Das ev.Kirchen- und Schulblat!" erthcilt die Versicherung, daß dem kommenden Landtage ein Complexlastengesetz vorgelegt werde, wodurch alle Geistlichen, auch die hofkammerlichen, für welche Besorgnisse im Kirchenblatt ausgesprochen worden, vor Einkommens-Verlusten gewahrt bleiben. Diese Miltheilnugen des Kirchen- und Schulblatts" erscheint vollkommen begründet, denn bekanntlich hat die letzte Kammer bei '>> blebuung der Nachtrags- Entschädigung ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, ein Complex- lastengcsctz anzunehmen und sogar um Einbringung eines solchen gebeten. (T. Ehr.)

Karlsruhe, 27. Nov. DieBad. Ldsztg." läßt sich auS i» dem Nied" schreiben, daß im Oktober in der Gemeinde T. auf dem Schwarzwalbe eine lOtägige Jesuiteumisston abgehal- ten wurde, in Folge deren mehrere Personen wahnsinnig gewor­den sind. Zwei sind gänzlich zu Narre» geworden, und drei Weibspersonen wurden verrückt, sind aber wieder bergestellt. An einer Frau von L. brach der llvahnsiun in der Kirche mitte» in der Predigt aus. Dieses verursachte ungemeines Aussehen. Mit aufgehobener und geballter Faust schrie sie dem ffremden Predi­ger zu: Du schwarzer G.ck, halt jetzt dein Maul. Auch

die Personen, welche sie aus der Kirche schleppten, wurden von ihr verunglimpft. Der Orkspfarrer (Pfarrverweser) von k. T. hatte bei dieser Mission nichts z» thn», als die Gaben für diese fremden Geistlichen cinzusammeln. Es sollen 600, nach Andern 800 fl. in dieser Gemeinde zusammcngebrackt worden sein.

Berlin. Die preußische »ach Kassel am 24. abgegangcne Note fordert dringend und ernst die Herstellung eines gesicherten Nechtsznstandes, widrigenfalls Preußen zunächst die Vermittlung des Bundes ausnchen, wenn aber aus diesem Wege nicht schnelle Abhilfe erfolge, so werde Preußen die Interessen Hessens durch eigene Mittel geltend machen und dabei beharren, bis unter Zu­ziehung der hessischen Agnaten dauernde Bürgschaften gegen die Wiederkehr jetziger Zustände gewonnen seien. (T d. N.-Z.)

In Berlin werden die Bestrebungen, Loyalitätsdeputatio- neu der Provinzial-Landtage zu Stande zu bringen, als gescheitert angesehen. In Preußen, am Rhein, in Posen und Wesiphaleu besitzt die feudale Partei eine so verschwindende Minorität, daß sie selbst in den ihr eigentlich angehörenden Instituten nicht ent­sprechendem Ausdruck zu gelangen vermag. Hr. v. BiSmark soll neulich einer Deputation gesagt haben:davon Halten Sie sich überzeugt, daß ich mit Energie und Conftqueiiz auf meinem Stand­punkte beharren werde; es kommt gerade darauf an, daß die Sache zum Stehen kommt. (Stg. A.)

Es bestätigt sich, daß ein loyaler Mann, der dem Kö­nig von Preußen mit Andern eine Ergebenheits-Adresse überreichte, unerwartet hinzufügte, alle die betr. Adressen gingen uur von einer verschwindend kleinen Minderzahl des Volkes aus, die un­geheure Mehrzahl stehe auf Seiten der Kammer und eS sei ge- rathen an iederherstellung der Eintracht zu denken. Auf den König hat diese unerschrockene Erklärung eines durch und durch ergebenen Mannes großen Eindruck gemacht, wie die ofsiz. Zei­tung Sachsens bestätigt. Widersprochen ist der Nachricht nir­gends worden.

Charakteristisch sind die Aussprüche der englischen und fran­zösischen Presse über den König von Preußen.Daily Tel." sagt: Der geeignetste Platz für den König von Preußen wäre ein Museum; er ist eben so gut eine Reliquie des Feudalismus, als eine Ritterrüstung könnten mit Vorthcil an ihm studieren; als konstitutioneller König eines Staats, der an der Spitze Deutschlands stehen will, ist er aber ein Anachronismus. Seine Lehren sind nicht moderner als er selbst. Am zähesten hält er fest am gött­lichen Recht, das man längst abgethan glaubt. Europa lächelte darüber, als er sich in Königsberg selber krönte. Spätere Ereig­nisse zeigten, daß er den glänzenden Kopfputz vom Himmel er­halten zu haben wähnt. In dem ungläubigen Europa ist aus ihn allein das heilige Feuer herabgekommen; ob er auch einst, wie unsere Könige, Skropheln heilen kann? Dann gute Nacht Kisstngen, Wiesbaden, Langenschwalbach und Karlsbad! Unglück- licherweise betrachtet man aber heute das Amt der Könige als nicht zu Gunsten einzelner, sondern per großen Mehrheit ge­schaffen u. s. w.

