SchssMsalL - Heimat
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Sie saßen um den Fabrikkantinentisch und sprachen über dies und das. Etwa 20 Arbeiter hatten da ihr Frühstücksbrot ausgewickelt.
Einer von ihnen — sie nannten ihn Gustav — meinte: „Hören möchte ich doch mal, was so die Feinde über die Lage sagen. Wer weiß ..."
„Was ist denn da zu hören", unterbrach sein Tischnachbar Franz belustigt. „Ich kann dir genau sagen, was du hören wirst. Miesmachen wer- den sie. Das ist alles."
Gustav schüttelte den Kopf. „Na ja, aber es heißt doch immer, man soll beide Teile hören, wenn man sich einen Vers machen will."
Bon der anderen Seite des Tisches rief einer übermütig dänischen: „Gustav will, unter die Dichter gehen und bei Churchill Phantasien tanken!"
Franz stimmte in das allgemeine Gelächter mit ein. Dann wurde es ernst. „Spaß beiseite, Kinder. Ich kenne Gustav und weiß, daß seine Wiß- begierde manchmal Seitensprünge macht", sagte
er in seiner versöhnlich-überbrückenden Art. „Sieh mal, Gustav, wir alle kämpfen jetzt für die Heimat; wir hier an der Revolverbank, di« anderen da draußen im Kanonendonner. Wenn unsere Feinde könnten, wie sie wollten, würden sie nicht erst lange an der Miesmacherkurbel drehen. Aber sie können eben nicht, wie sie möchten, und darum versuchen sie es mit Bauernfängerei. Darin liegt ihr großer Irrtum, daß sie den deutschen Arbeiter für dumm halten. Ueber das Stadium sind wir hinweg. Uns genügt, was der Wehrmachtbericht und unsere PK.-Männer sagen."
- „Aber die allgemeine Lage", raffte sich Gustav halbbekehrt zu einem letzten Einwand auf.
„Mach nur die Augen und Ohren aus", gab Franz Bescheid. „Ich rate dir, jeden Freitagabend den Rundfunk 'einzustellen, da wird ein Artikel verlesen, der sich bloß mit der allgemeinen Lage beschäftigt. Alles klar, kein Nebel, kein Dunst! Den Dunst kriegen die da drüben, die versuchen, uns einzunebeln. Aber, verlaß dich drauf, Gustav, ein deutscher Arbeiter will das, was die Judensippschaft mauschelt, gar nicht hören!"
vierte Haussammlung des kriegshilfswerkeo
USA. Immer wollen mir daran denken, was jeder einzelne Verwundete für ein Opfer für uns gebracht hat und ihm wollen wir cs nach besten Kräften danken. Gelegenheit dazu haben wir am g. Juli bei der vierten Haussammlung zum Kriegshilfswerk für da? Deutsche Rote Kreuz. Wir alle in der Heimat müssen uns heute mit den Männern an der Front im gleichen Willen verbunden fühlen: zu arbeiten und zu opfern, um den schweren Kamps zu erleichtern. Auch unsere Eintragung in die Sammelliste des Kriegshilsswerkes für das Deutsche Rote Kreuz ist ein Symbol dieses Gemeinschafts- Willens.
üriegseinsah der Schülerinnen der 7. Klaffe
Zur Entlastung der Bäuerin während der Erntezeit - durch Kindcrbetreuung und so weiter werden auch in diesem Jahre ab sofort die - Schülerinnen der siebten Klasse der Oberschulen erfaßt. Sie gelangen bis spätestens zum 15. Oktober als Helferinnen zur Mitarbeit in kleinen Ernte-, Land- und Hilfskindergärten, in den NSV-Einrichtungen für Jugenderholung und der erweiterten Kinderlandverschickung und zur Verstärkung der HaushaltShtlfen der NSV. zum Einsatz. Der Unterricht für sie beginnt dann wieder nach einer kurzen Ferienzeit am 1. November in der Klaffe 8. Damit wird den Mädchen Gelegenheit gegeben, sich auf ihre Reifeprüfung vorzubereiten. In erster Linie sind solche Mädel heranzuziehen, die im letzten, Winter noch nicht zum Einsatz gelangt waren. Darüber hinaus können aber auch alle anderen Mädel erneut eingesetzt werden.
