Allianz der konservativen Ju.eressen, um im offiziösen Style zu sprechen, wird sich eben auch hier wieder geltend machen. (S.M>) Kiel, 5. April. Die holsteinischen Stäudcabgevrdneteu Un­terzeichneten eine Verwahrung gegen eine die Rechte der Herzog- tbinuer beeinträchtigende Entscheidung der Großmächte und be­auftragten eine Commission mit der Zustellung dieser Verwahrung an den deutschen Bund und die europäischen Mächte. (Sl.-A ) Graveustein, 3. April. Gestern fand von 2 bis 7 Uhr eine Beschießung von Düppel statt, welche heute Nacht pausen­weise fortgesetzt'wurde; in Folge derselben FcnerSbrnnst, wahr- scheinlich feindlicher Baracken. Verlust unbedeutend. (St.-A.)

Kopenhagen, 1. April. Nach Berichten der Hamburger Nachrichten ist der Entschluß der dänischen Regierung, nur auf der Basis der Verträge von 1851/5-2 zu verhandeln, unerschüt­terlich. Nach Flyveposten werden die Herren Quaade und Eiats- rath Krieger die Vertreter Dänemarks aus der Konferenz sein.

Kopenhagen, 4. April. Das Bombardement von Son­derburg hat aufgehört, ei» Drittel der Stadt ist verbrannt.

Paris, 4. April.Patrie" berichtet nunmehr, daß Dronyn de Lhuys eine Mittheilung seiner Depesche an das englische Ka- dinet, wegen einer Volksabstimmung in .den Elbherzogthümcrn, an die meisten Regierungen habe gelangen lassen.

London, 4. April. Gestern ist Garibaldi in Southampton angekommen und wurde mit großem Enthusiasmus empfangen.

London, 5. April. Zn der gestrigen Unlerhanssitzung er­widerte Palmcrston aus eine Anfrage von Osborue: Sämmtliche Unterzeichner des Londoner Traktats haben die Beschickung der Konferenz zngcsagt. Die Antwort des Bundestags dagegen fehle, eine Basis für die Konferenz sei nicht festgestellt.

London, 5. April. Daily News kündigt neue Schwierig­keit an bezüglich der Annahme der mexikanischen Kaiserkrone durch Erzherzog Maximilian. Seine Abreise ist verschoben. Die Times behauptet, daß ein Einvernehmen zwischen dem Kaiser Franz Jo­seph und dem Erzherzog Ferdinand Maximilian noch nicht er­reicht sei. Garibaldi reist heute Abend nach dcrJnsel Wtghtab.

C a p 1 a l.

(Fortsetzung.)

Nun wohlan, für den Fall, daß er nicht freiwillig den Namen von Captals Mutter nennt, laßt ihn gefangen nehmen," sprach Pierre.Heute Abend um zehn Uhr wird er am Haupt­portale der Kirche Notre Dame mit Captal Zusammentreffen und es wird Eure» Leuten leicht sein, sich feiner dort zu bemächtigen. Ich weiß nicht, ob ich recht lhue, indem ich einen Mann aus meinem Stamme verrathe; aber Captal liebt mich, man hat ihn betrogen, und er soll glücklich werden, nicht aber sein Vermögen sich von einem Manne abgaunern lassen, der gewiß nicht besser ist, als er sein sollte."

Wohlgesprochen, mein Junge!" sagte der Präsident.Hier handelt es sich nicht um Len Vcrrath, sondern um die Enthüllung eines Verbrechens, welches zwei Menschen unglücklich gemacht hat. Geh' jetzt in Frieden, sei aber heute Abend bei der Hand, weil ich deiner bedarf."

Pierre entfernte sich, kehrte nach Hanse zurück und fand Captal nicht daheim, was ihm gar nicht unangenehm war, da ec nun ungestört seinen Gedanken nachhängcn konnte. Beinahe gereute cs ihn, Rollet verrathen zu haben; aber nach genauer und reiflicher Erwägung aller Umstände mußte er sich endlich doch sagen, daß er durchaus nicht anders verfahren konnte, wenn ihm einmal daran gelegen war, daß sein junger Freund Captal glück­lich werden solle. . ,

Der Abend dämmerte schon, als Captal nach Hause zurück­kehrte. Ec war sehr aufgeregt und sein Auge glänzte lebhafter, seine Wangen glübctcn höher als gewöhnlich, als er zu Pierre in die Kammer trat. Ter junge Zigeuner ergriff seine Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt neben sich auf bas Strohlager nieder.

Warum bist du so unruhig, Captal?" fragte er.Deine Hände brennen, wie im Fieber! Du wirst doch nichr krank sein?"

