, als ob er die Reiter verfolgen wollte.
Man kennt ohne Zweifel die Absicht des Ritters, die Gefangenen zu befreie», dachte der Schlosser. Ich begreife es nun, daß ich ihm die Schlüssel dorthin bringen muß in die entlegene Schenke. Nun, seine Reisigen werden mich schon schützen.
Der Schlosser dachte noch den ganzen Tag an den Ritter, der mit so fester Hand sein Pferd zu bändigen wußte und dessen kühnes Wese» ihn vollständig einnahm.
Am vierten Tage kam ein Diener des Rathcs, um nach dem Stande der Arbeit zu fragen. — „Man eilt sehr, Meister, und wünscht, daß Ihr schon morgen die Schlosser anlegt," sagte er.
„Morgen, antwortete Kilian; ich werde mein Möglichstes thnn, noch in der Frühe fertig zu werde», denn gegen Abend Hab' ich einen nothwendige» Gang nach Klein-Hüningeu zu thun."
„Gut, ich werde Euch um die zehnte Stunde abholen, Meister."
Der Schlosser Halle nicht die Wahrheit gesagt, seine Arbeit war, durch den Fleiß des Meisters, so weit vorgerückt, daß er schon gegen Ende dieses vierten Tages den Wünschen des Raihes entsprechen konnte. Allein je näher der Tag rückte, an dem er mit jenem Fremden Zusammentreffen sollte, desto ängstlicher wurde er auch über die cinzuschlagendcii Schritte, — und wie sollte er seinem redlichen Weibe mit dem Vorschläge kommen, die Stadt, in der sie geboren, anferzogen worden, so plötzlich zu verlassen? Wird auch sie, die Tochter eines ehemaligen Rathsherrn, den offenen Betrug gegen de» Rath, gegen dessen Macht billigen?
— Er sagte sich wohl, auch sie liebe ja ihre Kinder; sollte sie nicht Mitleiden fühlen mit denen, deren Vater oder deren Väter im Kerker schmachtete»? — Aber kannte er denn diesen Fremden
— er sah in zweimal, und das zweitemal hatte Pater Martin, ohne seine Beziehungen zu ihm zu kenne», so räthselhast über denselben gesprochen. Ja, er wollte, daß der Pater Martin käme und ihm die versprochenen Aufschlüsse gäbe; aber dieser war seitdem nicht vorbeigekommeu und ihn deßhalb im Kloster aufsuchc», das mochte er nicht, um sich nicht zu verrathen. (Forts, f.)
Allerlei.
— Wie groß der Eindruck einer Predigt sein kann. In einer Versammlung von Gläubigen zu Newyork hielt der Prediger eine erbauliche Rede über die Mildthäligkeit, welche tiefen Eindruck zu machen schien. Sofort ließ er nach Ende der Predigt seinen Hut in der Versammlung herumgehen, um die Spende» cntgegenzunehiiicn. Als der Hut bereits durch den ganzen Tempel gewandert war, kam er zum Prediger zurück; er fand darin nicht einen Pfennig! Er drehte ihn hierauf um, damit man sich von seinem Inhalte überzeugen solle, nnd ries dann mit Inbrunst aus: „Ich danke Dir, o Gott, daß mein Hut wieder zurückgekomnien ist, nachdem er in den Händen einer solchen Versammlung gewesen ist."
— Börse oder Portemonnaie? Schmuhl. Ncb Jtzig, wohin so hitzig? Jtzig. Nach's Portemonnaie, ich will sehen, wie die Pa- picrche staihn. Schmuhl. Du willst sagen Börse? Jtzig- Wie haißt, Börs? Ich sag' Portemonnaie; welcher vernünftige Mensch hat heutzutog noch ä Börse?
— Mancher Mensch bekommt eine ganz gute Anstellung, obgleich er sich sehr schlecht dabei anstellt.
— Die Constabter sind das beste Abführungsmittel-
— I» Brünn fand neulich eine öffentliche gerichtliche Verhandlung in einem betrügerischen Bankerott statt; ein angcklagter war eben mit der Darlegung eines großartigen Lügengewebes beschäftigt, als der Präsident des Gerichtshofes herzhaft nicßen mußte. Helf Gott; 's ist wahr! rief der Angeklagte augenblicklich und brachte große Heiterkeit zuwcg.
Truck un» Eerla.i der v', W- Zu > scr gchc» Buchhliiit'iine,. Rcdustieii: Nrljl e-