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T'iges-Ntuigkeitett.

»Nagold, 13. Heute früh 6 Uhr? zeigte der Thermo­meter nur noch 3 Grad Wärme.

Fuhrmann I. Georg Koch von Wildberg wurde we­gen des an dem Metzger jg. Joh. Fried. Reichert in Wild­berg begangenen Diebstahls von beinahe 2000 fl. von dem Ge- schwornengcricht in Tübingen zu 6 Jahren Zuchthaus verur- theilt; der Mitangeklagte, erst 17 I. alte Sticfsohn desselben, Schcchinger, aber sreigeiprochen. (Den nähern Bericht werben wir im nächsten Blatte geben.)

Herrenberg, 10. Sept. Der landwirtbschaftliche Be­zirksverein wirb am 21. Sevt. sein Partikularfest abhalten, wo­bei für ausgezeichnete Thiergattungen Preise von ca. 400 fl. vertheilt werden. Mit diesem Feste wird eine Ausstellung von landwirthschaftlicken Erzeugnissen und Gerätschaften verbunden, welch' letztere theilweise angekanst und zur Berloosung gebracht werden sollen. Für landwirtbschaftliche Fortbildungsschulen sind Heuer 150 fl. in den Etat aufgenommen worden, wovon 75 fl. für Lehrer bestimmt sind, die einen Kursus in dem po- mologischen Institute zu Reutlingen durchzumachen gedenken.

Cauustatt, 12. Sept. Der Neckar hat wiederholt sein Bett verlassen: er ist heute Nacht um 3' gestiegen, der Pegel zeigt 6'. Das Steigen scheint weniger durch die in unserer 'Gegend gefallenen Regen veranlaßt zu sein, da uns gestern Abend der Telegraph von Tübingen ans ein furchtbares Stei­gen des Neckars und der Steiniach ankündigtc. (S.M.)

Der Großherzog Georg von Msecklenburg-Strelitz ist am 6. Sept. mit Tod abgcgangen. Er war 81 Jahre alt, somit der älteste unter den regierenden Fürsten Europa's. In der Regierung folgt ihm sein ältester Sohn Friedrich Wilhelm, geb. am 17. Okt.'l819.

Vom Main, 9. Sept. Es tritt hier in Kreisen, welche als unterrichtet gelten dürfen, mit wachsender Bestimmtheit die Nachricht auf, daß eine Allianz zwischen Belgien und den Niederlanden entweder bereits abgeschlossen oder doch dem Abschluß nahe sei. Es ist die Rede von einer Reise, welche der König der Niederlande nach Warschau machen würde, um mit dem Kaiser von Rußland daselbst zusammenzulresten.

Berlin, 8. Sept. Man versichert, daß der Prinz-Re­gent vor seiner Abreise nach Warschau zu Koblenz am Rhein mit der Königin von England am 9. October zusammentrcffe.

Wien, 11. Sept. In der gestrigen Reichsrathssitzung wurden anläßlich eines von dem Reichsralh Mager gestellten Antrags, die Revision des Konkordats betreffend, zwei Ko- miteberichtsznsätze beschlossen bezüglich der Wahrung der Rechte der Akatholiken. Das Kriegs- und Marinebudget wurde genehmigt. Hierauf erklärte Graf Rechberg die Behauptung, daß die Regierung das bisherige System trotz der ganzen Welt fortsetzcn wolle, für unrichtig. (T. d. S. M.)

Wien, 11. Sept. Es wird fest versichert, daß die Ge­sandten Oestreichs, Rußlands und Preußens in Neapel die Weisung erhalten hätten, nach Gaeta zu dem König sich zu begeben. (T. d. A. Z.)

Die im Jahre 1460 gegründete Universität Basel feierte in den Tagen vom 5.7. Sept. ihr 400jähriges Jubi­läum in würdiger Weise. (S. M.)

Die Nachrichten über die Wasserverheerungen in Wallis und andern Cantonen lauten sehr betrübend.

Turin, 4. Sept.Alles deutet auf Krieg und zwar »nf sehr nahen Krieg", sagt unsere Militärzeitnng, und zur Bestätigung dieser Prophezeiungen liefen gestern die ernstesten Gerüchte um über einen Einfall unserer Truppen in den Kir­chenstaat. Diese Gerüchte sind zwar widerrufen; aber mit Zu­sätzen widerrufen, wie man sonst verfrühte Nachrichten zu wider­rufen Pflegt. Unsere Soldaten und Offiziere sagen offen, daß sie noch in diesem Monat mit den Soldaten des Generals La- moriciere ein Hühnchen rupfen werden. Dieser letztere bat seine Armee gegen Ancona zurückgezogen, so daß von der Cattolica bis zu letzterer Stadt keine päpstlichen Truppen stehen. Im ganzen Königreich ist der Proviantdienst organisirt, der nur emgeriAle^ wird, wenn die Truppen ins Feld rücken. Alles ist

marschbereit, sogar die mobilen Bataillone der Nationalgarde von Turin, Mailand, Genua und Bologna müssen bis über­morgen zur Disposition des Kriegsministers gestellt fein. Die übrigen Städte haben ihre Bataillone ebenfalls aufs schleunigste disponibel zu machen.

