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^ Tages - Aeuigkeite«.
* Nagold, 14. Nov. Unsere in letzterer Zeit so viel be. sprochene und selbst zu Parteiungen unter der hiesigen Bürgerschaft Veranlassung gegeben habende Straßenbau-Angelegenheit der Wild- derg-Nagolder Thalstraße hat nun ihre endgiltige Entscheidung erfahren. Es wird nach derselben der Bau ganz in der Weise ausgeführt, wie die vor zwei Jahre» ausgesteckten Profilirgerüste die Richtung zeigten, und sonach die Straße in gerader Linie durch die sogen. Breitäcker zwischen dem Schulgebäude und der Wohnung des OberamtSdienerS in die Hauptstraße der Stabt einmünden. Wenn auch der Ankauf der hiezu nöthigen Felder vielleicht noch einige Schwierigkeiten bieten wird, so hegen wir doch zu unserer königlichen Regierung das Vertrauen, daß sie dieselben, gleich wie bei den auseinander gehenden Wünschen der Bürger über die Richtung der Straße, mit gleicher Gerechtigkeit beseitigen und uns in kürzester Zeit jenen Verkehrsweg öffnen wird, der bei der schwachen Aussicht auf den baldigen Ban einer Eisenbahn von Pforzheim her fast eine Lebensfrage der so gewerbreichen Nagoldthalorte ist. — Eine weitere erfreuliche Nachricht können wir unseren Lesern und besonders denen unseres Bezirkes durch die Mit« theilung geben, daß bis zum künftigen Frühjahr auch Nagold in das große, für den allgemeinen öffentlichen Verkehr so nützliche Telegraphen netz eingereiht werden wird. Der Anschluß desselben findet in Hcrreuberg statt und wird seine Fortsetzung nach Freudenstadt nehmen.
Stuttgart, 11. Nov. Nur ein Wort über Zopfabschneiderei. Bis Freitag Abend waren dem Vernehmen nach 40 und etliche Fälle auf der Polizei angezeigt. Ein Arzt in amtlicher Stellung wurde zu gutachtlicher Äeußerung darüber aufgefordert, ob es möglich sei, baß „ein elegant gekleideter Herr im Vorübergehen einem Mädchen zum Riechen etwas an die Nase gehalten, daß dieses Mädchen augenblicklich in Betäubung versunken" während welcher Minute der Zopf abgeschnitten worden. Der Arzt erklärtes „Zur Betäubung gibt cs nur ein Mittel, Chloroform. Um davon betäubt zu werden, sind 12-26 Athemzüge nothwen- dig. Jeder Mensch, der betäubt wird, sinkt um." Da die ihres Haarschinucks beraubten Mädchen weder das eine noch, das andere behaupten konnten, so erlaubt man sich zunächst in die Angaben der verletzten Mädchen einige bescheidene Zweifel zu setzen. Bei denjenigen, bei denen es ohne Betäubung geschah, nimmt man an, daß cs auch — ohne Zopfabschneidcr geschah. (N.-Z.)
Auf dem Urach er Schafmarkt am 8. d. wurden ca. 6000 Stück verkauft. Preise: bei Hämmeln zwischen 16—27 fl., Schafen 8—18 fl., Lämmern 11—17 fl. für das Paar.
Zn Baden ist die katholische Kirchenfrage gutem Vernehmen zufolge nun erledigt, indem die betreffende Uebercinkunft die Ge« nehmigung des Großherzogs erhalten hat.
' In einer der jüngsten Magistratssitzungen in München wurde eine Klage gegen eine Bierwirthswittwe verhandelt, weil sie das ungeheure Verbrechen begangen hatte, um 6 kr. Brod ohne gleichzeitige Abgabe von Bier o>er Speisen zu verabreiche». Die In« kulpatin kam für dießmal mit einem Verweis unter Androhung von 10 fl. Strafe für den Wiederholungsfall davon. In derselben Sitzung wurde, obgleich für die Vorstadt Au seit 1827 keine neue Zinngießersconcesston erthcilt worden ist, der einzige Bewerber um eine solche aus dem Grunde abgcwiesen, weil er kein hinreichendes Vermögen nachznweisen vermochte.
Die Schillcrstiftnng trägt bereits gute Frucht. Aus den Erträgen derselben im abgclaufencn Jahre konnten 36 Unterstütz- ungen im Gesammtbetrage von 3578 Thaler fließen; darunter ein auf Lebenszeit gewählter Jahrgehalt von 300 Thlr., ein zweiter ! desgl. von 300 Thlr. und 4 einmalige Jahres-Pensionen von je l 300 Thlr. Manche Gaben flößen an Wiktwe» von Schriftstellern, eine an die hinterlassenen Kinder, andere an hochbetagte und erwerbsunfähige Schriftsteller, andere an solche, deren Erwerb vorüber gestört war. — Eine sehr bedeutende Erweiterung wirb die Stiftung erfahren, wenn die Erträge der Schillerlotterie deS Major Seere anfallcn.
Am Morgen des 10. Nov., als dem Todestag Rob. Blum's, fand die Polizei in Frankfurt eine schwarze Fa' ne auf dem Götheplatze an einem der Baume angeheftet. Dieselbe wurde durch die Polizei alsbald entfernt. Wie früher, so sind auch dießmal die Thäter (welche sonst dieses Trauerzeichen auf der Bornheimer Heide aussteckten) unbekannt.
