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Marseille, 11. Sept. Auf dem von der Stadt Mgr- I scille veranstaltete» Banket bankt der Kaiser für die ihm ge­wordene Aufnahme, indem er sagt: Die Vereinigung eines .souveränen Volkes, dessen innere und äußere Kraft, hat gestat­tet, daß der allmählige Fortschritt trotz großer Schwierigkeiten nie aufgebalten wurde. Dieses Streben darf jetzt um so we­niger Nachlassen, als die llinstände viel günstiger sind und Jedermann Ruhe wünscht. Wenn auch hämische Gerüchte ins zu Ohren kommen, wolle» wir uns deßhalb nickt l'eunruhigcn, .sic werden an der Gleichgiltigkeit zerschellen wie Wellen au de» Küsten. Arbeiten wir an der Entwicklung der Hllfsgnellen des Landes. Marseille ist ein großer Platz. Durch die Nähe des Kriegshasenö von Toulon repräi'euiirt Marseiile den Genius vvn Frankreich, der den Oclzweig in den Händen hält, aber das Sckwert an der Leite führt. .Der Kaiser schließt mit einem Toast auf das Wohl der Stadt Marseille. sT. D. d. St.-A.)

Paris. 7. Sept. Dem Journal le Monde schreibt man aus Constantinopel, 30. August: Man schätzt die Zahl der .durch Abd-el-Kadcr geretteten Christen auf 13,000. Mehr als hundertmal hat nach Aussage vvn Augenzeugen der Emir sein und seiner Sühne Leben in Milte der Mörder für Errettung von Frauen und Kindern aufs Spiel gesetzt. Wenn er nicht beim Beginne des Aufstandes zugegen war, so liegt dies daran, daß der Gouverneur Ahmed Pascha ihn irreführte und znrück- hiclt, indem er ihn einlud, sich auf sein Landhaus znrückznzieben, wo,er gewöhnlich verweilt, und in der Thal stürzten die Mu­selmänner über das Christenoiertel einige Augenblicke nach des Emirs Abreise nach Esckerafgc her. Auf die Drohungen der Aufständischen, ihn zu lödten, entgegnete der Emir kaltblütig, Nehmt mein Leben, wenn ihr wollt; aber wisset auch, daß die Franzosen kommen werden, mein Leben zu rächen und das einige .dafür zu nehmen." Im ganzen Oriente bezeichnet inan ein­stimmig, mit Ausnahme vielleicht der Engländer, diesen Mann für den Posten eines ViccköuigS, der nothwendigerweise für Syrien errichtet werden muß, wenn man'dort wirklich Frieden stiften will. Ans die Vorstellung des französischen Gesandten Hr». von Lavalette bat der Sultan dem Emir das Groß-Band des Mcdjidie-Ordens übersandt, und Pein französischen Vicc- consnl zu Damascus Hrn. Lanuße, der so eifrig mit dem Emir wirkte, soll dieselbe Auszeichnung zu Theil geworden sein.

Paris, 9. Sept. Die Patrie sagt: Die Intervention der piemontesischcn Armee im Kirchenstaat sei nahe bevor­stehend. sA. Z.)

Paris, 10. Sept. Die Patrie veröffentlicht nachstehende Depesche aus Turin: Das Tnriner Cabinet hat das Einrückcn piemontesischer Truppen im Kirchenstaat beschlossen. Verschie­dene Mächte haben dnßbalb Vorstellungen an Sardinien ge­richtet und erklärt: daß Rom keinen Vorwand zum Bruch ge­geben habe. Die Patrie weiß nicht, ob die Haltung der Groß­mächte den Entschluß Piemonts modificirte, aber die letzten Depesche» sagen, daß die Truppen die Gränzen nicht über­schritten haben, und nur einzelne Banden in den Kirchenstaat ringcdrungen sind. <A. Z.)

Paris, 11. Sept. Die Patrie meidet: Die Zusammen­kunft des Kaisers von Oestrcich und des Prinz-Regenteu mit dem Kaiser von Rußland zu Warschau sei positiv. sA. Z.)

London, 7. Sept. DasMorning-Chponicle" läßt sich MtS Bulgarien vom 26. August Folgendes berichten:Die christliche Bevölkerung verfolgt mit großem Interesse die Fort­schritte Garibaldi'«. Man nimmt a», daß, wenn Garibaldi in Neapel siege, eine Jnsurrcction an den Küsten Dalmatiens anS- brecken werde, combinirt mit einer allgemeinen Bewegung Kroa­tiens, welcher sofort eine Erhebung Bosniens und der Herze­gowina folgen würde; Serbien würde die Bewegung unterstü­tzen; die Walachei! seien in Uebereinstimmung mit den Ungarn Md sprächen mit Enthusiasmus von Klapka; mehrere griechische Offiziere befänden sich im Dienst Garibaldi's, welche, sobald der Augenblick gekommen wäre, sich an die Grenzen Thessaliens begeben würden.Daily News" theilrn mit, Capitän Sty- leö werde in der nächsten Woche in London wieder eintreffen und die britischen Freiwilligen würden dann sofort abgehen, um sich zu Garibaldi zu begeben. sJud. b.>

London, 9. Sept. Einer von dem Reuter'scken Bureau veröffentlichten Depesche ans Wien zufolge werden das 3 . 4., 5. und tz östreichische Armeekorps ans den Kriegsfuß gestellt und die beurlaubten Soldaten wieder ein berufen. Der Ver­waltung der Südbahn ist die Weisung zu gegangen!, sich z,,,» Transport von Truppen bereit zu halten. Der kaiserliche Pa­last zn Hetzenbors wird zur Ausnahme des Königs von Neapel hergerichlct. ' ,'Kln. Ztg.)