Nein, Pierre," lautete die Antwort,aber du kannst dir denken, daß ich nicht gleichmüthig bleiben kann, da nun die Ent­scheidung meines Schicksals so nahe bcvvsteht. Wird Rollet die Wahrheit enthüllen ober nicht? Das ist die Frage, die mir alles Blut aufregt und mir keinen Augenblick ans den Gedanken kommt. Versetze dich nur in meine Lage und du wirst es natürlich finden,

daß ich nicht so ruhig wie gewöhnlich bin. Ten ganzen Tag bin ich in Paris nmhergelaufen, und so oft ich ein weibliches Wesen sab, das allenfalls meine Mutter fein konnte, wallte mein Herz ans und ich zitterte. Wenn cs nur erst zehn Uhr wäre!"

Beruhige dich!" erwiderte Pierre, indem er theilnehmend Captals Hand drückte.Ehe die Nacht herum ist und ein neuer Tag dämmert, wirst du in den Armen deiner Mutter liegen."

Hast du Rollet gesprochen?" fragte Captal lebhaft.Hat er dir gesagt, daß er mir das Keheimniß enthüllen will? Mag er doch mein ganzes Vermögen fordern, er soll Alles, Alles ha­ben, wenn er mir nur meine Mutter zurückgibt!"

Ja, ja, das war eben was ich fürchtete," murmelte Pierre. Nein," fügte er lauter hinzu,Rollet wird dich nicht berauben und doch die nöthigen Aufschlüsse geben. Ich habe ihn nicht ge­sprochen, aber die gehörigen Schritte gethan, daß er Alles ge­stehen muß.

Captal drang in Pierre, daß er ihn von diesen Schritten unterrichten möge, aber der junge Zigeuner fühlte sich nicht zur Mitthcilung geneigt, da er fürchtete, daß Captal sich vor der Zeit verrathen würde.

>Warte geduldig Alles ab," sagte er.Du wirst sehen, Laß ich dir nicht zu viel versprochen habe."

Dabei blieb es, und die Stunde der Zusammenkunft mit Rollet kam endlich heran. Captal eilte davon und Pierre folgte ihm auf dem Fuße nach. Captal verschwand i» dem riefen Schat­ten des Portals; der junge Zigentier aber verbarg sich hinter einem vorspringenden Pfeiler, von wo er Alles hören konnte, ohne von Jemand gesehen zu werden.

Stoch war es nicht zehn Uhr, und Captal sah sich vergebens nach dem Zigeuner Rollet um. Unruhig schritt er ans und ab und fürchtete schon, daß der Erwartete gar nicht kommen werde, als der erste Schlag der zehnten Stunde vom Thnrme erscholl und zu gleicher Zeit auch Rollet aus Captal zutrat.

Knabe," sagte er,du sollst Alles erfahren, Alles wissen. Folge mir nach!"

Und wohin?" fragte Captal.

Zum Gericht!" rief der Zigeuner ans, indem er mit den Zähnen knirschte.Ja, zum Gericht; denn die Rache ist süßer, als alles Gold, und ich will mich rächen au dem, der nicht min­der dein Todfeind ist, wie der meinige. Zögere nicht länger und komm!"

Der Zigeuner ergriff Captal bei'm Arme und eilte vorwärts, indem er den Knaben hinter sich her zog. Aber noch war er keine zehn Schrille weit gegangen, als plötzlich ein leiser Pfiff ertönte und mehrere bewaffnete Männer von verschiedenen Seilen her ans Rollet und Captal eindrangeu. Im Nn waren beide er­griffen und Rollet fühlte steh von so kräftigen Fäusten umklam­mert, daß er nicht einmal einen Versuch zur Flucht machte.

Hast du mich verrathen, Knabe?" fragte er wild, indem er Captal mit zornblitzcnden Augen anstarrte.

Nein, bei Allem, was heilig ist, nein!" rief Captal, der nicht minder erschrocken war, als der Zigeuner.

Gut denn, ich sehe, daß du die Wahrheit sprichst," ent- gegnete Rollet besänftigt.Es dein Glück, denn wenn auch du mich betrogen hättest, würde ich mich vielleicht eines Anderen besonnen haben."

Pierre hörte diese Worte und freute sich heimlich, daß er Captal nicht von seinem Gange zum Präsidenten unterrichtet hatte.

Wohin führt ihr uns?" wendete sich Rollet zu den Män­nern, die ihn und seinen Begleiter ergriffen hatten.

Zum Präsidenten der Polizei, der ein Wörtlein mit Euch zu reden chat," erwiderte einer von den Männern.

Vorwärts denn!" rief Rollet.Dorthin wollte ich eben auch mit diesem Knaben!"

Raschen Schrittes entfernten st-ch die Männer mit ihren Ge­fangenen, und Pierre mischte sich unter sie, sehr begierig auf den Ausgang der ganzen Begebenheit. (Forts, f.)

Viersilbige Charade.

Die erste Hälfte ziert den Mann von Stand,

Die zweite ziert das weibliche Gewand,

Und auf dem Ganzen, trieft es auch von B nt,

Gott fti's geklagt, die Welt schon lange ruht.

Druck uni Verlag der G' W. Aa i se r'schen Buchhandlung. Nedacti'ou: Hi>l zl«.