Tages-Neuig keilen.
Stuttgart. Das Reg.-Blatt vom 20. Mai enthält eine Verfügung des Ministeriums des Inner», wonach nach den Be» stimmungen der neuen Gewerbeordnung der gewerbsmäßige Betrieb der Kleemeisterei im Allgemeinen frcigegcben und jedem Eigcnthümer eines gctödtcten oder gefallene» Thieres gestaltet ist, dessen Ucberreste nach seinem Ermessen zu benützen oder zu ver- werthen; es müssen jedoch in beiden Beziehungen die gcsunbheitS- polizeilichen Vorschriften beachtet werden.
Stuttgart. Aus ganz unzweideutiger Quelle erfahre ich, daß an eine Einberufung der Ständcversammlung zur Berathnng des Finanzetaks, so wie die Sache» dermale» liegen, vor Ablauf von 4 Monaten nicht zu deuten ist. Mit dem Etat sind Vorlagen verbunden, so wichtig, wie sie selten noch mit einem Finanzetat in Zusammenhang gebracht waren.
Stuttgart, 24. Mai. Die Möbclmeffe hat gestern ihren gewöhnlichen raschen Verlauf genommen; Nachmittags um 3 Uhr war von den vielen Tausenden von am Morgen ausgestellten Gegenständen nur noch ein geringer Theil zu haben. Man darf annchmcn, daß etwa 19/20 verkauft wurden. Der stehen gebliebene Rest gehört mit ganz wenigen Ausnahmen zu der geringsten Gattung von Schreiner-Arbeiten. Nach allem was man hören konnte, waren die Verkäufer mit den Preisen wohl zufrieden. Der Hanptmarkt verlies bei günstigem Wetter, erst von 3 Uhr an hatten wir Regen, der gegen Abend ziemlich ernstlich wurde.
Stuttgart. (Ergebnisse des Betriebs unserer Staatsciscu- bahnen im Jahr 1662—63. Einnahmen 7,025,220 fl. Ausgaben 3,727,782 fl. An die Staatskasse abgeliefert 3,159,937fl. Das Anlagekapital hat sich zu 5.« pCt. verzinst, gegen das Vorjahr zeigte sich eine Abnahme der Rentabilität von 0.7 pCt., welche Abnahme sich von Einverleibung minder erträglicher Strecken und Eintreten von Frachtermäßigungen herschreibt. Bei der Eisenbahn sind im Ganzen 1179 Personen angcstellt.
Ans dem Geschworeuen-Verzeichniß für den Schwurgerichtsbezirk Tübingen im zweiten Quartal heben wir folgende Name» aus: Beck, Rothgerber in Alteustaig. Dengler, Gemeindepfleger in Ebhauscn. Oberamtslhierarzt Dettliug in Oberthalheim. Ha- senwirth Krauß und Verw.-Aktuar Kray! in Herrenberg. Kaufmann Müller in Calw. Gemcinberalh Uugcricht in Nothfelden. Anwalt Wnrster in Hofstett.
Berti», 24. Mai. Die Speuer'sche Zeitung enthält ein Wiener Telegramm, wonach Erklärungen Englands und Frankreichs daselbst angekommcn sein sollen, welche das Ausgeben der Verträge von 1852, wie auch die Vereinigung Holsteins mit Schleswig, getrennt von Dänemark, zugeben. Tie Personal- Union sei absolut verworfen. (T. d. St.-A.)
Gras Arnim hat mit 19 Genossen dem König von Preu- ßen eine Adresse bezüglich Schleswig-Holsteins überreicht. Der König antwortete: Tie Verbündeten sorgen für volle Sicherheit gegen Wiederkehr dänischer Bedrückung und fernerer Friedensstörungen an der deutschen Nordgrenze, lieber die Art der Lösung der Schwierigkeiten ist keine Auskunft während der schwebenden Konserenzvcrhaudlungen zu geben, aber darauf möge man sich verlassen, daß die Opfer für die deutsche Sache auch für das Interesse des engereu Vaterlandes (Preußen) fruchtbringend sein werden. — Die Adresse zählt etwa 30,000 Unterschriften.
Wien, 22. Mai. Die Allg. Ztg. schreibt Folgendes: ,,Aus Wien geht uns die Nachricht zu, daß der Kaiser von Oestreich den Entschluß gefaßt habe, in der schleswig-holsteinischen Frage die Rechte des Herzogs von Augnstenbnrg anznerkenne». Glück auf!
Herzog Friedrich von Augnstenbnrg hat der Londoner Confcrenz eine Erklärung übermitteln lassen, in welcher er sein gutes Recht auf Schleswig-Holstein darlegt und nachweist, daß die vollständige Trennung der Hcrzogthümer von Dänemark nicht allein eine Forderung der Legimiläl und der Gesetzlichkeit, des Fürsten« und Volksrechts, sondern auch der Menschlichkeit und des Weltfriedens sei. Wenn die Konferenz trotz allem Zweifel hege über die Meinung des Landes, so möge sie die Willensäußerung des Landes einholen und unanfechtbar fcststellcn lassen, ob die Schleswig-Holsteiner sich als seine, des Herzogs Friedrich, oder als die Ünterthanen des Königs von Dänemark betrachten. „Obwohl entschlossen, mein Land nicht wieder zu verlassen, würde ich
dennoch, um selbst den Schein einer Beeinflussung zu vermeiden, einwilligen, für diesen Zweck auf die Dauer einer solchen Wil- lcnsäussernng mich außerhalb des Landes aufzuhalten."
