Tages - Reuiglr ei t en.

München, 11. Juli. Jetzt werden hier die Häuser nicht mehr bl.os gebaut, sondern auch gegossen! Die Regierung hat zwei Versuche machen lassen, Gebäulichkeiten mittelst hyd­raulischen Mörtels (Beton) aufznführen, die gelungen sind. Zwischen zwei gleich neben einander laufenden Bretterwänden ist ein leerer Raum, welcher die Formen aller Wände bildet, welche das neue Gebäude erhalten sollen. Dieser leere Raum wird ansgefüllt, indem man von oben herab die Mvrtelmassc bineingießt, und wenn diese ansgetrocknet, die Bretter abnimmt, das Haus ist dann fertig. Der Mörtel besteht ans ffs Cement und ö-s Sand, die mit Wasser angemacht werden.

Die ans den verschiedenen Berichten Baierns und Böh­mens, wo der meiste Hopfen gepflanzt wird, cinlaufenden Nachrichten lauten durchweg äußerst unbefriedigend. Wir wer­den ebenfalls sehr weit hinter jenen Ernten von 57, 58 und Zurückbleiben.

Berlin, 14. Juli. Erst jetzt wird klar, daß der fran­zösische Kaiser das Rendezvous mit dem Prinz-Regenten nicht deßhalb blos gewünscht hatte, um über die friedlichen Absichten seiner Politik 'beruhigende Erklärungen abzugcben, cs war vielm hr das Zustandekommen einer Koalition zwischen England, Preußen und Oestreich in Aussicht, um der russisch-französischen Allianz wirksam begegnen zu können, und Louis Napoleon wollte nichts Geringeres, als den Prinzregente» für diese gewinnen, andernfalls ihn in Deutschland compromittsren. In der Ab­sicht dcS Kaisers hatte es ursprünglich gelegen, mit der Fürsten- zusammenkniift gleichzeitig eine Minister-Confercnz zu verbinden, aber man war hier keinen Augenblick lang im Zweifel darüber, was zu thnn sei, und der Prinz erschien ohne Herrn v. Schleinitz, was in Paris übel vermerkt wurde. Hatte doch sogar das Petersburger Cabinet »och im letzten Moment versucht, die ur­sprünglichen Zwecke der Zusammenkunft zu fördern. Preußen wurde Seitens des Fürsten Gorlschakow instäubigst ersucht, sich doch in jedem Fall mit dem französischen Kaiser über die schwe­benden europäischen Fragen zu verständigen und das sehr wnn- zchenSwerthe Einvernehmen zwischen Frankreich, Preußen und Rußland herzustellen. Man sah nun rechtzeitig ein, worauf die russtich-französischen Vorschläge und Anliegen hinausliefen und Preußen ging seine eigenen Wege. Demzufolge wurde von Petersburg aus wiederholt versucht, Herrn v. Schleinitz zu be­seitigen, was aber nichts half. Aus diesen Andeutungen geht hervor, welchen Gefahren unsere auswärtige Politik, und wel­chen unsere innere Entwicklung durch den geraden Sinn des Prinzen und des Fürsten von Hohenzollern entgangen ist.

(H- N.)

Aachen, 13. Juli. Der Zudrang zu unserer HeiligthumS- fahrt ist ein ungeheurer und es waren schon in den ersten Ta­ge» an 30,000 Menschen anwesend. (M. I)

Wien, 14. Juli. Allenthalben ist die Meinung fcstge- ftcllt, daß die Unruhen in Syrien durch französische Einflüsse entstanden seien. Die Feindseligkeiten wurden von den durch französische Agenten gehetzten Maroniten eröffnet. Dieß ist Tat­sache. Die Drusen haben schwere Rache genommen. Man hat sichere Andeutungen, daß Napoleon die syrischen Wirren noch nicht definitiv zu einer orientalischen Frage heraufbcschwö- ren wird. Zum Schein werde die Flamme am Libanon ange­facht, um die Aufmerksamkeit Europa'S dorthin zu lenken, um im Trüben (d. h. Italien) fischen zu können. Victor Emmanuel und Garibaldi handeln nach Instruktionen aus Paris. Der Fcuerlärm an den syrischen Gestaden ist ein maskirter Angriff auf den Papst. Tie Nachricht, daß letzterer bei einem Aus­bruch von Unruhen in seinen Staaten an eine Zuflucht nach Baiern denkt, ist daher nicht ungcgründet. In einem Cirkel bemerkte ein Diplomat nicht unrichtig:Der Türke wird ge­schlagen, aber den Papst meint man." (A. Z.)

Wie», 18. Juli. Einem vielfach verbreiteten und ge- glaubten Gerücht an der Börse zufolge würde der Kaiser und der Prinz-Regent mit ihren Minister-Präsidenten am 24. in Teplitz zusammen kommen. (T. d. H. T.)

