keine Spur mehr zu finden, das ganze Land ist verwüstet; die Fanatiker morden unter Folterqualen Jeden, der ihnen in die Hände fällt; die Regierung antwortet darauf, indem fie die widerspenstigen Priester hängen und erschießen läßt.
New-Nork, 25. Juli. Die Bundestruppen haben die Batterie vor Manassas angegriffen, drei nach einstüudigein Kampfe genommen, als die Separatisten Verstärkung erhielten, die Bun- deStruppen zur Flucht nöthigten, fie bis Fairfax verfolgten und ihre ganze Artillerie nahmen. Beiderseitiger Verlust enorm. Die Bundestruppcn haben sich nach Alexandria zurückgezogen. Außerordentliche Anstrengungen zur Erneuerung des Angriffs, 80,000 Mann werden neu angeworben. (A. Z.)
Ein Bricf-Convert aus Amerika, das uns vorlag, ist sehr curios. Rechts Adresse und Poststempel; links drei colörirte Bildchen, s. Jeffersohn Davis (der Sübvrästdent) am Galgen, d. ein Käfig, worin seine Freunde, u. A. General Beauregard, c. eine herabgerisscne Fahne der Südstaaten, worauf Knaben umhertreten. Unter allen dreien steht die Unterschrift: Vate vk tiai- tors (VerrätherS Loos).
Knnstlerrache.
„Der Prophet gilt Nichts in seinem Vaterlande!" Dies ist eines von denjenigen Sprichwörtern, die am seltensten eine Ausnahme erleiden, und scheint es vor allen auf deutsche Kunststänbe abgezielt zu sein. Was nicht über, dem Rheine drüben oder jenseits der Alpen sein Vaterland hat, wirb nur mit halben Augen angesehen oder mit vornehmen Achselzucken beurtheilt.
So ist es aber bei nns schon zu allen Zeiten gewesen, und manches deutsche Künstlerherz ist über dieser bittern Erfahrung gebrochen, wenn der mitleidige Magen nicht etwa durch den erträglicheren Hungerstod zuvorgekommen war.
Der Kaiser Joseph I. ließ sich die Hebung vaterländischer Kunst außerordentlich angelegen sein, wie die 1705 von ihm in Wien gestiftete Akademie der bildenden Künste zur Genüge beweist. Namhafte und tüchtige deutsche Maler zog er nach der Kaiserstadt, allein die fortwährende, kriegerische Unruhe jener Zeiten und noch mehr der wenige Jahre später erfolgte Tod dieses kaiserlichen Beschützers der herrlichen Kunst, setzten dem vaterländischen Unternehmen große Hindernisse entgegen.
Kaum hatte sich unter Karl VI. die politischen Verhältnisse mit Frankreich etwas freundlicher gestaltet, als auch französische Künstler in großer Zahl nach Wien kamen und mit dem vollsten Vorurtheile für das Fremde ausgenommen wurden. Tie lustigen Franzosen brachten die ganze Anmaßung und den galanten Hofton Ludwigs XVI. mit und wußten durch die Zuversichtlichkeit ihres Auftretens oft weit mehr zu imponiren, als durch die Vollwichtigkeit ihrer Talente. Man stritt um die Ehre, sich von den Franzosen portraitiren zu lassen und bezahlte mit Vergnügen für ein schlecht getroffenes Bildniß gern bas Vierfache des Preises, für welchen ein gewissenhafter einheimischer Künstler ein schönes und treues Bild geliefert hätte.
Seit einiger Zeit machte besonders ein gewisser Claude Ion- venet in Wien gewaltiges Aussehen, weniger durch seine Bilder, als durch sein Auftreten, denn er hatte sich noch immer nicht entschließen können, einen der vielen an ihn ergangenen Aufträge für Bilder anzunehmen und auszuführen.
Desto mehr wußte er jedoch durch sein sicheres Auftreten zu imponiren und sich bald ftutritt in die ersten Kreise der Residenz zu verschaffen, wo er bis jetzt seinen größten Ruhm im rücksichtslosesten Tadel über deutsche Kunst und Künstler gesucht hatte. Dagegen war die Superiorität französischer Malerei immer das weite Wort in seinen Reden und ganz besonders suchte er sich mit dem Glanze seines großen Onkels, des berühmten Jean Jou- venet, fo viel als möglich zu schmücken, ohne bis jetzt durch etwas mehr, als Reden auch von seinem eigenen Talente Beweise gegeben zu haben. Gerade dadurch, das Jouvenet erklärte, nur Personen der höchsten Gesellschaften malen zu wollen, wurden die Anstrengungen immer größer, die man machte , um den großsprecherischen Franzosen an sich zu fesseln denn man glaubte, darin eben ein Zugeständniß zu finden, daß die Kreise, welche Jouvenet mit seiner Gegenwart beehrte, nothwendigerweise der höchsten Gesellschaft angehören mußten.
Einigen Reichsgrasen und Fürsten war es endlich gelungen, gegen enorme Bezahlungen ihre Bildnisse von Jouvenet gemalt zu erhalten, und obgleich diese Bilder kaum die Gränzen der Mittelmäßigkeit überschritten, so waren sie dennoch in den Augen
ihrer Besitzer zum Theil wohl auch mit durch die dafür bezahlten großen Summen, von einem außerordentlichen Kunstwerthe.