Des Afrika-Reisenden vr. Bogels Tod ist bestätigt. Die englische Regierung hat amtlich in Leipzig gemeldet, daß Vogel schon vor 5 Jahren in Wadai hingerichtet worden sei. Vogels Vater lag schon auf dem Sterbebette, als die Nachricht eintraf, man verschwieg sie ihm daher.

DaS Unterhaus in Wien hat 6 Millionen am Militär-Bud­get gestrichen und die Regierung nimmt den Strich an.

Das Schwurgericht von Zürich hatte die traurige Aufgabe, eine angebliche Brandstifterin, welche 7 Jahre im Zuchthaus ge­sessen halte, für unschuldig zu erklären und statt ihrer einen ruch, losen Gesellen zu verurtheile». (S. M.)

Nizza, 21. Nov. Se. Maj. der König von Württemberg ist im besten Wohlsein hier augelangt. Er wohnt an der eng­lischen Promenade, die er sehr zu ihrem Vortheil finden wirb.

Paris, 22. Nov. Tie Nachrichten von einem Handelsver­träge Frankreichs mit der Schweiz sind begründet.

Wen» die Franzosen Nom verlassen, werden Oestreicher, Spanier und Baiern die ewige Stadt besetzen und die weltliche Herrschaft des Papstes schützen. Das soll Oestreich dem Kaiser Napoleon eröffnet haben. Was die Baiern betrifft, so sind wohl nur die Münchener Künstler gemeint, die falle nach Rom wall­fahren wollen.

Paris. Im Coustitutiouel behauptet Limayrac, wenn Prinz Alfred deu T.ron Griechenlands besteige, so werde die orienta­lische Frage furchtbarer als je beginnen. Frankreich werde nur die Ehre z» Rathe ziehen und die Interessen seiner traditionellen Politik behaupten. (T. d. N.-Z.)

Paris, 24. Nov. König Otto soll beabsichtigen, aus Ge­sundheits-Rücksichten einen Theil des Winters zu Amelie les BainS in den Pyrenäen zuzubringen. Die provisorische Regierung in Athen hat ei» Anleihe» mit einem englischen Hause abgeschlossen, dem sie zur Deckung einige dem Staate gehörige Oliveuwaldun- ge» übergibt.

Das Schlachtfeld von Bull Nun soll einen abscheulichen Anblick darbieten. Das Terrain ist überall mit zerbrochenen La­fetten und Pulverwagen, mit Uniformstücken, Kanonenkugeln, Bomben und mit den wie Mumien vertrockneten Ucberresten ge- tödteter Pferde bedeckt, welche aus weite Strecken die Atmosphäre verpesten. Die Glieder halbbcgradener Soldaten rage» aus dem Boden hervor, und zahllose Arme und Beine liegen auf dem Schlachtfelde; die Muskeln hängen noch an den Knochen, und in viele» Fällen sicht man, daß Hunde und Aasgeier an den­selben genagt haben. (Fr. Pstz.)

Newy ork, 15. Nov. Nach demTribüne" stehen die Se- cessionisten im Rücken der Armee Burnstdc's; Jackson steht im Winchester. Die nnionistische Expedition ist von Ncw-Bern zu­rückgekehrt, nachdem dieselbe bei Farndorough auf beträchtliche secessionistische Streilkräfte gestoßen. Die Secessionisten sind bei Moorfeld (Lirginien) zurückgeschlagen. Es sind ungeheure Unter­schlagungen bei der Ne > Yorker Zollverwaltung entdeckt worden.

Vera-Cruz, 1. Nov. Füufzehntausend Soldaten, Pferde und Kriegsmaterial sind in der Zeit von 14 Tagen eingetroffen; es wird versichert, daß Doblado ins Ministerium wieder eintreten werde. Forey ist nach Jalapa gegangen, um das Komando der Armee zu übernehmen. Es geht bas Gerücht, daß 5000 Fran­zosen Tampico besetzen werden. DaS gelbe Fieber ist verschwunden.

(T. d. St.-A.)

Kränter-Aenttche».

(Fortsetzung.)

In diesem Augenblicke, wo der seltsame Zug mit vorgetra­genen Fackeln den Rückweg antreten wollte, machte der zerknirschte Stallmeister eine Bewegung.

Sic bleiben hier! befahl der Fürst.

Verzeihung, Durchlaucht! stammelte der Stallmeister.

Nein, niemals! entgegnete der Fürst kalt. Sie sind ein Elender, der sich doppelt ehrlos machte, indem er seine Stellung mißbrauchte. Sie sind aber auch ein Unmensch, der unschädlich gemacht werden muß. Erwarten Sie hier Ihr Urtheil. Mein Diener sind Sie nicht mehr.

Der Zug setzte sich in Bewegung. Dem verabschiedeten Stallmeister sträubten sich die Haare, als er mit Entsetzen beda- chte, daß er hier vergessen, in dunkler Nacht den Hungertod ster- den könnte.

Nahrungs- und Lichtlos? fragte er mit Anstrengung.

Lichllvs! resolvirte der Fürst.

Langsam folgte der Verurtheilte dem sich rasch entfernenden Zuge. Nach zwei Minuten aber übermannte ihn die Schwäche; er brach zusammen und blieb inmitten des feuchten Ganges liegen.

Ins Schloß zurückgekommen empfahl der Fürst die beiden