Zelte, warmen Kleidungsstücken, Seilen, Strickleitern, Beilen, Lebensmitteln und verschiedenen ander» Bebst sftiissew Außer­dem war aber auch noch ein großer Theil der in Chamonny anwesende» Fremden vor dem Gasthofe versammelt, um den kühnen Wanderern eine kurze Wegstrecke das Geleit zu geben.

Nachdem die kleine Karavane zuerst über einen sausten Abhang längs einer Schlucht hinweggesticgen war, durch welche das von dem Bionnassaygletscher hcrkvmmende Wildwaffer ab­fließt, gelangte sic in nordostliicher Richtung bald mis dem obern Theile jener Halde an, welche bereits Sanssnre, der be­rühmteste von den siüheren Besteigern dcS Montblanc, nntcr dem Namen des Pierre ronde erwähnt, obschon nach seiner cige- den Bcmcrknug daselbst kein Stein oder Fels vorhanden ist, der sich durch eine runde Gestalt auszcichnet. Ans diesem von Waldung und beinahe von allen Pflanzen entblößtem Abhange erblickten sie nach der linken Seite zu nur nackte Felsen, welche das Thal von Chamvuny verbargen, nach der rechte» aber die Felsen und Gletscher von dem untern Theile des Montblanc, während das Haupt und die Schulter des Berges durch eben diese hohen und vorfpringcnbcii Felsen verdeckt wurden. Um jedoch au dem heutigen Tage noch so hoch als möglich zu stei­gen, hielten sich unsere Wanderer auf diesem ersten Rnhepnnkte nur kurze Zeit auf n»d erreichten auch wirklich eine Fclsplakre, die gegen 250 Klafter höher gelegen war, die sogenannten Grands Mittels, bis zu welchen die neueren Besucher des Mont­blanc an dem ersten Tage zu steigen pflegen. Hier wurde das mitgcbrachte Zelt ansgeschlagen, so daß cs sich an einen Felsen lehnte, der in Gestalt eines Winkels dasselbe zugleich gegen den Nordost- und Nordwcstwind schützen konnte. Nur eine kleine Strecke höher erhob sich ein mir Schnee bedeckter Gletscher, aus welchem Helles und frisches Wasser abfloß und somit auch dieses Bedürfniß der Karavane befriedigte. Die Aussicht, die man von diesem Punkte aus genoß, gehört wohl zu den schön­sten, welche dem Besjiichcr der Alpen geboten werde». Von einer ungefähr 1500 Klafter über das Meer erhabenen Höhe erblickt man das südliche Ende des Thales von Chamony, während der übrige Theil desselben von hohen Bergen einge- schloffen wird, deren Hörner in eine zahllose Menge von Pyra­miden sich theilen. Unmöglich ist cs jedoch, alle die Berge zu nennen, welche das trunkene Auge von hier aus erblickt, ebenso wenig wie der ans einsamem Mecreofelsen Stehende die Wellen zu zälllen vermag, mit denen ihn das Meer, soweit das Auge mir reicht, ohne Ansbören umranschk.

Sobald das erste Entzücken vorüber war, in welches der majestätische Anblick die vier Freunde versetzt hatte, begann Professor Davignon alsbald hygromclrische Versuche anzustellcn, während die andern drei mit Hilfe der Führer noch verschiedene Felskämme erklommen und sich besonders an dem LoSreißen von ungeheuren Stücken eines nahen Gletschers erfreuten, welche mit fürchterlichen Krachen hinabfielln und sich weiter unten in Staubwirbel venvandelten. Ein cigenlhnnttichcS Schauipicl ge­währte noch der Untergang der Sonne. Der Himmel schien ganz schwarz, die Sonnenschcibc selbst aber von einer nie ge­sehenen Größe; dabei war sie noch weit flammender als ge­wöhnlich, und da sie zuletzt mit einer wunderbaren Eile sich vom Horizont hinabstürzke, war eS mehr eine Art von Entsetzen als Staunen, das die Freunde erfüllie. Die bald ausgehenden Sterne breiteten nur ein sehr schwaches und blasses Vicht über die Gipfel der Berge aus und zeigten, was besonders anffiel, da der Himmel ganz wolkenlos war, keine Art von Funkeln. Bald empfand man die ciiigebrochcne Nacht an der schnell zu­nehmenden Kälte, die jedoch ihren höchsten Grad schon unge­fähr Dreiviertelstunde» nach Sonnenuntergang erreichte, wo das Thermometer zwei Grad unter dem Gefrierpunkt stand, während cs nach einer Stunde wieder einen Grad höher stieg und noch «inen die übrige Nachzcit hindurch.

