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abgesessen ipar, weiter rückwärts aufgestellt, um die Vorderen beim Zurückgeheu aufzuuebmcn.

Kaum war die Ausstellung beendet, so erschien die Vor­hut der kurfürstlichen Truvpcn. Sie hatte sich im Glauben, nur einen Haufen Flüchtlinge vor sich zn haben, zu sehr von dem Haupltrnpp entfernt und drang unaufhaltsam vor. Jetzt aber cröffnckeu die Schützen, in ihrem Versteck auf den Bergen, ihr Feuer und jeder Schuß streckte einen Feind nieder. Einen Augenblick stutzt die feindliche Vorhut und dringt dann uni so rascher vor. Da bricht der Prinz, welcher seine Pickenicre hin­ter eine» Bergvorsprung gestellt halte, vor und mit dem Rufe: Alles für den Kaiser!" werfen sie sich, de» Helden-Jüngling au der Spitze, dem Feinde entgegen, zwingen ihn nach kurzer Gegenwehr zur Flucht und bringen ihm großen Schabe» bei. Nach einiger Zeit wagen die Kurfürstlichen noch einen Angriff, er wurde aber wie der erste abgeschlagen, aber leider erhielt der Prinz eine Wunde über die Schulter, weiche ihn jedoch nicht hinderte, sein Kommando fortzuführeu. Indessen rückte der Haupttrupp immer näher, immer dichter wurden die Schaaren j desselben im Thale, ei» harter Kampf stand bevor. Da traf djh Nachricht von Innsbruck ein, wohin der Prinz von der dro­henden Gefahr halte Nachricht geben lassen, daß der Kaiser bereits seit zwei Stunden »ach Villach abgercis sei, somit durste jetzt der Prinz daran denken, sich zurückzuziehen. Um dieses um so, leichter ausführen zu können, unternahm er noch seinerseits einen Angriff, warf die vordersten feindlichen Abtheilnngen und zog sich dann in Ordnung über Innsbruck ins Gcbirg zurück, wo er, verstärkt durch Tyroler-Landleute, dem weiteren Vor­dringen des Feindes ein Ziel setzte, der wieder der nach Schwa­ben zurückmarschirte.

Prinz Ferdinand hatte seinem Ohei u Ehre und Leben ge­rettet und dieser war ihm zum größten Dank verpflichtet. Aber der mürrische Karl V. war der Meinung, es zieme sich für den Neffen, ihn aufzusucheii, und dieser glaubte, der Kaiser dürfe sich sckon herablassen, ihm zu danken. Da keiner von beiden nachgeben wollte, so blieb das Verhältnis; zwischen Oheim und Neffen dasselbe und der letztere lebte, als die Kricgsunrn- hen gänzlich verschwunden waren, wieder in dem stillen Kreise htzr Seinen, wie ein Privatmann.

Nach kurzer Zeit kehrte der Kaiser nach Innsbruck zurück. Philippine beschloß, ohne Wissen ihres Gemahls, einen Plan anSzuführcn, den sie längst gehegt hatte. Karl V. hatte ge­wisse Tage bestimmt, an welchem sich ihm nahen durste, wer ein Giiaden-Gesuch anzubringen hatte. Im einfachen Anzüge mischte sie sich unter die Bittenden; endlich traf sie die Reihe, vpx dem Kaiser erscheinen zu dürfen. Mit dem Bewußtsein eines reinen, schuldlosen Herzens trat sie vor den finsteren Karl, warf sich ihm zn Füßen und überreichte knieend, ohne zu spre­chen, ihre Bittschrift.

Die strengen Züge des Kaisers milderten sich, als er das eugclschöne Weib vor sich knicend sah, das ihn mit vertrauens­vollen Angen anblicktc.

Was ist Euer Gesuch, schönes Mädchen?" sprach er mit Güte.

Nicht Mädchen, großer Kaiser," sprach Philippine;doch habt die Gnade und leset."

Wer seid Ihr?"

Das Weib eines Unglücklichen, der, weil er mich liebte, von Dater und Oheim verstoßen ward.

Ihr wäret?"

Philippine Welser, Ferdinand's Frau."

Eine peinliche Pause trat ein. Die schöne Frau hatte die Augen gesenkt und wagte nicht, weiter zu sprechen. Nach­dem sie der Kaiser einige Zeit mit Rührung betrachtet hatte, sprach er, sie vom Boden aufhebend:

Bei Gott, reizende Nichte, Eure Schönheit verdient eine Krone und hätte der eigensinnige Neffe Euch früher gesandt, Euch ja Euch hätte Karl nicht widerstanden."

Gnädigster Herr!" war AlleS, waS Philippine stammelte, die des Kaisers Hand küssen wollte. Er duldete cS aber nicht, sondern zog sie sanft an sich und küßte ihr die Stirne.

