gegen Preußen Jütland räumen und auf Beitreibung von Kriegskontributionen verzichten würde. Ueberdies würde es Jütland sofort räumen, wenn von den Dänen Alse» geräumt und die ge- kaperte» Schiffe herausgegeben würden. (T. d. St.-A.)
London. Garibaldi hat i» einer Unterredung mit Carl Blind über die schleswig-holsteinische Frage daö Recht der deutschen Nationalität im vollste» Umfange anerkannt, aber sich gegen das Vorgehen von Oestreich und Preußen i» dieser Angelegenheit ausgesprochen.
Garibaldi hat zum Abschied einen lange» offenen Brief an das englische Volk gerichtet. Er empfiehlt „der hochherzig, ften und weisesten der Nationen die Sache der unterdrückten Völker", vor allein Italiens, und verspricht bald wiederznkominen.
London. Die Kanalflolte geht nach den Themsedinien ab, und sämmtliche Beurlaubte derselben sind telegraphisch einbernsen. Die Times glaubt, eS durfte gemeinschaftlich mit einem französischen Geschwader nach der Ostsee gehen. Die Times und die Morning-Post dringen starke Artikel gegen Preuße». (T. d.N.-Z.)
Amerika. Oberst Friedrich Hecker, der im letzten Jahre in der Cumberlaud-Armee eine Brigade kommandirte, hat, der ewigen Chicanc» müde, unter welchen die Deutschen des Heckcr'- schen Armeekorps zu leiden habe», seinen Abschied genommen und sich auf seine Farm bei Belleville in Illinois zurückgezogen.
Newport, 20. April. Tie Unionsarmee, welche Banks befehligt, ist am 8. April bei Pleasoncs-Hill vollständig i» die Flucht geschlagen worden. Sie hat 2000 Manu und eine Batterie Artillerie verloren. Die Unionistc» sind znrnckgewichen, um sich zu reorganisireu. Die Bulletins der Konföderirten geben den Verlust der Unionistcn aus 14,000 Mann an. Man sagt, die Unionisten seien von Big-Black-Niver, hinter Bicksburg verjagt worden und an diesem Ort hätten sie mehrere Hundert Mann verloren. ^Lt.-A.)
Die Wirthiu vvn Fischbach.
(Fortsetzung.)
Als Midei erfuhr, welcher Besuch zu erwarten war, da ging sie auf den Vater zu und svracb leise zu ihm: Ach wie wird's mit der Mutter werden? Bangt Euch nicht, Vater, daß sie —
„Grob sein wird wie immer, meinst Tu? Ja, Gott verzeih' mir's, ich sürchl', sie treibt cs heute wie alle Tage und des Königs Majestät wird gar keinen Unterschied erleben."
„So muß halt der Vater mit der Mutter ein ernstliches Wort reden und sie — schön bitten, wenn die Vorstellungen nichts helfen sollten."
„Reden? mit der Mutter reden über das, was sie Ihn» soll? Midei! wann hält' denn das schon einmal g'holseu?"
„Na! was stcckt'S denn die Kops' z'samm' wie die Schaf' wenn's donnert?" rief die Mutter, unter der Thür erscheinend — „denkst wohl, ich Hab' Dich vom Heu Hereinrufen lassen, um zu plauschen. — Was gibt's denn?"
„Mutter!" rief Midei, auf sie znsiiegcnd, „weiß die Mutter, was ein MajestätSvcrbreche» ist?"
„Herrgott im Himmel! was fällt dem Mädel ein?"
„Ja, der Herr Pfarrer hal'S einmal aus der Zeitung vorgelesen, daß Einer, der den König geschimpft und beleidigt hat, auf viele Jahr' als Majestätsbcleidiger ans die Festung ist gesperrt worden, und da denk' ich halt —"
„Daß ich fein höflich sein soll mit dem König und katzen- bucklerisch — damit ich nicht zeitlebens auf die Festung komm'? So soll's wohl heißen, Jungfer Siebeng'scheit? Na, wir werden schon wissen, was der Brauch ist."
„Mutter, lieb's Mutierle!" sagte bas Mädchen liebkosend, „sei nur heut' lieb und gut, wie Du ja oft sein kannst, wenn wir allein sind, mach' Deinem Kind die Freud', nimm ihm die Angst von seiner Seel'! Schau, so vornehme Leut' sind ja net wie Unsereins, die schau'» ja net in's Herz hinein, wie's da drinn g'meint ist, die Hallen sich an's Wort, und bist Du grob mit dem König, so sind wir Alle unglücklich!"
Ein recht herzenswarmer Blick flog aus den dunkeln Augen der Mithin über die Wohlgestalt der Tochter und sie sprach ausweichend:
„Geh' nur in die Küchel und hilf mir arbeiten, das Uebrige wird sich finden. Augst brauchst Du keine zu haben, denn ich furcht' mich nicht vor König und Kaiser und alle Festungen der
Welt könnten mich nicht anders machen, als mir's eben nm's Herz sein wird."