Vorficht Ritt Senfe« und Mistgabeln?
Die Unfallstatistik zeigt, daß in Deutschland jährlich mehr als 5000 Verletzungen durch landwirtschaftliche Geräte verursacht werden. Wohl bestehen Vorschriften über den Transport von Sensen und Mistgabeln vom und zum Acker, man kann aber immer wieder beobachten, wie leichtsinnig und allen Vorschriften zuwider diese Geräte transportiert werden. Achtlos liegen sie auf Fuhrwerken, in der Scheune und im Stall, manchmal durch Heu und Stroh verdeckt. Sensen und Mistgabeln müssen jedesmal nach ihrer Verwendung ordnungsgemäß aufbewahrt werden. Sensen dürfen auch nicht ungeschützt getragen werden. Auch während det kleinsten Pause beim Mähen muß ste vorsichtig beiseitegestellt werden an einen Platz, wo niemand hmelntreten oder gar htneinfallen und sich schwer verleben kann.
in ItürL«
Wenn die Angehörigen der Verwundeten das großzügige Gastwerk der NS.-Frauenschaft — Besorgung von Privatquartieren — nicht in Frag« stellen wollen, müssen sie die kleine Mühe, eigene Aettwäsche mitzubringen, aus sich nehmen.
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Sch uh krem dars künftig an Verbraucher nur Agen die hiersür vorgesehenen Abschnitte der Rcichsseifenkarte abgegeben werden. Die Abschnitte
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lauten über je etwa 35 Gramm Schuhkrem und sind nur nach besonderem Aufruf gültig.
Schutz der landwirtschaftlichen Maschinen und Geriite
Landwirtschaftliche Maschinen und Geräte sind nicht nur ein wesentlicher Vcrmögensbestandteil eines jeden landwirtschaftlichen Betriebes, ste sind jetzt doppelt unentbehrlich bei der auf Hochtouren laufenden Erzeugungsschlacht. Ihre Pflege und Wartung, vor allem aber ihre brandgesicherte Unterbringung ist daher eine Pflicht, der sich kein Besitzer eines landwirtschaftlichen Betriebes entziehen darf. Die aufgelockerte Unterbringung der Maschinen und Geräte im Betriebe schützt vor Totalverlusten, die auf rasche Bergung abgestellte Unterbringung beschleunigt das Herausbringen der Maschinen und Geräte im Gefahrenfalle.
Daher: Wertvolle und schwere Geräte und Maschinen im Geräteschuppen so aufstellen, daß sie der Tür nahestehen und die Deichseln der Maschinen zur Tür gerichtet sind. Nicht im Hintergrund des Geräteschuppens aufstellen und dann den freien Platz bis zur Tür mit kleinen, weniger wichtigen Geräten verstellen. Im Brandfälle müß- ten bei einer solchen Anordnung erst die kleinen Geräte beiseitegeschafft werden. Dadurch geht kostbare Zeit verloren und die wertvollen Maschinen werden vernichtet.
Lalwer Stadtnachrichten
Im Rahmen der Arbeit des Deutschen Volksbildungswerkes spricht am 10. Juli San.-Uffz. Heß über seine Erlebnisse in amerikanischer Gefangenschaft. Uffz. Heß versteht es, seine Zuhörer in überaus fesselnder Weise über die Zustände in amerikanischen Lagern zu unterrichten. Der Vortrag ist des Interesses weiter Kreise wert.
