den Südseei'nseln. Auf der Insel Manaia wurde deu weißen Künstlern die Ehre zu Theil, vor seiner schwarzen Majestät dem König Makea ein matinoo musiealo zu geben. Zum Conzertsaal wurde ein großes Zelt benutzt, welches seither zum Trocknen der Fische gedient hatte, und obgleich die letzteren entfernt waren, so war doch der Thrangeruch so entschieden vorherrschend, daß sich die Concertgeber bei dem Gedanken an die dustenden Säle der Seinestadt eines wchmüthigen Gefühls nicht enthalten konnten. Seine Majestät war nicht bei Kaffe und belohnte deßhalb die Künstler mit kostbaren Fruchten. Im Ganzen wurden an der Kaffe 816 Billets verkauft, Geld bekamen indeß die Sänger nicht zu sehen. Unser Berichterstatter, der 5 Lieder sang, bekam den dritten Theil der Einnahme, d. i. 3 Schweine. 23 Puter, 44 Hühner, 5000 Cocosnüsse, 1200 Ananas, 120 Büschel Bananen, 126 Kürbisse und 1500 Orangen. Leider war auf der Insel kein Käufer für den Eilös des Conccrtes aufznfindcn, die Sänger waren deßhalb gezwungen, mit einem Händler auf der benachbarten Insel Manjeea in Unterhandlung zn treten, dessen Ankunft sich indeß so lange verzögerte, daß die Schweine und Hühner in der Zwischenzeit einen großen Theil der Kürbisse, Bananen und Orangen aufgefreffen hatten.
— Für die Hei den Mission sind im Jahre 1860 von 20 englischen Gesellschaften 636,619 Lstr. oder etwa 4,244,125 Tha- ler beigetragen, von den Amerikanern 1,119,996 Dollar, etwa 1,568,327 Thaler, aber freilich finden in den englischen Kirchen auch 18 Millionen, in den amerikanischen nur 11 Millionen Zuhörer Platz. Von Deutschlands Gesellschaften sind nur 400 Missionäre ausgesandt, aber unser Baterlanb liefert auch anderen ein nicht unbedeutendes Kontingent an persönlichen Kräften. Die Brüdergemeinde erhalt 168 Missionare auf 75 Stationen mit 3000 Eingeborenen in ihrer Pflege; Basel hat 70 Missionare mit 600 Negern in Afrika, 2000 Gcmeindegliedern in Indien, an welche sich noch 4700 Hindus anschließen; die Rheinische Gesellschaft hat noch immer trotz ihrer großen Verluste in den letzten Jahren 26 Missionare; Berlin läßt 29 Missionare ans 9 Stationen unter 2700 Eingeboren arbeiten; Goßner's 14 indische Missionare haben anf ihren 5 Stationen 4000 Eingeborne gesammelt; Leipzig hat 11 Missionare auf 8 Stationen mit 500 Eingeboren geschickt, während mit Bremen 15 Missionare auf 6 Stationen in Verbindung stehen und Hermannsburg schon 60 Missionare ausgesandt hat; für China geschieht von Jahr zu Jahr immer mehr, besonders aber von deutschen Reformirten in Amerika, welche dort und in Indien 35 Missionare mit 27 Helfern haben, während die amerikanische Gesellschaft schon 366 Missionare mit 458 Helfern zählt. In Afrika find jetzt 20 Dialekte mit einer Buchstabenschrift versehen und in einem derselben, welcher von 3 Millionen gesprochen wird, erscheint eine Zeitung, welche 3000 Leser zählt. Durch die Bibelübersetzungen werden bereits °/s der Heiden von dem Worte Gottes erreicht. Im Ganzen arbeiten 3000 Missionare mit 6000 Gehilfen in der Heidenwelt, also unter mehr als 600 Millionen.
— Unter Bezugnahme auf eine vom Magazin für die Literatur des Auslandes mitgctheilte Erzählung, daß ein Pastor in Virginien 1855 ein paar Verlobte über einen angeschwollenen Fluß hinweg getraut habe, indem der Pastor diesseits, das Brautpaar jenseits des Flusses gestanden, berichtet man demselben Blatt Folgendes: „Ein diesem ähnliches Verfahren beobachtete schon während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Pastor zu Ratzdorf in der Niederlausttz. Das genannte Dorf, in dem der Pastor seine Amtswohnung hat, liegt am westlichen, das kirchlich mit ihm verbundene Dorf Schiedlow, in dem die Pfarrkirche steht, am östlichen Ufer der Oder. Wenn nun bei Hochwasser oder einem Eisgänge über den Strom zu setzen gefährlich und etwa ein Kind in Schiedlow ohne Aufschub der Handlung zu taufen war, so ließ der Pastor die Pathen mit dem Täuflinge an das rechte User der Oder treten, an das linke aber die Feuerspritze seine Wohnorts fahren und, indem er nach Verrichtung der übrigen den Bauern wohlbekannten Kirchengebräuche die Weiheworte der Taufe sprach, aus der angefüllten Feuerspritze dreimal nacheinander dahin, wo der Täufling sich befand, einen Wasserstrahl senden, der freilich das jenseitige Ufer nicht erreichen konnte. Die christgläubigen Bauern jener Zeit haben an dieser Art des Laufens nie Anstoß genommen und nie die Wirkung der geistlichen Handlung bezweifelt."
— Das „Ausland" erzählt Näheres über das erbärmliche Ende einer merkwürdigen Frau, der berüchtigten Lola Monte z.
