in ziemlich betrunkenem Zustande von Herrenberg?nach Oberst, singen zurückgegangcn war, und auf cinrn Platz daselbst sich de. geben hatte, wo man eine Scheuer baute, kam auch Wiedmaier dorthin. Ec schimpfte denselben sogleich mit de» Worten:du Allerweltslüderlicher, du Hexenmarle" rc., und als dieser ihm mit:du Meineidiger" rc. erwiderte, ergriff der Angeklagte ein sog. Breilbeil und fiel de» Wicdmaier damit a», so daß er ihm einen Nasenflügel ausschlitzte. Die Sache kam znr Aiizeige, und da der Verletzte i» der Voruntersuchung auss Bestimmteste aus­gesagt hatte, der Angeklagte habe mit de» Worten:ich spalte dir den Kopf" einen starken Hieb von oben nach unten »ach sei. nein Schädel geführt, und auch der O.A.-Wundarzt vr. Klemm von Hcrrcnberg diese Aussage gemäß der Beschaffenheit der Wunde bestätigt halte, so mußte der Angeklagte vor das Schwurgericht verwiesen werde». Heute aber nahm der Beschädigte sowohl, als auch der Arzt diese Aussagen zurück, und es blieb nur so- viel gewiß, daß der - Angeklagte mit dem Beil herumgefuchtclt hatte und dabei den Wiedmaicr verletzte. In Folge dessen de. gründete der St..Ai»valt die Anklage nicht weiter, und es erfolgte ein Nichtschuldig. Als Verthcidiger war Rechts-Eons. Be« chcr von Stuttgart und als weitere Sachverständige O.A.-Arzt Welsch von Herrenberg und Prof. Or. v. Bruns von hier anwesend. Der Präsident entließ sodann die Geschworncn wieder mit freundliche» Worten.

Der Bote Beißer auS Calw ist zwischen Calw und Freu- deustadt verunglückt; er kam unler seinen Wage» und verlor auf jämmerliche Weise sein Leben.

Kirchheim u. T-, 22. Juni. (Telegramm.) Auf dem Wollmarkt sind 14000 Ctr. Wolle gelagert. Käufer sehr viele am Platz, Ausländer mehr als früher. Verkäufe: einige mittel, fein 122 fl. (Schw. M.)

Kirchheim u. T., 24. Juni. (Wollmarkt.) Die Zufuhren dauern fort und beträgt das Quantum 15,000 Centner, welches bis auf weniges verkauft ist. Preise hielten sich während des ganzen Marktes fest. (T. d. St.>A)

Ludwigs bürg, 14. Juni. Dieser Tage kam hier ein ganz absonderlicher SelbstmordSversuch vor Am Dienstag Abend machte ein Obermann eines Infanterieregiments einen Spazier­gang im Salonwalde. Im tiefsten Dickicht bemerkte er einen frisch aufgeworfene», mit Moos und Laub bedeckten Hügel. Neu­gierig näherte er sich demselben und sah zwischen dem Moose et- was Rothes hervorblickcn, das sich bei näherer Untersuchung als der Aufschlag eines Uniformrockes herausstcllte. Bald kam eine ! Hand und zuletzt ein ganzer Mensch zum Vorschein, in welchem der Obermann sogleich einen Freiwilligen seines Regiments erkannte, der auf de» noch nie bagcweseneu Gedanken gekommen war, sich lebendig zu begraben und auf diese Weise aus der Welt zu schaf. fen. Die Absicht wurde zwar durch die Entdeckung vereitelt; doch war er schon so schwach, daß er auf der Kasernenwache, wohin er gebracht wurde, umfiel. Durch passende Mittel wurden seine Kraft« wieder hergestcllt, und im Augenblick befindet er sich wie- der ganz wohl. Der Lebensmüde war im vorigen Herbst frei- willig beim Regiment eingelreten. Als Wundarzt hatte er gehofft, bald Unterarzt werden zu können, und das Mißlingen dieser Hoffnung scheint ihn zu seinem Entschlüsse gebracht zu haben. Am Sonntag hatte er seine Kaserne verlassen und war in den Salon gegangen, wo er sich mit dem Faschincnmesscr sein eigenes Grab grub. Wie lange er in demsclaen gelegen und wie lange er ohne Nahrung geblieben, vermögen wir nicht anzugebe».

Ludwigs bürg, 22. Juni. In der letzten Versammlung hiesiger Einwohner zur Besprechung städtischer und ähnlicher In. tcressen wurde eine an die Kammer der Abgeordneten zu richtende Eingabe um Abschaffung der Todesstrafe verlesen und sogleich mit einer großen Zahl von Unterschriften bedeckt. (Bravo!)

Das Schwurgericht zu Ulm verurtheilte den Schreinerlehr­ling Carl Frank von Bezgenrieth, O.A. Göppingen, wegen Brandstiftung zu 9 Jahren Zuchthaus. Der Mensch hatte seinem Vater, um sich für empfangene Prügel zu rächen, das Haus angezündel und dadurch diesem einen Schaden von 1162 fl., und einem andern Hansbewobner einen solchen von 1796 fl. zngefügk.