Tie Cholera breitet sich über ganz Rußland ans. Die­selbe ist bereits in die Gouvernements Twer und Moskau ge­drungen. Gleichzeitig stnit dieser Mcnschensenche verbreiten sich auch Viehseuchen.

Smyrna, 31. Ang. Ein furchtbares Unglück hat unsere Stadl betrvssen Der zehnte Theil Smycna's ist ein Raub der Flammen geworben. Die Ursache dieses schrecklichen Un­glücks scheint folgende gewesen zu sei». Eine Frau zündete der Jungfrau Maria, deren Fest man feierte, eine Kerze an; wäh­rend ihrer Abwesenheit beim Gottesdienste geriethen Bett Md andere Gegenstände in Feuer, und ehe man dieses entdeckte, t-rannte das ganze Haus. Bei der Behörde behauptet mau, es seien nur 481 Häuser, 88 Kaufläden und Kaffeehäuser ab­gebrannt. Ein ein einziger Blick auf die Brandstätte reicht aber hin, um zu begreifen, daß die öffentliche Meinung Recht hat, wenn sie die Zahl der abgebrannten Häuser ans über 1500 und Die obdachlosen Personen auf 15 20,000 angiebt. ES war gerade einer der größte» Festtage der Griechen und viele derselben hatten sich nach dem 10 Stunden entfernten Vurta begeben, um nach althergebrachter Gewohnheit das Fest dort Zu feiern. Als sie Montag Abend heimkehrten, fanden sie sich ob­dachlos, am Bettelstäbe. Unser Sommer war furchtbar heiß, in den kühlsten Häusern stieg der Thermometer bis auf 2630 Grad Reaum. (S. M.)

Allerlei.

Während seines Aufenthaltes in Paris nach der Ein­nahme derselben im Jahre 1814 erhielt der alte Blücher folgenden Brief, wie in Försters Geschichte der Freiheitskriege zn lesen ist:Allerunüberwindlichster Feldmarschall! Herr General Vorwärts, Excellenz! Liebwerthester Herr Blücher! Verzeihen Eie, Excellenz, liebwertbester Herr Blücher, General Vorwärts, daß ich als unzeitige Geburt es wage, an Sie zu schreiben, aber-Ich kann mir nicht helfen, es ist wegen meinem Trangokt. Ich lutte Sie um alles in der Welt, liebster Herr Blücher, Excellenz, was ist das für eine infame Confnsion mit dem Feldpostamt. Ich habe meinen Traugott bei den Garde, jägern, er kennt Excellenz Vorwärts genau und gut, schon zwei, mal habe ich ihm Zulage geschickt, aber er hat nichts bekommen. Ich bitte Ew. Excellenz General Vorwärts demüthigst, corrigi- r>n Sie die Kerls von der Feldpost doch einmal, aber nach alter preußischer Manier, Sie verstehen schon, wie ich's meine, das wird gewiß helfen; denn es ist um die Schwerenoth za j kriegen, wenn man den Kindern, die für's Vaterland streiten, was schickt und sie nichts bekommen. Ew. Excellenz Vorwärts werden den Kerls schon ein Donnerwetter auf den Hals schi­cken, deshalb habe ich cs Ihnen geschrieben; denn ich weiß schon, daß mit dem Alten nicht viel zu spaßen ist. Ew. Excel«' lenz unüberwindlichster Feldmerschall, General Vorwärts genannt, liebwerthester Herr Blücher, ich verbleibe Ihr unterlhänigsttt Schornsteinfeger Matthias Keller in Schweidnitz."

Mäkler und andere Astronomen behaupten, daß dir Alkyonc, der glänzendste Stern unter den Plejaden, die Cent­ralsonne der Welt sei, da ihr Licht das hellste und ihre Masse 117,400,000 Mal größer als die der Sonne sei. Letztere braucht 18,200,000 Jahre, um ein Mal um Alkyonc sich zu bewegeich. Diese ist von der Erde soweit entfernt, baß ihr Licht trotz sei» uer Schnelligkeit 537 Jahre braucht, um zu uns zu gelangen»

Auflösung des Räthsels in Nro. 72: M a u S fa l l e.

Lruckuu» Lerlag der Ä. W. Z ai.se r'schru Buchhandlung. Hedakrio»