ben:Ich habe die unbedingte Gewißheit, daß mein Königreich nicht bei Piemont bleiben wird." Der berüchtigte Baron Lag- range, Exhäuptling der Banden in den Abruzzen, sei am 23. Sept. von Rom abgereist und gehe über Marseille nach Luzern, wo ein furchtbares Reaktionsnest sitze.

Turin. Cialdini hat definitiv seine Entlassung erhalten und wird in der zweiten Hälfte des Oktobers Neapel verlassen, was um so trauriger ist, als die Werbung von Banden in Rom und Marseille fortgesetzt wird. (T. d. N.-Z.)

Turin, 10. Okt. DieOpinione" sagt, nach der Madri­derCorrespondcncia" habe sick die spanische Regierung entschlossen, die neapolitanischen Archive erst nach der Zustimmung Franz II. auszulicfern. DieOpinione" bemerkt:Wir können aber diese Auslegung nicht annehmen, welche die Bermittlung Frankreichs ausschlösse." Hr. Thouvenel soll nach der Opinione dem Hrn. Mon erklärt haben, wenn Spanien den französischen Vorschlag nicht annehme, so sehe er einen Abbruch der diplomati­schen Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien voraus.

Nachrichten aus Paris vom 9. Oktober melden den Tod des Kaisers von China. TerConstitutionnel" theilt mit, der König von Preußen habe in Compiegne drei schwarze und sieben­zehn rothe Adlerorden vertheilt. Dasselbe Blatt sagt ferner, alle preußischen Offiziere hätten dem Kaiser Napoleon beim Abschied- nehmen die Hand geküßt und der König zu dem Kaiser gesagt: Küssen Sie für mich Ihren Sohn.

Paris, 11. Okt. Französische und fremde Schiffe mit Mehl, Früchten, Reis, Kartoffeln und getrockneten Gemüsen sind aller Schiffsabgaben für den Staat bis Oktober 1862 enthoben. Die Abgaben auf Flüssen und Canälen sind jedoch nicht darunter begriffen. (T. d. N.-Z.)

Dunkle, aber telegraphische Gerüchte wollen von einem Auf­stand in Petersburg wissen. Der Kaiser ist bekanntlich auf einer Reise begriffen.

Cassier und Lehrling.

(Fortsetzung.)

Acht Tage später stand Anton, nach besten Kräften ausge­rüstet, in aller Frühe auf der Grenzscheide des Dorfes, dem so­genannten Durchschnitt, und blickte nochIeinmal sehnsüchtig nach der kleinen Feldkapclle hinüber, welche ihm traulich zum Abschied winkte, und auch sein bester Freund, der Lehrer, hatte ihm das Geleite gegeben. Alle hatten noch so viel auf dem Herzen und doch konnte Niemand sprechen vor lauter Leid.

Höre mich, Anton!" mahnte zuletzt der Lehrer;versprich mir, bevor du scheidest, zwei Punkte halten zu wollen, welche ich dir ans Herz lege, treu und unverbrüchlich. Es ist das der ein­zige Dank, den ich von dir verlange. Du kommst erstens nach Frankfurt, einer großen reichen Stadt, worin die Katholiken ziem­lich dünn gesäet sind und vereinzelt stehen. Es wird dir ein Leichtes sein, den Dom zu finden. Versäume nie an Sonn- und Feiertagen, wo deine Arbeit ruht, den Gottesdienst. Gehst du an Werktagen vorüber, so tritt auf Augenblicke hinein, mache deine gute Meinung und kümmere dich nicht um Spott und Hohn von Seite deiner Umgebung. Du kommst zweitens in ein großes Ge­schäft. Sei ehrlich bis ins Kleinste, denn

treue Hand

geht durch's ganze Land.

Ueberlege Alles, bevor du handelst, und wo nur ein Schein des Ungerechten daran klebt, stoße cs von dir um jeden Preis der Erde. So, die Hand darauf und jetzt lebe wohl! Macht's kurz, liebe Leute, je länger Ihr Abschied nehmt, desto schwerer wird Euch Allen um's Herz."

Leb' wohl, Anton!" rief die Mutter im Uebermaße ihres Schmerzes.Bleibe treu deinem Glauben und denke an deinen Vater selig! Der Herr sei dein Schutz und Schirm, und die gebenedeite Jungfrau! Lebe wohl!"

Noch einen Händedruck, und einen Kuß und sie schieden.

Im letzten Augenblicke hatte die Mutter dem kleinen Wan­derer noch ein Andenken in die Hand gedrückt. Mit freudigem Vertrauen ruhte sein Auge darauf, während er rüstig des Weges ging. Es war das kleine Madonnenbild, welches sie vor Kurzem aus dem Schiffbruche der Versteigerung gerettet. Dieses hatte ihm die fromme, besorgte Mutter mitgegeben als Geleitbrief, als Segen in die weite, weite Welt.

