Tag über dröhnten von der Höhe des Berges herab zu verschiede­nen Malen Kanonensalven.

Die am 18. Okt. in Königsberg stattgefundene Illumi­nation war mehr als glänzend. Sie erstreckte sich auf die fernsten Stadtheile, auf die Wohnungen der Aermsten. Die Majestäten und das kronprinzliche Paar wurden bei der Umfahrt mit Enthu­siasmus empfangen, waren sichtlich erfreut und dankten grüßend nach allen Seiten. Die Königin ist zum Chef des 4. Garde-Gre- nadier-Regiments ernannt und erhält das Regiment die Zusatzbe- nennüngKönigin". Die Königin-Wittwe ist zum Chef des 3. Garde-Grenadier-RegimentS ernannt und erhält das Regiment die ZusatzbenennungKönigin Elisabeth". Die Kronprinzessin ist zum zweiten Chef des Leibhusaren-Regiments Nr. 2 ernannt.

Die Einholungs-Feierlichkeiten werden in Berlin ungemein glanzvoll werden. Das städtische Aerar hat. einschließlich des Krö- nungsdonativS, die Summe von 200.000 Thaler ausgcsetzt, wo­von der zehnte Thcil auf den Bau der Ehrenpforte kommt.

Berlin, 21. Okt. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Württemberg ist heute von Königsberg hier cingetroffen und im kgl. Schlosse abgestiegen.

Berlin, 22. Okt. Kanonensalven und Glockengeläute ver­kündeten den Einzug des KönigspaarcS. Sämmtliche Häuser sind reichlichst geschmückt. Vom Frankfurter Thore bis zum Schloß wahrhafte Feststraße durch venetianische Masten begränzt. Die Straßen sind dicht angefüllt, die Häuser bis unter das Dach be­setzt. Endloser Jubel. Die Majestäten sind sichtlich erfreut, nach allen Seiten hcrzlichst dankend. (T. d. N.-Z.)

Berlin, 19. Okt. Von derPreuß. Sternzeitung" erhält man endlich Aufschlüsse über die Stellung, welche das preußische Ministerium zu der Flottcnbewegung ciniiiinmt. In einem Artikel, worin sie einige Bemerkungen demHamb. Korresp." über die Betheiligung Hamburgs an der von Preußen vorgeschlagenen Ver- theidigung beantwortet, sagt das ministerielle Blatt unter Anderem: Die von Preußen vorgcschlagcnen Opfer sind streng genommen auch nur Auslage», da man doch nicht voraussetzen kann, daß die deutschen Regierungen den Knstenstaaten zumulhen werden, allein die Kosten für den Schutz des deutschen Handels und der deut­schen Küsten zu tragen, und früher oder später der Bund die Sache in die Hand nehmen muß, wo denn die preußische Regierung, so weit es an ihr ist, dafür einstchen wird, daß die Kosten für die Küstenvertheidigung vom Bunde übernommen werden."

Zu Potsdam erschien vor einigen Tagen ein ältliche, ein­fach gekleidete Dame bei dem Kreisgericht^sekretär Wilberg, einem Mitglied«; des Flottenkomits's, im Kreisgerichtsgebäube und über­gab demselben, ohne sich weiter zu nennen, nur mit de» Buchsta­ben k'. 3. L. bezeichnet, 20 Fünfundzwanzig Thalerscheine zur Flottcnsammlung.

Was Oe streich am nölhigsten braucht, ist Geld. Der Reichsrath kann keine Steuern bewilligen, weil er von vielen Völker­schaften weder anerkannt, noch beschickt ist. Da hat sich d§r Kai­ser ins Mittel geschlagen und durch Patent die Forterhebung der Steuern für 1862 in allen Provinzen angeordnet.

Der Dichter Herweg, gegenwärtig in Zürich wohnend, soll einen Ruf als Lehrer der'Literaturgeschichte an die Universität zu Neapel erhalten haben. (Stuttg-A.)

In Neapel wurden mehrere bourbonische Verschwörer ver­haftet, darunter der Fürst Ottajano. Neapel ist ruhig.

Paris, 21. Okt. Ein Brief aus Königsberg berichtet von dem ausgezeichneten Empfang, der dem französischen Abgesandten, Marschall Mac Nahon, zu Theil geworden sei. Der König habe öffentlich seine Befriedigung über die Zusammenkunft in Com- piegne ausgedrückt. (N.-Z.)

Berichte sprechen im Allgemeinen von einem entschieden ver­fehlten Erfolge der kaiserlichen Bemühungen in Compiegne und behaupten, die Beziehungen Preußens und Deutschlands zum kai­serlichen Frankreich würden sich bald auch materiell ungünstiger und mißliebiger, als vor Compiegne, gestalten.

DerMorning Post" zufolge wird in einigen Tagen zwischen England, Spanien und Frankreich eine Convention abgeschlossen werden, kraft welcher drei von diesen Mächten abgesandte'Geschwa- "ach Mexiko begeben werden. Ausserdem würde Spanien 5000 und Frankreich 1000 Mann zum Schutze der Fremden ab- schicken.

Gleich der Universität Petersburg sind nun auch die Uni­versitäten Moskau und Kasan geschlossen worden.