Nagolder Stadtnachrichten
In geistiger und körperlicher Frlsche darf heute Frau Barbara Mast Witwe, geborene Spathelf, Marktstr. 25, ihren 80. Geburtstag feien:. Möge
Die Ernte im
Onser Luliver Ourtenireunä
Jetzt ist die Ernte im Gemüsegarten in vollem Gange. Abgeerntete Beete sinh für die Neuanpflanzung sofort wieder herzurichten und dürfen eigentlich keinen Tag, jedenfalls aber nicht wochenlang liegen gelassen werden. Das bedeutet nicht nur einen Verlust an Ertrag, sondern sieht auch unschön aus.
Zwar bringt der Juli im Garten etwas weniger Arbeit als die vorigen Monate; aber der eifrige Gartenfreund hat stets etwas zu tun. Ist es trocken, so muß reichlich gegossen werden. Beim Gießen kann man sich im Sommer manches Liter Wasser und viel Aerger ersparen, wenn man folgende Punkte beherzigt: Man halte den Boden immer locker; das hindert die Wasserverdunstung aus dem Boden; man gieße nur abends oder in den Nachtstunden, da dann die Verdunstung geringer und die Nutzwirkung größer ist; nach jeder natürlichen oder künstlichen Bewässerung soll die in der Sonne sich bildende Bodenkruste sofort gebrochen und gelockert werden, sobald der Boden bei der Bearbeitung nicht mehr klebt oder schmiert.
Auch die Bekämpfung des Unkrautes hört nie auf. Alle Unkräuter und Gemüseabfälle, soweit sie nicht verfüttert werden, wandern auf den Komposthaufen. Dagegen werden die Wurzelstrünke aller Kohlgewächse vernichtet, weil in ihnen sich schädliche Larven und Insekten aufhalten; sie können auch den Erreger der gefürchteten Kropfkrankheit beherbergen. Darum soll inan Kohlstrünke weder zum Kompost werfen noch untergraben, sondern unbedingt verbrennen. Den Komposthanfen setze man alle 2 Monate um, streue Kalk oder Kali ein und begieße ihn mit Jauche. Dieser Kompost ist dann bis zum nächsten Frühjahr gebrauchsfertig und Hilst über den Düngermangel hinweg.
Bei Trockenheit oder mangelhaftem Wachstum muß mit Dunggüssen nachgeholfen werden, hauptsächlich bei Sellerie, allen Kohlarten und Tomaten. Tomaten muß man alle 8 Tage ausschneiden und wieder anbinden. Geerntete Zwiebel werden am besten in Büschel gebunden und in einem luftigen Raum zum Trocknen aufgehängt: auf kei-
der Betagten ein erträglicher Lebensabend beschie- den sein!
Wir sehen im Film:
„Johann" im Tonfilmtheater Nagold
Diesen Film hat Theo Lingen nach dem gleichnamigen Lustspiel ßusammengemixt. Die Handlung wiederzugeben, wäre in Kürze unwSZlich. Soviel nur: Johann ist ein. MnsiLrsellner, ein Musterkammerdiener und hat neben der Liebe zu einem hübschen Stubenmädchen mancherlei seltsame Erlebnisse, bis er es znm ergrauten Hoteldirektor gebracht hat, der am Arm der zur Gräfin aufgerückten Jugendliebe die Referenzen der Gäste entgegennimmt. The Lingen spielt diesen Johann — und in der Doppelrolle Johanns Sohn — natürlich mit allen Feinheiten seiner Komik. In den Hauptrollen sehen wir weiter Fita Brnkhoff und Irene v. Me Yendorf.
