Tages-Neuigkeiten.
Gegenwärtig leben in Württemberg 145,308 Personen, die dem Handwerkerstand, und 90,907 Personen, die dem Fabrik- stand angehören.
Stuttgart, 29. Juli. Die Zahl der Sommertage, deren man bis heute erst 22 zählt, ist zwar im Vcrhällniß zu andern guten Jahrgängen noch etwas gering, alle», der Stand der Trauben ist nicht allein vier, wo man in mehrere» Weinbergen gefärbte Clevnertraubcn antrifft, sondern auch am Fuße der Alb, in der Gegend von Neuffen und Metzingen, ein ausgezeichneter, sowohl was das WachSthum als die Menge betrifft. Die Weingartner lebe» in den schönsten Hoffnungen. I» der Gegend von Tübingen, Nottenburg und Metzingen lassen die Hopsengärten guten Ertrag hoffen, der Stand derselben ist viel besser, als in dem benachbarten Baiern.
Im Oberamtsbezirk Horb tritt am 1. Septdr. d. I. eine regelmäßige Landpost in Wirksamkeit.
Am 3. August Mittags ist in Neusten, OA. Herrenberg, eine Scheuer sammt Inhalt gänzlich abgebrannt.
Zu Weil der Stadt ist eine Telegraphenstatiou eingerichtet und mit beschränktem Tagdienst sür den allgemeinen telegraphischen Correspondenzverkehr eröffnet worden.
Friedrichshafe», 2. Aug. I. M. der Königin und I. K. H. der Frau Prinzesstn Friedlich scheint es zu St. Moritz in Ober-Engadin nicht zu gcsallen. Wie nur hören, werden I. M. die Königin am 10. August wieder nach Friebrichshasen zurückkehren, um im Schlosse Ihren längeren Ausenthalt zu nehmen. Auch Se. Majestät der König werden Milte dieses Monats dahier eintrcffen und etwa 14 Tage an dem lieblichen Gestade des Bodensee'S verweilen. (Schw. V.)
Oberhausen, 3l. Juli. Heute Mittag fand hier ein Zusammenstoß zweier Züge statt, der uusern Bahnhof zu einem Bilde des Jammers und für einen Augenblick der grenzenlosesten Verwirrung gestaltete. Der Lokomotivführer und Heizer des einen Zuges retteten sich frühzeitig durch Herabspringen, dagegen blieb der Heizer des andern Zug<H gleich todt. Einem Bremser wurden beide Beine zerquetscht und er soll bereits verschieden sein. Noch fünf andere Beamten liegen darnieder, die theilweise mit dem Tode ringen. Außerdem wurden durch das Zertrümmern von vier bis 6 Personenwagen ein Kind getödtet und eine Menge ^Passagiere schwer verletzt.
Leipzig, 1. Aug. Der ständige Mitarbeiter an der Gartenlaube, Dr. Friedrich Hofmaun hier, hatte an de» Herzog Ernst von Coburg-Gotha einen GeburtskagSwunsch z»m21.Juni gerichtet. In kraftvollen Verse» schildert er die Trübe der Zeit und die Sorglosigkeit der Gegenwart. Der Hoffnung ans des Fürsten Eintreten für des Volkes Sache, wen» es gilt, Ausdruck gebend, schließt das Gedicht mit den Worten:
Der Himmel führe Deinen Geist Und Du das Volk des Heiles Pfade,
Daß segnend einst die Welt Dich preist:
Er war ein Fürst „durch Gottes Gnade!"
Unterm 1. Juli erhielt Hr. Hofman» folgende Antwort des Herzogs: „Mit Ihren tiefempfundenen, herzlichen Worte» haben Sie mir eine große Freude bereitet, mein bester Hofmann, und ich kann nicht umhin. Ihnen persönlich meinen wärmsten Dank auszusprechen. In gebundener Sprache, im duftenden Kleide der Poesie haben Sie der tiefen Prosa der Zeit die richtigen Worte verliehen. Ja wohl, die Zeit ist trüb'! Zwietracht und Schwäche auf den Thronen, Mißgunst und Eigenliebe im Schoße der Parteien; viel hoble Phrasen und schöne Worte, wehende Fahnen und donnernde Hoch!! Wo sind die Handlnngen, wo die Thaten? In tiefer Trauer schlägt das Herz des wahren Patrioten, und wehmüthig schweifen seine Blicke umher »ach Gesinnungsgenossen. Ruhiges Erwägen, großherziges Sclbstverläug- nen, unbedingte« Unterordnen unter die erwählten Führer fehlen, nicht Muth und Begeisterung. O möchte das deutsche Lied, der fromme deutsche Sänger, dem Volk vor allem jene Tugenden preisen! Nur durch sie können wir einst werden ein freies Volk „durch Gottes Gnade." Koburg, den 1. Juli 1863. Ihr ergebener Ernst."
