Tages-Neuigkeiten.
Calw, 22. Aug. In der für uns so wichtigen Frage einer Schwarzwaldeisenbahn fand wiederholt eine Versammlung in Weil der Stadt statt, die von den Eisenbahnkomites der Bezirke Leonbcrg und Calw vertreten wurde. Einverstanden war man darüber, daß eine Eisenbahn in den Sckwarzwald eine unabweis- liche Forderung sei, wie denn auch die Regierung und die Stände dieses bereits anerkannt haben. Aber über die Richtung, ob von Pforzheim nach Calw oder von Feuerbach »ach Calw, gingen die Interessen der beiden Bezirke auseinander. Es konnte dcßhalb eine Vereinbarung zu einer gemeinschaftlichen Petition an die Regierung nicht erzielt werden. (S. M.)
Calw, 23. Aug. Die im April d. I. dahier gegründete Handwerkerbank erfreut sich einer lebhaften Thcilnabme, io daß die Zahl der Mitglieder schon über 100 mit monatlichen Beiträgen von ca. 175 fl. gestiegen ist. Ein weiteres gemeinnütziges Unternehmen wird in nächster Zeit mit der Handwerkerbank verbunden werden, nämlich eine Sparkasse, wodurch dem Gewerbestand Gelegenheit gegeben werden soll, jeden Tag Einlagen in dieselbe machen zu können. — Auch ein Thierschutzverein soll hier gegründet werden, zu welchem Behufe eine Versammlung auf nächsten Sonntag in den Gasthof zum Waldhorn ausgeschrieben ist.
Wildbad, 22. Aug. Nun ist auch das 6. Tausend der Fremden seit Beginn der Saison voll, was Angesichts der häufig für Badreisen ungünstigen Witterung d. I. gewiß viel heißen will. Abermals sind viele vornehme Russen und Engländer, sowie Franzosen darunter, welche unser Bad besonders in Affektion genommen zu haben scheinen.
Oberndorf, 25. Aug. Wie wir aus guter Quelle vernehme», tritt die Sache der oberen Neckarthal-Eisenbahn endlich in die Sphäre der Wirklichkeit, indem amtliche Anzeige von den in allernächster Zeit beginnenden Vorarbeiten in den Bezirken Sulz, Oberndorf und Rottweil eingekommen und zu diesem Zwecke für ein und anderes spezielle Anordnung verfügt worden ist. Damit ist in Verbindung zu bringe», daß von der Eisenbahn Rottenburg gegen Horb in den letzten Tagen drei Arbeitsloose zur Verakkordirung ausgeschrieben wurden. (S. M.)
Wie wir hören, hat die Stadtgemeinde Rotte »bürg, nachdem die gehörige Anzahl Privatflaminen gezeichnet worben ist, die Einführung der Gasbeleuchtung beschlossen und mit dem Unternehmer des hiesigen Gaswerks, Hrn. Emil Spreng von Nürnberg, Unterhandlungen angcknüpft über die Herstellung derselben. ' (Tüb. 'Ehr.)
Ein Korrespondent der „Neckar-Ztg." schreibt: Wie ich vernehme, soll unsere reitende Artillerie nun die früheren Kolpaks wieder erhalten, die derselben so gut standen. Bis zum Gc- burtsfeste Sr. Maj. des Königs soll das erste Ausrücken mit der neuen Kopfbedeckung stattsindeu.
In Offenbach machte sich in einer Schreinerwerkstätte ein Geselle den dummen Spaß, seinem Nebengesellen Pulver in die Tabackspfeife zu thun. Beim Rauchen explodirte dieselbe und verletzte den Raucher so stark im Gesicht, daß eine Erblindung beider Augen befürchtet wird.
Von der Elz, 21 Aug. Dem Vernehmen nach ist in der vorletzten Nacht einem ledigen Bürger zu Nim bürg die Summe von 5000 fl. gestohlen worden, die derselbe sich in Amerika erworben und vor kurzem mit derselben in seine Heimath zurückgekehrt war. (K. Z.)
Nach der „Allg. Zlg." hat Ocst reich sein Verlangen nach Eröffnung von Verhandlungen über seinen Eintritt in den Zollverein Preußen gegenüber wiederholt.
Eine Deputation der Frauen und Jungfrauen Wien's hatte sich mit der Bitte an den Gemeiuderath gewendet, an dem Fackelzuge zu Ehren der Kaiserin sich betheiligen zu dürfen, wurde aber abschläglich beschieden, da, abgesehen von dem Unfug mancherlei Art, die Feuersgefahr durch die Kleider und Crinolinen der Damen vermehrt würde.
Wien, 25. Aug. Der Juristentag ist heute hier zusammen, getreten und wählte Wächter aus Leipzig zum Präsidenten. In der Plenarsitzung wurde der Antrag augenouuneii: Verordnungen., welche nicht ohne Ltände erlassen werden können, sind für die Richter unverbindlich.
Turin, 22. Aug. Nach den eben einlaufeuden Nachrichten hat Garibaldi seine Diktatur über die ganze Insel erklärt,
die Civiladministration durch Dekrete von demselben Tag organi- sirt, die Gesetze über Register und Stempel abgeschafft, und alles dieß unter Berufung auf die ihm von der Nation übertragenen Rechte verfügt. (A.Z.)
