Tageo-Aeuigkerlen.
Stuttgart. An den Vorstand deS Schleswig-Holstcin-Co- mites ist von dem Gesandten des deuticke» Bundes zur Confc« renz, Hrn. v. Beust, nachstehendes Schreiben gelangt: London, 19. Mai 1864. Das gefällige Schreiben, welches Euer Wohl, geboren und mehrere andere Mitglieder des Stuttgarter Schles- wig-Holsteiu-Comites unterm 23. v. Mts. an mich gerichtet und womit Sie mir einen Beschluß dieses Comites bezüglich der Verhandlungen der Londoner Conferenz übersendet haben, ist mir richtig zugekommen, und ich habe daraus mit Befriedigung anfs Neue die Ueberzeugung geschöpft, daß, wenn ich hier, wie ich es für meine Pflicht halte, das Recht der Herzogthümer und die wohlbegründeten Wünsche der deutschen Nation mit Entschiedenheit vertrete, diese meine Bestrebungen einen festen und im Noth- salle einen thatkräftigen Rückhalt an der Gesinnung des deutschen Volkes in allen Theilen unseres großen Vaterlandes finden werden. Dieses Bewußtsein gibt mir doppelten Muth, unverdrossen die vollständige Lösung der Aufgabe zu erstreben, die mir gestellt ist. Ick verhehle mir dabei nicht, mit welcher Spannung inan in Deutschland dem Gange der Conferenz und »amentlich den Schritten des Bnndesbevoilmächtigten folgen muß, und ich hoffe, das Wirken desselben wird nicht ein vergebliches bleiben."
Stuttgart. Herr Domkapitular v. Dannecker hat dem hiesigen kath. Kirchenbauverein aus eigene» Mitteln die sehr bedeutende Gabe von 2500 fl. gcsvendet.
Stuttgart. Das Kriegsministerium wird mit höchster Ge« uehmignug etwa 350 Pferde vom 27. Juni an und weiter 90 Pferde vom 1. August an zur Benützung gegen Pflege verstellen. Den Beständen«, welche ihre Pferde gut halten, wird zur Belohnung hiefür in Aussicht gestellt, baß bei einem bereinstigen Verkauf der Verstellpferde, die von ihnen übernommenen Pferde, sofern sie dieselben zu behalten wünschen, nicht versteigert, sondern ihnen zu einem billigen Anschlagspreis überlassen werben.
Bei der Stadtschultheißenwahl in Ludwigsbnrg erhielt Gerichtsaktnar Abel von 817 Stimmen 547, Rechtskauf. Plank 264, Weysser 166.
Göppingen, 25. Mai. Dieser Tage verunglückte ein Con- dukteur beim Einfahren auf den hiesigen Bahnhof, indem er sich zu weit hinansbeugte und seinen Kopf dergestalt an eine Tcle- graphenstange anschlug, daß er von seinem Stand heruntergewor- sen wurde und nach einer Viertelstunde verschied. Der Verunglückte ist Vater von drei Kindern.
Aus allen Gegenden des Landes, so jetzt wieder aus Hall und Zwiefalten, wird von wülhendcn Hunden berichtet.
Aus Baden, 18. Mai, wird der „D. Allg. Ztg." geschrieben: Bekanntlich hatte vor einiger Zeit Bluntschli in der ersten Kammer eine Motion auf theilweise Abänderung des Bestandes dieser Kammer begründet. Ein Theil der adelige» Grundherren des Oberlandes hat nun vor Kurzem eine Versammlung in Freiburg abgehalten und hierbei eine Denkschrift an die Regierung aufgesetzt, worin sich die Versammelten wider ein solches Beginnen verwahren, eventuell sich auf die ihnen nach der deutschen Bundesakte und Wiener Schlußakte zustehenden Rechte berufen, und mit einer Beschwerde beim Bundestag drohen.
In einem Gasthof in der Rhcinstraße zu Mainz erhängte sich neulich ein Mann aus Kreuznach, der seine ganze Baarschast in Wiesbaden verspielt hatte. Er hinterläßt eine Frau und 10 Kinder.
Frankfurt, 24. Mai. Heute Nachmittag wurden die meisten Thorwachen cjngezogen. Morgen wird mit dem Abbruch der Thore begonnen.
Berlin. Nicht blos kommt der Kaiser von Rußland nach Deutschland, auch die Königin Victoria kommt und was noch viel schrecklicher, sogar Napoleon soll nach Berlin kommen. Welch ein Aerger für John Bull!
Berlin, 19. Mai. Die „Nat.-Ztg." meldet: „Gestern ist hier ein Comite zur Gründung einer Aktiengesellschaft für den Bau eines schleswig-holsteinischen Canals, zur Verbindung der Nord- mit der Ostsee, zusammengetreten. (Schw. B..Z.)
Berlin, 24. Mai. Der Feldmarschall Graf Wrangel ist heute aus Schleswig hier eingetroffen. (N.-Z.)
Berlin, 27. Mai. Die Spener'sche Zeitung meldet, daß
die preußische R^ie^nng die Kandidatur des Herzogs von Au«
gustenburg für Schleswig-Holstein und die vollständige Trennung der Herzogthümer von Dänrmark mit allen Kräfte» unterstützen werde. (T. d. St. -A.)