2. Fremde Leute.

Sinkt der Stern: allein wandern Magst Du bis an's Ende der Welt

Bau Du nur auf keinen Andern Als auf Gott, der Treue hält."

I. v. Eichcndorff.

Anton Maurer stand i» dem Comptoir seines Principals. Bereits eine halbe Stunde erwartete er diesen und hatte dabei hinlänglich Muße, den Unterschied kennen zu lernen zwischen der prachtvollen Einrichtung, so ihn umgab, und den gewöhnlichen Comptoiestuben der Bediensteten. Man darf sich nämlich unter diesem Comptoir des Principals keine dämmerige, staubige Schreib­stube denke» mit himmelhohen Regalen und aufgethürmten Brief­schaften und Rechnungsbüchern. Gerade das Gegentheil: ein Helles, freundlich tapeziertes Gemach, breite, altdeutsche Bogen­fenster mit buntfarbigen Gardinen, welche den cindriugenden Sonnenstrahlen den Zutritt verwehren, schwellende Sopha's und Sessel, mit hochrothem Sammt überzogen, an de» Wänden rings­um große Karten über alle Theile der Erde, dazwischen gute Oel- gemälee und Spiegel in breiten, goldene» Rahmen und darunter ein Waschtischche», ächt chinesisch ausgestattet, schwellende Teppiche und noch mancherlei zierliche Geräthschasten und Meubel von Palissander und Mahagoni. Das Alles glich eher einem Empfangs­zimmer, einem Salon, wenn nicht das große, altmodische Schreib­pult in der Mitte, zum Stehen und Sitzen gleich bequem, reich verziert und verschnörkelt mit seinen hundert und hundert Schieber­chen, geheimen Fächern und Behältern an die Arbeit, an das Geschäft erinnert hätte.

Guten Morgen, Herr Maurer!" grüßte freundlich der Prin­cipal bei seinem Eintreren und überflog rasch die eingelausenen Geschäftsbriefe, die auf dem Pulte lagen. Mit einem Blick fixirte er die Siegel, und schob dann die einen gleichgültig bei Seite, andere aber wog er bedächtig zwischen den Fingern, als wolle er so deren Inhalt prüfen.Ich habe Sie kommen lassen, Herr Maurer, fuhr er inzwischen fort, um bezüglich Ihrer eigenen Per­son mehrercs mit Ihnen abzumachen. Wir wollen, um kurz zu reden, einen neuen Contracl abschließen, der wie ich hoffe, für beide Theile günstige Resultate liefern soll. Alle diese diversen, kleinen Haus- und Ncbengeschäste nämlich, welche Sie seither als jüngster Lehrling zu behändigen hatten und auch richtig behändigten, werden von morgen ab cesstren, und Eie dafür wichtigere und bedeutendere Posten übernehmen, die Ihnen mein Buchhalter ein­zeln notiren wird."

Anton, der sich rasch in die Sitten und Maniren der Städter eingewöhnl halte, verbeugte sich tief und wollte seinen Dank aus­sprechen; aber der Herr Principal machte eine leichte Handbe­wegung und fuhr fort:

Sie wissen vielleicht, daß ich mit den Leistungen der beiden andern Lehrlinge, Reinganum und Pfeifer, nicht nur nicht zufrieden, sondern sogar höchst malcontent bin. Besonders dieser Reinganum, der seither die lausenden Geld- und Wechselgeschäfte am Platze zu effectuiren hatte, machte aus jedem Aus- und Geschäftsgang einen Wein- oder Kaffeegang, verliert so die Zeit und schadet dem Ge­schäfte.Time is inons^ Zeit ist Geld, sagen die Engländer und in Geschäftssachen sind bekanntlich diese Insulaner ganz wich­tige Factoren. Sie werden also von morgen an den Platz Ihres College» Reinganum acceptiren und dieser den Ihrigen. Bei der Spedition und im Comptoir bleiben Sie behufs Ihrer weiteren Aus­bildung mit den seitherigen vollen Raten betheiligt, alle Neben­geschäfte jedoch haben zu cesstren, wie ich Ihnen vorhin bemerkte."

(Fortsetzung folgt.)

A l l e r l' e i.

Bayern ist eines der waldreichsten Länder Europa's. Unter 100 Tagwerken gehören 60 der Landwirthschast, 32 dem produktiven Waldland, 8 den Oedungen, Haus- und Hofrälunen an. Nahezu ein Drittheil des gesammten Bodens ist Waldland. Dennoch ist das Holz theuer; das Bau- und Nutzholz ist von 1831 bis 1858 um nahezu 64 Prozent, das Brennholz um 58 Prozent gestiegen. Diese Angaben hat das Ministerial-Forstbüreau veröffentlicht.

Druck und Verlag der G. W. Haiier'sckrtn Bnchbanvlung. Aevatttvv: Hölzle.