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«arcellona, 17. Juli, 7 Uhr 15 M. Abends. Der Feind versuchte meine äußerste Rechte zu umgehen. Ich schickte ihm 4 Compagnien entgegen. Sehr hitziges Gefecht. Ter 2000 Mann starke Feind, mit Artillerie und Cavailcrie versehen, wnde zurückgeschlagcn und zog sich nach Mclazzo zurück. Unser Verlust beläuft sich auf 7 Todte und mehrere Verwundete; der deö Feindes ist weil stärker. Auch einige Pferde sind erbeutet werden. Medici. Zweites Bulletin, 17. Juli, 2 Stiiiidcn vor Mitter- ncicht. Der Feind erneuert den Angriff mit größerer Energie und zahlreicheren Streilkrästcn. Das Gefecht dauert seit länger als zwei Stunden, mit einem wohlgenährten, anhaltenden und lebhaften Feuer. Der Feind hat Bomben und Kanone». In gut gewählten Stellungen widersteht er energisch. Zwei Angriffe der unsrigcn mit dem Bayonnete entscheiden den Tag. Der Feind zieht sich auf Melazzo zurück, nach großen Verlusten an Todtcn und Verwundete. Wir haben einige Gefangene gemacht. Die Stimmung der Freiwilligen ist vortrefflich.
Medici.
Wenn's mit Kopf und Kehle gut bestellt ist, kann ein Ehepaar Unglaubliches leisten. Der Kopf der Schauspielerin Niemann, geb. Sccbacb, trägt jährlich viele tausend Thaler, die Kehle des Herrn Niemann, Tenoristen, dies Jahr allein 5—6 mal soviel ein. Herr Niemann singt ein halbes Jahr in Paris und bekommt 72,000 Franks.
Marseille, 26. Juli. Die Nachrichten von Konstantinopel berichten über Gewaltthätigkciteu in Aleppo, Orfa und andern Orten Asiens. Detail fehlen, werden aber erwartet. Es bestätigt sich, daß türkische Soldaten an dem Gemetzel von Damaskus theilnahmen. Es bestätigt sich, daß Kaimakame und einige Notabel» der Christen die Fricdcnsdeklarationen Unterzeichneten. — General Clary räumte nur die Stadt Messina, und conccntrite seine Truppen in der Citadclle.
(A- Z.)
Paris, 23. Juli. L. Kossuth hat Paris gestern verlassen, um sich mit seiner Familie nach einem Curorte in der Nähe von Zürich zu begeben. (N. Fr. Z.)
Paris, 25. Juli. Ein französischer ehemaliger Arzt, vr. Grand-Boulogne, welcher 1850 Arzt in der Havanna war, will ein unfehlbares Mittel gegen die Krupp und Halsbräune entdeckt haben, welches ganz einfach darin besteht, daß man im Munde des Kranken fortwährend kleine Eis-Stückchen erhält. Welches auch immer der Grad der Krankheit gewesen sei, sagt der Arzt, stets reichten 24 Stunden hin, um jede Gefahr zu beseitigen. (H- T)
Paris, 26. Juli. Die „Patrie" zeigt an, daß die Zustimmung der Pforte zu de» französischen Vorschlägen eiugetrvf- fen ist, und die andern Mächte ebenfalls zustimmten. England sendet nur Seestreitkräfte. Die französische Expedition wird sich demnächst einschiffen. Die ,,Patrie" sagt, daß Messina ganz geräumt sei. (A. Z.)
Paris, 28. Juli. Nach dem Constitutionnel ist die Einwilligung der Pforte zu der Expedition nach Syrien cinge- troffen. Dasselbe Blatt versickert zugleich, daß die hierauf bezügliche Konvention unterzeichnet werde. (T. d. S. M.)
London, 27. Juli. In gestriger Unterhansfitzung antwortete Ruffel auf eine Anfrage Grisfitb's, der König von Sardinien bade eine Botschaft an Garibaldi gesendet, durch welche er einen Waffenstillstand mit Neapel und Unterlassung eines Angriffs auf das Festland forderte. Der neapolitanische Gesandte sei in London eingetroffcn und habe die Vermittelung Englands zwischen Garibaldi und Neapel vorgeschlagen; Frankreich und England sollen Garibaldi einen Waffenstillstand auferlegen. Die englische Regierung habe die Annahme des Vorschlags verweigert. _ (Fr. I.)
Die schöne Philipp!,le Welser.
Romantisch historische Erzählung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts von Franz Bernhardt.
1 .
