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*1- Nagold, 3. Scpt. Gestern wurde wieder das alljährliche Misstonsfest dahier gefeiert. Trotz der ungünstigen Witterung, die sich übrigens Nachmittags freundlicher gestattete, fand zahlreiche Betheilignng auch von Seiten der Umgegend statt. Nachdem Dekan Frei Hofer das Eingangsgebet gesprochen, wurde von Helfer Kemmler der Jahresbericht mit Zugrundlegnng von 2 Mose 14, 8 und Off. 5,/l^vorgetra- gen, aus dem wir das, was sich aus die hiesige Stadt und den Bezirk bezieht, in der Kürze aushebcn. Der Nagolder Missionsverein ist im letzten Jahre „durch die hohe Hand des Herrn" im Segen still fortgegaugen. Es wurde am Lichtmeßfeiertag eine von Geistlichen und Laien zahlreich besuchte Mis- sionskvnfcrenz (wie alljährlich) hier gehalten, wir wurden durch Mehrere Besuche und Amprachcn von Missionaren erfreut, und haben namentlich znm Dank gegen den Herrn aufzuweiseu, daß unser Bezirk 3 Rekruten zum Missionskontingcnt stellen durste, indem die Misstonsgesellschaft in Basel 3 Jünglinge (aus Eb- hausen, Oberschwandorf und Wildbcrg) in das nenerbante, stattliche Missionshaus aufgenommen hat. Hinsichtlich der Beisteuer ist die eigentliche Missiouskasse hinter dem vorigen Jahr zurückgeblieben. Dieselbe weist eine Einnahme von 1243 fl. 52 kr. nach, während die Kollekte des Halbbatzenvercins 1406 fl. betrug. An letzterer betheiligen sich 21 Orte mit 1207 Mitgliedern. Die Missionsarbeitsvcreine (Spinn-, Strick- und Nähvereine, besonders hier und in Altenstaig) wurden auch im vorigen Winker in geregeltem Gang fortgesetzt, — Nachdem der Berichterstatter noch von allerlei Nothständen im engeren Vaterland, durch Hagelschlag und Brandunglück hervorgerufen, und von den in einem kläglichen Zustande sich befindenden Christen in Syrien und anderen Zeitereignissen gesprochen und zu thäti- ger Theilnahme für sie anfgefocdert hatte, eröffnete er einen Blick auf jene herrliche Zeit, wo die Schwerter in Pflugscharen und die Spieße in Sicheln verwandelt werden und wo die ganze Erde mit der Ehre des Herrn bedeckt sein wird, wie der Meeresgrund vom Wasser, und schloß: Unser innigstes Flehen, unser heißestes Anliegen, unseres Wirkens höchstes Ziel soll sein, das Wort Gottes, welches Alles heilt, unter die Christen und Heiden zu bringen um deswillen, der uns gesiedet und gewaschen hat mit seinen, Blnt. — Nach ihm trat Dr. Gundert von Calw auf, welcher 25 Jahre unter den Hindus gearbeitet hat. Er erzählte von den verschiedenen Kasten unter denselben und ihrer Beschäftigung, sowie von den Schwierigkeiten, mit denen die Missionare zu kämpfen haben, indem sich die Heiden der niederen, arbeitenden Klasse theils mit ihren vielen Geschäften, theils damit entschuldigen, daß ihre Oberhcrrcn es nicht erlauben, daS Evangelium zu hören und Christen zu werden; die höheren Klassen, Kansleute und Beamte, entschuldigen sich mit ihren vielen Arbeiten, die sie verhindern, sich mit den Missionaren abzugcbcn; vollends die Braminen (Priester) werfen den Missionaren vor, sic seien Abgcfallene, während sie den wahren Gott haben — natürlich, denn durch die Mission würde ihre Existenz untergraben. — Dr. Barth von Calw, der ehrwürdige MisiionSkämpe, welcher schon Vormittags über das sonntägliche Evangelium zu predigen auglssangen hatte, fuhr weiter fort, dasselbe in seinem ganzen Umfang, namentlich mit Beziehung ans die Jndeumissivn, zu betrachten und wies darauf hin, daß diejenige», die sich der Nothleidende» unter den Christen annehmen, auch die wärmsten Missionsfreundc sind und umgekehrt, obgleich man sich oft von der Mission unter dem Vorwand abzieben wolle, man habe unter der näheren oder entfernteren Umgebung genug Ursache zu helfen und zu missio- niren. Cr schloß: Möge der Herr uns liebearmcn Geschöpfen auch Liebe geben, daß wir die ganze Menschheit mit Liebe umfassen! Nach dem Schlußgebet von demselben schloß die gewiß jeden Theilnehmer befriedigende und gesegnete Feier. Zwischen den Reden wurden Verse aus den 33 'Misfionslicdern von Calw gesungen.
