womit die heutige Sitzung schließt. — (159. Sitzung.) Beim Beginne der Sitzung stellt der Abgeordnete Fetzcr die Anfrage an den Kriegs-nunster, ob es nicht gegen das militärische Interesse streite, daß eine Anzahl scilbciigcr Staatsstraßen in Gemeindeverwaltung übergehen sollen, und viellciät bald zu Bicinalstraßcn herabsinkcn werden, was Minister v. Miller morgen zu beantworten verspricht. Sodann werden nach längerer Debatte die Ausgaben für den außerordentlichen Dienst im Jahre 1859 und für den durch Errichtung der beid n Jägerbataillone verursachten Mehraufwand genehmigt. Freiherr v. Gültlingen stellt den Antrag, dicMittel zu vcr- willigen, um den Offizieren der beiden Jägerbataillone den Gehalt zuzuwci- sen, der mit ihrer Charge regelmäßig verbunden ist; derselbe wird von Schott, Nagel und Wiest unterstützt, aber schließlich von der Kammer abgelehnt. Sämmtliche sonstige Ausgaben im außerordentlichen Dienst und im Jahre 1859 bis 1860 werden genehmigt, ebenso die Ausgaben während des Jahres 1859—60, worauf man zur Brrathuug des Etats für 1861 — 61 übergeht. Verlangt werden im Ganzen 10,384,206 fl. 33 kr. oder jährlich 3,461,402 fl. 11 kr. Für Regimentsärztc werden 24,700 fl. verlangt. Die Kammer genehmigt nach dem Antrag ocr Commission 24,500 fl. Die Eri- genz von weiteren 300 fl. für Regst - ntspferdeärztc wird auf Nonnger's Antrag nochmals an die Commission zurückgew esen; dagegen stimmt die Kammer dem Anträge der Commission bei, nur drei Oberlieutenants eine Zulage von 200 fl. jährlich zu bewilligen, weil diese allein weder freie Wohnung noch Hauszinsentschädigun, haben. Die Vermehrung der Portes eckaoetten auf die Zahl von 50 Mann und die Erhöhung ihrer Löhnung aus täglich 48 kr., sowie die von der Negierung beantragte Einkommens- Verbesserung gedienter Umcroffiziere im Gesammkbetrag von 30,500 fl jährlich werden genehmigt, desgleichen 60,011 fl. I kr. Menagcbeitrag und 4958 fl. 51 kr. Erhöhung der Aversen für Rcgimentsunkosten. Endlich werden »och für das Kriegsministerium an Besoldungen 54,593 fl. 20 ke., 3393 fl. 20 kr. mehr als früher, und an Kanzlcikvst.n 3000 fl-, 200 fl. mehr als früher, bewilligt, womit die Sitzung schließt. —
* Nagold, 26. Aug. Der vorgestrige Feiertag war ein Tag voll regen Lebens und Treibens für unsere Stadt. Schon in der Frühe kündigten Böllersä üsse vom nahen Schloßberge die Feier des landwirthlchafflicben Vezirtsf. steS au. Auch nahm in einer der Morgenstunden eine Ablheilung der hiesig-n Feuerwehr Schauübnn- gen mit dem Hydrophor vor, wozu sich eine Deputalion der neu ins Leben getretenen Altcnst.üger Feuerwehr cingefundcn. Sodann wurde der Fruelmuarkt und im Verlaufe des Vormittags der sehr stark befahrene Viehmarkt abgehalteu. Um */s8 llhr fanden sich die Mitglieder des landwirlh-chaftlichcn Vezirksvcreins im Rathhaussaale ein, woselbst der Vorstand desselben, Herr Oberförster Niethammer, eine sehr würdig gehaltene Ansprache hielt, die wir wörtlich nnsern Lesern wi> vergeben:
„Der landwirthschaslüche Verein, welcher heute sein Fest feiert, hat Euch Knechte und Mägde zu demselben einlaten lassen.