Aus den Nachbargemeinden
Calmbach. (Oberlehrer Fegert trat in den Ruhestand.) Mit dem 1. Juli trat Oberlehrer Fegert nach 48jähriger Tätigkeit als Lehrer in den Ruhestand. Ihm zu Ehren hielt die hiesige Volksschule eine Schulfeier. Rektor Günther sprach ihm für seine Dienste an der hiesigen Schule den Dank für Schule und Behörde aus. Lehrer Gräßle umriß seine Tätigkeit in der Schule und in der Oeffentlichkeit. Bürgermeister Kießling dankte ihm in: Minen der Gemeinde. 19 Jahre ist Oberlehrer Fegert nun in Calmbach
. tätig und hat durch seine treue und gewissenhafte Arbeit in Schule und Gemeinde sich allgemein. Beliebtheit erworben. Auch über den Ort hinaus ist er durch seine reichhaltigen und schönen Streichorchesterkouzcrte bekannt geworden.
Rotensol. Für besondere Tapferkeit erhielt der Oberfeldwebel Karl Rietschele bei der Luftwaffe das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
Dätzingen. Die Lgndwirtseheleute Eugen Heinkele und Mathilde geb. Hanselmann konnten ihre Goldene Hochzeit feiern. Beide sind noch rüstig und gehen täglich ihrer Arbeit nach.
Freudenstadt. (Jugendkundgebung.) Im Rahmen der Wanderausstellung „Ewige Infanterie" fand eine Kundgebung der Hitler-Jugend statt. An ihr nahmen vornehmlich die Hitlerjungen der Kreise Freudenstadt, Horb a. N. Und Wolfach teil, die sich im Jahre der Kriegsfreiwilligkeit 1944 freiwillig zum Dienst in der Wehrmacht gemeldet haben. Unter den Gästen sah man als Vertreter der Wehrmacht Standortältesten Oberstleutnant Lange, als Vertreter des Kreisleiters Ortsgruppenleiter Brücker. K.-Bannführer Lang-Freu- denstadt sprach in kurzen Ausführungen über das Jahr der Kriegsfreiwilligkeit zu den Kameraden. Dagn nahm Oberstleutnant Lange das Wort. Wie ein älterer Bruder erzählte Ritterkreuzträger Feldwebel N ehender den Jungen, wie er Soldat geworden und schließlich doch noch — so war es von Anfang an sein Wunsch gewesen — zu den Gebirgsjägern gekommen, von den einzelnen Kriegsschauplätzen, auf denen er gekämpft, und wie er sein Ritterkreuz erworben.
Gestorbene: Christine Dingler geb. Maser, Egenhausen; Wilh, Conzelmann, 28 I., Feldrennach; Regine Möhrle geb. Keck, Güterbeförderers-Witwe, Obertal-Rechtmurg; Heinr. Bruckmann, 71 I., Leonberg; Christian Erze z i n g e r, Maschinenwärter, 64 I., Renningen.
Gemüsegarten
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nen Fall kommen sie in den Keller. Bald kann man die ersten Frühkartoffeln ernten; jedenfalls in der zweiten Julihälfte.
Die Erdbeerernte ist in vollem Gang. Ab- geerntete Beete sind sofort nach der. Ernte nach- zndüngen, am besten mit verrottetem Stalldung. Hat man im Frühjahr gekalkt, dann genügt allenfalls die Anwendung von kalkhaltigem Dünger wie Thomasmehl;, noch besser ist cs, wenn man alle drei Kernnährstoffe, also Stickstoff, Kali und Phosphorsäure einstreuen kann. Versäumt man die Nacherntedüngung, so ist die nächstjährige Ernte im Ertrag geringer. Wie beim Gemüse, so ist bei Trockenheit nach dem Düngerstreuen Wasser zu geben. Man denke auch daran, die Beete mit Kompost oder Gras zu belegen.
