gewagt! Da horch! horch! das war kein Echo, er hatte sich nickt getäuscht, das war ein wirklicher Schuß, nur viel lauter, viel vernehmlicher als jener erste und ein:Ick bin gerettet, Gott und allen Heiligen sei Dank und Preis!" war das erste, wodurch Simon seiucm jetzt cntzückniigsvollen Herzen Luft machte. Und lauter, so viel es nur seine Kräfte noch erlaubten, fing er an zu schreien, und bald bekam er auch hierauf Antwort, und immer näher und näher drang die Stimme seines endlichen Retters. Ja, jetzt vernahm er sogar deutlich feinen eigenen Namen, und wieder währte es nickt lange, da hörte er nahende Schritte und fester muhte er sich anklammern, damit ihm nun, anstatt der bisherigen Gefahr, nicht die Freude sein Grab bereite.

Jetzt stand endlich der Hcißersehnte auf der Spitze der Felsenwand, an deren Fuße dieTodtenbank" hervorragtc; Wido war es, der wilde, kühne Wido, der bisher das Angesicht Si- mon's, wo er nur konnte, vermieden, und nun sein Lebens­retter werden sollte! Aber wie dieß au fange» ? Hatte er doch kein Tau, welches er dem seiner Erlösung Harrenden znwcrfen konnte, nnd selbst wenn er ein solches gehabt hätte, war jener schon zu entkräftet, als daß er sich an ihm hätte scsthalten ton­nen. Eben deswegen mußte der Jüngling anck von dem Ge­danken abstehcn, seine Kleider zu einer Art Seil znsammenzu- knüpsen, wie er anfänglich gewollt, um an ihnen Simon herauf- zuziehen, so daß ihm nach kurzer Ueberlegung nichts übrig blieb, als nach einer ihm bekannten, ungefähr eine gute Stunde jen­seits des nächsten Berges gelegenen Sennhütte zu eilen und aus dieser die nöthigcn Rettungswerkzeuge z» holen. Zuvor ließ er jedoch dem Alten Hüne gesirdcne Doppelbüchse hinab, damit dieser dock nicht allen Schutzes entbehrte. Dann aber lief er fort, so schnell er vermochte, und Simon war wieder al­lein. Jetzt war ihm jedoch sein alter Jägermuth zurückgckchrt und den Rest seiner Kräfte wandte er dazu an, seinem Kör­per, so weit es möglich war, eine veränderte Lage zu geben, da ,er die bisherige, in der er volle einundzwanzig Stunden aus­geharrt, nicht länger zu ertrage» vermochte. Freilich ließ ihn diese Veränderung nur desto mehr seine Wunden und die An­spannung aller seiner Gliedmaßen empfinden, aber auch diese Schmerzen ertrug er leichter in der Hoffnung seiner nahe be­vorstehenden Rettung. Schon war jedoch die Zeit vorüber, in der nach seiner Meinung Wido wieder znrückgekchrt sein konnte, und abermals bemächtigte sich seiner Seele qualvolle Verzweif- lung. Jetzt erinnerte er sich des ihm gegenüber stets scheuen Wesens Wido's, jetzt erst fielen ihm die mancherlei Gerüchte ein, die die heimlichen Feinde und Neider des Jünglings über seinen boshaften und schadenfrohen Sinn verbreitet hatten. Wie? sollte er dich hier in deinem Elende verzweifeln lassen? Vielleicht lauert er hinter einem Felsen und weidet sich mit teuf­lischer Lust an deiner Qual, an deinem martervollen Hinsterben! - Oder, wenn er selbst verunglückt wäre, wenn er vielleicht schon in einem Abgrund zerschmettert läge und du nun dennoch rettungslos verloren wärest!" Und wieder mischten sich in sei­nem Herzen Beten und Fluchen, und wieder schrie und heulte er und zählte er die dreizehn Echos und Wido kam nicht.

Da meinte er's nicht mehr ertragen zu können, und einen schnellen und sichern Tod einem langem Leiden seiner Mar­tern vorziehend, warf er die ihm gelassene Doppelbüchse hinab, um sich ihr nachzustürzen, als er in der nächsten Nähe Männer­stimmen vernahm und bald darauf Wido an der Seite eines rüstigen Sennen erschien, in seiner Hand ein starkes, an dem Ende mit eisernem Haken versehenes Tau haltend. Schnell war jetzt die Rettung vollzogen die Freude gab Simon Kräfte genug, wenn auch mit äußerster Anstrengung und nicht ohne Gefahr das Tau um seinen Körper unter den Schultern zu schlingen, und als er endlich glücklich heraufgezogcn war, hatte Wido nichts Eiligeres zu thun, als aus die ossenen Wunden des Geretteten frische heilsame Kräuter zu legen und alsdann mit fast zärlicher Vorsicht den nunmehr vor übergroßer Anstren­gung in gänzliche Bewußtlosigkeit Versunkenen unter Bciyülfe seines Gefährten zunächst in jene oben erwähnte Sennhütte zu bringen, damit der Gerettete sich hier erst möglickst erhole, be­vor mit ihm der weitere und beschwerlichere Weg nach Cha-

