Valparaiso, 17. Tezbr. Am 8. Dez. brach in San- . tiago ein furchtbares Feuer in der alten Jesuilenkirche la Com- ! pauia aus. Das schöne Gebäude u»d ungefähr 2000 Personen, meistens Weiber, die sich darin befanden, wurde» von den Flani- me» verzehrt. Das Feuer brach um 8 Uhr Abends ans, wahrend mehr als 2000 Menschen das Innere der Kirche aus füllten , in der die letzte Feier des Monat» der h. Jnngfran gch.il- ten wurde. Tie mit innstlichcn Blumen und brennbaren Stoffen angcfüllte Kirche war durch mehr als 20,000 Gasflammen erleuchtet. Ein Sakristan. mit dem Anstecken der letzten Lichter beschäftigt, näherte den Zünder einem von GaSflämmche» gebildeten Halbmonde, der sich am Fusch eines die h. Maria vorstel« lende» Gemäldes befand. Die Flamme loderte sofort fußhoch auf und ergriff die Altarbecken; durch diese theilte eS sich dem Holzwerk und sodann der Decke mit. Alles dieß war das Werk eines Augenblicks. Sofort ergriff das Fencc die prächtige Kuppel der Kirche. Die Berwirrnng flieg aufs Höchste. Die ganze Versammlung drängte sich »ach den Thüren. Milten in der Versammlung stürzten Einige ohnmächtig in den Portalen nieder, Andere wurden durch de» Druck der Menge zum Fallen gebracht, so daß alle Seiteuthüren sofort völlig verrammelt waren durch eine kompakte Menge von menschliche» Körpern. D>.» Geschrel und Wcheklagen waren in großen Entfernungen hörbar. Die Flammen verzehrten bereits die Altäre der Seitcnwände, und das brennend berabsiürzcnde Dachgebälke theilte das Feuer den Gewändern mit nnd setzte die ganze Versammlung in Brand. Tie Kuppel brach mit einem furchtbaren Getöse zuiammen und stürzte herab. Vom Deckengewölbe fielen brennende Bretter auf die unglückliche» Frauen. Das Feuer pflanzte sich durch den den Sanliagninerinnen eigene» üppigen Haarwuchs socl, die Flammen schlugen 4 Ellen hock vom Boden ans, genährt nicht so sehr durch die Trümmer der Kirche als durch die dichtgedrängte lichterloh brennende Menschenmenge. Statt einer Kirche glaubten wir die Hölle selbst zu erblicken. Personen, die Hülfe riefen, sich schüttelten, ihr von den Klammen ergriffenes Haar schwangen, sich daS Antlitz zerrissen und dann in sich selbst zusanuneiistürzton! Frauen, die nicht mehr die Kraft, sich zu bewege», veiagcn, sahen wir in jenen Unglncksinomenien wie eine optftche Vigo» vor uns erscheinen, zuerst weiß und >chön, bann verwett!, gleich darauf Mil brennenden Haaren, und einen Augenblick soaler, bereits verkohlt, glichen sie leblosen Bildsäulen. Man;>>y snechl- bare Kämpfe zwischen dem Tode und dem Leben, Kämpfe zwischen Männern, Frauen, Kinder», belenchiet von dem unselig, n Glanze der Alles verzehrenden Flammen. Jetzt ergriffen die Flammen die Thüre», und 2000 menschliche Ge>chöple hanchicn den letzt,» Seufzer aus. In diesem Augenblicke gelang es dem glücklich, u Einsalle eines Landmannes, dem Feuer einige Opfer zu eniiaißen. Inmitten der Verwirrung näherte er sein Pferd den Thnren nnv warf den Lazo (Strick) hinein, der in demselben Augenblick durch zehn Hände ergriffen und sodann ins Freie gezogen wurde, wo- durch einige Unglückliche ihre Rettung erreichten. Al- der Lazo nach dem dritten oder vierte» Male riß, fehlte die Zeit, um ihn zu ersetze», da die Flammen bereit- die Thüren ergriffe» Halle». Die Trauerklänge der Glocken — und dann liefe Grabesstille. Bisweilen ließ sich noch ein vereinzelter letzter Aufschrei inmitten der Flammen höre», irgend ei» Unglücklicher, dessen Todesqualen ihr Ende fanden. Um 10 Uhr Abends war Alles vorüber, aber welch schreckliches Schauspiel bot jetzt die Bevölkerung dar! Die Verzweiflung malte sich in allen Züge». Ganze Familien durcheilten die von de» Flammen noch beleuchteten Straße», um verlorene Mitglieder aufzusuchen. Das Volk verlangte die Zerstörung der Ruinen und lic Anlage eines Gartens mit einem Denkmal. Die Regierung hat diesen allgemeinen Wunsch genehmigt aller Bemühungen der Geistlichkeit ungeachtet, die den Wiederaufbau wünscht. Die ganze Stadt ist noch in die tiefste Verzweiflung versunken. Der dritte Theil der Häuser in der Stadt hält die Thüren noch verschlossen als Zeichen der Trauer. Es existirt keine Familie, die nicht den Verlust von einem oder mehrere» ihrer Angehörigen betrauert. (S. M )
C a p t a l.
(Fortsetzung.)