Aus .tzEeiu^ 16. Juli. Nach der Flensb. Ztg. soll

die schleSwigische Sonne am 18. d. M. verfinstert aufgehen. Sie sagt buchstäblich:Am 18. wird die Sonne verfinstert ans« gehen." Die deutschen Blätter melden: dag die Sonnen« sinstcrniß am betagten Tage des Nachmittags gegen halb 3 Uhr eintreten wird, aber das erwähnte dänische Blatt läßt die Verfinsterung Morgens um 2 Uhr 24 Minuten beginnen. So lehre auch der dänisch-schleswigiscbe Kalender. Das Denun- ziationsgeschäft in Schleswig setzen noch immer die dänischen Blätter fort. Uebcrhaupt ist kein Deutscher und Deutschgefinn« ter in Schleswig mehr seines Daseins sicher. Die Späher und Häscher lauern auf jedes Wort und machen Jagd und laufen Sturm auf alle Aemter und Erwerbsquellen, die noch in deut» scheu Händen sind, »m sie für sich zu erwerbe». (S. M.)

Rom, 14. Juli. Eine päpstliche Allocntion gegen Pie­mont bezeichnet die Annexion der Romagna als ein Sacrilegium. Nach der Allocntion hatte der Herzog Gramont eine lange Un­terredung mit den päpstlichen Ministern. Das 20. französische Jägerbataillon geht morgen nach Civitavecchia ab, seine Ein- schiffnngsordre erwartend. Neapel, 14. Juli. Truppen patrouilliren unaufhörlich. Eine Proklamation Garibaldi's und Settembrini's gegen die Dynastie ist vcrtheilt. Ersterer sagt: Ich bin Royalist, ziehe aber den Victor Emmanuel vor, wel­cher uns führen wird gegen die Oestreicher. (A. Z.)

Neapel, 17. Juli. Zusammenstoß zwischen Truppen und Volk, Kundgebung zu Gunsten der in Neapel gelandeten, ins Vaterland znrückgekehrten Flüchtlinge. Personen wurden ge- tödtet. Das Ministerium geändert. (T. d. S. M.)

Turin, 14. Juli. Die Unione meldet: Neapel hat die vvrgcschlagencn Allianzbedingungen Sardiniens angenommen. Neapel wird die Fremdenlegion anflösen. Wegen der Rück­kehr La Farina's ans Sizilien große Betroffenheit unter den Ministern. Cavonr wankt. (A. Z.)

Paris, 14. Juli. Das Ereigniß des Tages ist die Nachricht von der Verhaftung und Ausweisung des Hrn. La Farina, welcher auf Befehl Garibaldi's Palermo verlasse» mußte. Hieraus scheint zunächst hervorzugehcn, daß Garibaldi irgend einen Schritt vorwärts thnn will, denn La Farina hatte dem Diktator fortwährend zum Znwarten gerathen. Der Ge- waltstrcich Garibaldi's kommt aber auch einem Bruche mit dem Grafen v. Cavonr gleich, dessen Vertreter und Bevollmächtig­ter La Farina war. (S. M.)

Paris, 15. Juli. Nach einer Privat-Correspondcnz des Conrrier de Marseille" scheint es nicht ganz aus der Luft ge­griffen, daß ein Angriff der Vorhut unter La Masa auf Mes­sina statkgefnnde», wobei die Insurgenten 6 Geschütze verloren.

- Ueber den Diclator sagt eine Korrespondenz aus Palermo: Garibaldi bewohnt den Pavillon der Porta Nuova. Da sieht man den Helden, wie seine Freiwilligen, in leinenem Beinkleide und in rothwollenem Hemde, ein seidenes Tuch, wie ein Hals­tuch, lose um den Hals. So empfängt er, so erthcilt er Au­dienzen, arbeitet er, präsidirt er den Beralhungen. Schlafen thut Garibaldi nur hie und da, wenn er kann. Er ist immer draußen, schon um 4 Uhr Morgens, zu Pferde, die Quartiere besuchend. Ueberall wird er vom Volke mit Begeisterung be­grüßt."

Paris, 17. Juli. Dem Moniteur wird aus Beirut vom 11. geschrieben: Die Christenvcrfolgnngen haben zu Damaskus am 9. Mittags angefangcn, Abends waren schon V ele getödtct und viele Frauen wurden für die Harems fortgeschlcppt. Die Conjnlate wurden in Brand gesteckt, mit Ausnahme des eng­lischen. Die Consnle von Frankreich, Rußland und Griechen­land flüchteten sich zu Abdelkader. Die Behörden in Damas­kus zeigen durchaus keine Haltung. 3000 Mann sind heute sin Beirut oder in Damaskus?) cingetrosten. Privatnachrichteil fügen bei, 500 Christen seien ermordet, darunter der hollän­dische Konsul; der amerikanische sei verwundet. (T. d. H.T.)

Vor der Hand wollen Frankreich und England sich jeder direkten Intervention in Syrien enthalten. Sei aber der Sultan nicht stark genug, den Metzeleien dort Einhalt zu thnn, so sollen die französischen und englischen Admirale ermächtigt sein, in Beirut Truppen zu landen.