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Tages - Reuig Ir ei t e u.

Von der Nagold, 14. IM. Bei dem kürzlich statt­gehabte» Abbruch der Kirche zu Ebhausen fand man etwa 15 Fuß über dein Boden gegen ssÜ'Stnck^vcrschl'edene Gold- und Silbermünzen, die in das Mauerwcrk absichtlich eingelegt waren. Die Münzen sind nnr auf der einen Seite geprägt und zwar besteht das Gepräge theils ans einem Kreuze mir einer ansgehobenen Hand daneben, theils aus den Buchstaben L. H. Tie Form ist nicht die völlig runde, es sind achteckige und crcnelirte darunter. Der ganze Fund, übrigens ohne gro­ßen Metallwerth, weil die meisten Stücke fast so dünn waren, als das Paumlanb, ist dem K. Münzcabinet, cingesendet wor­den. Welck' archäologischen Werth sie jedoch haben könnten, muß sich erst durch eine sachkundige Untersuchung Herausstellen. Ein im Chor der Kirche ausgehobencr Grabstein trägt die Jah­reszahl 1378 und den Namen eines Edlen von Hornberg, der nach dem ansgegrabenen, »och sehr gut erhaltenen Scelett zu urtheilen, ein wahrer Riese gewesen sein muß. Merkwürdig ist es, daß die Kinder, die in der sonntäglichen Christenlebre ans diesen Grabstein zu stehen kamen, seither vielfach ohnmächtig wurden. (D. V0>.

Herrcnberg, 19. Juli. Das Gewitter, welches rrm

17. d. M. bei Tübingen so manchfache Verheerungen entrichtete, hat auch im hiesigen Bezirk, ans der Markung Ncbringcn, vorzugsweise im Winterfeld und an den Obstbänmen nicht un­bedeutenden Schaden verursacht. (S. M.)

Bei der Negierung von Oberbaiern lief dieser Tage ein Paket mit 3000 fl. in Banknoten ein; ein Reuiger hatte sie als Entschädigung für begangene Malzdefrandationcn seinem Beichtvater zur Einsendung übergeben.

Hannover, 17. Juli. I» diesem Augenblicke 12 Uhr Nachts stehen die großartigen Fabrikbanlichkeiten der mechanischen Weberei zu Linden in Hellen Flammen. Die ganze Bevölkerung der Stadt wogt aufgeregt in de» Straßen. Mor­gen früh werden in Folge des Unglücks Tausende von Arbei­tern ohne Arbeit und ohne Brod sein. (Wes.Z.)

Berlin, 19. Juli. Das Ereignis; des Tages ist die bevorstehende Zusammenkunft des östreicbischen Kaisers Franz Joseph mit dem Prinzrcgcntcn von Preußen am nächsten Donnerstag den 26., und zwar in Teplitz. Der Kaiser halte bereits mehrfach den Wunsch geäußert, sich gegen den Prinzen über mancherlei i» Person auszuspreche», und dieß Anliegen hat er vor einigen Tagen in einem eigenhändigen Schreiben zu erkennen gegeben. Dem Prinzen wurde die Wahl des Ortes überlassen und demzufolge hat derselbe in entgegenkommender Weise Teplitz in Vorschlag gebracht. Man ist hier geneigt, die Zusammenkunft der beiden deutschen Souveräne als eine er­freuliche Thatsache anznsehe», denn die Möglichkeit ist vorhan­den, daß sich das Wiener Kabinet dem preußischen in Etwas nähert. (S. M.)

An alle Schulbehörden in Preußen sind ernstliche Wei­sungen ergangen, die Jugend sofort zu Tnrnüb n ngen.an­zuhalten. Diese Hebungen seien nationale Pflicht; denn sie bildeten wehrhafte Männer, welche der Staat nolhrvcndig brauche.

Münster. Bor einigen Tagen kam dahier der Fall vor, daß ein Vater sein 4^/sjähriges Kind gegen Entschädigung von 40 Thalern an eine Knnüreitergesellschasi (die Hüttenman'nschc) abtrat. Tie Behörden sind aber gegen diesen abscheulichen Han­del eingeschritten »nd haben ihn rückgängig gemacht.

Die Belgier wissen, daß sic von Napoleon in erster Reihe bedroht sind, sie wissen cs jetzt auch ans dem Munde ihres sonst sehr zurückhaltenden Königs. Kaum ans England zurückgekehrt. reiste er in die Provinzen und gab sehr deut­liche Erklärungen über die bedrohte Lage. Er ries den alten flandriiebc», i» vielen Kämpfen erprobten Selbstständigkeitsgeist an und dieser hat ihm begeistert geantwortet: wir wollen käm­pfen und sterben für Belgiens Selbstständigkeit, alle iunern Zwiste sollen vertagt sein. Tie Vorgänge dort sind sehr wich­tig, auch für uns Deutsche, denn Belgien ist unsere Vormauer.