In der ersten Hälfte des Juli kann man rwch Stangenbohnen als, letzte Folgesaat säen, 6—8 Kerne um je eine Stange, Abstand 50—70 Zentimeter; man muß sie später hacken und anhäufeln. Rosenkohl wird im Abstand von 50—70 Zentimeter in gut gedüngten Boden versetzt und fleißig gejaucht. Auch gelbe Rüben können als Folgesaat noch einmal gesät werden. Winterrettichc werden gesät in-lockeren, aber nicht frisch gedüngten Boden. Gurken, Rüben, Sellerie u:U> Kohl werden bei Regen öfters gejaucht. Buschbohnen werden fleißig gepflückt; öfteres Pflücken regt zu stets neuem Fruchtansatz an. Monatsrettiche können npch aüsgesät werden. Ebenfalls wird Spinat für den Herbst gesät. An den Tonraten Wörden die Seitentriebe ausgebrochen, Sommerendivie wird gebleicht, Erdbeerranken werden entfernt.
Gegen Ende des Monats wird noch später Blumenkohl gepflanzt auf gut gedüngten, feuchten Boden, der viel gegossen wird. Winterrettiche werden gesät und ebenfalls gut gegossen. Endivien werden gepflanzt. Abstand 30—40 Zentimeter, in guten, aber nicht frisch gedüngten Boden;-später muß man öfters gießen. Ueber den sich bildenden Blumen des Blumenkohls binde man zum Schutz und zum Bleichen einige Blätter zusammen. — Ernte und Neupflanzung reichen sich im Juli die Hand; beides bedeutet für den Gartenfreund Nutzen und Freude.
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„Ihre Aura, Herr Kriminalrat, veranlaßt mich zu dieser Erkundigung. Ehe der gute Lundborg Ihren Nanien und Ihren Beruf genannt hatte, habe ich es Ihnen schon angesehen, daß Sie ein gefährlicher Mensch sind. Sie müssen nämlich wissen", fuhr sie plötzlich wie aufgezogen fort — es klang, als habe sie etwas Aehnliches schon hundertmal gesagt —, „daß ich einen Blick für Menschen habe. Man muß die Gabe besitzen, sich hin- zugeben an einen Eindruck, man muß sein Ich für Momente wenigstens (vergessen können. Ich kann das auch nicht immer — aber gerade jetzt ist es mir gelungen. Vielleicht weil Sie so überraschend hereinkamen."
Sw wischte sich mit der Hand über die Stirn und sagte überraschend in einem ganz natürlichen Ton: „Sie sollen mir trotzdem willkommen sein.. Es gibt nichts gegen das Karma. Außerdem sagt man mir nach, daß ich. eine gute Hausfrau und Gastgeberin bin."
Sie reichte auch Wörle die Hand, dann stellte sich überflüssigerweise Anselmi nochmals vor, indem er zweimal Hinteremander seinen Namen nannte.
Lundborg fragte ihn: „Sind Sie handelseinig mit dem Herrn Baron geworden?"
Der Kunsthändler schlug die Augen nieder. »Handelseinig? Nein — der Baron wollte nicht verkaufen. Es tut mir leid. Sie waren ja gestern dabei — seither habe ich ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen."
Lundborg verließ leise das Zimmer, man hörte ihn durch die halbgeöffnete Tür nach Leopold rufen. Als er wieder eintrat, steckte Gollatz mitten in einem konventionellen Gespräch über das Wetter, das die Baronin mit einer verblüffenden steifen Langweiligkeit führte.
Und dann geschah es...!
Die Tür wurde aufgerissen. Leopold stürzte herein, jede Förmlichkeit vergessend — er rang schwer nach Atem uiw dann setzte er sich, ohne darauf zu achten, daß die Baronin noch stand, einfach hin und zog ein großes rotes Schnupftuch aus der Tasche seiner verblichenen Livree, mit dem er sich die Stirn abwischte.
„Er ist tot!" '
„Bernhard!" kreischte die Baronin und sank mit geschlossenen Augen in ihren Sessel.
.Lundborg zischte wütend den Diener an: „Was haben Sie denn da angerichtet? Jetzt lenzen wir uns bemühen, sie aus ihrer Ohnmacht wachzukriegen. Was reden Sie-das ür Unsinn?"
Die scharfe Sprache Lündborgs schien ernüchternd aus Leopold gewirkt zu haben, er richtete sich auf und sagte leise: „Der Baron ist tot."
