zu einer Puppe erniedrigt. Der erste Versuch desselben, einen j eigenen Willen zu bethätigen, wird die Katastrophe über sein i Haupt heraufbeschwören. Der französische wie der englische Ge­sandte senden aufs höchste beunruhigt Berichte über Berichte au ihre Cabinetc. (Fr. P.)

Aus Paris, 12. Dez., theilt der Korrespondent der,,Köl­ner Blätter" denselben ein wortgetreues Schreiben des Prinzen ! Napoleon mit. Der Prinz sagt unumwunden, daß wir im Früh­jahre Krieg haben werden. Die Lage seines Schwiegervaters Victor Emanuel sei in die Länge nicht mehr haltbar; der- selbe habe es dem Kaiser schon öfter geschrieben. Im Frühjahr greift er die östreichischen Limen an; er weiß, daß er nach kräf­tigem Widerstande von den Oestreichern geschlagen wirb. Diese werden dann die Lombardei wetpiehme»; dann muß Napoleon ihm zu Hülfe kommen, sollte er es aber nicht ihn», was un­glaublich ist, so will Victor Emanuel sich auf Piemont beschrän­ken Nnd das andere Italien anfgebe». Schließlich spricht der Prinz seine Ueberzeugukig aus, Napoleon werde interoeniren, dem guten Bruder" Victor Emanuel den Norden Italiens geben und den andern Theil für sich selbst behalten.

Wohlthun trägt Zinsen.

(Fortsetzung.)

Meine Verwandten haben durchaus keinen Anspruch auf mein Vermögen, zu dessen Erwerbung sie nichts beigetragen haben. Ihnen hinterlasse ich nichts, umsoweniger, als sie mir durch grobe Schmeichelei und durch Erbschleicherei lästig gefallen sind nnd meiner nach aller Wahrscheinlichkeit noch im Grade spotten würden, wenn ich so thvricht wäre, ihnen etwas zu vermachen. Ich er­suche das Gericht, sie mit ihren Ansprüchen, die sie ohne Zweifel erheben werden, abzuweisen und meinen Universalerben gegen ihre Schikanen zu schützen. Letzterem aber verbiete ich, bei Verlust der Erbschaft. welche in diesem Falle an den Staat fallen soll ihnen auch nur das Geringste aus meinem Nachlasse ab­zutreten."

Dagegen weise ich denselben an, dem Webermeister N. in Berlin, der zwar auch mein Verwandter ist, mich aber nie mit Bitten um Unterstützung behelligt hat, die Summe von 200 Thlr. als ein Legat auszuzahlen. Auch erlaube ich ihm, wenn er fich dazu ausgeregt fühlen sollte ohne es ihm jedoch zu gebieten dem armen Manne, welcher eine zahlreiche Familie hat, die zu ernähren ihm schwer fällt, von Zeit zu Zeit eine kleine Bei­hülfe zu Erziehung seiner Kinder zu gewähren. Sie darf aber in keinem Falle je die Summe von 100 Thlr. jährlich übersteigen, wenn sein gutes Herz ihn wirklich zu einer so außerordentlichen Freigebigkeit verleiten sollte, und muß aushören, wenn das jüngste Kind das 21. Jahr erreicht hat." ^

Jcem. Meiner Haushälterin N. möge er die Summe von 100 Thlr. auszahlen, ein für allemal nnd durchaus nicht mehr, wie sehr sie auch darum bitte. Sie pal auch das nicht nm mich verdient, denn sie hat ihre» Vorlheit gesucht und mich hinter- gangen, wo sie wußte und konnte: indeß will ich damit ihre Pflege in meiner Krankheit, die freilich hätte besser sein können und sollen, anerkannt haben. Hätte sie nicht so eben, während ich mein Testament mache, versucht, an der Thüre zu horche», so würde ich ihr 100 Thlr. mehr vermacht haben, wie ich mir zuerst vorgenommen hatte, was ich ihr ausdrücklich zu sagen bitte."

Meinen ganzen, nach Abzug obiger Legate und der Kosten meines Begräbnisses noch übrigen Nachlaß, es bestehe solcher, worin es sei, in Geld und Geldeswerth, Kapitalien, Staatspa- pieren, baarcm Geld und ausstehenden Schulden, in Hausrath, Kleidern und was immer, vermache ich ganz und ungethcilt, zu völlig freier Disposition meinem oben genannten Universalerben, Gustav Engelbrecht, mit dem einzigen Vorbehalt, daß er und seine Vormünderin vor Gericht geloben, die obigen Bedingungen genau einzuhalten."

Es folgten nun noch einige Anordnungen wegen seines Be­gräbnisses, welches möglichst einfach sein sollte, und dann der Schluß.

Als nun die Wittwe vernahm, daß das Vermögen in Ob­ligationen und Werthpapieren allein die Summe von 50,000 Thalern weit übersteige, da war sie fast sprachlos vor Erstaunen und konnte sich lange nicht fassen. Gustav aber konnte fich nicht enthalten, vor dem versammelten Gericht in die Worte auszu- brechen:Gott sei Lob und Dank, nun kann ich doch noch stu»-

direu!" ,,Ja, das kannst du, mein Sohn;" sagte freundlich lächelnd der Vorsitzende Richter,wenn du gelobst, und auch deine Mutter als deine Vormünderin es in deinem Namen verspricht, alle Bedingungen des Testaments genau zu erfüllen." Beide ver­sprachen es mit Handschlag, und wurden dann, nachdem sie noch daS Protokoll unterschrieben und eine Abschrift des Testaments i» Empfang genommen halten, mit der Weisung entlassen, alles Weitere von einem geschickten Advokaten besorgen zu lassen. AIS solcher wurde ihnen ein als durchaus ebrenwerth nnd redlich be­kannter Rcchlsgelehrter in A. genannt »nd vorgeschiagen.

