Tages - Neuigkeiten.

D Nagold, 30. Nov. In den letzten Numern dieses Blattes wurde von dem Vorstand des landwirthschaftlicben Be- zirksveretns eine Versammlung desselben auf den heutigen Feier­tag ausgeschrieben, die auf dem hiesige» Rathhanie auch wirk­lich statlfand, und Bormittags nach 10 Uhr ihre» Anfang nahm. Die anhaltend regnerische Witterung mag die Minderzahl der auswärtigen anwesenden Mitglieder entschuldigen; für diese, sowie namentlich auch für die Lehrer des Bezirks, deren Theil- nahme an dieser Versammlung besonders gewünscht worden, dürfte vielleicht eine Nachmittagsstunde gelegener gewesen sein. Den Gang der Verhandlungen anlangend, wurden zuerst vom Vorstande etliche Dekrete der betreffenden Regierungsbehörden verlesen. Hierauf hielt Schullehrer Knanß von NellingSbeim, bei Rottenburg, einen Vortrag überlandwirthschaftliche Fort­bildungsschulen", in welchem er auf bündige und anschauliche Weise die Nothwendigkeit und den Zweck solcher Schulen zeigte, und sodann die Unterrichtsgegenstände und deren Behandlung in denselben nannte. Den Unterricht möchte der Redner in 2 Kurse gcthcilt wissen. Während der erste CursuS mehr ein vorbereitender sein sollte, können sich beim zweiten auch Er- wachlene als Lernschüler einfinden, indem derselbe eigentlich landwirthschaftliche Gegenstände als: Hopfcubau, Bienenzucht u. dgl. ins Auge fasse. Durch Beschluß wurden sofort 100 fl. theils zur Anschaffung von Schriften für landwirthschaftliche Fortbildungsschulen des Bezirks, theils zu Prämien für Lehrer und Schüler sn denselben bestimmt. Als ein weiteres, sowohl der Aufgabe des Vereins entsprechendes, als auch das fragliche Institut förderndes Mittel wurde der Besuch solcher Winter- abcndschulen von Teilen des Ausschusses vorgeschlagen und guk- gcheißen. Nach einem andern Beschlüsse soll das landwirth- schaftliche Fest je nach drei Jahren abgehaltcu werden. Ferner soll mit der Redaktion des Amtsblattes ein Ucbereinkommen wegen Veröffentlichung von Beschlüsse» ,i Anzeigen rc. des Ver­eines getroffen und 2 Schäfern des diesseitigen Bezirks für Be­such der Hohcnhcimcr Unterrichtskurse ein Kostenbeitrag von 2024 fl. gereicht werden. Endlich wurde die Abhülfe von Mäng'eln besprochen, die sich nicht selten beim An- und Ver­kauf und bei der Nachzucht von Zuchtstiercn zeigen.

In Friedrichs ha fen wird im kommenden Jahre eine Lederfabrik von großartigem Umfange errichtet werden.

Aus Baden, 26. Nov. Wegen der Landtagsprcdigt des Hrn. Hofpredigers Beysck'lag ist von Seiten der franz Ge­sandtschaft bei Hof Klage geführt worden, da dieselbe ausführte: Frankreich sei durch die Revolution in einen Sumpf verwandelt worden und dergleichen mehr. (F. I.)

Preußen hat seinen Gesandten von neuem beauftragt, in der Bundesversammlung auf Veröfs.entlichung der Pro­tokolle anzutrageu. Alle Landtage sollten darauf halten, daß fernerhin bas Licht nicht unter den Scheffel gestellt werde.

Tic Eholera hat in Elberfeld ganz aufgehört. Im Gan­zen sind etwa IdOO Personen in dieser Stadl an der Krank­heit gestorben.

Paris, 30. Nov. Der Moniteur bestätigt, daß am 29. November an die verschiedenen Mächte, welche an einem Kongresse theilzunehmen haben, Einladungsschreiben abgegan­gen seien, welche die Vereinigung dieses Kongresses bezwecken'solle».

London, 26. Nov. Morning Post: Lord Cowley ver­langte nicht gleichzeitige Entwaffnung. Frankreich könnte eine Entwaffnung nicht fordern, England der Forderung nicht zustim­men. Englands Rüstungen beruhen nicht auf Frankreichs Vor­bereitungen, und werden durch des Nachbars wachsende Stärke nicht verändert. Tie^ von England vorgeschlagencn Congreß- prälimiuarien sind auf dem Wege des Arrangements; die Ein­übungen zum Congreß liegen in Paris zur Versendung bereit. Der Zusammentritt des Congresfi-s ist nicht fern. (A. Z.)

Ans der Nlpenwelt.

. (Fortsetzung.)

