Die badischen Blätter heben es mit großem Nachdruck her. vor, daß unter den Wählern von Karlsruhe eine Mehrheit von 70 gegen 8 Stimmen die AuSiibung des ekelsten staatsbürgerlichen Rechtes, die verfassungsmäßige Vertretung des Landes, erstmals einem Israeliten (Kusel) zngewenkct hat.
Soeben hat der Ausschuß des deutschen Schützeiibundcs in Braunschweig beschlossen: die Satzungen und Organisationen sofort in Kraft treten zu lassen, eine einheitliche Waffe und Kaliber, den Schweizer Ordonnanzstutzen mit einer kleinen Abänderung, einen Aufruf zum Beitritt. (Fr. Pstz.)
Die Koburger Negierung ist in ihrem einheitlichen Streben jetzt noch einen Schritt weiter gegangen, indem sie in Verhandlungen mit der preußischen zu dem Zwecke eingetrete», den dornigen Lehrern an den Gymnasien und Realschulen in ähnlicher Weise den Eintritt in den preußischen Schuldienst zu sichern, wie durch die Militär-Convention den Koburger Offizieren den Eintritt i» den preußischen Militärdienst.
Frankfurt. In der Bundestagssitzung von, l4. Novbr. hat Preußen , wie erwartet, seine Erklärung gegen den Hannover'- schcn Flottenantrag abgegeben. Preußen bezeichnet darin die ab. gesonderte Behandlung der Küstenflotte durch den Bund als unzweckmäßig und verlangt eine beschleunigte Erledigung der Ge- sammtvorlage für die Küstenvertheibigung. Tie Erklärung wurde dem Militärausschuß zugewiescn.
Die Rinderpest macht in Oest reich verheerende Fortschritte. Sie ist nun auch in Böhmen eingcdruugen und schon sperrt sich Oberbaiern gegen Niederöstreich ab.
Aus Wien, 12. Nov., wird gemeldet, daß die Demission deS Justizministers angknommen, der croatische Landtag aufgelöst ward und eine besondere Kanzlei für Croatlcn in Wien errichtet werden soll.
Fould's Ernennung zum französischen Fiuanziniiiister an Fvr- cade de Roqnctte's Stelle, der Senator wird, ist jetzt erfolgt. Der „Moniteur" veröffentlicht einen kleinen Briefwechsel zwischen ihm und dem Kaiser, der sich auf seinen Eintritt in die Regierung bezieht. In dem Briefe dcö Kaisers ist das Bemerkcnswcr- theste die deutlich herauStretende Absicht, die Königsberger Rede» als Folie zu »erweichen. Er setzt dem göttlichen Ursprung seinen volkSthümlichen mit allem Nachdruck entgegen. Dafür versichert ihm dann Fould, daß einen, Herrscher, der so willig Vorrechte der Krone aufgebe» im Kriege wie im Frieden die begeisterte Unterstützung seines Volkes nicht fehlen könne.
Der „Zeit" wird aus Paris geschrieben: „Als wabrschcin- lich bezeichnet man mir die Ucbcrnahme des Kriegs,„inisteriums durch den Herzog von Magenta. Zch kan» Ihnen wenigstens versichern, daß Napoleon ihm dieß Portefeuille a,«geboten, als er gleich nach seiner Rückkehr aus Berlin nach Eompiegne berufe» wurde. Auch dieser scheint nach den mir zugegangeue» Mittheilungen indessen eine Rückkehr zu freieren Institutionen gewünscht zu sehen, ähnlich wie dieß Fould gethan hat.
Dumolard, ein Mann in Montbuel bei Lyon, ist ange- klagt, 17 weibliche Dienstboten, die nach und nach verschwunden stnd, ermordet zu haben. Ebenso viele Leichen fand man in der Nähe seines Hauseö vergraben, nicht weit davon Reste von wcib« lichen Kleidungsstücken. (Dfz.)
Die Abberufung des amerikanischen Bundes-Geuerals Fre- mont scheint nun vollzogen zu sein. Am 26. Oktober — so berichten amerikanische Blätter — schickte der Präsident einen Eon- rier an de» Commandirenden in St. Louis, General Curtis, mit dem Abberufungsschreiben für Fremont und Verhalt,ingsbefchlen für dessen Nachfolger, General Hunter. General Curtis war angewiesen, das Schreiben dem Erstgenannten sofort einzuhändi- gen, vorausgesetzt, daß er nicht gerade mit dem Feinde engagirt sei oder sich zu einer Schlacht vorbereite.
Man schreibt dem „Sivcle" von Paris u. A aus New York, 26. Okt.: Die militärischen Bewegungen scheinen sich in die Länge zu ziehen; jedoch sind die Fortschritte der Unionstruppen sehr merklich. Sie haben allerdings an verschiedenen Punkten vereinzelte Schlappen erlitten, die jedoch auf andern Punkten durch unbestrittene Erfolge ausgewogen werden. Außerdem ist zu beachten, daß sie Herren der beiden Ufer deS Potomac sind; sie sind un« gefähr 200,000 Mann stark auf das virginische Ufer hinüberge- gangen, und sie stehen nnnmchr den beinahe ebenso starken feindlichen Truppe» hart gegenüber. Ein Theil des reckten Flügels unter General Baker, 1800 Man», hatten es mit 7000 Confö- derirten zu thun. Zwei Regimenter von MassachusetS und eines
von Kalifornien wurden beinahe vollständig aufgericben. General Baker wurde an der Spitze seiner Truppen gctödtet. Er fiel zu Fuß, den Degen in der Hand, von fünf Kugeln aus unmittelbarer Nähe durchbohrt. Ein verzweifelter Kampf erhob sich um seine Leiche, die schließlich den Uniouisten verblieb, und später mit großem Gepränge in Washington beigesetzt wurde. Die angeb. liche» Sccsiege vor New-Orlea»s haben sich nicht bestätigt. Die Unionsflvtte an der Mündung des Mississippi ist nicht zerstört.
