ten Gefechten leicht veivundeten Oestreicher werden rückwärts kranS- portirt; 50 Schwcrverwundete liegen in Veile. Am 13. herrschte Sturm und Regen, die Wege waren grundlos. (St.-A.)
In Veile (Jütland) sind 4 dänische Bürger wegen Mordanfalls auf östreichische Soldaten hingerichtet worden.
Stockholm, 11. März. Man sagt hier, Rußland wolle ein Armeekorps von 150,000 Man» bilden, dazu bestimmt, gegen Schweden zu agiren, wenn dieses sich mit Frankreich und England verbünde.
Turin, 12. März. Der „K. Z." wird von hier mitge- theilt: Garibaldi, der sich zum Chef der vereinigten Ungarisch- Polnisch-Jtalienischcn Streilkräfte hat ernennen lassen, ist von Caprera heimlich verschwunden und Niemand weiß bis zur Stunde, wohin er sich begeben.
London, 13. März. Die Annahme des Confcrenzvor- schlags von Seite Dänemarks ist angeblich hier ciugetroffen. Die Bedingungen sind, daß die gegenwärtige Stellung der Heere unverändert bleibe und Dänemark die gekapperten und mit Embargo belegten Schiffe herausgebe.
In England sollen Anwerbungen deutscher Soldaten für die Armeen der Vereinigten Staaten recht flott vor sich gehen. Das Stelldichein derselben, von wo aus sie ihre Ueberfahrt an- treten, ist Liverpool.
C a p t a l.
(Fortsetzung.) .
„Hier bin ich," sagte Pierre, „frank und frei wie der Vogel in der Luft. Es ist doch eine schöne Sache um die Ehrlichkeit! Meinst du nicht, Captal?"
„Ich fürchte, daß in diesem Falle wenigstens deine Ehrlichkeit eben nicht aus der reinsten Quelle fließt," erwiderte Captal, indem er einen ernsten Blick auf seinen Kameraden warf. „Gewiß wirst du nicht leugnen, daß du Uhr und Börse des Grasen gestohlen hast, um Beides zu behalten, nicht aber, um cs zurück- zugeden."
Pierre lachte. „Ich will das dahingestellt sei» lassen," er- widerte er. „Meinen Worten und Versicherungen würdest du doch nicht glauben, also will ich mich nicht unnöthigerweise an- strengen. Aber den Gang in's Gericht that ich gewiß »»d wahrlich nur deßwegen, um dich aus der Gefangenschaft zu erlösen; also hast du gar keine Ursache, mir Vorwürfe zu machen und mich auszuschelten."
„Ach Pierre, wenn du so ehrlich wärest, wie du wohlmeinend gegen mich bist, dann wärest du der beste Kamerad, den man sich wünschen kann," sagte Captal. „Aber wirklich, wir werden uns trennen müssen, Pierre, denn ich kann es nun einmal nicht mit anfehen, wenn du so leichtsinnig gegen Gottes Gebote sündigest."
„Captal, sei kein Narr!" erwiderte Pierre warm. „Ich verspreche dir, in Zukunft noch gewissenhafter zu werben als bisher, und das ist so viel, als du nur irgend verlangen kannst."
„Also hast du wirklich den jungen Edelmann berauben wollen?" fragte Captal.
„Nicht gerade das, o nein," entgegnete Pierre. „Ich wollte weniger ihn berauben, als vielmehr ihn recht ärgern, weil er sich so grob und gemein gegen »ns benahm. Ich beging einen Dieb, stahl, nicht um des Gewinnes willen, sondern nur um mich für den Uebermuth meines Angreifers zu rächen."
„Das ist aber noch scklimmer, als wen» du ihn einfach bestohlen hättest," sagte Captal. „In diesem Falle hättest du nur eine Sünde begangen; aber so machtest du dich zweier schuldig, indem du raubtest und zugleich Rache übtest. Man soll aber we- der stehlen, noch sich an seinen Beleidigern rächen."
Pierre schüttelte verstockt den Kopf. „Das verstehe ich nicht," entgegnete er trolfig. „Und übrigens habe ich den Fehler wieder gut gemacht. Schelten mußt du mich nicht, Captal."
„Ich schelte dich ja nicht," antwortete der Knabe. „Ich möchte dich nur bessern und dir deine schlechten Zigeuner-Grundsätze aus Kopf und Herzen reden. Ehe du nicht in allen Stücken rechtlich denken lernst, wirst du immer meine Strafpredigten anhören müssen."
Pierre verzog seinen Mund zum Lächeln und wollte eben eine leichtfertige Antwort geben, als der Präsident hereintrat und das Gespräch der Beiden unterbrach.
„Ehe ich dich entlasse," sagte er zu Captal, „möchte ich dich bitten, mir deine ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Deine Offenheit und Ehrlichkeit hat mir so sehr gefallen, daß ich dir ! nützlich zu sein wünsche."