Biber ach, 20. Juni. Vorgestern Nachmittags zog ein schweres Gewitter über die benachbarten Markungen von Reute, Rindenmoos und Rißegg, welches die dortigen Flureu verheerte und einzelnen Grundbesitzern ihren ganzen heurigen Erntecrtrag

! vollständig vernichtete. Das Hagelwetter zog sich bis in die Ge- j gend von Ochsenhause», wo der Schaden indeß weniger bedeu­tend sein soll. (N.-Z.)

I» Kirchberg, O.A. Marbach, trug vor etwa 14 Tagen ei» Fuchspaar seine ganze Familie, bestehend aus 7 Jungen, iu einen hinter einem Wobnhause im Garten befindlichen Backofen. Als die Hausbesitzerin einige Tage darauf den Backofen benützen wollte, war sie nicht wenig erstaunt ob der einquartirten Fuchs« faiüilie. Die Alten rekirirten in den Keller und wurden von mehreren dazugekommcnen Bauern todtgeschlagen, die Jungen aber vorderhand verschont.

Zu demschwäbischen Sängerfest" in Oehringen (28. u. 29. Juni) sind laut Ncckar-Zkg. bereits 171800 Sänger «n« gemeldet.

Mannheim, 16. Juni. Unter den Gaben für daS hiesige Schützenfest bemerkt man von den Holzhändlern in Württem­berg ein Floß, Werth vorläufig 200 fl.

Kissi »gen, 16. Juni. Diesen Nachmittag gegen 5 Uhr, trafen der Kaiser und die Kaiserin von Ocstreich mit großem Ge- folge in Kisstngen ein und stiegen im Hessischen Hotel ab, Die Kaiserin wird hier eine volle Kur machen, der Kaiser aber in wenigen Tagen wieder abreisen. (H. N.)

Sigma ringen, 20. Juni. Die Eisenbahnfrage rückt ihrer Lösung wieder einen Schritt näher. Die württemb. Ingenieure nehmen unter Leitung des Hrn. Oberbauraths v. Ga ab dar Terrain der Umgegend auf. Man hört, daß den württ. Kammern zwei Projekte vorgelegt werden sollen: nach dem einen wäre die Bahnlinie von Ulm durch das Donanthal, nach dem andern von Anleiidorf.Meiigen über hier nach Ebingen, Balingen, Hechin» gen beabsichtigt. (H. Wchbl.>

Berlin. 20 Jnni. Der Prcßverordnung ist nun ein Blatt unterlegen. Dieheitere Welt" erklärt in der heute ausgegebe- nen Nummer, daß sie zum letzten Mal erscheine und eS vorziehe, nachdem ihr zwei Verwarnungen ertheilt worben, vor dem Ge­setze vom 1. Juni die Segel zu streichen.

Leipzig, 20. Juni. Gestern Vormittag traf hier Gustav Struve ein. Struve ist am 2.. d. M. in Hamburg gelandet, und gestern direkt von dort hier eingetroffen. Er reist morgen nach Koburg, um seinem Studienfreund Streit einen Besuch ab­zustatten. Alsdann geht er nach Mannheim. Sein Gesicht ist noch frisch und blühend wie vor 15 Jahren im Vorparlament, jedoch ist Kopf und Bart wie Schnee so weiß geworden. Ueber die amerikanische Krisis theilte er mit, daß der Norden schwerlich den Süden bewältigen werde, und es handele sich jetzt lediglich um die Gränzen, d. h. der Norden möchte in Birginien seine Gränze möglichst weit hinaus schieben. Hat er dieß er- langt, so wird er von selbst Frieden machen. Leider ist durch Schurz, gegenüber Oberst Blenker, ein vollständiges Zerwürf­nis! unter den Deutschen entstanden. Die Deputation an Hecker wird vermuthlich wenig ausrichten, da derselbe, obgleich schwer verwundet, sich in Amerika sehr wohl befindet, und jetzt weit weniger denn früher an eine Rückkehr in die Heimath denkt.

Wien, 20. Juni. DerGeneralcorrespondenz" wird un­term.13. aus Korfu geschrieben: Hier werden Vorbereitungen zum Empfang dcS neuen Königs der Griechen getroffen, welche auf einen längeren, wenn nicht bleibenden Aufenthalt desselben in Korfu schließen lassen. Ein Grund dafür dürfte vornehmlich darin liegen, daß der König von dem k. Schlosse in Athen nicht wohl früher Besitz ergreifen kann, als bis die baierische Dynastie ausdrücklich auf ihr Eigenthumsrecht verzichtet hat. (Fr Ir.)

Karlsbad, 20. Juni. Der König von Preußen ist ge­stern Abend hier eingctrosfen. (F. Jour.)

Rom, 20. Juni. Am Jahrestag seiner Erwählung empfing der Papst die Karbinäle; der Dekan sagte ihm: Ihre Erwählung ist nicht Menschenwerk, sondern von Gott; daher sind Ihre Hand­lungen der Ausdruck des göttlichen Willens. Der Papst ant­wortete: Die Kirche war immer verfolgt und wird es immer sein, aber alle menschlichen Kräfte konnten sie in 18 Jahrhun. dertcn nicht stürzen. Heute wird der Glaube mehr als je ver­lästert; am betrübendsten ist cs. daß hochgestellte Personen Glau­ben und Kirche vernichten wollen; es ist aber tröstlich, daß das Volk selbst die Nothwendigkeit der weltlichen Macht für die Frei­heit des Oberhauptes der Kirche erkennt.