T nges - Neuigkeiten.
Stuttgart, 23. Aug. Heute geht die Tuchmesse zu Ende, doch nicht ganz so gut, als man bis jetzt glaubte. Die Kauflust war zwar von Anfang so eine lebhaft rege und cs wurde viel verkauft, bald aber schien cs, als ob sich die Käufer verständigt hätten, nur noch gedrückte Preise zu bezahlen, denn Liese fielen plötzlich und zwar so, das; sic mit den hohen Weltpreisen in gar keinem Verhältnisse stehen. Das Ergebniß der Tuchmesse ist folgendes: Von 341 Verkäufern (1859 297) wurden 17,553 Stücke (4364 mehr als 1859) zu Markt gebracht und davon 8319 <232 mehr als 1859) verkauft. Da von den Käufern keine höheren Preise bezahlt werden wollten, als voriges Jahr, so zogen manche Fabrikanten, namentlich größere, es vor, lieber nicht zu verkaufen, wie denn Hartmann aus Eßlingen von 425 zu Markt gebrachten Stücken »ur etwa 80 verkaufte, die übrigen aber mit nach Hause nahm, obsckou er Gelegenheit genug zum Verkauf gehabt hätte, wenn ihm die gebotenen Preise genehm gewesen wären. — In der Nacht von vorgestern auf gestern wurde einem Tuchmacher ans Aalen, der so unvorsichtig gewesen war, sein Geld über Nackt in seiner Bude zu lassen, seine Geldtasche mit etwa 160 fl. entwendet. Ein anderer Mittheilbaber au der Bude hatte seine Geldtasche mit etwa 300 fl. gleichfalls dagelassen und diese war vom Dieb nicht entdeckt worden. (H. T.)
Thnningen (OA. Tuttlingen), 24. Aug. Um 3^4 Uhr gestern Mittag brach in dem Hause eines Schlossers (Johannes Vosseler), einer „elenden Baracke", Feuer ans, welches bei dem herrschende» starke» Winde so schnell um sich gegriffen, daß nach vorläufigen Erhebungen die Zahl der abgebrannten Gebäude ca. 105 beträgt. Die Zahl der abgebrannten Familien mag ca. 172 und der Schaden nicht nute/ 100.000 fl- betragen, da gerade die schönsten und größte» Gebäude sich unter den zerstörten befinden. Kirche und Nathhaus (mit sämmt- lichen Dokumenten nnd Akten) wurden gerettet; abgebrannt sind namentlich bas Pfarr- und das Schulbaus, die Wohnung des Schultheißen, alle drei Schildwirtbschaften. Die Ursache der Entstehung des Feuers wurde bis jetzt noch nickt ermittelt. Seine schnelle Verbreitung hat den Grund in der Allgemeinheit der Schindeldächer, imd indem sehr starken Wind, welcher zur Zeit des Feueransbrnchcs herrschte. Ein Menschenleben ging durch den Brand nicht zu Grunde. Der Verlust an beweglichem Vermögen ist beträchtlich. Nur ein einziges der Gebäude soll versichert sein. Glücklicherweise hat hier die Ernte noch nickt stattgehabt. (2t.-A.)
„Das ganze Deutschland soll es sein!" Was hat das Lied für Schicksale erlebt in dem schnellen Wandel der jüngsten 40 Jahre. In Ländern und Städten, in denen cs vor Kurzem noch am strengsten verpönt nnd verfolgt war, wird cs jetzt am lautesten gesungen nnd gepflegt. Die östrcickischen Gäste sangen es jüngst bei der Eiscnbabnervffuung mit den gastfreundlichen Münchnern, und viele Münchner machten auf der Stelle ihren Gegenbesuch in Wien, feierten ein großes öffentliches Fest i,n Augarten, und die Taufende sangen und spielten mit immer stürmischem Beifall das Lied vom deutschen Vaterland. „Alle Reden durchdrang der Wunsch nach deutscher Einigkeit, der mitunter, namentlich wenn des deutschen Bundestags gedacht wurde, in einer Weise zum Ausdruck gelangte, die manchen anwesenden hohen Herrn — Minister und Gesandte — »ich: angenehm berühren mochte. Große Bewegung erregte die Rede des Herrn Edel ansWnrzburg, in welcher die Freiheit als Mittel dent'chcr Kraft und Einigkeit gepriesen wurde. Ein Gast ans München brachte folgenden Trinksprnch auf die deutschen Eisenbahnen: „Sind nur erst frei und einig die Germane». — sie werden sich den Weg mit Eisen — bahnen. Wenn nur die schönen Lieder, Neben nnd Trinksprüche vorhalten.
Oestreichs Minister Graf Nechberg huldigt so finstern, römischen Glauben, daß er von seinen eigenen Standesgenossen der Mönch genannt wird. Unter ihm wird die Gleichberechtigung der Katholiken nnd Protestanten schwerlich dnrchgcsührt werden.
