Rom, 13. Sept. Gros della Minerva wurde vom römi­schen Hof nicht empfangen. Man erwartet die große Excom- munication. Der Papst und der größte Thcii der kardinale find entschlossen, lieber zu sterben, als den Rechten des heil. Stuhls etwas zu vergeben. (T. d. A. Z.)

Genna, 13. Sevt. I» Neapel ist selbst General BvSco in Bictvr EmannelS Dienste getreten. <A. Z.)

Garibaldi fand im Arsenal in Neapel ein ungeheu­res Kriegsmaterial und in der Bank achtzig Millionen (?1 Ein Te Denn! wurde in der Kathedrale gesungen. Sofort nach der Abreise des Königs Franz zog der päpstliche Nuntius die französische Flagge auf.

Paris, 13. Sept. Der Moniteur kündigt die Ankunft des Kaisers und der Kaiserin zu Nizza a», die Bevölkerung hat sie mit Enthusiasmus empfangen. Das 62. und 7. Limeu- regiment ist nach Rom beordert. In Folge dieser Vermehrung der Occnpativnstruppen hatte General Goyon Befehl crhaiten, ans seinen Posten zurückznkchren. DiePatrie" berichtet: Der König von Neapel habe am 12. d. Gaeta verlassen und ist auf einer spanischen Fregatte nach Sevilla abgereiöt. La- moricier hat sich mit 8000 Mann bei Ancona conceiiirirt, 45,000 Mann Piemonlesen sollen die Linien von Ancona angreisen.

(L. d. Fr. I.)

Paris, 14. Septbr. Der Moniteur schreibt: Angesichts der jüngst vollenderen Thatsachen in Italic», hat der Kaiser ungeordnet, daß der französische Gesandte sogleich Turin zu verlassen habe. Ein Gesandtschafts-Sekretär bleibt zur Besor­gung der laufenden Oieschäfte zurück. (T. d. H. L.)

In einem Kloster zu Paris befindet sich als Novize eine Tochter Abdelkaders, welche Christin geworden und nun Willens ist, barmherzige Schwester zu werden.

London, 12. Sept. Das Reuler'sche Bureau meldet: Die Schweiz hatte verlangt, daß die Simplonstraße geschützt und das User des Genfer See's von dem französischen Gebiete getrennt werde. Der französische Bescheid darauf lautete ab­schlägig. Tie Schweiz dringt darauf, daß die Frage einem europäischen Cvngreß unterbreitet werde. Der Morning Polt zufolge wird England zwischen Frankreich, Rußland, Deutsch- land'und Italien vermitteln. Ohne eine Antwort aus Rom abzuwarten, sind gestern Abend 25,000 Piemvntcscn in Um­brien cingerückt, welchen heute früh weitere 25,000 folgte».

(T. d. K. Z.)

London, 13. Sept. Das Reuter'sche Bureau meldet: Gras Lavour hat an Herrn v. Thouvenel E-tlärunge» über die neue Haltung Piemonts gelangen lassen. Rußland und Preußen protcstiren lebhaft gegen die Politik Cavours. (P.Z-)

London, 14. Sept. Dem Reuter'schen Bureau wird aus Neapel vom 11. Sept. gemeldet: Die Forts haben sich er­geben. Der englische Admiral hat den Lictalor besucht. Die sardinischen Truppen sind gestern Abends auf Befehl des Dik­tators gelandet. Ehe der König Franz II. Neapel verließ, be­fahl er, die Stadt zu bombardireu, das Schloß zu verbrennen und die Bagnos zu öffnen. Das Original des betreffenden Befehls ist gefunden worden. Das Heer Garibaldi's wird in vier Tagen mit Schaaren von Aufständischen in der Stärke von 80,000 Mann hier sein. Dem Lcrnehmeu nach gedenkt der Diktator nach Umbrien zu marschiren. Die Brigaden Birio und Medici langen in diesem Augenblick im Hafen an. Der französische Gesandte, Hr. Brenier, hat keinen Protest gegen die Landung der Piemontcsen eingelegt. In einer Proklamation sagt Garibaldi, die Einverleibung in Piemont werde erfolgen, wenn er sie von der Höhe des Onirinals werde vertünden können. Aus Rom wird dem Renlcr'schen Bureau berichtet: Cardinal Antonelli wird eine Denkschrift an die Mächte richten, in welcher er auseinander setzt, daß der Eintritt von Freiwilli­gen in das päpstliche Heer, über den sich Piemont beklage, in den Rathschlägen Frankreichs und Oestreichs seinen Grund habe, da diese Mächte nach dem Cvngreß von 1856 auf der Bildung eines päpstlichen Heeres bestanden hätten. (Köln. Z.)

