pers Vater. Der war ein Wittwer, und die alte Bille, die im­mer so rothe Augen hatte, wie eine Erzhexe, hielt ihm und sei­nem Sohne Haus. Der Fried war ei» Mittclschlag von Bauer, hatte ein kleines Haus und fuhr mit zwei Kühen im Acker.

Einmal, es war im Advent, hatte der Fried sich des Han- nespeters Buben zum Dreschen auf Wiederhelfen bestellt, und es war damals Neumond und so dunkel Nackns, das; mau keine Hand vor den Augen sab; da krähte des Fried's Hahn, und die Bille, die alte Hexe, wird wach und denkt: ist drei Uhr und die Drescher kommen bald. Sie denkt aber nicht daran, daß ihr neuer Hahn ein Wetterhahn ist, der kräht, wenn's anderes Wct. ter gibt, steht auf, zieht ihr Rvcklei» und Kittel an und guckt zum Fenster hinaus, ob nicht Euer Schwieger hier im Hanse schon Licht habe, daß sie das ihre anzündcn konnte; aber Alles ist stichdunkcl und mäuschenstille, als wäre das ganze Dorf man- setodt. Da sieht sie im Stollen Licht. Das sind die Keffelsii- cker von Gondershausen, sagte sie zu sich, die Hab' ich gestern ins Dorf kommen sehen, die schon an der Arbeit sind. Das find manierliche Leute. Du gehst hin und sagst gute» Morgen und nimmst dir ein paar Kohlen!

Gedacht, gethan! Meine alte Bill nimmt ihr Laternchcn und wackelt mit einem Töpfchen die Halde hinauf in den Stollen. Da fitzen zwei himmellange, schwarze Kerle bei dem blntrvthen Kohlenfcuer und ein grausam großer, schwarzer Pudelhund liegt dabei und knurrt und brummt.Kusch! kusch! Sultanchen," sagt die Bille und bietet den Männern guten Morgen.So fleißig schon so frühe?" sagte sie und bittet um ein Köhlchen. Nimm Dir deinen Topf voll," sagte der eine, und die Bille steckt ihr Laternchcn an und scharrt sich ihren Topf voll, deckt den Deckel drauf, sagt:Seid nicht so fleißig!" und wackelt heim. Wie sic aber die Kohlen auf den Heerd hinschütlcb, sind sie bumms . . . aus, und auch das Laternchen geht ans, wie sie zuleuchten will.Da ist kein Oel darauf," sagt sie und brummt, daß das Kohlenfeuer so schlecht ist. Was will sie aber anfange» ? Die Mannsleute haben das Feuerzeug in der Tasche.Ci," denkt sie,die Gondelshäuser Kesselflicker waren ja recht manier­lich. Geh' nochmal hin! Sie werden doch nicht schelten."

Wieder wackelt sie die Halde hinauf und sagt:Landsmann, die Kohlen sind mir ansgegangen; jetzt will ich aber den Deckel nicht mehr drauf thun. Darf ich mir nock einmal nehmen?" Da (knurrt der schwarze Pudel ganz grausam; aber die Bille sagt:Kusch, kusch! Sultanchen, mein Alterchen, wenn du an unser Haus kommst, sollst du auch eine Schinkenhäse kriegen." Der eine der schwarzen Männer sagt:Nimm dir nur!" Wieder steckt sie das Laternchen an, scharrt sich den Tops voll Kohlen und geht, indem sie sagt:Bedanke mich auch!" Als sie nun heimkommt, sind ihre Kohlen noch frisch in der Glitt. Wie sic sie aber auf die Platte des Heerdes schüttet, bumms . . . sind sie wieder aus und auch das Laternchen dazu.

Ei, so soll dich!" fluchte sie, tappte dunkel an den Kü­chenschrank, greift den Oelkrug, schüttet Oel aus'S Lichtchen, nimmt etwas Salz aus dem Salzfäßchen, um cs auf die Kohlen zu streuen, und denkt, nun sollen sie dir gewiß nicht aus- gehen! Macht sich zum drittenmal nun auf den Weg nach dem Stollen. . . . Als sie so die Halte hinaufkrabbelt, springt ihr der schwarze Pudel entgegen, als wolle er sie zerreißen. Ach, denkt sie, hätt'st du doch die Schinkenhäse mitgenommen, daß das Vieh dich in Ruhe ließe!Kusch! kusch! mein Alterchen," sagte sie nun schmeichelnd,ich thue dir ja nichts und die Häse entgeht dir nicht! Komm nur, wenns Tag ist!" Da wird das Vieh ruhig und sie krabbelt hinein und sagt:Ach, die Kohlen wollen gar nicht anhalteu! Nun Hab ich aber Salz, das ich drauf streue: da brauch ich Euch nicht mehr zu plagen."Nimm Dir noch einmal," sagte der Eine, und als sie ihr Laternchcn angezündet und ihren Topf vollgescharrt und eben sich bedanken und gehen will, steht der andere Kerl auf, hebt seine rothglü- hende Schürstange gegen sie auf und sagt:Kommst du noch einmal,^-so drehe ich dir den Hals um!" Ei, denkt die Bille, das ist mir ein großer Flegel von erster Sorte! Hab ich ihnen doch erst'vor drei Jahren einen kupfernen Kessel abgekauft. Sie war fix mit dem Mäulchen und hatte eine Zunge so scharf wie ein Scheermcsser. Wollte eben dies Mäulchen ein wenig spazie­ren gehen lassen; aber dachte sie, am Ende Hetzen sie dir den Eiterbisser (Ausdruck für böse Hunde) auf den Nacken. Laß es