Der Nil in Egypten hat dießmal durch seine Ueberschwem-

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mungen furchtbare Verheerungen angerichtet. Mehr als 50 Dör­fer sind ganz zerstört; die Einwohner haben sich auf die Baume geflüchtet und sind auch da von den Flnthen ereilt worden. Die Hälfte der neuangelegten Eisenbahn ist zerstört. Der Telegraph zwischen Alexandrien und Kairo ist unterbrochen. Der Vicekönig von Egypten hat mit Frankfurter Banquiers ein Anlehen von 12 Mill. Thaler auf 30 Jahre abgeschlossen.

Newyork, 5. Okt. Flüchtlinge aus dem Süden entwerfen ein sehr trauriges Bild der dortigen Zustände. Sicherheit der Person und des Eigenthums hat in vielen Theilen fast sämmtlich aufgehört, und die allernothwendigsten Lebensbedürfnisse stehen un­erschwinglich hoch. Gerade in Süd-Carolina, von wo die ganze Secessionsbcwegung ausging, ist die Sympathie für die Union sehr stark, und nur die Schreckensherrschaft hält Demonstrationen zu­rück. Klingende Münze ist aus dem Verkehr gänzlich verschwun­den, und wer die werthlosen Papierwische der Rebellenregierung oder der Banken und städtischen Korporationen nicht in Zahlung nimmt, läuft Gefahr, als Verräther processtrt zu werden. Aehn« lich lauten die Berichte aus andern Theilen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die Bundesarmee fast überall als Erlöser b'e- grüßt werde» würde. (F. P.)

* Einem aus Amerika hier eingctroffene» Briefe war ein Ab­schnitt einer amerikanischen Zeitung beigelcgt, welcher einen Ar­tikel über dasHecker'sche berühmte Regiment" enthält, und den wir auch unfern Lesern mittheilen:Der diesem Regi- mente gestern von den Bürgern Louisville's zu Theil gewordene begeisterte Empfang zeigte, daß man von Hecker und seiner noblen Schaar schon vor ihrer Ankunft Hierselbst gehört hatte. Die Stra­ßen waren gedrängt voll von Damen und Herren, die sich be- mühten, einen Blick von dem berühmten europäischen republikani­schen Führer zu erhaschen. Fast ebenso groß war die Neugierde, das Regiment selbst zu sehen, welches Schrecken in die Herzen der Miffourischen Secessionisten gebracht hatte, wo immer eS er­schien. Und die Neuzierde des Publikums ward hinlänglich ge- lo'mt. Hecker ist ei» nobles Exemplar militärischer Kraft. Er ist ein tüchtiger Soldat und besitzt eine Gabe der Bezauberung für seine Soldaten, wie sie noch nie übertroffen worden. Er gemahnte uns, als wir gestern die Hingebung seines Commando'S zu ihm gewahrten, an die Schilderungen europäischer Schriftsteller in Be­treff der Gewalt, welche der Hctmann Platoff über die Scythi- scheu Schaarcn ausübte, die derselbe durch Europa zu einem Bi- vouac in Paris führte. Hecker besitzt eine außerordentliche Gewalt der Rede, und seine Verdienste als Soldat werden kaum über­troffen. Er und sein Regiment werden Ruhm in Kentucky ernten. Sie eilten gestern herbei, um zu Sherman's Kommando zu stoßen, von dem enthusiastischen Jauchzen des Volkes von Louisville em­pfange», welches von dem entzücken Regiment mit Interessen zu- rückgegeben ward. Es schienen demselben die Worte zu fehlen, um dem Volke von Louisville seine Dankbarkeit für den zu Theil gewordene» freudigen und substantiellen Empfang auszudrücken. Es war bezaubernd (Charming), die Soldaten von Hecker's Regi­ment sich in Betreff der Union ausfprechen zu hören. Viele vom Regiment sind schon lange in Militärdiensten gewesen, aber nach dem, was man sie gestern sagen hörte, zn urtheilen, scheinen sie zu glauben, daß der Krieg für die amerikanische Union die einzige Sache, die des Kampfes werth, die einzige, die des Todes für dieselbe werth sei. Wir sahen mehrere junge Leute, deren Alter nur 17 bis 22 Jahre betrug, die aber eine Kenntniß der Ge­schichte der Union dieser Staaten und von dem unschätzbaren Werthe derselben an den Tag legten, welche wirklich staunenswerth war."

Einem Briefe aus Cincinnati, 2. Oktbr., entnimmt die Z. f. N." die schreckliche Nachricht, daß am 27. Aug. 14 Aus­wandererfamilien, im Ganzen über 100 Personen, von den In­dianern am Grooe Lake in unmenschlicher Weise abgeschlachtet wor­den sind.

Cassker und Lehrling.

(Fortsetzung.)

Nein, bemerkte getäuscht und kleinlaut Pfeifer; und ich glaube, daß sich gegen diesen verhexten Krautjunker überhaupt nichts machen läßt. Verlaß dich auf mich," setzte er flüsternd bei, der Bursche treibt Sympathie und Zauberei und hälts mit Geistern und Ge­spenstern. In aller Frühe steht er auf, fällt auf die Kniee nieder, macht Kreuze und küßt ein kleines Bildchen; dann rennt er fort ins katholische Betbaus, kommt nach einer halben Stunde zurück, schanzt und feilt den ganzen Tag wie besessen und steckt so mit