Ein Zeitungsherausgeber aus dem Missourihiuter- w ald zeigte unlängst an, daß seine Zeitung in den nächsten 6 Wochen nicht erscheinen werde, indem er mit einer Ladung von

Bärenhäuten, Reisstange», Schindeln, Gelberrinde, Axtstiele», Biber- und Fuchsfellen, cingesalzenen Katzenfische», welche ,/Naturalien" er von seineu Abonnenten an Zahlungsstatt ein- gcuoiiimen, eine Reise nach St. Louis machen und den Kram versilbern müsse.

Das Gei st er schi ff.

Nicht weit von Goederede, am Strande des Häringsvliet, steht eine kleine Schänke, deren Wirth, ein alter Matrose, im Kampfe mii einer französischen Brigg den rechten Arm sammt dem linken Fuße verloren, und nack seiner Wiederherstellung sich hier angesiedelt hatte. Der alte Siemsen, so hieß der Strand« wirth, galt für einen sehr lustigen Kauz, zugleich aber auch als gewaltiger Trinker, für welchen letzteren Verdacht in der That seine pfnndschwere^ blanrothe Nase zu sprechen schien, obgleich siemsen wie ein Heide schwur, daß er weniger Gensvre zu sich nähme, als ein nengcborencs Kind.

Tie Strandschänke erfreute sich eines ziemlich zahlreichen Besuchs, den» nur leiten legte ein Fahrzeug in der Nähe an, ohne daß dessen Mannschaft des Veterans gepriesenen Wach- hvldcrbranutweiu kostete, oder sich aus seinem Kramladen mit einem Endchen Tabak versorgte. Dasi meiste Leben aber herrschte während der Zeit des Fischfangs, wo alle Häringsbü« >en der Nordküste von Flakke in der Bucht einlaufen, um ge­meinschaftlich in See zu stechen. Das Schänkzimmcr des WicihshanseS zumsanften Seehunde", wie Siemsen sein Eta­blissement zu Ehren einer längstvcrstorbenen Geliebten, deren Vater Seehundsfänger >var, getauft hatte, füllte sich dann mit Gästen bis zum Ueberflnsie, und diese versorgten ihre Fahrzeuge auch noch mit verschiedenen leiblichen und geschäftlichen Bedürf­nissen, deren Verkauf Siemsen bald in den Stand setzte, auf eigene Kosten eine Schaluppe ansznrüsten und in See zu schi­cken. Ter Führer dieses Fahrzeuges war Nis Classcn, ein armer Teufel, aber tüchtiger Matrose, der schon drei Mal mit einem Kauffahrer Ostindien besucht n»d Dienste als Steuer­mannsmaat verrichtet hatte. Jetzt kommandirte Nis des alten Liemien Häringsblffe, aber so dieustergeben er diesem auch im­mer war, galt ihm doch dessen Base Grietje tom Snabel noch weit mehr, und Grietje wußte das auch, denn NiS hatte ihrS selbst unter vier Angen mitgetheilt, worüber die Jungfrau aber gar nicht zu zürnen schien, denn ihr Auge leuchtete immer noch ein Mal so lebhaft, wenn des Ohms schmucker Schaluppenfüh« rer in den sanften Seehund trat.

Der alte Siemsen, welchen seine genauesten Bekannten bisweilen auch wegen des hölzernen Fußes den Stvppelfrosch zu nennen pflegten, humpelte an einem schönen Hellen Johan­nistage, als schon die Sonne zu sinken begann, an der Küste des HäringSvliet hi», das kurze Thonpfeifchen im Munde, und die linke Hand auf ciueu Krückstock gestützt. Die blaue Nase des Stoppelfrvschcs glühte heute in allen Hanptfarben, ein Be­weis, daß ihr Eigenthümer wenigstens au diesem Tage mehr Genövre als ein Säugling zu sich genommen hatte; aber trotz­dem war des Alten Gang so fest, wie die Trennung seiner an­geborenen Gehwerkzeuge solches nur gestattete, und mit frohem Schmunzeln betrachtete er eine schöne, wohlbemannte Fischer­barke, die von frischem Winde getrieben, in die Bucht einlief, offenbar, um vor dem sanften Seehunde Anker zu werfen. Bald erkannte Siemsen Leute ans Kvornbick. Das Fahrzeug wurde scstgelegt und die Mannschaft eilte in die Schänkstube, wo Grietje tom Snabel den Gästen die Gläser füllte, bei welcher Gelegenheit auch der Ohm sein Lieblingsglas hinreichte, ein Gefäß, das ihm ein irländischer Walstschfängcr geschenkt hatte. Dieses wurde von Siemsen sehr hoch gehalten nicht nur wegen des Gebers, sondern auch wegen seiner ungewöhnlichen Geräu­migkeit, indem cs nicht weniger als ein halbes Maß faßte.

(Forts, folgt.)

R ä t h s e l.

Kannst Du den schlanken Baum mir nennen.

Aus welchem keine Knospe schlägt.

Obschon er, schwer herabgebogen,

_ Oft reichlich goldne Früchte trägt?

Truck un» W-rlug dcrG.W.Zuifer'lchtii-vuachandlun,. Rrdallio»: Hölztr.