Nachdem sie in ihr Hänschen zurückgekoininen waren, fielen sie erst mit einander auf die Knie und danktem dem Herrn, daß Ec für sie über Boten und Erwarten gesorgt und ihnen die Mittel zngcwiesen habe, Gustav'« Wunsch, dereinst ein Diener Seines Wortes zn werden, doch »och in Ausführung bringe» zn könne». Dann baten sie Ihn aber auch, daß ihnen der Neichlhmn nicht zn einem Fallstrick werden möge, daß Er sie auch im Uebcrfluß wie zur Zeit deS Mangels bei sich erhalte» und es ihnen scheu- kcn wolle, das Vermögen nur nach Seinem Wohlgefallen anzn- wenden nnd davon auch den Armen und Dürftigen wohlzuthnn. Dann gingen sie zuerst zu GnstavS Pathen, de», sreniidlichen Webermeister, ihn von der Veränderung ihrer Umstände in Kennt­nis zu setze», »nd ihn zu bitten, daß er Gustav seines Verspre­chens entbinde, bei ihm in die Lehre zn trete». Er freute sich herzlich seines Glücks und gab gern seine Einwilligung zur Aus­lösung des bereits abgeschlossenen Lehrcontracks. Der RechtSgc- lehrre, den sie nun anfsnchten, ging, nachdem er die Abschrift des Testaments gelesen, gern auf ihre Bitte ein »nd versprach, ihnen nicht nur zur Erlangung des Vermögens behülslirb zn sei», sondern sie auch sonst mit Rath und That -n naleritntze». Er erklärte sich bereit, selvst nach Berlin zn reise», und dort die Sache in Ordnung zu bringe,i. Die Wittwe bat ihn, dies zu khuii und sich zugleich genau nach der armen, ihrer Unterstützung empfohlenen Weberfannlie zu erkundigen, wozu die Auszahlung des Legats von 200 Thlr., die beste Gelegenheit geben werde. Sollte, wie sie eS sicher hoffe, die Familie sich dessen würdig er­weisen, so möge er ihr gleich 25 Thlr. für das lausende Quar­tal einhändigen nnd ihr zugleich die Zusicherung der gleichen Un­terstützung für jedes Vierieljabr geben, ani so lange, bis das jüngste Kind daS 2l. Lebensjahr erreicht haben werde.> Ans die dringende Bitte der Frau Engelbrecht willigte der Nrchksge- lebrte ei», die Mitvormnndschast für Gustav z» übernehmen wozu später das Gericht gern seine Zustimmung ggb und für seine weitere wissrnschastliche Erziehung und Ausbildung Sorge zn trugen. Er schlug ein Gymnasium in einer nicht fernen Stadt vor, das in einem gute» Rns stand und dessen Rector ec per­sönlich als einen frommen und nichtige» Mann kannte. Die Mutter machte die Einwendung, daß sie in diesem Falle steh von ihrem Sohne trennen müsse, was sie nicht werde über's Herz bringen können. Der Rechrsgelchrte lächelte.Liebe Frau En- gcldrecht," sagte ec,das haben Sie gar nicht nöthig. Ihre Mittel reichen vollkommen und überflüssig ans, ein hübsches Quar­tier für sich und Ihren Sohn in der Stadt zu miethen und ihn ferner, wie bisher, in Ihrer Aufsicht und Pflege zu behalten. Wenn es Ihnen genehm ist, will ich nach meiner Rückkunft von Berlin selbst mit Ihnen Hinreisen und alles Nöthige für Sie be­sorgen. Einstweilen statten Sie Ihren Sohn aus, wie es sich für ihn schickt, als Schüler eines Gymnasiums. Schaffen Sie ihm die nöthigen Kleider und Bücher an, wobei Sie nicht zu ängstlich die Kosten in Anschlag bringen dürfen. Seine bisheri­gen Lehrer werden ihm gern die Bücher nennen, die eg: braucht, und ste für ihn besorgen. Da Sie aber jetzt kein Geld in Hän­den haben werden, so will ich Ihnen einstweilen hundert Thaler vorschießen, die für's Erste ausreichen werden. Sie können sie mir zurückzahlen, wenn ich Ihnen den Nachlaß in Documenten und haar aushänbigen werde." Die Wittwe dankte ihm und nahm sein Anerbieten gern an. Auch vergaß sie nicht, daheim dem Herrn dafür zu danken, daß Er ihr einen solchen Mann als Berather zugeführt habe. (Schkliß folgt.)

Das Verdienst ohne den Verdienst gilt heute nichts, und das Talent im Fordern macht mehr Glück als das im Fördern. _

Druck und Vertag der

S. Zotser'schen Buchhandlung. Siedactivn: H-ljl«.