Aus Leipzig, 3. August, wird dem „Dresdn. Journal" telegraphirt: Unter unaufhörlichem Hurrahrufe, Blumenwerfen,
Hüte- und Tücherschwenken durchzog der anderthalb Stunden lange Festzng der deutschen Turner die festlich geschmückten Straßen der Stadt. Der imposante Zug, an 20,000 Mann stark, »m 12 Uhr vom AugnstuSplatzc abgegangc», ist um 4 Uhr auf dem Fcstplatze eingctroffe». Die den Zug begleitende Menschenmenge betrug mehr als 100,000. Das Turnfest ist bisher ohne jeden störenden Zwischenfall verlaufen, die Stimmung eine sehr gehobene.
Leipzig, 2. August. Bekanntlich haben wir unter den Gäste» zum Turntag seit einigen Tage» auch den K. Staatsmi- nister Frbrn. v. Beust in unserer Mitte. Derselbe dielt beim hentige» Festessen folgende Ansprache: „Es seien der Regierung des Landes anerkennende Worte gezollt worben, die er mit Dank ausnehme. Der edle Fürst, welcher über dieses Land regiere, stehe keinem deutschen Bundesgenossen „ach in treuer deutscher Gesinnung. Die Regierung hätte es sich znr Aufgabe gestellt, Alle« von dem Feste fern zu halten, was der Verherrlichung des Festes störend oder hinderlich cnlgegentreten könne. Er hoffe dafür auch um so zuversichtlicher, daß von anderer Seite kein Mißton hereingebracht werde, dann würde der Zweck des Festes, die deutsche Kraft zu verherrlichen, erreicht werbe», aus dem man erkennen tonne, daß in Sachsen das freie Wort nicht gebannt wäre. Man solle auch nicht der Versicherung mißtrauen, daß die deutschen Fürsten den Einheirsbesirebungen' nicht abhold seien. Die Zeit sei vorüber, wo ein Staat daran denken könne, sich zu sondern; zusammenzusteheii in der Gefahr sei die einzige Po- lilck, die man jetzt verfolge. Die Zielpunkte aller deutschen Staa- teu seien dieselben. Darum begrüße er dieses Fest als Fest der Eintrach mit aufrichtiger Freude, weil er cs als Baustein zum Werk der Einigung betrachte."
In Leipzig erzählt man sich, daß den Berliner Turnern bei der Durch,ahrk an einem preußischen Bahnhof durch die Polizeibehörde das Entfalten des schwarz-roth-goldenen Banners verboten und dadurch ein sehr heftiger Auftritt veranlaßt worden sei.
Wien, 30. Juli. Die „Presse" schreibt: Das allgemeine dritte deutsche Turusest, welches am Sonntage in Leipzig beginnt. wird an Pracht und Großartigkeit das Frankfurter Schützenfest noch überbielen. lieber 15,000 Theilnehmer ziehen aus allen BundeSlandeu nach dem Festorte, ans Deutschöstceich allein mehr als zwölfhnndert; gegen 4000 Turner aus Leipzig und der nächsten Umgegend verstärke» während der Festfeier diese Schaa- ren. Die gastfreie Stadt hat nahezu bnnderttausend Thaler auf die äußere Ausstattung des Festes verwendet; eine riesige Festhalle, die in ihren Dimensionen bas Sckießhaus auf der Born- heimer Heide weit überragt, wurde auf dem großen Festplatze errichtet.
Galtet», 2. Aug. Se. Majestät der Kaiser von Ocstrcich ist heute Nachmittag >,m 5'/4 Uhr, vöm Grafen Crenneville-Fünf- kirchen begleitet, hier cingctroffen und in der Villa Meran ab- gcstiegcn. Gleich nach der Ankunft des Kaisers fuhr Se. Majestät der König von Preußen in östreichischer Obersten-Uniform, begleitet vom Flügel-Adjutanten General v. Mankenffel, an dem Absteige-Quartier des Kaisers Franz Joseph vor. Der Kaiser eilte Sr. Majestät dem Könige entgegen und empfing Allerhöchst denselben am Wagen. Beide Monarchen umarmten einander Angesichts der Bevölkerung herzlich und verfügten sich bann l»S Innere der Villa, woselbst Se. Majestät der König eine Viertelstunde verweilte. Kurz daraus machte der Kaiser in preußischer Uniform Sr. Majestät dem Könige den Gegenbesuch und dinirte bei Allerhöchstdcmselbe». Soeben findet Illumination des Badeortes unter bengalischer Beleuchtung des Wasserfalles und Anzündung von Feuern auf den Bergen statt. (K. Z.)
Gastein, 3. August, Mittags. Gestern Abend brillante Beleuchtung. Zur Besichtigung derselben erstiegen die Monarchen mit ihrem Gefolge eine günstig gelegene Höhe und promenirten sodann durch den Kurort. Heute Vormittag um 11 Uhr besuchte der Kaiser den König und speiste um 2 Uhr bei demselben. Heute Abend soll der Kaiser abreisen. (Fr. Pstz.)
Gastein, 4. Aug. Nach dem gestrigen Diner beim Könige unterhielten sich die Monarchen längere Zeit auf dem Balkon des Schlosses. Um halb 9 Uhr Abends reiste der Kaiser ab, nachdem er vorher dem Könige einen Abschiedsbesuch gemacht, den Letzterer in Begleitung seines Gefolges erwiderte. (Fr. Bl.) In Oberöstreich ist die Ernte eine so reichliche, daß