Wir wissen ja wohl, daß ein lohnender und erfrenender Betrieb der HauS- und Feldwirthlchaft freilich vor Allem bedingt ist durch den Segen von Oben, an welchem Alles gelegen ist, und sodann durch die umsichtige Thäligkeit der Herren und Frauen, welchen Hans und Feld gehört. Keineswegs aber verkennen wir, welch ein Großes es ist um die Dienstboten, die durch ihre fleißige Arbeit, durch Gewissenhaftigkeit, Rechtschaffenheit und Treue mit- bancu helfen an der Ehre und dem Wohlstand des Hanfes, dem ihre Dienste zu widmen sie sich verpflichtet haben.
Weil wir das wissen und weil wir wohl zu würdigen vermögen , wie viel die Haus- und Feldwirthschaft einem pflichttreuen Gesinde verdankt, so habe» wir es in de» Kreis unserer Aufgabe gezogen, nicht nur die durch Güte, Größe und Schönheit sich auszeichnenden Boden-Erzeugnisse de» Beschauern zur Augenweide und den Landwirtben als Probe und Muster zur Nacheiferung öffentlich auSznstellen, sowie den mit Einsicht verbundenen Fleiß, der auf die Zucht und Pflege nützlicher Thiere verwendet wurde, mit Preisgaben zu bedenken, sondern auch thcils durch Ehrenbriefe, theils durch Geldgeschenke dankend das auzuerkennen, was von den treuen Herzen, den offenen Augen, den unverdrossenen Händen und den rüstigen Füße» der Dienstboten geleistet worden ist, damit es in Haus und Feld wohl stehen konnte.
Ihr seid die Knechte und Mägde, welchen auf den Grund der von Euren Dienstherrn und Eurer OrtSobrigkeit ausgestellten Zeugnisse eine ehrende Anerkennung zu Theil wird.
Nehmet nun den Euch zugedachten Preis entgegen, sowohl in Dank gegen Euren himmlischen Herr», der Euch die erforderlichen Gaben und Kräfte zu Eurem Tagewerk verliehen hat, als auch gegen Eure irdische Herren und Frauen, die Euch so behandelt, daß Ihr in dieser Reihe von Jahren nicht als Sclavcn, sondern als freie Menschen — Eure Zeit und Kraft ihnen widmen mochtet und konntet.
Er aber — der große Gott über uns, der unser Aller Herr ist und dem wir einst Rechnung ablegen müssen von unserem Haushalt, der aber auch des Tages Last und Hitze, die er uns tragen
heißt, mit ewigem Gnadenlohn vergelten will, Er fördere wie biss her so auch ferner freundlich Euer und unser Werk!
Ich wende mich nun an Sie, die Lehrer derjenigen Gemeinden, in denen landwirlhschaftliche Fortbildungsschulen in das Leben getreten sind.
Ter Verein hat Sie zu dem heutigen Feste einladen lassen, um Ihnen öffentlich den Dank auszusprechcn für Ihre Mühe und Aufopferung, mit welchen Sie sich dem Unterricht unterzogen haben.
Die Gabe, die ich Ihnen zu überreichen habe, soll Ihnen nur als ein schwacher Beweis unserer dankenden Anerkennung gelten.
Fahren Sie fort in Ihrem Streben, Ihre Zijglingc zu sttt- lich gute» Menschen zu erziehen und sie mit Kenntnissen auszu- statten, die für ihren Lebcnsberuf nöthig sind.
Der Samen, den Sie hier ausstreuen, wird gewiß gute Früchte tragen, und in dem Bewußtsein, daß diese Ernte mehr Werth hat, als alle Ehren und Güter dieser Welt, mögen auch Sie Ihren Lohn finden.