Captal zögerte keine» Augenblick, den Präsidenten von allen seinen Erlebnisse», Befürchtungen und Hoffnungen zu unterrichten und dieser hörte ihm sehr ansmcrksam zu.
,,DaS ist ja eine seltsame, abenteuerliche Geschichte," sagte er, als Captal schwieg. „Kannst du dich denn keines Namens mehr erinnern?"
Captal schüttelte traurig den Kopf.
„Nun gleichviel," fnbr der Präsident fort, „du sollst und mußt deine Mutter wiederfindcn, wen» sie »och am Leben ist und ich will dir dazu verhelfen, soweit meine Macht und meine Kräfte i reichen. Vor allen Dingen inüssen wir des Zigeuners Rollet > habhaft zu werde» suchen, und dazu kann uns niemand besser ' verhelfen, als Pierre. He du mein Bursche, willst dn dir Mühe geben, deinem Kameraden zu seinem Glücke zu helfen?"
„Freilich will ich," erwiderte Pierre. „Ich suche schon längst nach Rollet, habe ihn aber noch immer nicht finden können. Aber in diesen Tagen hoffe ich die Zigenuermutter zu sprechen und diese wird mir wohl Auskunft zu geben im Stande sein."
„Suche sie auf und thue dein Möglichstes," sagte der Prä- sidcnt. „Ich für meine» Theil will indessen Nachforschungen nach dem Schlosse anstelle», wo vor ungefähr neu» Jahre» der Erbe reicher Güter in einem Teiche ertrank. Ein solches Ereigniß geschieht nicht alle Tage, und ich zweifle nicht, daß wir bald auf die rechte Spur kommen werden. Sei gutes Muthes, Captal, und laß dich von Zeit zu Zeit bei mir blicken, damit ich dir die gehörigen Nachrichten mittheilen kann."
Captal versprach es, und nachdem ihm der Präsident noch ein ziemlich reiches Geschenk gemacht hatte, entließ er die beide» Jünglinge, indem er Cnptal noch befahl, über seine Hoffnungen und Verhältnisse noch das tiefste Stillschweigen zu beobachten.
„Ich würde dich bei mir im Hanse behalten, bis dein Schicksal entschiede» ist," sagte er, „aber mir scheint, daß dn mächtige und gewissenlose Feinde hast, und diese wollen und dürfen wir nicht vor der Zeit heransfordern und aufmerksam machen. Bleibe du einstweilen Captal, der Savoyardenknabe; alles Andere wird sich später finden. Damit dn aber nicht Noch leidest, werde ich dich bis zur Auffindung deiner Familie mit Geld versehen."
Mit Aeußerungen der herzlichsten Dankbarkeit ging Captal endlich davon, und Pierre begleitete ihn mit dem Entschlüsse, nicht zu ruhen noch zu rasten, bis er Rollet würde aufgcfnnden haben.
„Höre," sagte er zu Captal, als sich beide wieder in ihrem Stübchen befanden, du brauchst mich jetzt nicht mehr, da du von dem Präsidenten unterstützt wirst, und darum will ich mich heule noch aus die Beine machen,, um die Zigeunermutter aufzusuchen. Sie wird und muß mir Nachricht von Rollet geben, ohne den wir gar nichts anfangen können."
Captal war viel zu begierig nach der Entwickelung seines Schicksals, als baß er sich geweigert hätte, Pierre von seinem Vorhaben zurückznhalken. Er wollte ihn sogar begleiten, was sein Kamerad aber nicht zugab.
„Nein, nein, daraus wird nichts," sagte er. „In die Geheimnisse unseres Stammes darf kein Fremder ciiidringen, und wenn er mein bester Freund wäre. Auch würdest du mir dort nur hinderlich, nicht förderlich sein. — Bleibe ruhig hier; che drei oder vier Tage vergehen, sollst du von mir hören."
Captal gab nach, und Pierre, nachdem er noch einige heimliche Gänge in Paris gemacht hatte, »m mit Männern aus seinem Stamme eine Besprechung zu halten, machte sich vor Ankunft der Nacht auf den Weg.
„Vor übermorgen Abend bin ich wieder zurück," sagte er zu Captal. „Ich weiß jetzt, wo die Zigeunermuttcr zu finden ist, und brauche, um sie zu suchen, nicht erst lange im Lande umherzuschweifen. Also nur Geduld, Captal! Ich will nicht ruhen, ehe ich dich nicht im Besitze deiner Mutter und deiner angebor- nen Rechte weiß!"
Mit diesen Worten begab er sich auf die Reise und ließ seinen jungen Freund schwankend zwischen Hoffnung und Zweifel zurück. (Forts, f.)
(Hiezu eine Beilage.) .