Stuttgart, 31. Aug. Der Dieb des aus einer Bude des Tuchmarktcs gestohlenen Gelds, das dem Tuchmacher Betz- ler aus Aalen gehörte, ist nun entdeckt, und wer sollte es glau
ben in der Person des Nachbars an seiner Bude, deS Tuchmacherobermcistcrs und Gerichtsbeisitzers Brücker zu Aalen, wo er in Haft geno innen wurde. (H. T.)
Stuttgart, 31. Aug. Die für Stuttgart sehr wichtige Wasserfrage ist nun definitiv entschieden, indem sich nun auch die Commissarien des Kvnigs, des Staats und der Stadt, welche die Sache gemeinschaftlich angcht, über die noch unter ihnen zu erledigenden Fragen geeinigt und Alles unter sich fest- gestellt haben. Se. Mas. der König gibt hiernach 100,000 fl-, der Staat 100,000 fl. und die Stadt 100,000 zu den Kosten her, beb welchen 300,000 fl. nicht überschritten werden dürfen. Die Leitung geht von Berg ans durch die K. Anlagen am Rcithans vorüber an die Urbansstraße, oberhalb deren der Läuterungskasten und Reservoir angelegt wird, von wo aus die Verthcilung des Wassers stattfindet; die auf dem Schloßplatz zu errichtenden Fontänen sollen ihren Wasserstrahl 50 Fuß hoch werfen. Das Ganze muß vertragsmäßig durch die mit der Führung Beauftragten bis zum Juni 1861 vollendet sein. — Von Köln ist die Nachricht biehergelangt, daß auf der Scheibe Vaterland der obcrschwäbische Schütze Joseph Schüle aus Buchau den besten Schuß gcthau und den Ehrenpreis eines silbernen Bechers im Werth von 500 Thalern erhalten hat.
(H- T.)
Karlsruhe, 30. Aug. Heute hat der Großhcrzog den Landtag geschloffen. Er dau'te in der Thronrede dem Volke für die bewiesene Liebe und Treue und sprach die Zuversicht aus, daß cs keinen frevelhaften Versuchen gelingen werde, dieses beglückende Band zwischen Fürst und Volk zu lockern. Die Regierung wird Das, was beschlossen ist, mit jener versöhnlichen Milbe, aber auch mit jener Festigkeit durchführen, welche auf dem stärkenden Bewußtsein des guten Rechts und der guten Absicht beruht. (Fr. I.)
München, 28. Aug. Bayern hat mit Oestrcich eine Allianz abgeschlossen, kraft deren, im. Falle eines Krieges zwischen Oestreich und Italien, bayerische Truppen Tyrol besetzen werden. (? ?) (Jnd. p.)
Im herzoglichen Schlosse in Gotha, in dem Flügel, wo die Hanptwache ist, brach am 27. August Mittags Feuer ans und verzehrte das obere Stockwerk. In Leipzig wurde das Gerücht verbreitet und gedruckt, das ganze Schloß Friedensteifl sammt kostbaren Sammlungen sei »iedergcbrannt und schließlich mit Kanonen zusammcugcschoffcn worden.
Leipzig und die Umgegend ist am 27. August Abends von einem furchtbaren Hagelwetter beimgesucht worden^ DaS Weiter dauerte nur 10 Minuten, wirkte aber fast wie ein Bombardement; denn die Hagelstücke fielen wie Hühnereier, viele wogen 6—8 Loth. In Feld, Wald und Garten ist die Verwüstung fürchterlich, viele Menschen sind tödrlich verletzt, mehrere erschlagen worden, auch drei Pferde wurden am Wagen getödtet. Alle Häuser au der Wetterseite, das Raihhaus, das Postgebäude, die Brockhans'scke Druckerei, das Theater, das neue Museum sind arg beschädigt. Brockbans zählt u. a. 1893 zertrümmerte Fensterscheiben, am schlimmsten erging cs dem alten Napoleon (dem berühmten Oclbilde von Dclaroche), der Hagel schlug ihm 12 Löcher, auch Cromwell und Friedrich der Große wurden verwundet.
In der Stadt Ia ko b s h a gcn in Pommern lebt ei» Greis, welcher, 117 Jahre alt, »och so rüstig ist, daß er täglich eine halbe Meile zurücklegcn kann. Auch daS Augenlicht dieses Greises ist noch so stark, daß er bequem liest. Beim Ausbruch des 7jährigen Krieges 1756 war dieser Mann scbo» 13 I. alt.
Wien, 31. Aug. Die Oestrcichischc Ztg. hat direkte Mit- thciluugen aus Warschau, nach denen das Gerücht von der bevorstehenden Zusammeukuusr des östreichischen und des russischen Kaisers, und des Prinz-Regenten, an Consistenz gewinnt.
(T. d.' A. Z.)
Der tapfere Bcnedek hat den Kaiser gebeten, ihn seiner Stellung als General-Gouverneur von Ungarn zu enthebe», weil seine Stellung wegen der steigenden Agitation unhaltbar geworden sei.
Turin, 27. Aug. Tie Einnahme von Reggio, Pizzo, San Giovanni, sowie die Capitulation zweier neapolitanischen