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Sardinien hat seine Offiziere aus der Armee Gari« baldi's abgerissen.
Rom, 18. Aug. Es ist positiv, daß 3000 Soldaten des Herzogs von Modena in den Dienst des Papstes treten.
Neapel, 21. Aug. In Kalabrien landeten 2000 Mann. Insurgenten schlossen sich an. Sic griffen Reggio an. Morgens landete Garibaldi mit 130 Wischen Schiffen in Baguara. Der Telegraph zwischen Palma und Reggio ist unterbrochen. Es ward eine provisorische Regierung in Potenza eingesetzt. Die Wahlen in Neapel sind bis zu Ende Septembers, das Parlament bis znm 20. Oktober vertagt. (T. d. A. Z.)
Neapel, 22. Aug. Garibaldi landete mit 8000 Mann. Calabrien insnrgirk. Garibaldi hat Reggio genommen. Die Neapolitaner stehen concentrirt bei Montcleone. <T. d. A. Z.)
In Neapel wird die Konfusion immer größer. Die Häupter der Reaktion machen sich ans dem Staube. Daß der Graf Aqnila, Onkel des Königs, verbannt wurde, ist bekannt; er protestirte dagegen als „konstitutioneller Prinz", der seinem Neffen zu Reformen gerathen. Man klagt ihn an, Haupt einer Verschwörung gewesen zu sein, um den König zu stürzen. Der Graf von Syracus, ein zweiter Onkel des Königs, ist mit Victor Emannel einverstanden; ein dritter, der Graf von Tra- pani, sucht seine sieben Sachen so gut wie möglich zu verkaufen. Die königliche Familie bat die Kostbarkeiten nach Gaeta geschafft, wo die Königin-Wittwe noch immer als Hüterin wacht. Der König ist entschlossen, sich z» vcrtbeitigcn, so lange ihm ein Mann und Thaler bleibt. Für äußerste Fälle hat er an Bord des KriegssckonerS „Arthur" 30 Millionen Dukaten (?) und die Pretiosen der königlichen Familien in Sicherheit gebracht.
Neapel. Die alte Regierung gilt als ein Ungeheuer, und daß die Polizei ihre Grausamkeit ins Enorme trieb, scheint nur allzngcwiß. Ick erzähle nach dem Tribnnv folgende That- sache. Ais in Sk. Katarina nach den Siegen Garibaldi's die Gefangenen befreit wurden, behauptete einer, der 12 Jahre 20 Fuß tief unter der Erde gefangen gehalten worden war, baß er noch unter sich ein menschliches Wimmern gehört habe. Es schien unglaublich nnd doch grub man auf inständiges Bitten des Befreiten »uck. Man fand bald ein Loch, bas mit dem Castell in Verbindung war, verfolgte dasselbe weiter und zog endlich znm Schrecken des Volkes einen Menschen hervor, der einem Ungeheuer glich. Ein langer Bart nnd lang verworrene Haare klebten mit menschlichen Excremenken am nackten Körper, die Nägel au Händen und Füßen glichen den Klauen der Thiere, die Knochen starrten durch die Haut, die Augen lagen rief in den Höhlen nnd konnten das Lickt nicht ertragene Als der Unglückliche zur Sprache kam, sagte er, daß er seit 1849 bier begraben liege, daß man ihm täglich an einem Stab ein Stück Brod und einen Tropfen Wasser hinuntergereicht habee Seinen Namen verschwieg er, wollte aber mit dem englischen oder französischen Konsul sprechen.
Marseille, 22. Aug. Nachrichten ans Messina besagen: Bei der Abreise Garibaldi's nach dem Festlande fand eine große Illumination statt. Garibaldi hat auf seiner Rückkehr von Capra ein englisches Schiff angetroffen und es in der Meerenge angernfcn. Am Pharus angekommen, fand er dieses Schiff, das ihm 30,000 Stück Musketen und 15 gezogene Kanonen brachte. Er ist sogleich wieder, ohne ans Land zu steige», weiter gefahren, von General Bixio begleitet und mit 5000 Mann. General Cosenz war im Begriff, mit seiner Division nach einem andern Punkt abznsahren. Ein Garibaldi- sches Schiff hat an der neapolitanischen Küste 2000 Freiwillige gelandet. Die neapolitanischen Fahrzeuge haben es beschossen, aber erst nach der Ausschiffung, wie dieß schon seiner Zeit bei Marsala der Fall gewesen ist. (T. d. A. Ztg.)
Es ist sehr anfgcfalleu, daß Napoleon III. den 15. August, den berühmten Napoleonstag, znm erstenmal nicht in Paris gefeiert hat. Er wollte, sagt man, den Glnckwün- j scheu der G-sandten answeichcn, weil es wenig zu gratnliren ! gab; denn die Glnckwnnsche der Herren würden einen trockene« ! ren Ton angenommen haben, als ihn der Kaiser und seine ! Franzosen gewohnt sind und gern vertragen. Es wäre dadurch