Müde, krank und frömmelnd kam sie vor Jahren in New-Dork an; sie hatte immer mit vollen Händen gegeben und erfuhr den schreiendste» Undank. Frau Buchana», der sie alles, was sie hatte, sogar die Pension von Seiten ihres ersten Mannes Head schcn- kungsweise vermacht hatte, stieß sie herzlos ins Elend. Sie inie- thetc sie in einem erbärmlichen Loche ein und gab ihr eine irländische Trunkenboldin zur Aufsicht. Hier lag sie im Winter Mo, nate lang am ganzen Körper gelähmt im ungeheizte» Zimmer und wurde, wenn sie vom Lager sieb schleppte, um eine Erfrischung zu erbitten, von dem elenden Weibe an den Haaren zurückgeschleppt. Der Geistliche, der ihr den letzten Trost brachte, fand sie auf einer schmutzigen Matrazze ohne Bettstelle, eine alte Fußdecke an die Fenster genagelt statt der Vorhänge, die Möbel ans einem wackligen Tisch und zwei Stühlen bestehend. Sterbend sah sich Lola Furien bedroht, sie stieß markerschütternde Hülferuse aus. — So endere die Gräfin Landsfeld; sie, welche den ausgesuchtesten Luxus gewohnt war und der von allen Classen der Gesellschaft gehuldigt wurde, fiel ein Opfer der Undankbarkeit, der Habgier und Brutalität.
— Im Dämmerlicht prvbirke jüngst ein seiner Herr in Frankfurt einen Hut auf und fragte den Hutmacher: Was meinen Sie, wie steht mir der Hut? Ich sehe aus, wie-Da öff
net sich hinter ihm die Ladenlhür und ein Fremder ruft herein: „wie ein rechter Scb.ifskopf!" Ei, den soll ja das Donnerwetter! Entrüstet springt der Beleidigte mit dem neuen Hute hinter dem Fremden her und kommt nicht wieder. Entrüsteter noch ist der Hutmachcr über den verabredeten Betrug.
— Werth der menschlichen Excrementc. Nach dem landw. Anzeiger für Kurhessen producirl ein Mensch jährlich im Durchschnitt 10 Ctr. feste Excremente, im Werthe von 2^/Z Thlr. In einer Stadt von 5000 Einw. belauft sich somit der Werth der festen Excremente jährlich aus 12,500 Thlr., bei 40,000 Einw. auf 100,000 Thlr. Nack Slöckhardt hat der von 1000 Menschen pro Tag gewonnene Uri» einen Werth von 5^/z Thlr., demnach von 40,000 Menschen in einem Jahre etwa 82,000 Thlr. Das jährl. Produkt einer Stabt von 40,000 Einw. ergibt also ein Capital von 182,000 Thlr. Nichts desto weniger läßt man in vielen Städten den Inhalt der Cloakc» in faule Gährnng übergehen, in welchem Zustande derselbe meist seinen Düngerwerth verliert.
— Chinesische Mottentinktur. In eine Quantität besten Spiritus thut man ungefähr den achten Theil klaren Kampher und ebensoviel von der gestoßenen Schale des spanischen PsefferS, läßt das Ganze einige Tage in der Ofenwarme stehen, bis der Kampher ganz aufgelöst ist, preßt die Flüssigkeit durch Leinwand und besprengt mit derselben das aufzubcwahrende Pelzwerk oder die Kleiber gleichmäßig, wickelt sie zusammen und schlägt sie in starke Leinwand ein. Statt des Pfeffers kann man auch gestoßene Koloquinthen nehmen. Dieses einfache Mittel gilt in Rußland unter dem Namen „Chinessische Mottentinktur" als Geheimnis und wird mit großem Erfolge beim Aufbewahrcn von Pelzen angewendet.
— Schnelligkeit des Schwalbenfluges. Um etwas Genaueres hierüber zu erfahren, fing ein Mann in Antwerpen eine Schwalbe ein, die am Dachsims über seinem Fenster nistete und verschnitt ihr, um sie erkennbar zn machen, die Schwanzfedern. Er ließ dann die Schwalbe von seinem Diener nach Gent bringen, um sie dort zu einer bestimmten Zeit fliegen zu lassen. Zwölf und eine halbe Minute nach dem Ausstiegen in Gent kam sie in Antwerpen bei ihrem Neste wieder an, sie hatte also etwa eine Wegstunde (5 Kilometer) in einer Minute zurückgelegt, trotz der Verstümmelung deS zum Fluge wesentlich als Steuer dienenden Schwanzes.
— Praktische Goldprobe. Das einfachste Mittel echtes Gold von einer goldähnlichen Legirung zu unterscheiden, besteht darin, daß man einen gewöhnlichen Feuerstein so lange an dem zu prüfenden Gegenstände reibt, bis eine glänzende Metallsärbung auf ersterem znrückbleibt. Hierauf hält man ein brennendes, stark geschwefeltes Zündhölzchen an das Abgerlebene: verschwiudet eS vom Feuerstein, so war der daran geriebene Gegenstand nicht von echtem Golde.
— Untersuchungen haben die Gefährlichkeit der Oblaten ergeben. Die rothen sind die bedenklichsten, weil sie in der Regel mit Bleipräparat angefertigt sind, nach den rothen die gelben und grünen. Zum Gebrauch wird die weiße Oblate empfohlen.
Druck und Verlag der G. W. Zai ser'schen Buchhandlung. rXeraknon: Hölzle.