Unter der Unterschuß: „bei Magenta" macht der Klad
deradatsch in seiner neuesten Nummer den Magenta schwinde^ in Berlin reckt lächerlich und mit Recht. Es soll auch sehr auffallend gewesen sein, wie man in allen Kreisen den französischen Marschall gefeiert und erhoben habe. Der Publicist theilt sogar ein Gedicht mit, in welchem das Lob des Marschalls in höchst eigenthümlicher Weise besungen wird.
In der polnischen Gubernialsiadt Nadow hat man eine neue Art Katzen-, resp. Hundemusik erfunden. Man beschmiert nämlich die Thürpsosten der zu Beehrenden mit Wolfsfett, welches die Eigenschaft hat, alle Hunde herbeizuziehen, die dann in ein ent- setzliches Geheul ausbreche».
Das entsetzliche Getöse und die furchtbaren Donuerschläge, welche bei dem Sturm am 30. Oktbr. den Vatikan in Rom in seinen Grundfesten erschütterten, ließen im ersten Augenblick das Aufstiegen einer Miene unter den Zimmern des Papstes vermuthen. Pius IX. war während des Aufruhrs der Elemente in Gebet versunken. „Ich bin wie Hiob", sagte er zu den Eintretenden, „der böse Feind greift mich von allen Seiten an."
Nach dem Pungolo von Mailand versichert man, daß der Kriegsminister Della Bovere Schritte gethau hat, um Garibaldi zu bewegen, den Oberbefehl über bas Armeekorps, das augenblicklich aus alten Garibaldianer» und neuen Freiwilligen gebildet wird, anzunehmen.
Dem Diritto von Turin wird aus Genua geschrieben, daß daselbst der Befehl eingetroffen sei, alle Kriegsschiffe für den nächsten Monat März bereit zu halten. Die Zahl derselben soll, wie man sagt, bedeutend vermehrt werden, und die Arbeiter angehalten sein, selbst die Feiertage zu cnbeiten.
Der Telegraph macht auch Witze. Er machte Herrn Fould^ einen Juden, zum französischen Kriegs minister statt Finanzminister. Der Mann war zum Tod erschrocken, und der Telegraph wird die Kriegstosten tragen müssen.
Paris, 12. Novbr. Vecon steht im Constitutiouncl die Ernennung Fonlds nichts bloS als einen Personenwechsel, sondern als ei» Ereig iß an, das in der Politik und der Finanzwelt Epoche machen und vom Senat als gesetzgebenden Körper beifällig begrüßt werben wird. (N.-Z.)
Der „Constitutionnel" meldet die Vertagung der Ernennung von Fonld zum Finanzminister, da in Folge einer stattgehabtcn Berathung die Sache in einigen Detailpunkte» Schwierigkeiten zeigte.
In Straß bürg hatte eine Wäscherin noch am späten Abend Weißzeug gebügelt und in demselben Zimmer die Kohlen fvrtklimmen lassen, in welchem sie mit ihren zwei Töchtern und der Großmutter schlief. Am andern Morgen fand man alle Vier erstickt in den Letten, auch der Kanarienvogel im Bauer war durch den Kohlendampf verschiebe».
Lissabon. Der König ist schwer erkrankt und hat die Sterbsakramente erhalten. (N.-Z.)
Lissabon, 12. Nov. Der König Dom Petro V. ist gestorben. Sein Nachfolger ist sein jüngerer Bruder Dom Louis Philippe, bisher Herzog von Oporto, geboren 31. Okt. 1838.
Aus einem großen Theile Irlands tönen Klagen über eine bevorstehende Hungcrsnoth herüber. Ben der Mündung des Foyle nämlich bis zu der weiten Einbuchuug des Shannon soll die Kartoffel noch schlimmer mißrathen sein als im Jahre 1846.
Die Cholera hat in Kandahar (Asien) furchtbare Verheerungen angerichtct. Binnen 18 Tagen erlagen ihr 8000 Personen.
Newyork, 31. Okt. Offiziell. Die Bundestruppen sind, 500,000 Mann stark, von Kansas bis Hatteras aufgestellt, um die Insurrektion einzuschließen und sie langsam, aber sicher, in daS Innere der Sklavenstaaten zu drängen. — Die Wahlen fallen überall günstig für Lincoln aus. (Fr. I.)
Casstcr und Lehrling.
(Fortsetzung und Schluß.)
Anton wußte nicht, wie ihm geschah, frohen Herzens und leichten Schrittes trat er de» Rückweg an. „Herr kassier," rief er schon beim Eintritte, „Sie haben mir . . ."
„Was?" fuhr dieser wild auf. „Wieder der liebenswürdige Juiige! — Wer Sie? — was Hab ich? —"
„Sie gaben mir vorhin . .."
„Nichts gab ich, sag ich Ihne», gar nichts! Ihr Gelb war richtig. Die Augen auf oder den Geldbeutel! Ich verlange nichts zurück, ersetze aber auch heute so wenig einenIHeller als vor sechs Wochen."
.„Sie haben mir ja ..."