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Nagold. (Eingesendet.)

Der Minister, Herr v. Borries, hat in öffentlicher Sitzung der hau nooer'scheu Kammer erklärt, der Versuch der Gründung einer Centralgewalt mit einheiilichcr militari,cher und diplomatischer Leitung

würde zu Bündnissen der deutschen Fürsten unter einander führen, ja könne selbst zu Bündnissen mit außerdcnischen Staaten drängen, die sehr zufrieden sein würden, die Hand in Deutschlands Angelegenheiten zu bekommen."

Diesem Geständnisse eines deutschen Ministers, wel­ches allgemeine Entrüstung erregt, haben sich eine Anzahl ge­wichtiger deutscher Männer in nachfolgender Erklärung entge­gengesetzt. an welche sich bereits Männer ans allen Theilen Deutschlands angeschlossen, und auch von hier ans ist eine Bei­trittserklärung, mit mehreren Unterschriften versehen (deren Namen bei der Redaktion cingesehen werden können), abgegan- gcn und zu weiterer Unterzeichnung bei Bierbrauer I. S a lit­te r ansgelegt. Wenn je, so ist es gewiß dieses Mai geboten, daß das deutsche Volk mit der ganzen Wucht der öffentlichen Meinung einmnihjg jenen gefährlichen Tendenzen entgegentritt, welche hier v. Bornes durch seine Aenßernng verrathen hat.

Erklärn n g:Das Deutsche Volk entschlossen, kei­nen Fuß breit deutscher Erde unter fremde Botmäßigkeit gelan­gen zu lassen; immer näher rückt die Gefahr, mit welcher eine fremde Macht uns umstrickt; immer tiefer und weiter verbreitet sich die Erkenntniß, daß nur die einheitliche Leitung der militäri­schen Kräfte und der auswärtigen Politik die drohende Gefahr erfolgreich zu bekämpfen vermag.

Der deutschen Negierung, welche Angesichts dieser Ge­fahr mit mannhaftem Entschluß, an der Spitze der im Parla­ment geeinigten Nation, für die Ehre, die Freiheit und die Macht des Vaterlandes in die Schranken tritt, wird daS deutsche Volk mit Vertrauen die Vollmachten übertragen sehen, deren sie zur Lösung ihrer Aufgabe bedarf.

Die deutsche Regierung dagegen, welche ihre Pflicht so schmachvoll vergessen würde, daß sie bei auswärtigen Mäch­ten einen Rückhalt suchte in Fragen der nationalen Entwick­lung. bei feindlichen Mächten Hülfe suchte oder annähme zur Abwehr der Opfer, welche zu kraftvoller Bekämpfung die­ser Feinde von ibr gefordert werden, eine solche Regierung würde dem öffentlichen Urthcil und dem Schicksal verfallen, das Lcrräthcrn gebührt."

Heidelberg, den 6. Mai 1860.

(Folgen die Unterschriften).

D i e n st n a ch r i ch t e n rc.

Seine Königs. Majestät haben vermöge höchster Entschließung dir Oberförstcrsstelle in Sulz dem Rcvicrförster Asfalg in Schwann «nädigst übertragen, sowie nachstehende Versetzungen in der Reiterei gnädigst verfügt: g-genseitig versetzt werden: die beiden Stabsoffiziere »es 4. und I. Regiments Qbcrstticutcnant v. Guckclen und Major Crailsheim; dcßglcichen die betten Rittmeister der genannte» Re­gimenter v. Einsicvcl unv v. Breuning; ferner Werre» versetzt: vberlleutenant Gra» v. Pückter des 1. zum 2., Obcrlieutenant Hof- chckcr des 4. zm 1 ., Odertieutcnant Hugo v. Kirn des 2. zum l-, Lieutenant v. Besserer des 4. zum l., Lieutenant v. Bautz des 3. -mn l., vteutcnant Aras v. Malreghcm des l. zum 3-, Lieutenant Georg v. Wollwarth des 4. zum I. Reiterregiment; den Oberarzt Käfer des 2. ^ägcrbataillons, scmcm Ansuchen gemäß, auf FriedcnS- dancr bcurtaubt; den bei der Mililärstrafanstalt funktionircnden Oberarzt rilger zum 2. Jägerbataillon versetzt; den ärztlichen Dienst an der Mmtarstrafanstall bis auf Weiteres dem Rcgimcntsarzt Goll des 7. Jnfantericrcg., sowie die crled. Profcfsorsstellc an rem oberen Gpni- nasttin, ,n Ehingen dem Prvfessoraisvcrweser Dr. Wahl daselbst gnä­digst übertragen. Der Bischof von Nottcnburg hat die Pfarrei Deiß- lingen, im Landkapitel Nottweil, dem Pfarrer, Schulinspektor und Käm­merer Mattes in Schcchingcn, und die Pfarrei Göttelfinaen, im Land- kapitel Horb, dem Pfarrverweser Zwickel i» Vollmaringen verliehen. Ferner haben Sc. K. Maj. vermöge höchster Sntschlickung'auf die crled. Rathsstelle bei dem Kriminalscnaic des Gerichtshofs i» Eßlingm den Oberjustizrath Walther in Ellwangcn, seinem Ansuchen gemäß, zu ver­setzen und dessen scith. Stelle dem Obcrjustizassessor'Sibma lzigaug in Ulm gnädigst zu übertragen geruht; endlich dem Mnfikobcrlebrcr Frech an dem Schullchrerscminar in Eßlingen ans Anlaß sc.ner Pen- mmirnng, unter gnädigster Anerkennung seiner vieljäl rigeu treuen Amts­führung mit Rücksicht auf seine musikalischen Verdienste, die große gol­den« Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen g-rutzt.