Wie sehr zurückgesetzl mußten sich durch diese abgöttische Verehr rung fremdländischer Mittelmäßigkeit die einheimischen Künstler von anerkanntem Werthe fühlen, die man jetzt kaum mehr der Beachtung wcrth hielt! Ganz besonders aufgebracht fühlte sich der Meister Kupetzgy, der, ein geborener Ungar, schon damals herrliche Proben seiner hohen Künstlerschaft abgelegt hatte.
Kupetzgy war ein Künstler in des Wortes wahrster Bedeutung, allein Wenige hatte» wohl in ihrem Lebe» gleiches Ungemach zu erdulden gehabt. Von seinem armen Vater war er zu dessen Handwerk, der Weberei bestimmt worden, doch hakte ihn der hohe Beruf der Kunst getrieben, heimlich diese verhaßte Beschäftigung zugleich mit dem Elternhaus zu verlassen und sich lange, lange > Jahre oft mit der drückendsten Noch und bettelnd in der Welt nmherzutreiben, bis sich endlich sein an das Wunderbare grenzendes Talent Anerkennung verschaffte. Die neu gegründete Akademie der Künste zog ihn nach Wien, das er von da an als seine Vaterstadt betrachtete, so glänzend auch die Anerbietungen waren, die er, nach auswärts, zumal von Peter dem Großen erhielt.
Seit seiner Rückkehr nach Wien batte Kupetzky ein inniges FreundsLaslsband mit dem Bildhauer Wigand geschlossen, dessen heiteres Temperament in dem Maler mit jedem Tage liebenswürdiger und unentbehrlicher machte, so baß man die beiden fast immer ! zusammen antreffen konnte.
Wigand theilte natürlich die Indignation Kupetzkys gegen den unverschämte» Jouvenet im vollsten Grade und er hatte erst kürzlich eine höchst gelungene Carricatur unter seinen künstlerischen Freunden verbreitet, welche den französischen Maler darstellte, wie er eben dem Kaiser selbst verweigert, dessen Bildniß anzufertigen, und darunter die Aeußerung, daß er sich vorgenommen habe, jetzt nur noch höchstens monsleur 1s bon Vien zu portraitiren.
Das Spottbild erregte unter den einheimischen Künstler» den größten Jubel. Jouvenet soll es sogar selbst zu Gesichte bekommen haben, allein geändert ward dadurch im Wesentlichen gar Nichts. Der prahlerische Pariser trieb sein Wesen nach wie vor und wurde höchstens in seinen Prälensionen noch unverschämter als vorher.
In Wien lebte zu jener Zeit eine außerordentlich reiche Baronesse, Namens Aurora von Seeheim, eine verblichene Schönheit von ungefähr fünfzig Jahren, welche ihre Zeit in dem Bereiche der Heirathscandidalen ganz dieselben Ansprüche gemacht hatte, die jetzt Jouvenet auf dem Felde der Kunst machte. Bis zum zwanzigsten Jahre wollte sie durchaus ihre Hand nur einem Herzoge reichen, weßhalb alle anderen Bewerber, unter denen selbst Fürsten gewesen sein sollen, abgewiesen wurden. Der herzogliche Bewerber jedoch erschien nicht, weßhalb die reiche Erbin den nächsten zehn Jahren sich entschloß, jetzt ebenfalls auch einem Fürsten ihr Jawort zu geben. Allein mit dem zwanzigsten Jahre waren auch die fürstlichen Bewerber weggeblieben und es fanden sich nur einige Grafen, welche ohne Barmherzigkeit Körbe anfgeladen bekamen.
Als nach dem gefährlichen Eintritt in die dreißiger Jahre die Baronesse sich nun aus Mitleid mit einem Grasen begnügen wollte, bemerkte sie mit Entsetzen, daß jetzt auch diese unwiederbringlich für sie verloren waren. Trotzdem blieb sie ihrem Vorsatze treu, nur über ihren Stand hinaus heirathen zu wollen, und so kam es denn, daß die reiche Kokette noch in ihrem fünfzigsten Jahre frei war und auch für immer frei bleiben wollte, was sie bei jeder Gelegenheit erklärte und immer dabei hinzusetzte, daß sie von jeher habe ledig bleiben wollen, weil sie das ganze männliche Geschlecht aus dem tiefsten Grunde ihres stolzen Herzens verabscheute. (Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— fKindersegen.j, Vor einigen Tagen meldete sich auf dem Berliner Vormundschaftsgericht ein schon ziemlich bejahrtes Mädchen mit dem Anträge, eine Klage auf Alimentation ihres vor Kurzem geborenen unehelichen Kindes gegen den Vater desselben aufzunehmen. Die Bittstellerin gab dabei an, daß sie früher schon in gleicher Lage gewesen. Unter diesen Umständen wurden die vorhandenen Vormundsckaftsakten nachgesehen und dabei zur großen Verwunderung der betreffenden Beamten festgestellt, daß die alte Mutter sich freilich schon öfter in gleicher Lage befunden u n d zwar bereits — 2tmal. _—
Druck un» Verlag der B. W. Zai ser'schen Buchhandlung. Vtedalliou: Hölzle.