Newyorker Zeitungen schlagen ein erbärmliches Lamento über die Zuchtlosigkeit in der amerikanischen Armee auf. Europäische Lieferanten sind wahre Pfuscher gegen die Armeelieferanten drüben. Es ist der erste Krieg drüben seit*langer Zeit: die Lie- fcranten verstehen sich aber aufs Betrügen, Fälschen und Unter- schlagen, als hätten sie die Schule eines 30jährigen Krieges durch- gemacht. Viele Offiziere sind ihre treue» Helfershelfer. Manche Regimenter sind komplette Schnapssänfcr, ganze Compagnicen bleiben besoffen auf dem Marsch liegen und keine Disciplin schlägt durch. Dabei wird geplündert und werden ganze Häuser eingeris- sen und i»S Bivouac geschleppt. In das jüngste verlorene Treffen bei Leesbourg marschirte ein Theil der Truppen ohne Schuhe und halbnackt. Und dennoch ist die Löhnung hoch und der Armee, bedarf ungeheuer.
Allerlei.
Die Söhne Frankreichs.
ES spielt rin schöner Knabe im Hof der Tuilerien,
Der Schwcizergarde Schaarcn stch'n schutzberci't um ihn.
Die schöne Mutter lächelt beglückt auf ihn herab.
Den sie zum kiinst'gcn Erben dem stolzen Frankreich gab.
Das Volk am golrncn Gitter begrüßt de» Königssohn,
Wirb einst der Vater sterben, besteigt er Frankreichs Thron.
Doch ach, als wcn'ge Jahre dahingegangen sind.
Stirbt unter SimonS Streichen das arme Königskind;
ES fällt durch Henkershändc der schöne» Mutter Haupt, Nachdem ihr freche Hände Thron und Gemahl geraubt!
Gespannt vor goldncm Wagens gelenkt am scid'nen Band, Zwei weiße Lämmer harren auf eines Kindes Hand.
Es kommt! Die Grenadiere, im schwere» Kampf ergrau,,
Sic grüßen eS, dem blutend ein Weltreich sie erbaut.
Das Volk am gold'nc» Gitter es jauchzt dem KaiscrSsoh»,
Wird cinst der Kaiser sterbe», besteigt er Frankreichs Thron.
Doch als Europa muthig das schwere Joch zerbrach.
Folgt nur Erüin'rung traurig ihm in Verbannung nach. Sie malt in lichten Träume» ihm seiner Hcimath Bild,
Die bis zum letzten Seufzer sein junges Herz erfüllt.
Im Hof der Tuilerien spielt ahnungslos und froh Des heil'gen Lubwigs Enkel, der Herzog von Bordcaur,
Roch stoßen heiße Thräncn auf seines Vaters Grab,
Als Dankbarkeit re» Namen von ckleu cknnnö ihm gab!
Das Volk am gold'nc» Gitter begrüßt den Fürstcnsohn,
Wird einst der König sterben, besteigt er Frankreichs Thron.
Doch der einst heiß Ersehnte irrt jetzt im fremden Land,
Ist durch der Väter Sünden auS seinem Reich verbannt;
ES ist ihm nichts geblieben als stiller Dulbcrmuth
Und Hoffnung, die für'S Leben im Herz der Menschen ruht.
Im Hof der Tuilerien umringt*der Diener Schaar Ein Kind im Traucrklcide, mit braungelocktem Haar;
Den vaterlosen Kleinen beschützt der Waffen Macht,
Bon weicher Mutterliebe wird sorgsam er bewacht.
Das Volk am gold'nc,, Gitter, es jauchzt dem Fürstcnsohn, Wird einst der König sterben, besteigt er Frankreichs Thron.
Und doch bist mit der Mutter du armeS Kind verbannt. Obwohl man dich den Grafen hat von Paris genannt.
Du darfst nicht mehr betreten das Land, das dich erhöht. Weil auf des Schlosses Zinne ein and'res Banner weht.
Wohl ruht' in gold'ncr Wiege*ein schönes Knäblcin hier. Umgeben von Juwelen, von reichster Procht und Zier;
Der höchste Fürst der Kirche weiht' cs der Christenheit Und lauter Jubel schallte im Lande weit und breit. —
Du schwaches Menscheiikindlein in aller deiner Pracht Wohl über deiner Krone steht eine höh're Macht.
Du armer Kaisersprößling, ein Kindlcin nur war groß. Das war in seiner Krippe das Kindlein nackt und bloß!
— Wo hast Du denn Deine Uhr gelassen? fragte ein alter ^nd- Pfarrer seinen zum Besuch von der Universität kommenden Sohn. — Beim Uhrmacher zur Reparatur — Deines Geldbeutels natürlich! fugte der Vater hinzu.
Drua »ud S-erlaz »,r L. w. s «> fr - Buitban-n-ng. ^sizle.