Tages - Neuigkeiten.

Nagold. (Eingesendct. Schluß.) Werden so fragen wir Angesichts dieses Falles solche Scene» blutiger Grausam, keit noch öfter am Auge der Erwachsenen und unserer Kinder vorübergehen? Hat denn in der langen Zeit von einem halben Zahre auch nicht einer der Bewohner all der Ortschaften, welche das Sattler'sche Fuhrwerk passirke, auch kein Landjäger, Steuer- ausseher. Forstschntzwächler ober ein Mitglied vom wnrttembergi- schen Thierschutzverein dies Graue» erregende Trauerspiel mit an- geschaut? Und wenn, bat sich denn bann keiner gefunden, der davon Anzeige gemacht! Und wenn letztere« je geschehen sem sollte, warum wurde keine Abhilfe geschaffen? Wo fteckl der Feh. ler» Warum mußte denn der erste, der diese Procedur dem hie. sigen Stations-Comnianbo (welches übrigens, was wir nicht ver­schweigen wollen, sogleich an Ort »nd Stelle sich eingefunden) zur Anzeige gebracht, gerade einer sein, der weder einer der oben genannten Branchen angehört, noch auch sich unter diejenige» zählt, die Mitglieder vom württemb. Thierschutzocreiu sind oder sein wollen! Es ist wahrlich den armen, sprachlosen Geschöpfen mit dem Ansehen mit Blicken des Bedauerns schlecht gedient. Die seufzende Kreatur bittet nicht um stille Theilnahme. Wir wünschen jedwedem, insbesondere auch den Mitgliedern des wie- derholr genannten Vereins, bei Diesfalls vockommenden Fällen ein offeneres Auge, ein theilnehmenberes Herz, ein freieres, euer, gischeres Wort und, wennS noch lhut, eine kräftigere Hand und eine» willigere» Fuß. Lasse sich'« keiner verdrießen, seinem ge- plagten unvernünftigen Mitgeschöpf zu lieb etwas zu thun! Nur durch solch gemeinsames energisches Einschreiten können die thörichten und barbarische» Aeußerungen und Meinungen beschämt, entkräftet und zuletzt radikal ausgemerzt werden, wie man solche auch im 19. Jahrhundert, wo so viel von allgemeiner Bildung. Humanität u. bgl. m. gesprochen wird, immer noch hören kann! Sie lauten:Das hätte sollen mein Gaul sein! Mir hätte man ihn gewiß nicht in einer Stallung zurückbehalten, noch viel we- Niger dem Abdecker übergeben.'" oder:Ich kann mit meinem Stück Vieh thun, was ich will; da kann mir niemand etwas de- fehlen!" oder:Wenn das Thier auch hin ist, so ist ja nicht viel hin!" u. dgl. m. Wen» die Lifte der Mitglieder des Thier­schutzvereins sich stets vergrößert, so kann »ns dies nur freuen, vermögen aber gleichwohl dabei nicht den Wunsch zu unterdrücke», es möchte doch jeder Beitretenbe ein aktives Glied in dieser Kor­poration sein und seine Mitgliederschast und Thäligkeit nicht mit der Entrichtung des Annuums von */s fl. identistclren! Wir em­pfehlen jedem unserer menschlich denkenden und menschuch füh­lenden Mitmenschen, sein Augenmerk ganz besonders auf die Be­schaffenheit und Behandlung der Pferde und aus den Transport des Schlachtviehes richten zu wolle»; denn, meistens sind es ge­rade die nützlichsten Thiere, die Mißhandlung zu erfahren haben. Wie mancher Erwachsene an großen Thieren, so versündigt sich manches Kind au kleinen; denn wie die Alten sungen, so zwit­schern auch die Jungen. Die unvernünftige sprachlose Kreatur hat aber nicht blvs um ihres großen mannigfachen Nutzens willen Anspruch auf ein dem christlichen Sittengesetze entsprechendes Ver­halten und auf schonende Behandlung von Seiten ihrer vernünf­tigen Mitgeschöpfe zu machen, sondern noch viel mehr, deßhalh» weil sie seufzt unter dem durch Schuld des Menschen aus dem ganzen Erdboden ruhenden Fluche. Hören wir noch schließlich, wie Dann leider so wahr spricht, wenn er sagt: .... Noch trauriger ist das Schicksal vieler Pferde- In den besten Jahren werden sie Berg aus Berg ab und auf der Ebene gejagt, ge­peitscht und muthwillig verdorben, dis endlich die steifen Gelenke den Dienst versage». Dann kommen sie unter die derben Fäuste der Karrenfuhrleute, die zu arm sind, diese Thiere ordentlich zu füttern, nichts desto weniger aber ihnen Lasten zu ziehen geben, welche für junge und wohlgenährte Thiere schwer genug wären. Mills dann nicht gehen, so wird geflucht und geschlagen, bis end­lich das an Hals und Kreuz geschundene, wundgedrückte Thier dem Abdecker anheimfällt, wenn es nicht vorher unter den Miß­handlungen seines Peinigers auf offener Straße eines jähen To­des stirbt. Man steht oft solche unglückliche Geschöpfe zitternd vor Hunger und Kälte Stunden lang in Sturm und Regen vor den Wirthshäusern am Wagen stehen, während der liederliche Eigenthnmer bei Schnaps und Kartenspiel in der warmen Stube

sitzt. Meistens behalten solche Bursche gerade nur noch so viel Gedanken übrig, um zu wisse», daß sie die Herren der Pferde sind, und geben dies durch unbarmherziges Zuschlägen auf die armen Thiere und unsinniges Flnck'en zu erkennen." ....Die tausendsack) geplagte Kreatur findet selten einen Rächer unter den Menschen; aber der, der das Schreien der Rabe» hört, vernimmt auch das Seufzen der mißhandelten Geschöpfe und wird die Quä­ler aych für diese Unlhatc» zu finden wissen."