Der Aufenthalt in dem Zelte und ein wohluuterhalteneS Feuer in dessen Mitte war demnach jetzt den Wanderern, zu denen sich auch Davignon wieder gesellt hatte, äußerst wohl- thuend. Zum Schlafen konnten sie cs jedoch noch nicht sobald bringen, da ihre Phantasie mit den empfangenen Eindrücken noch zu sehr beschäftigt war. ES währte daher mehrere Stun­

den, daß sie sich miteinander unterhielten, bis endlich der schlaf ihnen neue Kräfte zu den Anstrengungen des folgendest Tages gab. ' ' ,

Das Erste, was sie an diesem als noch nie Gesehenes begrüßten, war der wunderbare Aufgang der Sonne. Um den Horizont herum bildeten dichte Dünste einen röltttichen schim­mernden Gürtel; im Westen aber stiegen acht Strahlen im herr­lichsten Pnrpnrglanze gerade der Sonne entgegen, so jedoch, daß sich ihr Vereinignngspnnkt noch unterhalb' des Horizontes befand. Auf den Vorschlag der Führer wurde jetzt ein war­mes Frühstück genossen, dann das Zelt abgebrochen und in der siebenten Morgenstunde die Wanderung von neuem begoncu. War der Weg nun auch nicht eben sehr gefahrvoll, so boten die beständigen ^chneesclder, über welche er führte, doch un­endlich viel Hindernisse und machten das ganze Unternehmen äußerst mühsam. Besonders kosteten die sogenannten Scknce- rinncn oder Eonloirs schwere Arbeit. Es sind dieß äußerst steile Abhänge an den Seiten der hervorragenden Fclscnrippen, welche durch herunterfallende Schiieclawinen ansgehöhlt worden sind und deren Abschüssigkeit es oft ganz »»möglich macht, durch sie hinaus- oder hinabznstcigen. Drei Mal waren unsere Wanderer gezwungen, ihren Weg durch eine solche Rinne zu nehmen , und mußten sich hierbei theils der Beile bedienen, mit denen i» den hartgefrorne» Schnee die Tritte eingehancn wur­den, theiis versuchten sie es beim Hinabsteigcn auch so, daß ein jeder der vier Freunde sich zwischen zwei Führer stellte und au einen langen Bcrguock lehnte, der an den äußersten Enden von letzteren festgehalten wurde, so daß der Stock eine beweg­liche Verzäunung gegen den Abgrund bildete. Beim Ersteigen der Felsen fielen oft Stücke, dw durch die Einwirkung der Luft locker geworden waren, unter den Füßen weg oder blieben in der Hand, sobald sich diese an sie halten wollten. Dazu wuch­sen die Beschwerden durch den erst vor wenig Tagen gefallenen Schnee, der das Eis und die Zwischenräume bedeckte, so daß die Wanderer nicht selten bis unter die Arme in ihn versanken. Schon war die dritte Nachmittagsstunde vorüber, als noch eine Anhöhe vor den Augen der bereits ziemlich Erschöpften stand, von der sie jedoch nicht mit Gewißheit erkenne» konnten, ob sie wirklich das Ziel ihrer Wanderung sei. Wido beschloß sich davon zu überzeugen »nd eilte auf sie zu; je weiter er vor­drang, dcsto fester wurde der Schnee und bald batte er di: höchste Spitze des Montblanc erreicht. Freudig rief er es den übrigen zu, und das Bewußtsein, dem endlichen Lohne ihrer Anstrengungen so nahe zu sein, ließ diese mit neuer Kraft daS lebte Stück ihres Weges überwinden. Welche Freude, als sic nun oben standen und vor ihren Blicken die großen Gebirgs­züge der Schweizer- und MeereSalpen, des Jura und der Al> pcnttinen in endloser Ferne sich anSbehnten, als Frankreich, Helvctien, Italien zu ihren Füßen lagen und tief unten das freundliche Chamounythal ihnen cntgege'nlachte. Nur kurze Zeit vermochten sie eS jedoch auf dieser höchsten Höhe Europas ans- znhaltcn. Das Thermometer stand sechs Grad unter dem Ge­frierpunkte, die Verdünnung der Luft erschwerte das Akhmen außerordentlich und zudem war der Sturm so heftig, daß die Wanderer gezwungen waren, sich truppweise mit de n Rücken gegen einander zu setzen, um nur nicht herabgeweht zu werden.

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Rothschild in Paris ist nicht ein großes HauS, sondern eine Sammlung von Häusern. I» der Straße Lafitte gehören 11 Häuser nebeneinander ihm und tragen einen Mieth. zins von 1 Milt. Francs.

R ä t h s e l.

An Form bin ich ganz kugelrund.

Durchscheinend, leicht und herrlich bunt;

Ein langer Hauch erzeuget mich.

Ein schneller Hauch verwehet mich.

Lruik und Verlag der s. W. Z , > se r'lchen Buchhandlung. Redak»',« ' H »Iile.