„Wieso denn tot?" schrie Lundborg. „Wie kann er denn tot sein — er war doch gestern noch gesund und munter."
„Ich weiß es auch nicht. Cr liegt in seinem Arbeitszimmer, und — und es sieht fürchterlich aus. Cr ist ganz blutig."
Gollatz hob die Hand: „Leopold, bekümmern Sie sich um die gnädige Frau. Herr Dr. Lundborg, kommen Sie bitte mit."
In der Tür stießen sie mit einem jungen Mädchen zusammen, das den Versuch machte, ihnen zuzulächeln, aber sie hielten sich nicht auf, sondern stürzten sich über die Diele zum Bibli'othekszim- mer. Lundborg führte.
Von der alten Wanduhr in der Diele schlug e-° zwölf Uhr.
Die Tür zum Bibliotbeks,zimmer war leicht angelehnt, weil sie Leopold in der Erregung zu verschließen vergessen hatte. Lundborg streckte die Hand nach der Klinke aus, aber da ertönte die Stimme des Kriminalrats:
„Einen Augenblick. Herr Doktor! Nicht anfassen!"
Gollatz ergriff die Tür mit dem Taschentuch an ihrem Jnnenrand und wandte sich an Wörle:
„Franz, vielleicht bist du so gut, die Gendarmeriestation anzurufen. Es muß sofort ein Mann Herkommen mit Motorrad oder Auto, aber auf jeden Fall schnell. Herr Doktor, Sie köimcn mit hereinkommen, aber fassen Sie nicht oVs Geringste an. Wir brauchen keine überflüssigen Fingerabdrücke."
Mit einem raschen Schritt trat er in das Arbeitszimmer des Barons und sah sich um.
Ein wüster Anblick bot sich ihm dar. In dem weiträumigen Zimmer war ein großer Teil des - Bodens übersät mit Kunstblättern. Links an der gegenüberliegenden Wand stand ein ungeheurer Schrank, der fast bis an die Decke reichte, seine unteren Schubfächer waren herausgezogen. Moppen, teils geschlossen, teils aufgeschlagen, lagen in buntem Wirrwarr durcheinander davor, hier eine Radierung, dort eine Handzeichnung oder ein Kunstdruck. Vor den Simsen der drei quer davorstehenden Bücherregale waren Vasen und Terrakottagefäße heruntergestürzt und lagen zum Teil in Scherben am Boden. In dem schmalen Gang zwischen den Regalen und dem Schrank, aus der , rechten Seite liegend, ruhte zusammengekrummt, das Gesicht'nach unten gekehrt, der leblose Körper Bernhards von Rente-Sierow. Ein Bündel zer- knüllter Kupferstiche lag auf der Leiche.
Gollatz beugte sich über den Toten. Lundborg stand an einem der Regale, als ob er daran Halt suchen wollte, und stöhnte mit entsetzten Augen vor sich hin. . .. '
Gollatz richtete sich auf und sagte: „Bitte, Herr Doktor, fassen Sie nichts an, auch nicht das Re- gal, an dem Sie da gerade stehen. Und dann kommen Sie einmal her. Ich brauche eine Auskunft.
Als Lundbora mit schleppendem Schritt herangekommen war, ohne visyer ein einziges Wort geäußert zu haben, deutete der Kriminalrat auf die zerfetzten und zerknüllten Kupferstiche:
„Was halten Sie davon?" .
„Unwiederbringlich doch hoffentlich nicht, Herr Doktor. Dazu bin ich ja schließlich da. .Sagen Sie, welchen Wert hatten die entwendeten Stucke?
.Einen Wert, der mit Zahlen kaum zu be- zeichnen ist. Immerhin hat der Baron für den Mu-Chi 25 000 Dollars bezahlt, für das Hundert- guldenblatt SO 000 Mark und für den Lionardo
10 000' MMtzung folgt,t
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