Ihr aber, Ihr Zöglinge der Fortbildungsschulen Eurer Ge- meiudeu, seid berufen infolge der Zeugnisse Eurer Lehrer, daß Ihr den Unterricht mit Fleiß und Aufmerksamkeit besucht habt. Wir freuen uns dieses Zeugnisses und hoffen, daß Ihr auch fernerhin nicht «blassen werdet in d.m Bestreben, immer reicher an nützlichen Kenntnissen zn werden, und Euch zu tüchtigen Land- wirthcn und rechtschaffenen Staatsbürgern heranzubilden. Bedenket, daß, wie in allen Wissenschaften, so auch in der Landwirthschaft, die Erfahrungen fortschreitcn, und daß es besondere Aufgabe der jungen Landwirthe sein muß, diesen Fortschritten zu folgen, um ihrer Segnungen iheilhafrig zu werben.
Vergesset aber hiebei nicht und Präget es tief Euren Herzen ein, daß Ihr das schöne Ziel, nach welchem Ihr streben wollt, — die Begründung eines landwirthschafklichen Wohlstandes nur daun erreichen werdet, daß nur daun Leben, Segen und Gedeihen in Euer Haus kommen wird, wen» Ihr das wahre Glück des Lebens in Tugend und musterhafter Häuslichkeit suchet."
Hierauf wurden an männliche und weibliche Dienstboten theils Geldpreise, theils Ehreubriefe und an die Schüler passende land- wirthschastliche Lese- und Lehrbücher vertheilt. Auch den Lehrern wurde ein Beweis der Anerkennung zu Theil. Es bewegte sich sodann der Festzug vom Ralhhans auf den „Stadtacker", wo außer einer Pforte eine geschmackvoll gebaute und dekorirte Tribüne errichtet war. An schau- und preiswürdigen Pferden und Vieh war kein Mangel. Während die Thiere vom Preisgericht besichtigt wurden, spielte die Musik und erhaschten jüngere Bursche die Gaben am Kletterbaume, welcher durch einen Schnurzug Manchem ein Gegenstand tantalischer Vexation wurde. Gegen den Mittag konnte zur PreiSverlheilung für Pferde, Rindvieh und Schweine vorgeschritten werde». Die hohe Centralstelle für Land- wirthschast hatte in dem Schäferei-Inspektor Friz einen Abgeordnete» zn dem Feste geschickt. Nack dem Urtheil desselben, der auch vor 3 Iahen bei dem Feste anwesend war, und auch nach der Ansicht anderer Sachverständigen hat sich die Rindvieh- und Pferdezucht in dem Bezirk sehr gehoben. Nun erfolgte der Rückzug in den Gasthof zur Sonne, wo das Mittagsmahl eingenommen wurde. Der erste hiebei ausgebrachte Toast galt natürlich Sr. Majestät unserem König, dem treuen Beförderer und Protektor der Land- wirthschaft, und fand ein freudiges Echo in den Herzen der Gäste. Die Dienstboten hatten die Ehre, im Schwanen gespeist zu werden. Abends war Ball im Saale zur Post, womit die Festivität schloß, zn deren günstigem Verlaufe auch die Witterung wider Erwarten das ihrige beigetragen und den Wirthen rc. frohen Muth bereitet hatte.
Stuttgart, 23. Aug. Ans der Tuchmesse wurde nicht einmal die Hälfte der zu Markt gekommenen Waare verkauft, weil der arg schlechten Preise soft kaum den Werth der Wolle) wegen viele Fabrikanten, namentlich die größeren und reicheren lieber gar nicht losschlugen, sondern auf spätere bessere Zeiten warteten.
(N.-Ztg.)
L » dwigsbnrg, 22. Aug. Letzten Montag war ein Uhrcn- fabrikant, Max Bloch von Lachaur-defond, hier und machte wie seit vielen Jahren, seine Geschäfte bei hiesigen Uhrmachern. Um halb 11 Ubr wollte er mit dem Bahnzuge nach Stuttgart fahren und gab seine beiden Koffer, den einen mit Effekten, den andern mit ca. 400 Uhren, ordnungsmäßig als Passagiergut auf. Als er-sie, in Stuttgart angekommen, wieder abverlangte, war der Koffer mit den Uhren spurlos verschwunden. Nach einer Bekanntmachung des K. ObcramtSgerichts sollte man beinahe annchmen, der Koffer