Tages- ^ ruiglrcite«.
Stuttgart, 21. Febr. Tic Herren vom Exektttionsamt haben heute eine» interessaiueu. Fund gemacht. Als sie bei dem früher hier in Arbeit befindliche» Schreinergeicllcn Sigel von Böhringen, Oberamts Sulz, von Amtsmegen einen verschlossenen Koffer öffnen mußten. Nicht weniger als ein ganzes Duzend abgeschnittener Mädchenzöpfe und sonstiger weiblicher Haarschmuck sanden sich vor. Das K. Kriminalamt hat bereits Anzeige davon erhalte» und das Geheimnis dcS famosen Zops- abschnciders wird vielleicht enthüllt werden.
Stuttgart, 24. Febr. So viel ich aus sicherer Quelle vernehme, wird in der Instruktion zu der neuen Gewerbeordnung manche Beschränkung des unbedingten freie» Niederlassungsrech - tcs, im Interesse der Gemeinden! sowohl als der Ueberstedler selbst, einen Platz finden, und werden namentlich bezüglich des Prädikats- und des Vermögenszeugnisses der einzelnen Ucbcrsiedcln- den bestimmte Anforderungen gestellt. (N.-Z.)
Die am 22. Februar ausgegebene Nummer 6 des Regiegierungsblattes enthält: 1) die Gesetze, betreffend die neue Gewerbeordnung und den Schutz von Waarenbezeichnnngen. Elfteres Gesetz tritt mit dem 1. Mai d. I. in Wirksamkeit. 2) Eine Bekanntmachung, betreffend die KinderrcttungSanstalt Wilhelmshilfe zu Göppingen.
Tübingen, 23. Febr. Es wird nicht unbekannt sei», daß die „Tubingia" (Burschenschaft) an das K. Kullministcrium die Bitte gerichtet hatte, die früher getragenen deuttchen Farben Sckwarz-Gold-Roth wieder tragen zu dürfen. Das Ministerium hat nun dem Gesuche gnädigst entsprochen und das Tragen dieser Farben zugleich allen hiesigen Studenten gestattet. Die „BüchsierS" haben nun statt der bisherige» dunkel-blauen Kappen und Bänder schwarz-roih-goldene eingcsührt (die Kappen mit rothcm Grund); das Gleiche thaten die „Noigls" mir Beibehaltung ihrer bisherigen dunkel«rothen Grundfarbe. zD.V.)
U l m, 23. Febr. Auf dem gestrigen „Bürgerball" im goldenen Hirsch hatte sich auch der „Ulmer Spatz" eingestellt und der Darst-ller desselben ahmle durch eine künstttche Mechanik die Sch nabe! de gungen und den Flügelschlag recht natürlich nach.
Aus , ! Amt Müllheini, 18 Februar. In Suljburg wurde »ach ein „Karlsruher Anzeiger" der Aufregung gegen die Emancipatiou der Jude» (vielleicht auch bloß der Lust zum Fen- stereinfchlagcn) i» den zwei verflossenen Nächten dadurch Luft gemacht, daß vielen Juden die Fenster eingeschlagen wurden.
Karls rnbe, 22. Febr. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer sind 73 Eingaben gegen die bürgerliche Gleichstellung der Jsraeuien übergeben worden, von denen nur 6 geschrieben. die übrigen sämmtlich liihographirt sind.
Karlsruhe, 24. Febr. Im Aufträge der königlich würt- tembergische» Negierung ist Herr Professor Haakh aus Stuttgart dahier eingelroffen, um die hiesige großherzogliche Alker- k h ümerhalle zu besichtigen, da in Stuttgart in ähnlicher Weise eine solch^ Anstalt errichtet werden soll. (K. Z.)
Oeffentliche Blätter bringen jetzt den vollständigen Text der badischen Depesche vom 28. Januar, an den Vertreter Badens beim sächsischen Hofe (Freiherr« v. Marschall in Berlin) gerichtet und zur vertraulichen Kundgebung an den sächsischen Gesandten in Berlin, v. Hohenlhal, bestimmt. Tie badische Negierung erklärt im Wesentlichen, dem von dem Grafen Bernstorff Gesagten bciznstimmen, und sic freut sich, zugleich die Ueberzeu- gnng aassprcche» tt> können, daß Seiten der königlich preußischen Reg> nng der offenen Ain''ke>lniing des Bedürfnisses auch die beharrliche Verfolgung K. .tts gemeinsam erkannten Ziele nicht fehlen wird. Von keiner deutschen Negierung sind die nationalen Bestrebungen bis jetzt in so unumwundener und sreimüthiger Weise erörtert worden, als eben von der badischen in ihrer Depesche.
Ka s s e l, 20. Febr. Im kurfürstlichen Palast hat sich schon wieder ein Vorfall ereignet. Tie Frau Futstll' hat sofort ihre Löhne erster Ehe, die Grafen Schvlley, iclegrauhisch rufen las- sen. Zugleich verlautet, der Kurfürst beabsichtige, i'-ine Residenz ^.-v"legen. In dem Schlafzimmer ö.s Kurfürsten uegen zwei Pistolen, ein Dolch und Todtschläger. (W. Z.)
