und überdies mit Eis und Schnee bedeckt, Wido band sich da­her von dem Seile los, glitt auf dem Rücken in die Tiefe und befand sich in wenigen Augenblicken neben Engelmann. Zwar lag dieser noch imnur bewegungslos da, doch fühlte Wido, als er, sich über ihn bengie, die Warme seines Hauches und merkte auch an dem leisen Pnlsklopfen, daß das Leben noch nicht ent­flohen war. Scknelt hieb er jetzt mir dem ans sein Verlangen von oben ibm zngewvrsenen Beile eine Art von Stufen in die Seitcnwand der Schlucht bis zu jener Stelle, an welcher er das Seil erreichen konnte, trug vorsichtig den noch immer Be­wußtlosen auf den Stufen hinauf, umwand ihn fest mit dem Seile, und gab dann den Obenstchenden das Zeichen, ihn hinausznzie- hen. Nickt lange brauchte er zu warten, als das Seit zum zweiten Mal herabgelasfen wurde und auch ihn wieder zu seinen Gefährten brachte.

Eine gcnanerc Untersuchung Engelmann's ergab, daß zwar der obere Theil seines Körpers bis auf eine Beschädigung des Nasenbeines unverletzt geblieben, jedoch der rechte Schenkel ge­brochen war. Sei» Bewußtsein kehrte zurück, als man ihn längere Zeit mit Spiritus, den Tavignvn von seinen wissen­schaftlichen Versuchen übrig behalten, und wollenen Kleidungs­stücken gerieben hatte. Er klagte über arge Schmerzen »nd konnte sich von seiner jetzigen Lage keine Rechenschaft geben, woraus man mit Recht ans eine Erschütterung des Gehirns schloß. Um ihn fortzuschaffen, machten Nikolas und Wido ans ihren Bergstöcken eine Bahre und trugen ihn, so gut es gehen wollte, nach dem nur noch eine Stunde entfernten Evrmajeuc. Da nun der dasigc Badearzt erilarte, daß wohl leicht einige Wochen vergehen dürften, che der Kranke weiter geschafft wer­de» könne, entschlossen sich Davignon und Hasa ihre beabsich­tigte Reise nach Oberitalicn allein anzutreten und binnen unge­fähr drei Wochen zurückzukehrcn, während Siebe zur Pflege Engelmann's daznbleiben versprach. An Wido aber, in welchem man einen so zuverlässigen Führer und braven Menschen hatte kennen lernen, richteten die erstercn Beid.n die Bitte, sic ans ihrer Wanderung zu begleiten, und versprachen ihm überdies; als Belohnung eine Summe, die er auch bei dem glücklichsten Handel während so kurzer Zeit unmöglich verdiene» konnre. Ohne Zögern willigte er in ihr Verlangen ein und befand sich schon den nächsten Tag mit ihnen ans dem Wege »ach Turin.

Gern hatte er freilich zuvor durch Nikolas und den an­dern Führer, als diese reichlich belohnt von Eormajcur wieder nach Chamonuh zurnckkehrten, seiner Eillh Grüße bringen lassen; allein da Niemand um seine Liebe wissen durfte, hatte er von den Gefährten Absckied genommen, ohne ihnen irgend einen Auftrag in seine Heimath mitzngebcn.

Während der nenangetrelenen Reise wurde Wido noch oft genug Gelegenheit geboten, seine Unerschrockenheit und sei­nen'Scharfsinn zu beihaligen, und mit Freude hätten Davig­non und Hasa in seiner Gesellschaft die Gebirge Oberitalicns noch länger durchzogen, wären sie nicht durch ihr Frcundeswort verpflichtet gewesen, zu der bestimmten Zeit nach Eormajcur zurückzukehren.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Das Weihnachtsfest. Unter allen Festen, welche der ernste sinnige Deutsche feiert, berührt wohl keines das Ge­fühlsleben tiefer als das Weihnachtsfest, das Fest des Jesus­kindleins. mit seinen Erinnerungen an die liebliche Kindheit, welche jedem guten Menschen eine Oase, sogar in der öde­sten Lcbenswüste bleibt. Selbst der Mann, welchem Sorge und Erfahrung das Haar gebleicht und die Stirn in ernste Falten gezogen, verwandelt sich am glänzenden Lichterbaume, im Kreise der Kleinen, die sein kostbarstes Gut sind, in ein fröh­liches Kind und gedenkt mit heiterer Wehmuth der Zeit, wo auch er aus der längst im Grabe schlummernden Eltern Hand die ersehnten Wcihnachtsgaben cmpfieng, mit dem Bewußtsein, daß der Knecht Ruprecht, die außergewöhnliche Folgsamkeit in den letzten Wochen anerkennend, den heiligen Christ bestimmt habe, solche mit einigen Geschenken aus seinem unerschöpflichen