Turin, 4 Sept. Es scheint, daß der Aufstand der Ba- silikata einen sehr malerischen Charakter angenommen hat. Frauen und Kinder, von der höchsten Dame bis zur Bäuerin herab, sind sämmtlich beschäftigt, Potenza für den Fall eines Angriffs zu verbarricadire». Es ist unmöglich, die Zahl der Bewaffneten zu berechnen, denn die ganze Provinz ist aufge­standen. Man sagt: nichts könne einen Begriff geben von dem Pittoresken dieser Jnsurrection, die nur an der Erhebung Spa­niens gegen die französische Eroberung ein Seitenstück habe. Ein Corps von 2000 Mann besteht ansschlieglich aus Priestern und Mönchen, die, das Gewehr auf der Schulter, die Patron­tasche zur Seite, mit den übrigen die Beschwerden des Feld­zugs theilcn.

Turin, 6. Sept. Zwischen de"' Grafen Cavour und Garibaldi herrscht gutes Einvernehmen. Das Ministerium und der Dictator handeln in Uebereinstimmung. Graf Cavour soll, sagt man, interimistisch, das Kriegsministerium übernehmen. 60,000 Mann werden, versichert man, zugleich in die römischen Staaten einrückcn, um dem General Lamoriciere jeden Wider­stand unmöglich zu machen.

Turin, 8. Sept. Es hat sich ein Complott italienischer Offiziere gegen fremde Offiziere gebildet; die Gefahre» für letz­tere sind ernst. Die neapolitanische Marine verweigert nach Gaeta zu gehen. (A. Z)

Florenz, 9- Sept. Lamoriciere droht Perugia im Fall einer Revolution cinzuäschern. (A. Z.)

Genua, 9. Sept. Garibaldi ist in Neapel ein- gezogeu. Die Telegraphenverbindung nach der Romag- na ist unterbrochen. (A. Z )

Turin, 10. Sept. Der frühere sardinische Gesandte bei dem päpstlichen Hof, Graf Minerva, ist mit einer außerordent­lichen Mission nach Rom gegangen. Ec überbringt ein Ulti­matum, in welchem die Entlassung der fremden Truppen ver­langt wird, im Weigerungsfall wird Piemont die Marken und Umbrien besetzen. (T. d. A. Z.)

Turin, 11. Sept. Der König hat eine Deputation aus Umbrien und den Marken empfangen. Er nimmt das Pro­tektorat an und hat den Truppen den Einmarsch in diese Pro­vinzen befohlen. Eine Proklamation an die Truppen setzt die Gründe ihres Einmarsches in die Marken und Umbrien aus­einander: sie werden die bürgerliche Ordnung wieder Herstellen, den Völkern ihre Freiheit geben, ihre eigenen Wünsche auszu- fprechcn; unglückliche italienische Provinzen von Horben von Abenteurern befreien. Im Frieden mit allen Großmächten, ent­fernt von jeder Provokation, gedenke der König von dem Mit­telpunkte Italiens die ewigen Ursachen der Unruhen und deS Haders zu entfernen. Sein Wunsch sei, den Sitz des Haup­tes der Kirche zu achten, welchem er, in Uebereinstimmung mit den verbündeten und befreundeten Mächten, jederzeit alle Ge­währ der Unabhängigkeit und Sicherheit zu geben bereit sei. In Erwiderung auf die Anklagen des Ehrgeizes sagt er, sein einziger Ehrgeiz sei, die sittliche Ordnung Italiens wieder her­zustellen, Europa vor den fortwährenden Gefahren der Revo­lution und des Krieges zu bewahren. (T. d. S. M.)

Bologna, 11. Sept. Fossombrone ist angegriffen worden. Die Bürger wurden durch eine Anzahl der angewor- benen päpstlichen Truppen besiegt. Die Gewaltthaten von Pe­rugia (1859) sind erneuert worden. Diese Nachricht bestimmte Cialdini, die Gränze zu überschreiten. (T. d. S. M.)

Marseille, 9. Sept. Nach Briefen aus Neapel vom 6. meldet Garibaldi durch ein Krieg-Bulletin, daß neapolitan. Division Ghio die Waffen streckte. Der König concentrirte viele gezogene Kanonen zu Capna; er beabsichtigte die neapol. Flotte Piemont zu enziehen, indem er sie nach Triest schicken wollte. Da brach unter den Matrosen ein Ausstand aus. Die Minister billigten den gefaßten Beschluß zu widerstehen. (H.T.)