'Uigesehener Fabrikant I. in Hanau soll vor dem Landrgthsamte die Erklärung abgegeben haben, baß, wenn bei ihm die eingeschlagene Proccdur der Steuererhebung angcwendet werden sollte, er die Avbpit cinstellen und das Land verlassen
werde (derselbe soll gegen 700 Arbeiter beschäftigen). Andere Fabrikanten sollen diesem Beispiele zu folgen geneigt sein.
In Kurhessen werden jüdische Soldaten auch in der Uniform noch für etwas Schlechteres angesehen, als ihre christlichen Kameraden. Ein jüdischer Soldat, der in Hanau starb, durfte nicht mit dem gewöhnlichen militärischen Ehrenconduct beerdigt werden.
Ko bürg, 23. Febr. So eben tritt der Herzog Ernst mit Gemahlin und Gefolge die afrikanische Reise an. Eine große Menge von Bewohnern Coburgs hat sich ans Neugierde am Bahnhof eingesunden. Aber von einer auch nur leiseste» Theib »ahme, von Hochrufe», „auf glückliches Wiedersehen" oder dergleichen keine Spur, kaum daß man die Köpfe sich entblößen sah. Meinl man ja doch, der Herzog hätte d s Geld besser an- weiiben können. (Zeit.)
In bi >em Jahr hat der Geschäftsführer des Nationalver- eins dem preußischen Marjneministerium bereits wieder 50,000 fl-, im Ganzen atto 190,000 fl. überliefert.
Aus Berlin vom 22. Februar. Frankreich hat sich bereit erklärt, den Handelsvertrag auf Preußens Bedingungen hin abzuschließen. >
Aus Bütow in Pommern wird die bnrgermeisterliche Auflösung eines — Frauenvcreins gemeldet. Eben dort wurde vor einiger Zeit eine Verordnung erlassen, daß bei Strafe von einem bis zu drei Thaler die Hofhunde nicht mehr durch ihr Gebell die Nachtrabe stören sollen.
De» deutschen Studenten in Prag ist verboten worden, einen Gesangverein zu gründen.
Von der Staatsbehörde in Olmütz wurde eine dreiundzwanzig Jahre alte Kindsmörderin, die in Uebereinstimmung mit dem eibovenen Thalbestande eingestandcn barte, ihr lebend geborenes Kind auf einen Stein g-legt und seinen Kopf mit ihrem Fuße und der ganzen Schwere ihres Körpcis so lange getreten zu haben, bis dasselbe verschied zum schweren Kerker auf die Dauer von fünf Jahren vernrtheitt
In Ja ros lau in Galizien hat eine Israelitin 5 lebende Kinder zur Welt gebracht, 4 Knaben und 1 Mädchen; ein Kind starb kurz nach der Geburt. Sowohl die Mutter, als auch die 4 anderen Kinder befinden sich in gesundem Zustand.
Bei der am 15. Februar stattgefunbene.' Seneii-Ziehung der Freiburger 7 fl.-Loose wurden folgende 20 Serien gezogen: Nro. 4222, 7254, 2878, 2956, 185, 6104. 2567, 3557, 566, 2832, 2364, 5743, 570, 4225, 1432, 2598, 4011, 4994, 6408, 2588. (Ltnttg. A )
Turin. Ricasoli glaubt, daß die Zusammenkunft der Bischöfe zu Rom dem Lande mehr schade als der Religion I, g .
(T. d. N.-Z.)
Die Wiener „Presse" läßt sich aus Paris von einem außergewöhnliche» Korrespondenten schreiben, daß französische Emissäre (meist verkleidete Genieoffiziere) in den letzten Jahren ganz planmäßig die Schweiz, Rheinbayern. Rh inpreuße», Belgien und Holland durchreist und burchspäb: da- Tr-rain überall ausgenommen und die bezüglichen Zeichnungen uno Dokumente nach Paris geschickt haben, wo sie sich im Kabinett des Kaisers befinden. Luxemburg, Mons, Namur, Mastricht und Main: 'eien der hauptsächlichste Gegenstand der Studien her französischen Ingenieure gewesen.
Paris, 23. Febr. Au' offizieller Quelle erfahre ich, daß der Präsident der mexikanische:. Republik friedliche Anerbietungen hat machen lassen. Spanien und England wollen darauf eilige« Heu, Frankreich aber nicht. Die französische Regierung ist sogar entschlossen, den Krieg auf eigene Hand fortzusetzen, wenn die beiden anderen Mächte zurücktreten wollen. Deßhalb werden auch neue Verstärkungen nach Mexiko gesandt. (K. Z.)
Paris, 24. Febr. Die Anerkennung Italiens durch Preußen ist noch nicht unmittelbar bevorstehend. (T. d. N.-Z.)
Paris, 24. Febr Im Senat antwortete Prinz Napoleon dem Laroche-Jaq wlin, daß er die Revolution verkheibige, mehr Freiheit für die Presse wolle; ihm nach sei das Programm deS Kaiserreichs: Auswärtiger Ruhm, Zerstörung der Verträge von 1815. Die Einheit Italiens zusammen mit weiser Freiheit und ernsten Vorschriften sei populär. (T. d S. M.)
Der Kaiser von Frankreich bat dem jetzt völlig gcmaß- regclten Freimaurerorden eine eigenthüiiiliche Institution zugelegt. Es wurde ein neuer Grad geschaffen und gewissermaßen über alle anderen gestellt; er erhielt d'e prachtvollsten Dekorationen, daS