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solche Trennung vollziehen; ich müßte ja seine große Liebe für Sie und seine väterliche Zärtlichkeit für mich und Eugen nicht kennen!"

Du irrst dich, Hortensia! Ach, laß mich vollenden," fuhr Josephine fort.Foucbs sagte mir ferner, durch dieses Opfer müsse ich in der Geschichte als ein Steen glänzen, der alle die berühmten Frauen, welche je einen Thron eingenom­men haben, verdunkeln und in Schatten stellen werde. Noch in spätester Zeit werde meine Seclengröße bewundert »nd ge­rühmt sein.

,,O, der Heuchler!" rief Hortensia aus.Ich erkenne ihn an seinen sublimen Redensarten, von denen sein Herz nichts weiß. Was haben Sie ihm geantwortet, thcurc Mutter?"

Ich war dn-ch seine Mittheilnng so außer Fassung ge­bracht, daß ich anfangs keine Worte finden konnte," erwiderte Josephine.Indessen bemerkte ich ihm, ich wolle darüber Nach­denken, ich wolle ihm ein ander Mal Antwort geben. Aber ich werde mich nicht bis zu dem Grad herabwürdigen, mit die­ser gemeinen Seele »och einmal über einen so zarten Gegen­stand zu spreche». Und nun, liebes Kind, steh' du mir mit dei­nem Ralhe bei, denn dir allein kann ich meinen Kummer ver­trauen. Was hältst du davon?"

Ach, theure Mutter," erwiderte Hortensia,mich erfüllt diese Kunde mit tiefem Gram, denn ich sehe Ihr sanftes und zärtliches Herz in seinen heiligsten Rechten gekränkt. Wie es auch enden soll, Ihr Leiden wird mich immer am meisten betrüben!"

Tu bist ein liebes Kind," sagte Josephine mit einem zärtlichen Blick anf die Tochter.Aber sage, glaubst du wohl, daß Foucha von Bonaparte abgeschickl war, und daß mein LooS bereits entschieden ist?"

Nach dem, was Sie mir mitgetheilt haben, fürchte ich es fast," erwiderte mit schmerzlichem Tone Hortensia.

Und ich bin fest davon überzeugt," nahm wieder Jose- phine das Wort.Wie halte eS sonst Foncho wagen dürfen? O Hortensia, du weißt, mit wie vielen Thränen ich auf den Thron gestiegen bin; cs wird mir nicht schwer herabzusteigen. Und dennoch werde ich daran sterben!"

Bei diesen Worten legte die Kaiserin die Hand anf ihr Herz und wurde leichenblaß. In äußerster Bestürzung umschlang Hortensia ihre Mutter und suchte sic mit kindlichen Liebkosungen zu beruhigen.

Fassen Sie Sich, theure Mutter," sagte sie,Sie dür­fen nicht sterben. Tic treue Liebe Ihrer Kinder würde Ihnen Ihr hartes Loos zu erleichtern bemüht sein."

Ja, ich werde sterben, wenn ich den verlieren muß, dem ich meine zärtlichste Liebe gewidmet habe," sagte Josephine, und faltete ihre weißen Hände mit jener hohen Anmnlh, die ihr eigen war.Aus seinen geliebten Augen strahlte mir alles Glück des Lebens. O Hortensia, du fassest nicht, welch ein mächtiges Gefühl cs ist, Las mich an Liesen großen Manu fesselt. Und ewig werde ich mich nach den köstlichen Stunden sehnen, wo er liebevoll und zärtlich mit mir war. Ich fühle, daß ich sterben muß, wenn er mich verläßt."

Theure Mutter begann die Königin wieder,noch ist nicht alles verloren. Hoffen Sie aus die Liebe des Kaisers. Er liebt Sie zart und innig."

An dich denkst du nicht, liebes Kind," sagte Josephine. Der Kaiser hat deinen Sohn zu seinem Nachfolger bestimmt, und er wird Frankreichs Thron verlieren, wenn das große Opfer gebracht werden muß."

Geliebte Mutter," cntgegnete Hortensia heftig bewegt, eS war mir ein schöner Gedanke, meinen Sohn mir als Kai­ser von Frankreich zu denken. Er soll dahin sein, dieser hoch­fliegende Traum, wenn Frankreich dadurch glücklich wird. Aber wer kennt die Geheimnisse der Zeit? Wer ist im Stande, in die Zukunft Frankreichs zu blicken, ohne in Jrrthümer zu ge- rathen? Lassen wir dies. Ich rathe Ihnen, theure Mutter, von dieser vertraulichen Mittheilung mit Niemand, wer es auch fei, zu reden, und vertrauensvoll den Kaiser zu erwarten. Wann erwarten Sie seine Rückkehr?"

