schießen 180 Kanone» und Mörser; bis Abends wurde» 5000 Schüsse gegeben. Die Dänen antworteten sebr schwach. Es heißt, die Wirkung der Granaten sei so furchtbar, daß die däni­schen Soldaten mir zwangsweise schießen. Tie Blockhäuser sind theilweise vernichtet. Die Soldaten sind nnitblos und wünschen baldigst die Schanzen zu verlassen. Die Dänen werfe» ans der Insel Fühlten Strandbattcrien ans.

Das arme So »der bürg, das kleine hübsche Siädtchen auf der Insel Alse», ist zum großen Tbeiie ei» Schnttbanf». Tie Dänen batten cs zu ihrem Kriegslager gemacht und tue preußischen, über den Meeresarm dringende» Kanonenkugel» ha- ben es in Brand geschossen. Es siebt i» den, Städtchen ans, als ob der jüngste Tag käme;alles rennet, rettet, flüchtet, tag­hell ist die Nackt gelichtet"; den» es brennt an allen Ecke» und immer wieder schlagen die prcnß. Kugel» ein. In einer Nacht zählte man 57 Getödtete und Verwundete.

Weder am 10., noch am 11. dies; haben die Preußen die Düppelcr Schanzen gestürmt und wenn sie nach allen Regeln der militärischen Kunst und Wissenschaft versah en wollen, so stür­men sie nicht vor dem 20. April, wie die Kritiker behaupten. Ob es dann noch Schanzen zu stürmen gebe» wird? Man wird aus dem Feinde nicht klng. Er schweigt beharrlichauch während der Nacht. Kein »och so dreistes Bloßstcllen neugieriger Beob­achter, kein Feuer mehr entlockt ihm eine Granate. Was soll man denken? Die Vorsichtigen wittern einen Plan, die Erregten glauben, das Schachmatt geboten zu haben. Die starke Posten­kette vor den Schanzen ist Alles, was inan vom Feinde sieht. Die von den Dänen neugescbafsene zweite BerschanznngSlinie gab gestern einige Lebenszeichen, aber beute ist auch sie todt und öde! Werden sich die Vorfälle a» den Dannewerken wiederholen oder wartet der Feind hinter den Wäll» des Augenblicks, zu dem er seine Kräfte spart? Am 10. April waren znm erstenmal alle preußischen Geschützarlc» vom gezogenen 24-Pfnnder bis znm 28pfündigen Mörser gegen die Schanzen in Thätigkeit. Die wei­ten und sichern Schüsse der gezogenen Kanonen und der Zünb- nadelgewehre werden je länger je mehr das angestaunte Wunder aller Kriegsbeere. So schnell schießen die Preußen nicht! sagte seither das Sprnckwort; jetzt schießen die Preußen wenigstens dreinial schneller als alle andern Soldaten und viel weiter und sicherer.

Kopenhagen, 13. April. Ein Schreiben in den Ham­burger Nachrichten schildert die Stimmung ungemein ernst. An eine freiwillige Räumung der Düppeler Schanzen sei nickt zu denken, vielmehr erfolgen fortwährend Truppensendnngen. (St.-A.)

Der arme Papst Pius IX. muß cs in seiner eigenen Zei­tung (in Rom) lesen, daß es mit ihm rasch abwärts gebt. Lein Tod wird für die Italiener das Signal, nach Rom zu marschi- ren; Garibaldi's Reise nach England soll mit dem nahen Tode Pius IX. zusaminciihängeii; die Ocstreickcr sieben ans der Lauer.

Der erste Akt des neuen Kaisers von Mexiko soll die Ab- sendnng folgender Depesche nach Rom gewesen sein:Der Kai- ser und die Kaiserin von Mexiko bitte» den heiligen Later um seinen apostolischen Segen."

Paris, 13. April. Lord Clarendon ist auf heule Abend hier erwartet und wird derFrance" zufolge morgen vom Kaiser empfange» werde». Als Zweck der Reise des edlen Lords gibt PayS" die Herstellung eines vollkommenen Einverständnisses zwi­schen Frankreich und England bezüglich der dänischen Frage an. Garibaldi wird auch »ach Brüssel gehen.

Paris, 13- April. Wie ans Polen berichtet wird, herrscht daselbst große Entmnthiguiig, indem offiziell bekannt gegeben worden, daß der Kaiser der Franzosen den Aufständische» nicht zu Hülse kommen könne. Die Erbitterung der Pole» gegen Frank- reich ist groß und Fürst Ejartoryski wild einen schweren Stand bei seinen Landsleute» bekommen. (Fr. A.)

Von der französischen Grenze, 12. April. Die Reise Clarendon's nach Paris ist das wichtigste diplomatische Ercigniß der jüngsten Zeit, ja, in Paris wie in London faßt man es so auf, als würde aus der Unterhandlung zwischen Clarendon und Napoleon III. die englisch-französische Allianz wie ein Phönix ans seiner Asche hcrvorgehen. Clarendon wird suchen, gegen das all­gemeine Stimmrecht als ei» für Englandunmögliches" Auskunfts­mittel anziikämpfen. Auch hält man dafür, der Kaiser werde sich hierin nachgiebig zeigen. Einer der bestuiiterrichteten Diplomaten

in Paris, der Vertreter einer bei dem Conflikte nicht betheiligteu Macht, schreibt an einen Freund:Lassen Sie es Sich gesagt sein, so wenig man anck jetzt noch einig ist, die Konferenz wird sich eines guten Erfolges erfreuen. Die Erhaltung des Friedens ist der Wunsch Aller, nnd für dieses Jahr müssen alle kriegeri schon Comlnnaiionen beseMgt bleiben. Die Plälie Napoleon's III. müsse» sich eineil neuen Anfschnb gefallen lassen. Clarendon, der Lord Rassel bei der Conferenz unterstützen wird, wäre für seine Person auch der Eoiigreß-Idee geneigt." Der Kaiser hat sich bisher geweigert, das Decrel Behufs der Genehmignng der Loeiotg gonor-lls zu unterzeichnen. (K. Z.)