Plötzlich schrie er aus; man hörte das polternde Geräusch rutschender und rollender Sinne, und Laptal kugelte einen ziem
lich tieft» und steilen Abhang hinab, den er in seiner Hast nicht gleicb bemerkt hatte. Die Sinne schwanden ihm; nnd obgleich wenrge Minuten später Pierre nicht weit von dem Orte, wo er lag, vorüber ging und mit lauter Stimme seinen Namen rief» so vermochte er ihm doch keine Antwort z» gebe», weil er sich von seiner Ohnmacht noch nicht wieder erholt hakte.
Noch lag er bleich und von Blut üdergosse», baö aus einer ziemlich tiefen Kopfwunde strömte, am Wege, als ein alter Mann in dem hübsche» Anzüge der Savoy'fchen Gebirgsbewohner vorüber ging und daS arme Knäblein bemerkte. Verwundert trat er näher, hob den Knabe» ans, trug ihn auf seinen Armen zu einer frischen Quelle, die nickt weit davon unter einem Felsen hervorspeudelte, und that an ihm »ack dem Beispiele des barmherzige» Samariters. Er wusch seine Wunde, verband sie mit einem leinenen Tuche, und wunderte sich dabei über des Knaben hellblondes Haar, bas so seltsam gegen die braune, schmutzige Zigeunersarbe seines Gesichts abstack. Endlich schlug Cavtal die Augen auf und fuhr zurück, als er sich in de» Armen eine» fremden ManneS erblickte, den er noch niemals gescbe» balle. Das freundliche Antlitz desselben flößte ihm aber bald Zntraittn und Mnlh ein, und ec fragte, „wie er den» eigentlich bieher gekommen sei?"
„Ja, mein Bübchen," antwortete der alle srenndlich, „ich sollte meinen, daS müssest bn besser wissen, als ich. Al« ich vor etwa zehn Minuten drüben auf dem Fußsteige ging, der nach meiner Hülle führet, da sah ich dich blutend am Wege liegen und hob dich auf, um dir »ach Kräften, wie cS die Christenpflicht gebietet, Beistand zu leisten. Sage nun, wer bist du, kleiner Knabe? Dn siehst an» wie ein Zigeuner, wenn ich »nr deine Farbe betrachte, aber doch gebärst on gewiß nicht dem Volke, bei dem ich noch niemals blaue Angen und blondes Haar erblickte."
„Nein, nein, ich b:„ kein Zigeuner, ich bin ei» kleiner Graf."
. erwiderte der Knabe flnste.nd. als ob ec fürchte, daß Rollet ihn j hören würde. „Ein böser brauner Mann har mich ans dem schönen Garten meiner Mutter for'geschlevpr und mich oft bedrohet und auch manchmal geschlagen, wenn ich »ur von meiner Mutter sprach. AVer du wirst mich nicht schlagen, du siebst so gut und freundlich ans! Könnt, st dn mich wool wieder zu meiner Mut- ler bringen?" —
„Vielleicht, wenn Gott wist." er wird orte der Alto Saooyarde, welcher aufmerksam auf das G.planocr des Knaben borchie.
„Nun, dann gebe ich nicht wieder von dir fort, guter Mann," ries Eapral leohaft ans. „Nicht wahr, du bringst mich nicht wieder zu dem bösen Zigeuner, der nicht ein einziges Mal >o srenndlich war, wie t» ? Aber zu meiner guten Mutter bringst d» mich, nnd wenn wir dark sind, will ich dir auch meine schönsten Spielsachen schenke»!"
„Wie heißt du denn, kleiner Knabe?" fragte der Saooyarde.
„Eapt.il heiße ick!"
„Und wie noch?"
,,Junger Graf," enviedcrte Captal nach kurzem Besinnen, da er sich erinnerte, von den Diener., seiner Mutter häufig so angeredel worden zu sein.
Der Saooyarde ichütkelte lächelnd den Kopf. „So meine ich eö nicht," sagte er. „Ich meine, dn sollst mir de» Namen deines VaterS sagen!"
„Den Name» meines Vaters? Ja, de» weiß ich nicht," erwiderte er.
In diesem Augenblicke hörten die beide» den Ruf Rollet- erschalle», welcher stark und laut durch die Wilbniß drang. Der Knabe schauderte zusammen, drängte sich dicht und furchtsam an den alte» Savoyarden heran und flüsterte ihm mit leiser Stimme die Bitte zu, daß er ihn doch ja dem wilden Zigeuner nicht wie- Vergeben möchte.
„Sei unbesorgt, lieber Knabe," erwiderte der Saooyarde. „Dich hat Gott selber mir zugcführt, und ich werde dich nicht von meiner Seile lassen, ehe ich dich nicht in die Arme deiner Mutter legen kann, oder du so weit herangewachsen bist, daß du selbst für dich zu sorgen im Stande bist."
„Aber horch, der Ruf kommt immer näher," flüsterte Captal ängstlich. „Wenn Rollet uns findet, geht eS mir schlimm, denn er wird mich gewiß schlagen." (Forts, f.)
Auflösung der Charade in Nro. 9: S chwa nenwir t b scha ft.
^ D«»a »»t girrloj »er W. ^ « > se ,'sche» «»ach<»!klii»j>. St«»-«,»» : H »ijl«.