geneigt, auf seinen alten Theilungsplan von 1848 zurückziigrei'seii, wobei Norbschleswig zu Jütland, d. h. also zu Dänemark ge. schlagen würde, während Südschleswig mit Holstein z» einem unabhängigen Staate vereinigt würde. Merkwürdigerweise aber setzt der Corrcsvondent hinzu: „Auch was die Successionssrage anbe- trifft, sei England nicht abgeneigt, wie in Griechenland, nichts gegen irgend eine Art der Selbstbestimmungen der Bevölkerungen einzuwenden, nur scheine leider hiefür weder in Preußen, »och in Oestreich der dazu erforderliche günstige Boden vorbanden zu sein. Namentlich sollten in Berlin an allein entscheidender Stelle gerade in Bezug auf diesen Punkt Bedenken verwaltend sein, die zu zerstreuen fast unmöglich sei, da sie mit dem Wesen der betreffenden Persönlichkeit zu innig verwachsen wären."
Newyork. 14. Mai. Grant erneuerte am 12. Mai den Angriff. Alle Versuche, Lee's Linien zu durchbrechen, waren je. doch fruchtlos, Lee zog sich Nachts zurück, und soll den Po überschritten habe». Butler ging nach Trurysbluff vor. lAllg. Z.)
Newyork. , Tie Scotia bringt Nachrichten vom l8. Mai Der Rückzug des Generals Lee von Spotsylvania ist unwahr. Beide Armeen stehen in der Nähe dieses Ortes, wo Lee eine starke Position inne hat. Seit dem 12. Mai hat kein Gefecht stattgefunden. Ein Regen verhinderte die weiteren Operationen. Die Conföderirten schlugen den General Sigel in der Nähe von Newmarktes; letzterer wurde gezwungen, durch das Shenandoa- thal nach Straßburg sich zurückzuziebe», er verlor 5 Kanonen und 650 Mann. Shermann und Talton haben Rosaca besetzt, Johnstone zog sich, von den Unionisten verfolgt, nach Allanta zurück. _(T. d. St A.)
Verbrechen und Sühne.
Eine Basler Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert, von A. v. Cloß- mann in Basel.
1 .
Mit unermüdlichem Eifer hämmerte ein Schlaffer in einer Werkstätte der Gerbergasse in Basel. Es war schon Abend und seine beiden Arbeiter hatte er heimgehen lassen, da die Feierabenostunde geschlagen. Das alte Werkstatlfenster, in dem einzelne Scheibe» zerbrochen, ging nach der Straße, allein die Fenster- laden waren geschloffen. Es war stürmisch draußen, der Jenner 1512 war rauh. Ost- und Nordwind stritten um den Vorrang und wenn auch die enge Straße, in welcher der Schlosser wohnte, nicht in direkte Berührung mit den unsanften Windstößen kam, so wußte sich doch der unheimliche Gast auch durch die Wendungen deS Skraßculabyrinths bis bieher Bahn zu brechen und machte die Häuser und Fenster erzitternd.
„Wie das lobt und lärmt, meinte der Schlosser, sollte man nicht meinen, daß der „Gottseibeiuns" sein Spiel treibe."
Ein neuer, noch heftigerer Windstoß heulte durch die Straßen und über die Dächer, fing sich in den Schornsteinen, welche er erschütterte und blies auch, ein unheimlicher Gast, dem Schlosser in sein Kohlenfeuer. Ter schrack auf, bebte zurück, als ob er fürchte, der „Gottseibeiuns,, befinde sich wirklich aus dem Weg zu ihm und folge dem Windstöße nach, auf dem Besen reitend, wie ihn der Aberglaube darzustellen pflegt.
Es war aber auch ein Wetter, wie cS Basel selten gesehen, und durch den Windstoß, der den Schlosser so arg erschreckte, sind in ausgesetzten Lagen Schornsteine abgerissen, Dächer abge- deckl worden.
Der Schlosser bekreuzigte sich und sein Blick haftete noch erwartungsvoll auf dem Feuerherde, als es heftig an seiner Thüre pochte. Nochmals hob sich seine Hand, um das Kreuz zu machen; allein er wurde von seiner Absicht abgebracht, als es drau. ßen mit etwas krächzender Stimme rief: „He, Meister Kilian, seid Ihr taub oder hat Euch der Sturm taub gemacht?"
„Ah, Ihr seid's, Gevatter," antwortete der Schlossermeister aufathmend, indem er zur Thüre trat, welche, gleichwie das Werkstattfenster, auf die Straße ging, und den Riegel zurückschob.
„Wer sollt' es auch sonst sein? sagte dieser eintretend und sich schüttelnd. Hab' ich nicht versprochen, heut' Abend Euch ab- zuholen? Und Ihr seid noch an der Arbeit, Meister, nach der Feierabendstunde?"
„Und bei dem Wetter wollt Ihr doch nicht hinüber nach dem minderen Basel, in die Ochsenschenke, Gevatter Wurmbach?" meinte Kilian.
„Das nicht; wie sollte man auch noch so spät und bei dem
Wetter über die Brücke, da möchte man ja nicht 'mal in Spi- wetter's Hns gehen, geschweige hinüber zum lustigen Ocbsenwirth, so lockend auch dort der Wein ist. Aber können wir nicht bei dem „rotheu Ecken" im Hiukerstübche» . . ."