Noch Ende dieses Monats!" erwiderte Josephine. Er hat mit mir eine Zusammenkunft in Fontainebleau verab­redet. Er wird wohl von seinem Vorhaben mit mir sprechen wollen. Ick werde mich aber hüten, selbst davon anznfangen."

Gewiß, liebe Mutter, gewiß," sagte Hortensia.Lassen Sie sich nicht merken, baß sie bereits unterrichtet sind."

Die Königin erhob sich und umarmte ihre Mutter anf das Zärtlichste. Dann warf sie ihre» Shawl über die weißen Schultern und schickte sich an, fortzngehen.

Du willst mich doch nicht scbo» wieder verlassen, liebes Kind?" fragte Josephine mit liebevollem Vorwurf.

Mein Sohn ist krank, liebe Mutter," erwiderte die Kö­nigin,ich habe ernstliche Sorge um ihn. Morgen komme ich wieder." Dann sank sie noch einmal ihrer Mutter in die Arme, flüsterte ihr einige Trostworte zu und verließ weinend das Gemach. (Forts, folgt.)

Allerlei.

sVerhältnjß der Arbeitsleistung von Ochs und Pferd.j Hierüber wird seit einiger Zeit mit einer gewis­sen Lebhaftigkeit in der französischen landwirkhscbaftlichen Presse verhandelt. Einige entschiedene Verfechter der Ochsenarbcit be­haupten, daß gut gewählte Ochsen dieselbe Arbeit leisten wie Pferde, und zwar viel wohlfeiler, weil ein Ochsengespann im Ankauf, M der Fütterung und Pflege viel billiger zu stehen kommt, und weil man es nach einigen Wochen der Ruhe und Mästung immer noch vvrtheilhaft an den Mezger verkaufen kann, während das Pferd unvermeidlich dem Messer des Nachrichters verfällt. In der That und gegen alle Erwartung hat, trotz des Voruriheils zu Gunsten des Pferdes, der Ersatz durch Och­sen vielfältig stattgcfnnden bei mancherlei landwirthschaftlicben Gewinnungen in den nördlichen Provinzen Frankreichs, nament­lich bei der Zucker- und Weingeistfabrikation ans Runkelrüben. Große und starkknochige holländische Stiere haben ausgezeichnete Dienste geleistet. . Man sah sie die 9 Kilometer (etwa 1 deut­sche Meile) Weges von Vincenncs nach Denain in Trott in 54 Minuten znrücklegen. Bei einem neuerlichen Wettkampfe zwi­schen Ochsen und Pferden im Transport von 5000 Kilogram­men (über 110 Centner) Runkelrübentreber uns 22 Kilometer (2*sr deutsche Meilen) Entfernung wurden die erstercn nur um 6t Minuten geschlagen, die Pferde waren in Schweiß geba­det, während die Stiere durchaus nicht angegriffen schienen. Kurz, wo es sich um eine Arbeitsleistung von Ausdauer und Kraft handelt, da werden Stiere einer guten Rasse an Kraft und Schnelligkeit den Pferden nicht nachstehen.

Ein altes Rattenpaar producirt in 3 Jahren 13 Mal 3 Junge. Sobald diese 6 Wochen alt sind, pflanzen sie sich ebenfalls fort, so daß aus zwei Stück in drei Jahren 650,808 Stück geworden sind. Welche unermeßlichen Heere von Ratten würben den Erdboden in einem Zeitraum von zehn Jahren be­völkern, wenn sie nicht von Zeit zu Zeit gctödtet würden und sich selbst aufzehrten.

Ter Mensch kann die verschiedensten Dämpfe einath« men, ohne dadurch schwer belästigt zu werden. Nur Kohlen- dampf kann er, ohne daß sein Organismus zerstört wird, nicht in bedeutender Menge athmen. Das liegt daran, baß das aus dem Kvhlendampfe sich abscheidcnde Ko'hlenoxydgas, indem es cingeathmet wird und ins Blut übergeht, den in letzten» be­findlichen Sauerstoff, seinen Feind, daraus vertreibt. Sauer­stoff ist aber zum menschlichen Leben nothwendig erforderlich und der Mensch stirbt, wenn er ihm mangelt.

Zweisilbige Charade.

Der ersten Silbe folget gleich Ein Spanier, wohl auch ein Portugiese, Und auf der Zweiten geht man weich Fast wie auf frisch gemähter Wiese:

Das Ganze ist ein Strom und weltbekannt. Nun, weither Leser, wie wird er genannt?

Druck und Lerlagdrr > 8 . W. Z a lsrr'schru Buchhandlung. Siedakti«»: Ha I;lk.