bereits geantwortet; es lehnt die von derselben vorgeschlagene Konferenz zwischen Ostreich, Rußland und Preußen ab; cs hält die sechs Punkte aufrecht.
D -7°, London, 23- Juli. Im Unterhause antwortete gestern Lord Palmerston auf cine Anfrage Fitzgeralds: die Erhaltung der Integrität Dänemarks sei ein britisches Interesse, Deutschlands theilweise berechtigte Forderungen seien aus diplomatischem Wege auszugleichen. zT. d. S. M.>
: Der konservative „Morning Heralb" spendet dem Lord Rüssel
folgende Titel: Wutschnaubend gegen Brasilien, feig vor den Äankee's, intrigant in Italien, Königsmacher in Griechenland, Tonangeber in Polen, Krämer in Amerika, Eisenfresser gegenüber den Taikoon, kriechend vor Hrn. Adams.
Bei Malaga sind eine englische und französische Fregatte zusammengestoßen und beide gesunken; nur 6 Mensche» wurden gerettet.
Genau genommen ist Rußland der Meinung, daß in die polnischen Händel nur Oestreich und Preußen etwas drein zu reden habe», weil sie auch Stücke von Polen haben; es hakte daher auch diese beiden Mächte vertraulich nach Petersburg eingeladen, um sich über Polen zu verständigen und was sic ansgemacht, England und Frankreich unterschreiben zu lassen. Oest- reich hat aber die Einladung abgelehnt, und will sich nicht von England und Frankreich trennen. Napoleon soll ärgerlich gesagt haben, wenn Rußland ferner Schwierigkeiten mache, so muffe man die Verhandlungen abbrechen und cs den Ereignissen überlassen, was weiter geschehen solle. — Minister Russell hat dem englischen Parlament erklärt, die Regierung werde keinen Krieg für Herstellung Polens führen, College Lord Palmerstou schwieg dazu; denn in seinem langen Leben hat er oft erfahren, daß der Wind umschlägt.
Die gesetzgebende Versammlung in Missouri, welcher Staat bekanntlich nur durch die Deutschen bei der Union erhalle» ward, hat die Sklaverei abgeschafft. Der erste Sklavenstaat der Union, der dieß that, war New-Jersei, 1784; seitdem ist Nichts der. gleichen weiter geschehen.
New-Iork, 13- Juli. Tie Armee der Rebellen unter General Lee ist durch General Banregarb mit ^tO.OOO Mann verstärkt worden. Eine Schlacht ist bevorstehend. — TaS K a- bitiet von Washington beräkh über die Friedensbedingungen. Seward will: Amnestie, Zurücknahme der Proklamation über die Befreiung der Sklaven und Ungültigkeitserklärung der Konfiskation. Präsident Lincoln besieht auf der Sklavenbefreiung. Die Minister sind getheilt. Man versichert, der Südstaatenpräsidcnt Davis werde folgenden Vorschlag machen: Der Norden und Süden getrennt, aber mit einem einzigen Präsidenten. — In New-Dork sind aus Anlaß der Konskription schwere Unruhen ausgebrochen. (S. M.)
Den neuesten Berichten aus New York zufolge ist Ncw- OrleanS durch die Generale Taylor und Jackson ernstlich bedroht. Südlichen Blättern zufolge hat elfterer in der Umgebung der Stadt 7000 Unionisten gefangen genommen.
Das verrufene Bergwerk.
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Wer an einem Sonntag Abend in milder Jahreszeit in ein Dorf auf dem Hunsrücken tritt, der findet überall vor den Thü- ren die Nachbarn beisammen sitzen und traulich plaudern vom Stande der Früchte, des Flachses, von Krieg nnd Frieden, von Diesem und Jenem. Das nennt der biedere Hunsrücker „Maien." So maien die Alten bei einander etwa hier und die Jüngern dort; streng aber scheiden sich Verheirathete und Unoerheirathete. Im Kreise des jungen Volkes erschallt wohl ein heiteres Lied, ein sogenanntes Schelmenlicd. Kommt die Jahreszeit, wo der Wind über die Stoppeln weht, dann wird in der Stube gemacht. Die zusammensitzende Gesellschaft heißt ,,die Maie." In solch eine Maie führe ich jetzt meine freundlichen Leserinnen. Die Maie ist klein. Es sind nur drei Personen und drei Männer, die, weil der Mond im ersten Viertel steht und ein mattes Licht durch die graue Wolkenschichte, die den Himmel deckt, hindurchdringt, im Dunkeln ihr Pfeichen Rollenknaster mit einander schmauchen, der freilich nicht sehr lieblich duftet.
Draußen deckt ein Hcrbstnebel die Gegend und er legt sich mit jeder Minute tiefer herab auf den Wald, Flur und die Wohn
stätten der Menschen mit ihre» schweren Strohdächer». Sehen wir uns die drei Männer einmal genauer an.