Turin, 17. Juli. Man erzählt, Cavour habe dem Gen. Garibaldi angeboteil, ihm einen Commissär nach seiner Wahl

zu schicken, Garibaldi soll erwidert haben, daß er gar keinen wolle. Man redet von cigem Mordversuch, der guf Gari­baldi stattgefnnden haben soll , kennt aber das Nähere nicht. Der Diktator sah sich veranlaßt, die zahlreiche Jugend, welche zu ihm strömt, zuJünglingsbataillonen" ans der Basis der Nationalgarde zu sormire». Knaben unter 10 Jahren werden nicht zngelassen und mit 17 gehören sie zur Ärmer:.

Da in Frankreich eine geringe Ernte in Aussicht steht, läßt Napoleon ungeheure Vorräthc von Getreide aufkaufen. Zwei Mannheimer Häuser haben allein 500,000 Scheffel Korn in Ungarn gekauft für seine Rechnung.

In Frankreich beginnt die Stimmung gegen die napo- leonische Politik schwierig zu werden. Selbst in dem Parla­mente, das man ganz zur stillschweigenden Maschine herabge- drückt glaubte, haben zwei Herren, Ollivier und I. Favre, eine kräftige Opposition erhoben. Spuren von tiefem Mißver­gnügen zeigen sich durchs ganze Land, ja nicht blos Mißver­gnügen, sondern tiefes sittliches Unbehagen. Jetzt ist jener Satz wieder in Erinnerung zu bringen:Wenn Frankreich sich un­behaglich fühlt, so hat die Regierung, um sich zu erhalten, kein anderes Mittel, als einen Eroberungskrieg gegen das Aus­land", mit andern Worten heißt bas: als einen Krieg gegen Deutschland. Wie der 2. Dezember Schulden macht. Der Krim- und der italienische Krieg haben 2,272,859,519 Fr. ge­kostet; das jährliche Budget verlangt 613,919,598 Fr. theils für Zinse ans der Staatsschuld, theils für andere unproduk­tive euisgaben. Daneben sind noch extra 661,500,000 FrcS. Schulden gemacht worden. Das ist die Wirthschaft des 2. Dezembers. (Schw.-B.)

Frankreichs Krieg mit China ist ins Wasser gefalle». Das französische Schranbentranspvrtschiff l'Jsere ist unterwegs mit dem ganzen Artillericpark der betreffenden französischen Truppen gesunken, nnr die Mannschaft wurde gerettet.

Paris, 18. Juli. Dem Vornehmen nach schickt die Re­gierung 20,000 Mann Truppen nach Syrien. 3000 Sici- lianer unter Garibaldi haben sich mit Medicis Corps vereinigt und der neapolitanische General Bosco ist mit 4000 Mann und drei Kanonen von Messina nach der Richtung auf Barce­lona ausgerückk. Eilt Zusammenstoß zwischen Garibaldi und den Neapolitanern, sowie ein Angriff ans Messina gilt als un­mittelbar bevorstehend. " (Wes.-Ztg.)

Paris, 19. Juli. Nach dem Moniteur hat der Sultan an den Kaiser einen Brief, vom 16. datirt, gerichtet, worin er seinen Schmerz über die Ergebnisse in Syrien ansbrückt, zu­gleich aber ansdrnckt, daß er alle Kräfte ansbieten werde, die Ordnung hcrznstcllen und die Schuldigen zu bestrafen.

Paris, 20. Juli. Der Moniteur schreibt: Angesichts der bedauernswürdigen Ereignisse in Syrien hält die kaiserliche Regierung cs für Pflicht, ohne Verzug ihre» schmerzlichen Ein­druck auch den andern Kabinetten initzntheilen und sie auszu- sordern, gemeinschaftliche Maßregeln dagegen zu ergreifen.

_' (T.' d. H. T.)

Der Morse'sche Telegraph.

iSchluß.s

Schon hat der Telegraphist zu antworten angefange», in­dem er fort und fort einen neben dem Schrcibapparat befind­liche», auf eine Messingplatte befestigten kleinen Hebel, der fast wie eine Thürklinge anssieht, bald kürzer, bald länger nieder, drückt, wie ein Orgelspieler, der auf der gleichen Taste nach einander Sechzehntel und Viertel spielt. An dem Hellen Klo­pfen, das dabei hörbar ist, merken wir, daß die zwei kleinen metallischen Hervorragnngcn oder Knöpfe, welche jedesmal auf einander stoßen, wenn der Schlüssel oder Taster so heißt dieser Theil des telegraphischen Apparats niedergedrückt wird, an der Stelle, wo sie sich berühren, nickt gefirnißt sind, wie die andern Theile des Tasters, sondern daß dort Metall mit Metall in Berührung kommt. Jene beiten Knöpfe sind nämlich die Endpunkte zweier Drähte, der sog. Schließngs- drälhe, von denen der eine mit dem positiven, und der an­dere mit dem negativen Pol einer galvanischen Batterie in Ver­bindung steht. Sobald daher diese beiden Endpunkte einander