Ich bin hart mit Euch verfahren," sprach er, sie freund­

lich anblickend,aber ich will es wieder gut machen und mei» Erstes sei, Ferdinand mir ''einem Vater anszusvhnen. Es wird mir leicht gelinge», denn ich werde mich Eurer, schöne Nichte, dabei bedienen."

Der Kaiser hielt getreulich Wort. Kurz darauf hatte er eine Znsaminenknnft mit seinem Neffen und es war eine rüh­rende Scene, als er diesen und die bezanl^rndc Philippine mit ihren Kindern seinem Bruder znführte, der nicht minder über deren Schwiegertochter Benehmen, als über ihre Schönheit er­staunt und entzückt war. Die Kinder des treue» Paares wur­den legitim erklärt, doch werden sie nur die Markgrafen von Burgau' und nicht Erzherzoge von Oestreich gcuanntt Noch achiundzwanzig Jahre dauerte die glück-iche Ehe, welche ein Bei­spiel häuslichen Glücks war. 1580 starb Pbilippe ins Inns­bruck, wo ihr Andenken durch ein Denkmal geehrt ist.

Allerlei.

sUnfruchtbare Bäume tragbar zu macheu.j Hierüber enthält dieFundgrube" Folgendes: Ich wünsche Ihnen eine Methode zu beschreiben, um Fruchtbäume tragbar zu machen. Vor etwa l5 Jahren besaß ich einen kleinen Apfel­baum, welcher bedeutend abmagerte. Ich trieb einen Pfahl ne­ben ihm ein, wand einen Bindfaden um einen Ast »nd band ihn an den Pfahl: Das nächste Jahr blühte der Ast schön und keine andere Blüthe erschien am Baume, dies machte mich stutzig, und ich kam znm Schluffe, da der Faden dicht herum­geschlagen war, daß er den Saft verhinderte, zu den Wurzeln zurückzukehrcu, folglich bildete er Fruchtaugen. Da ich ein paar Birnbäume hatte, groß genug um zu kragen, welche jedoch nie geblüht hatten, nahm ich einen groben Bindfaden, wand ihn einige Male um den Baum oberhalb der unteren Aeste und band ihn so fest, als ich konnte. Den nächsten Frühling blühte die ganze Spitze über der Schnur so weiß wie ein Tuch, und nicht eine Blühte war unterhalbs des umschlungenen Fadens zu sehen. Ein Nachbar, welcher meinen Baum mit Birnen be­laden sah, wendete diese Methode mit demselben Erfolge a». Ich habe seitdem den Versuch mit verschiedenen Bäumen angc- stellt, und stets mit demselben Resultate. Ich denke, es ist besser, als die Wurzel abschueiden. Frühe im Sommer, im Juni oder Juli winde man einen starken Bindfaden mehrere Male um einen Baumstamm oder einen einzelnen Ast und binde ihn je dickster, desto besser, und mau wird mit dem Resultat zu­frieden sein; den nächsten Winter oder Frühling mag die Schnur entfernt werden.

DasNorder Stadtblatt" enthält folgende wortreiche V e rl o b n n gs a nz ei g e:In Einem Glauben, in Einer Taufe und nach dem Einen seligen vorgcsteckten Ziele hinstrebend, bas nuö vvrgehalteu wird, uämlich die himmlische Berufung, die da ist in Christo Jesu unserm Herrn, haben wir uns verlobet': Petrus Joseph de Löwe und Greife Lurs WcstDorf, und zeigen solches dem verehrten Publikum um dessen werthe Thcilnahmc bittend, hiemit ergebenst au. Norden, den 10. Aug. 1860."

In Breisnitzgrunde bei Dresden ist am Eingänge einer Birken- pflanzung eine Warnungstafel angebracht mit den Worten: Das Fari­sch reiten in der Kultur ist verboten.

Sinnspruch.

Was du zu tadeln Pflegst, das thu auch selber nicht! Schand' ist es, welche» selbst sein Lepren unrecht spricht.

Zweisilbige Charade.

Sind umdusteri Deine Lcbenstage,

Ist mit Gram erfüllt das bange Herz;

Ol so laß mein Erstes Dir nur sagen:

Täuschung ist's, drum lindre Deinen Schmerz.

Wenn sich die Geliebte von Dir irennte.

Nimmst das Zweite Du als süßen Trost Schmerzlich sinnend dann in Deine Hände,

Küssest eS, wie Du mit ihr getost.

Wenn der Schlummer Deine Seele hütet,

Naht vergeistigt sich das Zweite Dir Als das Ganze, das Dir freundlich bietet

_ Einen Gruß und Kuß von ihr- _

Trucku»» Verlag der G. W. Laiser'sckeirBuchhaiidwng. Stetalti-»: Hölzle.