Der Reichstag, welcher im Jahr 1547 nach Augsburg ausgeschrieben war und wo entschieden werden sollte, wie es in Hinsicht der Hauptpunkte des christlichen Glaubens, des Gottesdienstes und der Kirchcnverbesscrung bis zu einem künftigen
Concilium einstweilen (interim) gehalten werden sollte, hatte in der zweiten Hälfte des gedachten Jahres seinen Anfang genommen.
Kaiser Karl V. besuchte diesen Reichstag in Person und war von einem großen und glänzenden Hofstaate umgeben. Nächstdem begleitete ihn sein Bruder Ferdinand, der ihm später als deutscher Kaiser in der Regierung folgte und bereits feit 1531 zum römischen Könige erwählt, seit 1526 aber schon zum Könige von Böhmen und Ungarn ernannt worden war' ferner dessen Sohn, der damals 19jährige Prinz Ferdinand. '
Der junge, feurige, lebensfrohe Prinz nahm weniger Jn- tercffe an den Verhandlungen des Reichstags, seine Hauptbeschäftigung war, sich den Tag über in der Stadt und Umgegend herumzntreiben, die Merkwürdigkeiten zu besehen, die Werkstätten der Künstler zu besuchen, unter welchen die Maler den ersten Rang cinnahmen, welche sich auch in ziemlicher Anzahl hier versammelt hatten.
Eines Tages machte ihn sein Begleiter, der junge Gras Stephanie, ans die Werkstätte eines Malers aufmerksam, wel. chcr besonders Glück im Treffen halte und welche!» bereits viele Glieder aus den angesehensten Patrizier-Familien gesessen waren, wodurch er sich einen großen Ruf erworben hatte.
Ter Prinz war begierig, den Künstler kennen zu lernen, welcher sich Scibliug nannte. Ohne Stand und Name» anzugeben, betraten er und der Graf, als Kunstfreunde die Erlaubnis; sich ausbittend, die Werkstätte des Künstlers. Scibling war ein gefälliger Mann und gerne bereit, seine Produkte Jedermann zu zeigen, wer seiner Kunst Interesse schenkte.
Die Bilder, welche der Prinz hier sah, machten einen lebhaften Eindruck auf ihn und mit jedem Augenblick schien seine Achtung und Anerkennung gegen den Maler zu steigen. Endlich trat er vor ein ganz vollendetes Bild, welches Scibling, von dem Besuche überrascht, mit der Staffelei gegen die Wand gewendet hatte. Das Bild zeigte das sittsame, sittliche Gesicht eines wunderschönen Mädchens.' Das frei in Locken fliegend» Haar war durch eine rothe Stirnbinde umwunden. An der goldenen Kette, welche auf dem schwarzseidenen, mit kostbarem Pelzwerke verbrämten Gewände glänzte, hmg daS Bild der heiligen Jungfrau.
Tief ergriffen betrachtete der Prinz lange dieses Bild, ohne ein Wort zu sprechen. Die Bewunderung gab endlich seiner feurigen Seele wieder Sprache. „Vortrefflich ! himmlisch schön!" rief er und evgriff in der Aufwallung seines Gefühle- die Hand des Künstlers. „Und das ist Euer Werk? O, wir könnt' ich fragen, wenn ich auch nur eines gesehen hätte!"
„Nur ein höchst schwacher Versuch, ein vollkommenes Urbild zu erreichen," bemerkte Scibling.
„Also ein Bildniß?" frug rasch der Prinz, indem er mit glühenden Blicken die Malerei betrachtete. „Und diesen Engel zu malen, war Euch vergönnt? Im Anscheinen dieser Reize habt ihr stundenlang Euch berauschen dürfe»? Ja man steht in dem Werke die Begeisterung, welche dieser Anblick in Euch erweckt hat."
Der Maler fühlte sich sehr geschmeichelt durch daS Entzücken des jungen Mannes. Ec schien die Empfindungen zn durchschaue», welche jenen dnrchglühten. — Jetzt wollte er den Prinzen zu andern Arbeiten führe», aber dieser sprach:
„Nein, gönnt mir noch einige Minuten für diese EngelS- gestalt. Etwas Schöneres, etwas Edleres könnt ihr mir doch nicht zeigen." (Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Zum Oculiren der Bäume wird jetzt auch Wasserglas benutzt. Das Verfahren ist sehr einfach. Man nimmt so viel Wasserglas als man gerade braucht, vermengt es mit feiner geschlemmter Kreide (oder feiugestebtem Chausseestaub von Kalksteinen) zu einem leichten Brei und bestreicht damit di» wunden Theile des oculirtcn Baumes. Der Baum ist hiedurch gegen jeden Witterungseinfluß geschützt, und nur selten wirb bei richtiger Behandlung ein Zweig ausbleiben.
I rruckuu» Verlag der G. W. Z a i s-r'sch-» Vuchhantlung.