Wien, 22. Mai. Ueber das Befinden des Papstes sind hier seil gestern sehr beunruhigende Nachrichten im Umlauf, die dießmal auf untrügliche Quellen znriickführend sein dürften. In Rom selbst herrscht hierüber in allen Schichten der Gesellschaft große Aufregung, was darauf zu beuten scheint, daß man den Eintritt einer Katastrophe für sehr nahe bevorstehend hält.
(Schw. V.-Z.)
In Prag beging am 22. Mai der deutsche Turnverein die Weihe seiner neuen Fahne mit einer Feierlichkeit, welche die Macht und Kraft des Deutschthums in dieser Stadt glänzend entfaltete. Der bedeutendste Moment der Weihe war Professors Schrotts Festrede, ei» kleines oratorisches Meisterwerk, voll Kraft und erbebenden Schwungs. Nicht enden wollte der Jubel, als Schrott seine oft von stürmischem Beifall unterbrochene Rede mit den Worten schloß: „Harret aus bei dem Banner, das wir nun weihen — harret aus und lasset die Flamme des Volksgeistes in euren Herzen nicht verlöschen, auf daß ihr euch geschaart findet um die Fahne des Muthes, wenn ernstere Zeiten bereinbrechen und »ns zurnfcn: „Ermanne dich, Deutschlands!" Ein hundert- stimmiger Cbor fiel mit dem gleichnamigen Liede ein, die Büste Vater Jahn's enthüllte sich, das ganze Haus erhob sich von den Sitzen und donnernde Hochs erschallten minutenlang. Bei ^em Schauturnen glänzten auch hier die Leipziger. Das ganze Fest bol ein farbenprächtiges Bild deutscher Kraft, Geselligkeit und Gemüthlichkeit.
Hamburg, 26. Mai. Nach einem Kopenhagener Brief der Hamb. Nachr. hat in Kopenhagen die kriegerische Stimmung neuerdings zugenommen; der Grundsatz des Festhaltens und die Politik des Ansharrens wird gebilligt. Es heißt, die Regierung habe beschlossen, ihre Bevollmächtigte» bei der Konferenz ab- zurnfe», falls die deutschen Mächte ihre Forderungen nicht her- abstimme». (S. M.)
Der Lauenburgische Verein hat durch die Bundeskommissäre an den Bund und an Hrn. v. Beust eine Erklärung gesandt, welche die Trennung von Dänemark wünscht und das Thronfolge- gesetz für Lauenburg nicht bindend erklärt, da in den Verträgen die landgrnndgesetzmäßige Erbfolge gewahrt werde. Nur der Bund habe die SuccessionSfrage zu entscheiden. Die Erwiderung des Hrn. v. Beust spricht die Hoffnung aus, das Ergebniß der Konferenz werde von der vollsten Berücksichtigung der Wünsche des Vereins Zeugniß oblegen. (St.-A.)
Die Kriegskvsteii-Entschädigung, welche die deutschen Mächte von Dänemark verlangen, sollen sich auf 230 Millionen Francs belaufen.
Papst Pius IX. hat am 13. Mai seinen 72. Geburtstag in großer Stille gefeiert; seine Aerzte prophezeihen und er selbst fühlt es, es sei sein letzter Geburtstag.
Turin, 24. Mai. Der Kriegsminister gibt in der Diskussion des Kriegsbudgets zu, daß die aktive Armee bei 380,000 Mann Infanterie, 80 Batterien, 19 Regimentern Cavalerie, wohl fähig sei, Angriffe abzuweisen, aber daß man nicht sagen könne, sie sei genügend, um ohne Verbündete Angriffe zu machen.
Turin, 28. Mai. Die Journale enthalten einen Brief von Garibaldi, worin er auf einen Artikel der Morning-Post antwortet, seine Freunde bittet, tiefe Dankbarkeit gegen die Engländer zu bekennen, und erklärt, daß er England ohne irgend welche äußere Eingebung verlassen habe. (T. d. St.«A.)
Baron v. Rothschild in Paris ist um die Kleinigkeit von einer Million Franks ärmer geworden. In der Nacht vom 11. zum 11. d. M. kam in seinem Schlosse zu Ferriöres, wo im vorigen Jahr der Kaiser sein Gast war, Feuer aus und verzehrte Bilder, Möbel, Antiquitäten, Teppiche und dergl.
Herr v. Beust soll dem Kaiser der Franzosen ein ganz anderes als das landläufige Bild von der englischen Politik zu entwickeln im Stande gewesen sein. Nicht nur, daß die Königin Viktoria bestimmt erklärt habe, nun und nimmermehr zu einem Kriege mit Deutschland ihre Einwilligung zu geben, seien auch die Minister jetzt durchaus nicht mehr in der Stimmung, für Dänemark ohne weitere Anhaltspunkte sich in einen Krieg zu stürzen, dessen Ausgang und Endkombinationeu gar nicht abzusehen seien. Im Gegentheil sei Lord Palmerston mehr als je