In einem hölzernen Lehnstuhl mit strohgcflochtenem Sitze neben dem Ose» ruht eine Gestalt von kräftigem Baue. Es ist der alte Steiger Leopold, der einst einem Werke Vorstand, das längst als unergiebig einaing. Er ist der Herr des Hauses, ein Witlwer, dessen einziges Kind, die liebliche Ottilie, hier zu Lande Util gesprochen, bei ihrem Gespielen ist. Leopold trägt Schuhe mit silbernen Schnallen, weiße Wollstrümpfe, kurze blaugrüne Manchesterhosen, eine dunkle Tuchweste, nnd ein Wamms von schneeweißer Wolle gestrickt, eine Arbeit seiner getreuen Hausfrau, die Gott zu frühe für Leopold abgerissen. Seine silberweißen Haare deckt das grünsammetne Mützchen mit dem Pelze des Buch- mardcrs verbrämt, dem er selbst daS Lebenslichtlein ansgeblasen, den» er ist selbst jenseits seiner stebenzig noch ein wackerer Nimrod vor dem Herr», und wer ihn ansieht, kann ihn kaum sür einen starken Fünfziger halten. Man sieht de» rasche» Bewegungen des Mannes, dem lebhaft blitzenden Auge a», daß er kurz angebunden, an rasches Handel» gewöhnt ist, und sein Jähzorn leicht ansflammt; aber dabei liegt doch in dem Gesichte des Mannes, bei allen Kennzeichen scharfen Verstandes, auch gar viel Gut- mülhigkeit.
Auf der Bank, welche zur Seite des viereckigen, großen Plattenvsens, über dem das Reck angebracht ist, eine gar ge- müthliche Ofenecke bildet, sitzt des Steigers Gevattermann und Nachbar, der Leincnweber Lehnert, auch ei» Greis, der die Sechzig auf dem Rücke» hat, cine ruhige, gntmülbige, etwas drcb- bändelige, (so sagt der Hunsrücker, wenn er eine phlegmatische Natur bezeichnen will) Menschenseele, aber ehrlich und treu wie Einer. Seine Kleidung ist der des Steigers ähnlich; nur sind die Schuhschnaüeu von Messing, die Hosen von Hirschleder, das Kamifol von dunkelblauem Tuche. Neben diesem sitzt der Wagner Stumpf, Lehnerts Schwiegersohn. Er ist jung, trägt lange blaue Tuchhosen, die über die Flehmstietel reichen, eine rotbe Tuchweste, ein kurzes blaues Wamms. und eine roth und weiß gestreifte, gewobene Beutclmütze mit dickem Klunker dran, der majestätisch zur Seite herabhängt, fast am linken Ohre.
Die Unterhaltung ist lebhaft. Sie behandelt einen Gegenstand, welcher das ganze Dorf in diesen Tagen bewegt und die Furcht vor den nahenden Franzosen, de» Bringeru der Freiheit nnd Gleichheit, etwas in den Hintergrund gedrängt hat. Lauschen wir ihrer Rede!
„Bei meiner Seele, Cumpecr (Gevatter, 6ompöro> Steiger," sagte Lehnert, den des Steigers Cinwand ans seiner Ruhe gebracht, „ich Habs mit meinen leiblichen Angen gesehen, und meine Augen sind noch so gut, daß ich das feinste Gebildmuster, das ich webe, ohne Brille sebe."
„Ach was," sprach der Steiger heftig, „Du kamst von Sim« mein und hattest einen Schoppen Moselrr oder Nheiner getrunken. Da sehen die Leute überall Gespenster, nnd wenn man's in der Nähe betrachtet, ist's ein alter, fauler Baum."
„Ei, da soll mich doch gleich der . . ." rief Lehnert; — aber der Steiger fiel ihm inS Wort und sagte scharf verweisend : „Nicht gleich sich verheiße», Cumpeer Lchiierl! Ist's wahr, so ist's nicht nölhig; ist's nicht wahr, so wirds dadurch nicht wahr. Sprich ruhig und erzähle Deine Geschichte."
„Ei, was," sagte Lehnert ärgerlich. „Ihr seid ei» Freigeist. Ihr glaubt einem so etwas nicht."
„Ich glaube Alles, was wahr ist, Lehnert, erzähl nur 'mal!" sagte ruhiger der Steiger.
„Nun Schwieger," sprach Stumpf, „so erzählt's denn doch einmal ordentlich, daß man daraus klug werden tan»."
Nach einer kleinen Pause, in der er seine ausqnellende Pfeife niederbrückte, hob endlich Lehnert an: „Ihr wißt alle Beide, daß, wenn die Menschen ein Bergwerk anfangen, der Teufel sogleich sein Revier drin hat, sammt seinem Anhang. ... So ist's auch mit dem Stollen, den Ihr vor fünfzig Jahren eingetrieben und seitdem habt liegen lassen. Wißt Ihr die Geschichte von der alten Bille, die bei des Casper's Vater gedient hat?"
Der Steiger schwieg; aber über fein Gesicht flog eine finstere Wolke bei dem Namen Caspars. Stumpf aber sagte neugierig: „Nein!" (Forts, folgt.)
Druck und «erlag der G. W. Zals-r'sch-n Buchhandlung. R-taktiou: Hdlftle.