Jetzt kam HanS mit den schnalzenden Fischen im Netze und Midei eilte in den Garten, um in sinnigem Ehrfnrchtsgesühle vor der Majestät, die ihr armes HanS beehren wollte, diesem wenigstens die Zierde zu geben, die ihr zu Gebote stand. Erbarmungslos schnitt sie die schönsten Blütheri und Blumen ab, versah sich mit einem Büschel grüner Blätter, streute Laub »nd Blülhcn ringsum im Zimmer umher und steckte die duslendsteu Blumen in Gläser, die sie auf die Tische umher vertheilte.
So sah die Stube schnell freundlich und sonnig auS, und verriet!) die weibliche schmückende Hand. Stumm lächelte die Mittler bei dem Treiben der Tochter, sie schalt nicht einmal, Beweis genug, daß ihr die stille, der Majestät dargebrachte Huldigung behagte, daß sie ihr wenigstens in Bezug ans ihr Kind, welches so sinnig empfand, nicht mißfiel. Aber un» galt es, den Fischen den Garaus zu machen, denn schon war die Stunde verstrichen, nach welcher der König ankomme» sollte.
Midei halte in weiblicher Eckelkeir den Aibeiisanzug rasch mit dem SvnnkagSgewaude vertauscht — und die Mutter ihat, als merke sie die kleine Veränderung nickt.
Auch der Vater hatte seinen Son»tagsrock angezogen und die guten Stiefel und die Kirchenweste und stand am Fenster, auf jeden Laut horchend, der von der Gaffe bei kam. Da schmetterte ein Posthorn, und dann eui zweites sein frohes Willkomni- lied zwischen die Berge hin und weckte ein zehnfaches Echo. „Sie kommen!" schrie der Wirlh mit solcher Heftigkeit in die Küche hinaus, daß die Frauen entsetzt fallen ließen, was sie eben in den Händen halten. Daun rannte er nach der HauSthür und machte schon Bücklinge, ehe ec noch eines Wagens ansichtig ward. Midei flog zu ihrem Vater und stellte sich hochklopsenden Herzens an seine Seite. Hans, der Klcinknecht. drückte sich in die Ecke und rieß die Augen weil ans, damit ihm ja nichts entgehen möge von den Herrlichkeiten, die nach seiner Idee nun kommen mußten; den» er dachte sich den König wie den Schellen- oder Herz- köuig, mit Scepter, Krone und Reicksavsel, .und der Thron, meinte er, dürfe auch nickt fehlen, der werde^schon im Wagen stehen, mit Gold und Brillanten reich verziert und oben darüber eine ungeheiirc Krone.
Gegenüber dem Hanse hatten sich müßige,- neugierige Gaffer ausgestellt, »nd ans jeder Hülle blickte ein altes, bei der Arbeit nickt niehr brauchbares Mütterchen oder ein Greis, die man daheim gelassen, um die Kinder zu hüten. Tic Leute wußte» nicht daß cs ihr Landesherr sei, der da vvrübersnhr, denn der Wirth halte in seiner Todesangst gar nickt daran gedacht, die durch den Kurier erhaltene Nachricht Jemanden »ittznlhcNcn; sie sahen nur die eleganten Equipagen, und dieß genügte, um sie Angen und Mund aufsperren zu machen.
Die Wagen hielten vor dem ländlichen Wirthshanse.
Ter König, welcher niit seinem Flügeladjntanten und dem Grase» Haller im ersten Wagen fuhr, neigte sich zu diesem und sprach: Wenn dies die Wirthiu ist, so verrälh ihre hübsche, freundliche Miene nichts weniger als die von Seefeld-gerühmte Derbheit.
„Gott bewahre," erwiderte der General,..„das läßt sich auf den ersten Blick erkennen, daß es die Tochter jenes Mannes ist, der sich den Schwindel hole» wird, weun wir ihn noch lange seine Bücklinge forlmachen lassen."
Lachend stieg der König aus dem Wage», klopfte dem Wirlhe auf die Schulter, kneipte das hübsche Mädchen auf die Wange und erschrack beinahe vor dem entsetzlichen Stoßseufzer, welchen der in die Ecke gedrängte Hans ans seinem Innersten hervorpreßte, alö die Herren so nahe an ihm vorbeigingen und ihn hinderten, die Ankunft des Königs zu sehen, der, wie er meinte, im zweiten Wagen sitzen müsse, weil im ersten nur ganz gewöhnliche Menschenkinder, ohne Krone und Reichsapfel, zu sehen gewesen waren. Der reich bebordete Leibjäger des Königs galt ihm, des Goldes wegen, welches er an sich trug, endlich für den König, der auf der Reise, wie Hans meinte, wahrscheinlich dis Krone und sonstigen Untensili n köm ^. Würde abgelegt habe. ... (Forts, f.)
Auflösung des Räthsels in Nro. 35:
Das Fürwort.
Truck und Bertay der G. W. Zaifer'schen Buchhandlung- Nedaktirn- Holzte.