London. Die deutsche Emigration hat beschlossen, eine Adresse an Garibaldi zu senden. Es heißt darin:Mit freudi­gen Gefühlen sahen wir einst Von, tag das Fremdjoch abschütteln." Was wird wobl Garibaldi von den Dcnlschen und Deutschland denken, wenn man sich selbst abselnttelt, oder ans großer Ge­nügsamkeit znjanchzt, wenn man abgescknttelt wird. ' Garibaldi wird es zwar gnädig ansnehmen, in seinem Innern aber denket!, die Deutschen sind dock cigenibümliche Mensche». (St.-A.>

Am Hanpteingange des königltchen Schlosses in London war neulich in großer Schrift zu lesen:Lokal z». vcrmiethen, die Eigentbnmer haben sieb vom Geschäft zinückgezogen." Drei Tage darauf zeigte sich König» Victoria znm erstenmal wieder öffent­lich »nd leitet seitdem die Staatsgeschäste.

New-Iork, 1. Avril. Tie Cavalleiie der Sndstaalen äscherte Padncah nnd Union Cily ein. E» Gerückt sp ickt von Wieder­aufnahme Macclellan'ö nnd Fremonl's in den aktiven Dienst. In Charleston haben bedenkliche Einenten stattgefnnd'en.

Amerika. Wer seine Eier, seine Butter n. s. w. gut ver­kaufen will, bringe sie »ach Texas ans den Mai kt. Da kostet z. B. in Antonio das Pfund Butter 7 Dollars und das Duzend Eier 2 Dollars, die Elle Kattun li Dollars. Auch die Tagloh- »er stellen sich gut, ein Neger erhält 6 Dollars täglich und darf sich die wohlfeilen E>er und die Butter selber kaufen.

Aus S n d a m erika kom mt die Nachricht, daß B a (paraiso von eiiier großen Feneröbrnnst heimgesncht wurde. Ter Scha­den wird ans 400.000 Dollars geschätzt.

Allerlei.

Einem geschenkten Gaul guckt ma» nicht ins Maul! dach­ten die Hamburger Patrioten, als sie den deutschen Kriegern ln Schleswig-Holstein ganze Berge Cigarren gratis schickten. Die Soldaten schmauchten sie auch mit Tvdesoerachtnng, seufze» aber, es ist leichter fiuS 'Vaterland zu sterben, als z» Hamburgs Ehren zu rauchen. Die witzigsten Soldat» haben sofort die Sorten nmgctausk nnd nennen sie: I» Lvlimvisinrwnsio oder gewöhnliche Freniidschafiöcigarre, oder Vomitivos, OiZarros IMermarkos pur rwnelio extra muros, Darme,virkos, Cigarren, vor welche» die Dänen sotorl die Flucht ergreifen, Dos Lliolerackos die Erleich- lerungü-Cigarre. I-'reimaureros: Cigarren, die selbst Maurer nur tiil Freien rauchen könne»; Imposslbles: Cigarren, die man noch 2 Jahre liegen lassen und dann wegschnicißcn muß ». s. w.

In Waidhofen an der Ibb-S lebt ein Drahtziehergeselle, der eine» seltenen Bart in der Länge von mehr als 5 Schuh hat. Vor etlichen Jahre», gelegentlich des Jahrestages der Drahtzieherzunft, haben zwei kleine Mädchen die beiden Bart­flechten während des Einzugs in die Kirche, gleich Fahnenbän- deril, an der Seite des Greises getragen, der damals seine Ju­biläumsfeier als 50jähriger Geselle hielt. Der Jubilar trägt übrigens seinen Bart um den Hals geschlungen »nd unter dem HalStuche verborge», und nur bri feierlichen Gelegenheiten frei.

Ei» deutscher Farmer in Nordamerika ließ sich 1862 fürs Heer anwerbe» und zog in den Krieg. Er drückte seiner Frau die Hand nnd sagte: Jette, halt mir die Katzen gut, baß Du mir keine uinkomme» läßt! Die Jette war eine gute Frau, sie hielt die Katzen vortrefflich, die ihr Christian so lieb hatte, sogar auch die Katzen, die der Christian nicht lieb gehabt hatte; den» die Liebe thitt sich nimmer genug, und die Katzen hielten sich auch vortrefflich. Jette, wo sind die Katzen? fragte der Christian, als er neulich vom Kriege heimkam. Hier, Chri­stian, sagte die Jette nnd öffnete die kleine Scheune. Der Chri­stian schlug die Hände über',» Kopf zusammen; denn da waren 149 Katzen, gerade 145 mehr, als er verlassen batte.

Druck und Verlag der G. W. Za,ser'scheu Buchhandiung. Redaktion: HSlzle.