Turin, 24. Aug. Der Diritto veröffentlicht einen Aufruf Garibalbi's, worin derselbe die Ungarn zur Empörung auffordert. Klapka antwortet darauf in der Italic: „Ihre Stimme würde eine» Widerhall gesunden habe», menn Sie an der Spitze der mit den königl. Truppen vereinigten Freiwilligen den Kriegsruf gegen die Habsburgische Dynastie erhoben hätten. Heute ist Ihre Stimme nicht mehr die Stimme des Italiens. Das Beispiel der Griechen, Serben und Montenegriner lehrt uns einen günstigeren Augenblick abzuwarten. Diese Völker haben auf denselben Aufruf geantwortet, de» Sie jetzt an uns richten, sind aber in ihren Hoffnungen betrogen worden. Diese Thatsache kann uns zwar nicht mir der Unterdrückung aussöhnen, verpflichtet uns aber, unsere Kräfte für eine günstigere Gelegenheit aufzusparen." (A. Z.)
Turin, 26. Aug. Garibaldi befindet sich immer noch in Melilo. Persano hat Catania besetzt; 800 Freiwillige gefangen genommen und zwei Fregattenkapitäne wegen zweifelhaften Benehmens bei der Abreise Garibaldis abgesetzt. Cialdini ist nach Sizilien abgereist. Die Truppen in Neapel sind konsignirt. — 27. Aug. Ein königliches Dekret verfügt den Belagerungszustand über die neapolitanischen Provinzen; Lamarmora wurde zum außerordentlichen Kommissär für dieselben ernannt. Derselbe hat eine Proklamation erlassen. Es beißt darin, er werbe gegen diejenigen Personen einschreiten, welche, auf Umsturz abzweckend, unter dem Vorwand die Einigkeit Italiens zu fördern, den Bürgerkrieg hervorgerufen haben, er werde die Rebellion unterdrücken. Die Kommandanten werden die Kräfte der Civil- und Militärgewalt vereinigen und die Zusammenrottungen zerstreuen. Die Ausfuhr und der Besitz von Waffen sei verboten, die Preßfreiheit beschränkt. (T. d. St.-A.)
Neapel, 26. Aug. Tausend Freiwillige haben in Melito gelandet. Cialdini und Pinelli sind in Messina angekommen.
(T. d. St.-A.)
Paris, 23. Aug. Da Rattazzi, so berichtet die Allgem. Ztg., seine Unmacht gegen Garibaldi dem Kaiser längst einge« standen hat, und Garibaldi zweifelsohne von Neapel aus ganz Italien zum Aufstande brächte, wogegen 150,000 Franzosen nicht zu viel wären, so hat der Kaiser beschlossen, den Marschall Mac Mahon zum Oberbefehlshaber einer Occupationsarmee in Italien von 30,000 Mann zu ernenne», welche sich bei Toulon sammelt und Anfangs September sich auf der Mittelmeerflotte einschifft, die gegen den 28. Aug. dahin zurückkommt. Die Flotte wirb Neapel blokiren, das Corps wird die Hauptstadt und eine Reihe strategischer Punkte besetzen. (?). (St.-A.)
Paris, 25. Aug. Unter den heutigen TageSgerüchten ist das wichtigste dasjenige, nach welchem Victor Emanuel in Begleitung Rattazzi's und Durando's sich nach Neapel zu begeben beabsichtigt, um durch s.ine Anwesenheit die Bevölkerung des Südens abzuhaltcn, sich G.-ribaldi anzuschließen. Nötigenfalls würde der König das Kommando der Truppen selbst übernehmen. Es wäre dieß allerdings ein sehr entschiedener Schritt, der Garibaldi keine andere Wahl ließe, als entweder von seinem Vorhaben abzustehen, oder offen die Fahne des Aufruhrs gegen seinen Monarchen zu entfalten. Es müßte sich dann bald zeigen, ob das der „France" zu Ohren gekommene Gerücht wahr ist, nach welchem Garibaldi sich bereit erklärt habe, mit dem König, aber nur mit ihm persönlich zu unterhandeln. Der Gedanke zu diesem persönlichen Auftreten soll Victor Emanuel vom Kaiser eingegeben worden sein, der ihm dabei die Hoffnung durchblicken ließ, daß, wenn ihm durch Einsetzen seiner Krone es gelinge, seine Autorität aufrecht zu erhalten, Frankreich innerhalb eines bestimmten Termins — man spricht vom April oder Mai künftigen Jahrs — Rom räume» werde. (St.-A.)
Paris, 25. Aug. Der „Moniteur" schreibt: Die Blätter verlangen zu wissen, welches die Haltung Frankreichs Angesichts der Bewegung in Italien sei. Mein ein Zweifel ist unmöglich. Im Hinblick auf die unverschämten Drohungen, im Hinblick auf die möglichen demagogischen Folgen der Insurrektion gebieten der Regierung ihre Pflicht und ihre militärische Ehre mehr denn jemals, den Papst zu beschützen. Die Welt soll wissen, daß Frankreich Diejenigen, denen es seinen Schutz zugesagt hat, in der Stunde der Gefahr nicht verläßt.
New York, 7. Aug. DaS kalifornische Dampfschiff „Gol-