Schnapp,ack zu lohnen. Freilich hat die mit toller Eile vor­wärts rennende Dainpfzeik in ihrer Um- und Ueberstürznng auch der Poesie dcS Weihnachksbaunies manch reizende Llüthe abge­streift und der Habgier und dem Eigennutz Eingang verschafft. Aber mögen klatschende Dienstmädchen, grollende Nachtwächter, heulende Efienkehrer und knirschende Laternenwärter auch einige Tropfen Wcrmnth in den Becher der Freude träufeln, das Weihnachtsfest bleibt ein Fest frommer Liebe und Kindlichkeit, lieblicher Vergangenheit und hoffnungsreicher Zukunft. Das Fest der heiligen oder geweihten Nacht, welches an die Geburt des Erlösers erinnern soll, wird erst seit dem vierten Jahrhun­dert nach Christo gefeiert, bis wohin zu dieser Zeit das Fest des heiligen Stephan's oder des bethlehemitischen KindermordeS Ltakt fand. Da die römischen Satnrnalien mit dem 25. De­zember schlossen, so verknüpfte man mit ihnen dieses christliche Freudenfest; doch bestand dasselbe damals nur in einfachem GviteSdienir, bis um das 13. Jahrhundert größere Feierlichkei­ten eingesührt wurden und namentlich die Metten Veranlas- inng zur Entstehung des WeihnacbtsbanmeS gaben, indem man die Kirchen mit Zweigen von Nadelholz zierte und diese Sitte auch ans die Wohnungen übertrug. Zum Schmuck der immer­grünen Acite bching man sic mit vergoldeten Fruchten und Tän­deleien, bis endlich elteiliche Liebe Näschereien und Geschenke hinznsügte. Daß der Aberglaube die heilige Nacht der Geburt Christi ebenfalls ausbeulen würde, lag im Sinne des wnndcr- sücbtigen Volkes, und so glaubte man noch vor nickst langer Zeit, in der Christnacht geschöpftes Wasser verleibe Schönheit, in ihr verstehe man die Sprache der Thiere und zwischen Zwölf und Ein Uhr versammelten sich Diejenigen, welche im nächsten Jahre sterben müßten, in der Kirche. Als Vorbedeutung auf die Ankunft des Erlöser führte man eine mehrwöchcntliche Ad- ventszcit ein, mit der das neue Kirchenjahr beginnt, während in der griechischen Kirche dies schon am Ick. November geschieht. Den Beschluß des Weihnackstssestes bildete der EviphaniaStag» als Eure der religiösen Feierlichkeiten, wobei die Anbetung der drei Könige, die Darstellung Christi im Tempel, die Geschichte seiner Kindheit, seine Taufe und das Wunder zu Kana, sowie die schlichte Volksanstcht vom Messiaöreiche und der Heidenbe­kehrung dargestellt wurden, eine sehr berechnete Einrichtung der Kirche, indem dadurch die geheiligte Uebcrlieferung von Christi Geburt und Jngendschistsalen neben der Liturgie auch durch äußeren Reiz gegen den tiefwnrzelnden heidnischen Sinn und Gebrauch gewann. Mit den Festlichkeiten entstanden auch Weih­nachtslieder, theatralische Darstellungen, Festgebäcke und endlich sogar die sogenannten Narrenfeste,'von welchen letzteren jetzt glücklicherweise keine Spur mehr vorhanden ist. Das Wcih- nachtsfest in seiner einfachen, sinnigen Bedeutung war über ein halbes Jahrtausend Eigenihnm des deutschen Volkes, und nirgends brannte ein Lichtbaum als bei uns. Da erkannte man endlich auch im Auslande des Festes schönen frommen Sinn, und als die Christnacht herniedersank auf die schweigende Erde, da glänzten Weihnachtsbänme in tausend Palästen und Hütten, wo bisher in der heiligen Nackt nur Finstcrniß geherrscht harte. Ein deutscher Fürstensohn, Prinz Albert von Sachsen-Coburg, verpflanzte den Wcihnachtsbaum nach Albion, in den Kreis sei­ner glücklichen Familie, und bald strahlten die munteren Flämin- chen durch das ganze Land. Auch in Frankreich, dem fernen Osten und Süden, sowie in Amerikas Weltstädten und einsa­men Blockhäusern zündet das Christkindlein den Baum an und Millionen Herzen schlagen höher bei seinem Schimmer, der jede fühlende Menschcnbrusl erhellt.

In Amerika sind die Nähmaschinen verbreitet fast wie die Spinnräder sonst in Deutschland. In Ncw-Uork allein gibts 30 bis 40 Fabriken, welche Nähmaschinen fertigen, von denen mehrere jährlich tausNide, die andern Hunderte verkaufen. Der Preis der brauchbaren sängt von 50 Dollars an »nd steigt bis 150 Dollars.

Auflösung des Räthsels in Nro. 102: Seifenblase.

Druck und Verlag der G. W. Za i sc r'schen Buchhandlung. Redaktion - Hölzlr.