Meister Kilian kratzte sich etwas verlegen hinter den Ohren. „Ihr wißt, Gevatter, die Arbeir gebt nickt besonders gut, sagte er endlich, mein Weib war aus ihr letztes Kindbett drei Monate* krank, und wenn Pater Martin sie nickt ohne Kosten behandelt und selbst die Heiltränke milgebracht Halle, eS stünde jetzt schlimm um mein Hauswesen. Tie Kinder sind freilich wohlauf, das liebe Weib pflegt sie; aber es muß geschafft sei», daß ich sie was lernen lassen kann "
„Wie Ihr doch seid, Gevatter, eine Kanne Wein am Sonnabend, und — setzte er mit besonderer Betonung hinzu — wenn ma» Euch noch einen vortheilhaften Vorschlag zu machen hat, der Euch in den Stand setzt, Eurem Hauswesen ansznhelfen und als häbiger Bürgersmann am Fasching Eure Knaben am Kolenberg Schlitten fahren zu lassen. He, Alter, möchtest doch wohl auch einmal deinen Kleinen einen Schlitten kaufen?"
„Pah! wenn ich ihnen und meiner lieben Martha nur das nöthige Brod kaufen kann; die Kleinen mögen sich mit Schnee- ballen behelfe», ist auch ein Vergnügen."
„Ich will aber als Dötte Eures Hannes, daß die Kleinen ihr Vergnügen haben, wie es den Enkeln einer Rathsherrenfa- milie ziemt; da Meister, sagte er lachend, indem er aus einer Tasche eine Hand voll Schillinge nahm und seinen Neichthnm dabei erklingen ließ, da ist snr einen kleinen Schlitten."
„Gevatter Wnrmbach, fiel ihm Kilian in's Wort, wo denkt Ihr hin, Ihr seid ja auch nicht reich, wie kommt Ihr zu dem Gelde?" setzte er unwillkürlich hinzu.
„Haha! lachte dieser, dachte cs doch, daß Ihr so fragen würdet; da spricht wieder Eure Martha ans Ench. Nehmt's nur, 's ist gutes Geld, kommt kein besseres in's Baarfüßerkloster. Bin jetzt häbig, möcht', daß Jhr's auch werdet, Gevatter. Aber spuket Euch jetzt, daß wir zum iviben Ecken kommen; braucht kein Geld, ick zahle; Hab' ein gut Geschäft gemacht und bin nur noch heute da, bann muß ich in's Wiesenthal hinter."
Kilian wollte noch immer nicht das Geld nehmen, er sah seinen Gevatter mit einem gewissen mißtrauischen Blicke an und schien überhaupt nicht Lust zu haben, in dem rothen Ecken eine Kanne zu leeren. Endlich jedoch, nachdem er das Geld lange angesehen, nahm er es. — „Ich will's meiner Martha für den Jungen geben, wenn sie'S will, aber Ihr wißt —"
„Ja ja, ich weiß, daß sie mir gram ist; sie hat's nicht gern gesehen, daß ich z'Götke gestanden bin bei dem Kleinen. Der fremde Mann, der Hüserer, hat ihr nicht gefallen, bi» ja kein Basler, sondern nur ei» Fremder, der im Land herumzieht, und von dem ma» nicht weiß, was er treibt; he! Gevatter, das sagt sie Euch ja oft. Wir aber haben uns z'Fribnrg im Brisgan kennen lernen, als Ihr dort in der Lehr' wäret; hm! erinnert Ihr Euch noch, Meister Kilian?" setzte er mit einem eigen lauernden Blick Hinz».
„Wie sollt ich nickt? Habt Ihr mich doch aus den Händen der Thannendacher Mönche befreit und sicher nach Freiburg gebracht. Das vergesse ich Euch nicht"
„Und wolltet doch keine Kanne Wein heut mit mir leeren?"
„Topp, es sei! he Martha!" ries er jetzt gegen eine nach dem Innern des Hauses führende Thüre.
Bald öffnete sich diese und herein trat die Meisterin, eine mit ihren zurückgelegten dreißig Jahren noch schöne Frau, von zwar nicht allzukrästig scheinendem Ban. aber doch in ihrem Auftreten gesetzt und würdig. Ihr einfaches und zierliches Kleid, Kleid, welches die schöne Gestalt umschloß, bas entblößte, aber mit üppigem Haar geschmückte Haupt, der offene Blick mit dem freundlichen Zuge um den Mund, diese ganze äußere, so ansprechende Erscheinung rechtfertigte vollkommen die Liebe des Schlossers zu seiner Martha.
Ihr Antlitz verfinsterte sich jedoch beim Anblicke Wurmbach's, der sie mit einem Lächeln dereintreten sah, in welchem jedoch ein aufmerksamer Beobachter eine gewisse begehrliche Gluth hätte erkennen können. _ (Forts, f.)
Auflösung des RäthselS in Nro. 42: '
_ RathhauS — Hausrath. _
Druck und Vertag »kr Ä. W. Luiser 'schilt Buchhandlung. Redaktion: H » ljli.