gut sein und sag lieber ein gut Wort:Gott helf!" sagt sie und will gehen; doch da brüllt der Hund, aber nicht wie andere ordentliche Hunde, sondern erschrecklich! da springen die Kerle auf und cs thut einen Donnerschlag, baß die Bille schier zusam- meusällr. DaS Feuer ist aus, ihre Kohlen sind aus sammt ih­rem Laternchen. Ihre Haare stellen sich zu Berge. Sie betet: Alle gute Geister . . ." und lauft so schnell sie kann, heim, und als sie in der Küche ihre lobten Kohlen auf den Heerd wirft, schlägt's Eins, und sie erkennt, daß sie nicht bei den Gon- dcrshäuscrn, sondern bei böse» Geistern war. In der Todes­angst eilt sie in ihre Kammer und kriecht mit den Kleidern in's Bett und zieht die Decke über Len Kopf und betet in der größ­ten Todesangst alle Stoßgebete, die sie kann aus ihrer Ju­gendzeit.

Als nun um drei Uhr die Drescher klopfen, ist keine Bille da, »nd als endlich der alte Fried aufsteht und sie wecken will, da redet sie irre. Er geht nun hinunter und will Feuer anmacheu, nm die Suppe für die Drescher zu kochen, da die Bille so krank ist. Als er aber an den Heerd kommt, wie erstaunt er da! Ter ganze Heerd liegt voll Gold, voll purem Gold, lauter doppelte alte Schilbkarlinc. Er weiß nicht was er machen soll und wo­her das viele gelbe Gold ist; aber er denkt: Besser ist der Hab' ich, als der Hält' ich, und »immi's, Ichaffi's in die Küste und thut, als hätte er gar nichts gesehen. Morgens geht er zu Bille und sagt:Was ist Euch denn passirt, Bille?" Da erzählts die Alte haarklein und hal's Hernachmals meiner Mutter selig erzählt und ist nach acht Tagen gestorben. Bon meiner Mutter Hab' ich'S oftmals gehört."

Dummes Geschwätze," sagte der Steiger.Davon soll der alte Fried reich geworden sein?"

Von was dann?" sragte ärgerlich Lehucrt.

Ei, der hat geschachert wie ein Jude und tüchtig geknau­sert; hat Zinsen genommen, daß cs eine Schande war. Dann hat ihm der Landschreidcr Schlüssel in Simmern die Erlaubniß gegeben, eine Heerde Hammel zu halten, so groß er wollte, und hat ihm das Geld geschossen. Endlich zog er viele Bienen im Bienenberg und das Sprichwort sagt:Wer Glück hat mit Bie­nen und Schaf, der leg' sich nieder und schlaf!" Als er zuletzt Schultheiß wurde, da mußte jeder Vogel, der über sein Haus flog, eine Feder lassen. Sichst Du, Lehnert, schloß der Steiger, so ist er reich geworden; der Spitzbnbenhändel nicht zu gedenken, die er gemacht hat."

Ich weiß, was ich weiß', brummte Lehnert und wiegte den Kops von einer Achsel zur andern. (Forts, folgt.)

Allerlei.

Marschall Pelissier, Herzog von Mallakoff, ist ein Hitz- und Trotzkops, der verlangt, alles müsse sich ihm fügen. Neu­lich bei Heimfahrt von einer Promenade befahl er, daß der Kut­scher schneller fahre. Als dieser, ein alter Kanonier ans der Krim, antwortete, daß die Pferde unmöglich mehr angetricben werden könnten, bekam er die Reitpeitsche schmecken. Da drehte sich der Kutscher um und erklärte: ich werde nur noch Madame und Madmoiselle fahren und bitte den Herrn Marschall auszu- steigcn; geschieht dies nicht sofort, so werde ich die ganze Ge­sellschaft über den (zur Rechten der Straße liegenden) 10 Fuß hohen Abhang hinuuterfahrcn! Der Marschall mußte ausstei- gcn und zu Fuß heimgehen.

734 , 559 ' Mann und 112,131 Pferde zählt das deutsche Bun- desheer; dabei sind die Hunderttanscnde, welche Oestreich und Preußen' als Großmächte auf die Beine stellen, nicht gerechnet. Wahrlich, hätten wir Ein Commando oder nur ein einziges Com- mando, so brauchte Deutschland nur diese Zahlen und keinen Mann aufmarschiren zu lassen, um sich Respekt in der Welt zu verschaffen, aber! Aber selbst, das winzige Dänemark droht uns mit Krieg. _

Simrspruchr

Sich nicht rächen auch dann nicht, wenn Rache Gerechtigkeit wäre. Das ist edel! Erhaben ist's, den Beleidiger lieben!

Ihn in der Noth mit geheimer Wohlthat laben, ist himmlisch!

Seine König l. Majestät haben das Forstamt Altenstaig dem Revierförster Holland in Herrenalb übertragen.

Truck und Lerkag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung. Reduktion: Hslzte.