muony angetreten werden könne. Sobald er ihn aber den Hir­ten zu sorgsamer Pflege anempfohlen. begab er sich selbst auf den kürzesten, freilich oft auch gefährlichsten Pfaden uns Thal, um Cilly aus die ihr bevorstehende traurige Uebcrraschung vor- zubcreiten. (Forts, folgt.)

Allerlei.

Die Anschaffung neuer Gewichtsstücke

wurde von vielen Gewerbetreibenden bisher unterlassen, in Hoff­nung, es sei dazu noch in den letzten Tagen des Monats De­zember Zeit. Diese Hoffnung könnte leicht trügen. Nach ge­machten Beobachtungen haben manche Eisenhändlcr nur geringe Vorräthe, weil bisher nicht viele Gewichte begehrt wurden nnd sie zunächst die Größe der Nachfrage nach den neuen Gewich­ten kennen lernen wollen. Dies kann zur Folge haben, daß man kurz vor dem 1. Januar 1860 die gepachteten Gewichte nicht bloß thenrer bezahlen muß, sondern daß auch Mancher sic aus de» Einführungstag gar nicht mehr bekommen kann. Wer aber bis dahin die neue» Gewichte nicht hat, maß seine Verkäufe nach dem Gewichte ganz cinstellen, indem bas Ver­kaufen nach dem alten Gewichte oder mit den in einem andern Staate gepachteten Gewichlstücken vom 1. Januar 1860 au nicht bloß strafbar ist, sondern dadurch unmöglich gemacht wer­den soll, daß die Polizeibehörden die alten ober fremden Ge- wicktftücke, welche noch in den Verkaufslokalen vorgefundcn werden, wegznnchmcn haben. Jedermann thut hienach wohl daran, den Bedarf an neuen Gewichten bald zu kaufen. (H. M.)

Wäbrend alle Welt von dem Rufe desGreat Ea- stern" erfüllt ist und dies Wunder der Neuzeit angcstannt wird, baut man in Baltimore an einem Dampfer in Cigarrcnform fort und vcrsvricht sich von demselben ganz außerordentliche Re­sultate. Das Schiff schreitet seiner Vollendung rasch entgegen und man erwartet, daß es au Schnelligkeit Alles Überbielen werde, was bisher dagewescn ist; eS wird sogar berechnet, daß der Dampfer die Reise über den Ozean in vier Tagen mache« werde, und somit eine größere Wichtigkeit erlangen müsse, als ' der Gigant des Meeres, derGreat Eastern". Zweifellos muß man die Schnelligkeit sehr hoch anscklagcn, nnd sie kommt namentlich bei Kriegsschiffen sehr wesentlich in Betracht, man muß daher auf die Resultate gespannt sein, welche durch das Cigarrcn-Schisf erreicht werden mögen.

DerBamb. Zkg." schreibt man aus München. 18. Nov. Einem jungen Arzt, der seit Scpt. d. I. zum vr. mall, promovirte, gelang es, auf rationellem Wege Mittel zu finden, welche die pathischen Produkte im Blute, die die Gicht bedingen, wie z. B. barnsanre Salze und phosphorsauren Kalk, durch Stuhl, Harn und Schweiß auszuscheiden, wie cs bereits die Analyse uachgewiesen hat. Angestellte Versuche unter der Leitung eines praktischen Arztes haben selbst bei ganz veralteter Gicht zu Resultaten geführt, wie sie noch keine Heilmethode in dieser Krankheit zu erzielen vermochte; nur schade, daß die Mittel ein Geheimniß sind. Dieser glückliche, geniale Arzt heißt Johann Matthäus Müller und ist aus Glcnßen in Oberfran- kcn gebürtig.

Man hatte immer behauptet, in England sei der Steinko hlenreichthum unerschöpflich. Jetzt zeigen die Geognosten, daß, wenn nicht neue Kohlenlager aufgeschlossen würden, die bisherigen nur noch 250 Jahre ausreicke» könnten. (Hoffentlich wird man darüber nicht jetzt schon allzusehr in Sorge sein, da bis dahin der forschende Menschengeist vielleicht längst dieses Brennmaterial durch ein anderes ersetzt hat.)

Sinnspruch.

Genüge dir und bettle nicht Um Gunst und eitles Brod, Und tauche nie dein Angesicht Vor Großen in den Koth.

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