Das Bombardement von Sonderburg hat die Stadt arg mitgenommen. Es sind nicht weniger als 94 Häuser niedergebrannt und 39 gänzlich znsammengeschossen, bann sind noch 87 stark demolirt und gegen 100 mehr oder weniger beschädigt. Mit Schmerz betreten die zurückkchrenden Einwohner die Stätten ihrer Hcimath, in welchen die Dänen »och viel ärger als die Feinde gehauSk, Alles geraubt und geplündert haben. Besonders die deutsch-gesinnten Einwohner wurden übel mitgenommen. Die Demoralisation in der dänischen Armee war zuletzt so groß, daß dis Soldaten sich weigerten, dem Befehle, in die Schanzen zu gehen, Folge zu leisten und es dauerte oft Stunden lang, bis sie dort eintrafen, während der Weg bloS 10 Minuten beträgt. Endlich half nichts mehr, als die Drehung, je de» 10. Mann kriegsrecht- lich erschießen zu lassen! Die Einschiffung des Kriegsmaterials der Dänen dauert fort.
Kopenhagen, 21. Mai. In der nächsten Conferenzsitzung wird Dänemark mehrere Vorschläge vorlegen, welche zunächst ver- muthlich den Abschluß eines Waffenstillstandes bezwecken, dem die Bedingung einer Räumung Jütlands zu Grund liegen würde. Als Aequivalent würde die Nichtbenützung der günstigen Jahreszeit (zu Seeoperationenl geltend gemacht. (T. d. St.-A.)
London, 24. Mai. Es geht das Gerücht, England habe den Grundsatz der Volksabstimmung für Schleswig-Holstein angenommen.
Der englische Kriegsminister hat die hübsche Entdeckung gemacht, daß sein Ministerium zu einer wahren Spielhölle aus- gearict war. Der Beamten waren so viele und zu thun hatten sie so wenig, daß sie zum Zeitvertreib um hohe Summen würfelten, Karte und Roulette spielten und sich einander ausplünderte». Mehrere hohe Beamte sind sofort entlasse» worden.
Paris, 24. Mai. Der Moniteur theilt mit, daß Herr v. Bcnst am Samstag vom Kaiser empfangen worden sei. Nach Berichten aus Algier hat Deligny am 16. Mai beträchtliche Vortheile über die Insurgenten errungen. (T. d. St.-A.)
Dem Besuche Beust's bei Napoleon in Paris wird von dem Auslande große Wichtigkeit beigclegt, weil man glaubt, daß bis zum 28. Mai, dem nächsten Conferenztage, Napoleon eine bestimmte Stellung nehmen und vielleicht Anträge stellen werde. Bis jetzt bestand das diplomatische Spiel darin, daß keine Macht mit einem bestimmten Programme Herausrücken, sondern jede die andere dahin bringen wollte, zuerst zu sprechen und sich das letzte Wort vorzubehalten. Bismark erklärt in seiner Leibzeitung ausdrücklich, Preußen werde sich nicht zur Offenbarung seines Programms drängen lassen.
Paris, 25. Mai. Marschall Pellissier, Herzog von Ma- lakoff, ist am 22. Mai in Algier gestorben. — Herr v. Bellst ist am Dienstag Vormittag nach London abgercist. (T.b. St.-A.)
In Rußland soll man sehr ungehalten sein über die Siege der Deutschen. Allein es wird doch sogleich beigefügt: Niemand wolle Krieg; man erkenne die Nothwendigkeit des Friedens für Rußland, das sich mitten in seinen Reformen befinde.
Newyork, 12. Mai. Am 5. und 6. Mai haben blutige Schlachten statlgefunden. Der Erfolg blieb unentschieden. Lee trat seinen Rückzug in guter Ordnung an und wurde am 7. von General Grant verfolgt. Am 8. und 9. fanden Scharmützel statt. Endlich folgte am 10. Mai eine große Schlacht bei Spot- syloania, welche am 11. nicht mehr fortgesetzt wurde. Die Unio« nisten haben eine» Verlust von 40,000 Tobten und Verwundeten. General Longstreet ist schwer verwundet. — Abends. Man hat keine Nachrichte», daß der Kampf am 11. fortgedauert habe. Es geht das Gerücht, daß Lee eine starke Position hinter Verschanzungen und von Wälder» gedeckt inne habe. Die Besetzung von Spotsylvania durch Burnstde ist nicht bestätigt worden.
Allerlei.
— Die Frage nach dem künftigen Bräutigam. Es hat etwas Rührendes, die zahlreichen Geheimmittel der Heiraths- lust zu überblicken, welche die Geschichte unseres deutschen Volks- aberglaubens aus den verschiedenen Gegenden des Vaterlandes uns kennen lehrt. St. Andreas, dessen griechischer Name schon