^ ohrdors. Das Turnen, ein wesentliches ErziehungS-

^biiid Bildungsinittel für die Jugend, ist hier in erfreulichem Fort­schritt begriffen. Dem längst gefühlte» Bedürfniß der Errichtung einer Tnrnanstalt kam Herr Spinnmeister R agu6 in Verbindung mit Herrn Webmeister Göbel in freundlicher Weise entgegen, indem sie sich bereit erklärten, Die Leitung der turnerischen Hoch- rosp. Frei-Uebungen zu übernehmen. Unter zahlreicher Betheili­gung von activen »nd unterstützenden Mitgliedern kam sofort ein Verein zu Stande, der sich die Beförderung der leiblichen und geistigen Kräfte der Mitglieder zur Aufgabe machte, und der all­seitig unterstützt schon Ersprießliches geleistet hat. Vor allem ist hier der Unterstützung von Seiten der Gemeinde zu gedenken, welche das »öthige Material an Holz zur Herstellung des Turn­platzes zur Verfügung stellte, und wofür wir unser» Dank öffent­lich auszusprechen uns gedrungen fühlen, sowie der zahlreichen älteren Mitglieder, welche in gleicher Weise, wie sie seither dem Gesangverein in pekuniärer und moralischer Weise unter die Arme gegriffen, mit Opferbereitwilligkeil zu dem Zustandekommen und der Entwicklung des Vereins beigetragen habe». In wenigen Tage» wurde die sogenannte Stelle, ein zu diesem Zweck sehr geeigneter Platz, durch die Thätigkeit der Turner und der erfor­derlichen Handwerkslente zu einem stattlichen Turnplatz umgeschaf­fen, der bereits seine Früchte trägt; denn mit Befriedigung sehen diejenigen, welche zu Erreichung dieses edeln Werks beigetragen haben, das rege Leben auf dem Turnplatz und das eifrige Stre­ben der Turner. Das müßige Herümschlankeln der jungen Leute an den Abenden hat nahezu aufgehört, und ist bios noch verein­zelt zu finde», aber auch diese werden endlich dem guten Beispiele folgen. Die physischen Vortheile aber, die sich jeder Turner er­ringt, werden sich erst später in ihrem ganzen Umfange zeigen und zur Geltung kommen.

Rotte »bürg. Am 1l. d. M. stürzte in dem benachbar­ten Sulz au beim Tunnelbau ein verheiratheter Arbeiter auS Rheinbaiern in den Schacht des Tunnels hinunter und war au­genblicklich eine furchtbar zerschmetterte Leiche. DaS Unglück wurde durch das. Ausschlüpfcn eines Seiles veranlaßt.

Die Sammlungen für Kepplers Denkmal betragen jetzt nahezu 20,000 fl.; das Zustandekommen des Denkmals ist gesichert: Mit diesem Denkmal setzt sich Deutschland selbst ein Ehrenzeichen:

Baden, Ist. Juni. Gestern fand die feierliche Eröffnung der Walds Hut-Eonstanzer Bahnlinie statt, welcher ästch der Großherzog von Baden beiwohnte, der überall mit größtem Enthusiasmus empfangen wurde.

Biebrich, 6. Juni. Gestern Abend bestieg in Mainz ein Franzose das Localboot Erbprinz. In der Nähe der Rheinmühle sagte er zu den auf dem Schiffe befindlichen Passagieren, er wolle ihnen jetzt einen Spaß machen. Dieser Spaß bestand näm­lich darin, daß er seinen Hut auf Die Bank setzte und sich über Bord stürzte. Rettung war nicht möglich. Dev Hut enthielt die Börse des Unglücklichen und einen Brief, worin die Ursache des Selbstmordes angegeben war. Er hatte in Wiesbaden sein gan­zes Vermögen verspielt. Zugleich warnt der Brief Alle vor die­ser Spielhölle. Seine Börse enthielt etwa noch 36 kr.

KiPsingen, 12. Juni. Nach gestern hier eingetroffenen Nachrichten wird Se. Maj. der Kaiser von Oestreich seine hohe Gemahlin persönlich am nächsten Dienstag den 16. d. bieher be­gleiten, und sich 10 bis 14 Tage dahier aufhalten. (A. Z.)

Berlin, 15. Juni. Ei» Warschauer Privatbrief vom 12. meldet, daß an diesem Tage Heinr. Abicht und der Kapuziner Konarski mittelst des Strangs hingetichtet wurden, und daß darauf der Großfürst Konstantin die Warnung erhalten haben soll, die Nationalregierung könne nicht länger für seine Sicherheit einstehen.

B erlin, 13. Juni. Die Spener'sche Ztg. meldet in einer Privat-Eorrespondenz aus Wien, 10. Juni: Es scheint positiv zu.sein, daß der Kaiser Franz Joseph Ende Juni nach Karls­bad gehen wird, um Se. Maj. den König von Preußen zu be-