Der crled. Schuldienst zu Bcinbcrg, D. Calw, wurde dem dor­

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tigen Amtsvcrweser Schairer. der zu Hosfingen dem Unterlchrer Es­sig zu Waldenbuch, rie neu errichtete cvang. Mädchen'chulstelle zu Dürr­menz-Mühlacker dem Schulmeister Weiß zu Lorch, der cv. Schuldienst zu Möckmühl dem Schulmeister Weber zu Rapvcuhof und die cvang. Knaben-Elementarschule zu Ulm dem Schulmeister Hartman zu Neu­statt übertragen. Die durch den Fürsten zu Hohcnlohe-Bartensicin ver­möge Patrvnatsrcchts erfolgte Ernennung des Schulamtsverw. Halb in Pfedelbach auf den dortigen kalh. Schul- Meßner- und Organistcn- dienst ist b.stätigt worden.

Gestorben: Zu Sauggart der kath. Pfarrer Wagner, 87 I. alt;zu Winnenden Oekon'micrath (a. D.) Gmelin, 82 I. alt; zu Reutlingen Reg.-Ka»;list Güntncr, 68 I. alt; zu Eßlingen Reg.» Qua.tiermeiftcr (a. D.) v. Haderer, R. d. O. d. w. K., 67 I. alt; z» Ludnigsburg F-. Franz Dötschmann, Obcrlieutenant in der Ar­tillerie, 27 Jahre alt.

Tligks - Aeuifflr eiten.

Ferdinand Nägele in Mnrrhardt erließ imMurr- thglbokeu" einen energischen Aufruf zur Gründung vonBüch­senschützenvereinen", der nianchfacken Auklaiig findet. Wenn die Sacke praktisch einge'eitet, nickt zn kostspielig angelegt und insbesondere nicht auf bloßes Soldakeuspielen berechnet wird, so verdient eine solche Agitation in jetziger Zeit alle Beachtung.

' ,H. T.)

ES gebt das Gerückt von Vorverhandlungen zu einer Zu« salninenkiilifl deutscher, regierender Fürsten im Sommer diese- Jahres. <A. Abdz.)

Berlin, 15. Mai. Im Abgeordnetenbanse ist die Ne« gierungsvorlage über einen Militärkredit von 9 Vs Mill. Tblrn. mit dem Aliiendemcnt der Kommission, welches das Worteinst­weilige Kriegsbereitschaft" hinznsügt, mit 315 gegen 2 Stim« men angenommen worden. (Fr. P.)

Weimar, 12. Mai. In einer gestern im Stadthaus ge­haltenen Bürgerversammlung wurde einstimmig beschlossen, der Heidelberger Erklärung vom 6. d. beizutretcn, und den dort versammelt gewesenen Patrioten ihren Dank ansziisprechen.

In Arad (Ungarn) habe» Weiber ihren Orlsrichter in« snltirt, geprügelt und ans dem Stadthaus auf die Straße ge­worfen, selbst den Gensdarmen Widerstand geleistet und ihre bereits eingcsperrte» Kamerädinnen wieder befreit. Erst nach­dem der Orksrichter seines Amtes voiläustg entsetzt ward, ga­ben die Weiber Ruhe und ließen sich nach und nach gegen 71 an der Zahl behufs der Untersuchung cinsperren. Tie Män­ner verhielten sich bei der ganzen Affaire passiv.

Paris, 14. Mai. DerConstitntjoiinel" sagt: Frank­reich wie Piemont verdammten (blümont) die Unternehmung Garibaldi's; aber die Expedition entspreche den Gefühle» des Volkes, dessen HcroS Garibaldi sei. Ei» glücklicher Erfolg der Unternehmung Gaiibaldi's würde Niemand erstaunen machen. DerConstittitionnel" gibt keinen allgemeine» Wcltbrand deß- halb zu. Von der Lüsternheit Englands nach Sieilien sprechend, glaubt derConstitution».!", daß England Sieilien nickt leich­ter nehmen könne, wie Rußland Konstantinopel. Er erinnert an die Uebereinstimmung Frankreichs und Englands bezüglich Neapels und er unterlegt ihnen keine anderen Absichten. Noch befürchte er keine Revolution in Neapel; wenn das Gegentheil erfolge, so müsse die Union der Mächte, besonders Frankreichs' und Englands, die Gefachen beschwören. (Fr. I.)

Paris, 14. Mai. Tie Paine bringt folgende Dep sche: Neapel, 12. Mal. Zwei von den Schiffen der Garibaldi- scheu Expedition haben gestern am 11. die Freiwilligen, welche sie an Bord hatten, bei Marsala gelandet. Die neapolitani­schen Schiffe beschossen sie, in der Absicht sie in den Grund zu bohren, ehe die Landung bewerkstelligt wäie; aber zwei eng­lische Kriegsschiffe, welche an Ort und Stelle lagen, verlang­ten von den neapolitanischen Cominandanlen die Einstellung des Feuers, dan.it sie eineu ihrer Offiziere, der am Land war, an Bord nehmen könnten. Das Feuer wnrde zwei S linden lang eingestellt. Während dieser Zeit geschah die Landung.

Italien. Em Schreiben von Talamanc (über Mar­seille von: 13. d.) von einem Offizier der Garibaldi'schen Ex­pedition, berichtet: die Zahl der Freiwilligen, welche sich zu- Genna eingesckifft, belaufe sich ans 1100; eine dopp. lr so große Zahl hätte sich cingefnnden, cs wäre aber unmöglich gewesen.