Schlotternd vor Kälte und bis aufs Aeußerstc entkräf­tet ^durch den Blutverlust, durch das stete krampfhafte Um­

schlingen des Riffes und noch mehr durch den quälenden Durst, mit welchem sich seit Anbruch der Nacht auch der Hun­ger verbunden, erneuerte er sein Hilferufen, wenn auch ebenso vergeblich als am vorigen Tage. Hatte cs ihm aber bis­her geschienen, als sei hier oben nur er noch das einzige lebende Wesen, sonst aber die Natur völlig ausgestorben, so sollte ihn bald, nachdem die Sonne über die Berge heraufge­stiegen, das gezogene, anhaltende Schreien eines Lämmergeiers von dem Gegcntheil überzeugen. Zwar konnte Simon die hoch über ihm schwebende Hyäne der Lüfte nicht sehen, da er a>rf dem Bauche liegend seinen Kopf nicht herumzudrehen vermochte, aber trotzdem verrietst ihm sein Ohr, mit welchem Feinde er eS vielleicht schon in den nächsten Augenblicken zu thun haben würde. Und wirklich hatte er sich nicht getäuscht: so ruhig, fast ohne Flügelschlag der Geier als kaum sichtbarer Punkt noch oben in den Wolken gehangen, ebenso schnell fiel er plötzlich mit zusammcngeschlagenen Schwingen auf das Riff herab und indem er jetzt wieder mit mächtig ansgcspannten Fittigcn sein Opfer umkreiste, versuchte er unablässig durch gewaltige Flügelhiebe es in den Abgrund zu stürzen, während die von korallenrothem Feuer glühenden Augen mit furchtbarer Gier auf die blutigen Rückenwunden des Jägers gerichtet waren. Die neue Gefahr jedoch gab dem Unglücklichen auch wieder neue Kräfte, so daß er sich wenigstlns fest genug halten konnte, um dem Andrange des ichrecklicben Feindes zu widerstehen. Aber auch dieser suchte mit furchtbarer Ausdauer seiner Beute hab­haft zu werden, und als es ihm doch nicht gelingen wollte, den fester und fester das Riff Umklammernden herabzurcißen, wagte er cs endlich, seine scharfkantigen Hrallen in dessen Rücken ein« zuschlagen und mit seinem langen, vorn in einen bogenförmigen Haken auslaufenden Schnabel die Wunden weiter aufzureißen. Der wüthende Schmerz, den Simon jetzt empfand, ließ ihn das Aeußerste versuchen. Auf die Gefahr hin, in die schwindelnde Tiefe hinabzustürzen, erhob er sich etwas, griff mit der einen Hand nach seiner Flinte, auf der er bisher zum Theil gelegen, zog diele so schnell als ihm die Vorsicht erlaubte, hervor und brachte sie glücklich in eine solche Lage, daß er wenigstens den Hahn mit dem Finger berühren konnte. An ein Erlegen des Feindes konnte er freilich nicht denken, da er trotz aller Mühe den Lauf seiner Fante nur nach dem Abgründe hin zu richten vermochte. Dennoch drückte er los, in der Hoffnung, durch den donnernden Knall des Schusses das entsetzliche Thier zu verscheuchen. Und seine Hoffnung täuschte ihn nicht; mit gellem Schrei stieg der Geier wieder in die oberen Lüfte, ohne daß jedoch Simon mit dem Gesichte auf dem Felsen zu erspähen vermochte, ob er wirklich sich gänzlich entferne. Noch in ban­gem Lauschen auf den Flügelschlag seines Feindes begriffen, ward er Plötzlich von einem andern, ihn mit freudiger Hoff.' nung erfüllenden Tone überrascht. Er glaubte, wenn auch ans weiter, weiter Ferne, einen Schuß gehört zu haben. Still horchte er. Alles war wieder ruhig, bis aus ein immer ferner und fer­ner klingendes Pfeifen, das ihm die wirtliche Flucht des Raub­vogels verkündete. So war es wohl nur das Eckio seines eigenen Schusses gewesen, das ihn getäuscht batte? Aber nein, er hatte ja dieses ebenfalls vorher klar und deutlich vernom­men; sollte ein Schuß wohl ein noch vielfältigeres Echo haben, als seine Stimme, deren Wiederhol! er nur zu genau hatte be­rechnen lernen? Wieder versuchte er sein Schreien, nein, er hatte sich getäuscht, cs blieb Alles still. Noch einen Schuß hatte er in der Flinte, das wußte er, da er sie ja gestern, kurz ehe er auf das Riff gekommen war, geladen hatte. Sollte er diesen noch abfeuern für den Fall, daß er am Ende doch recht gehört und der Urheber jenes vermeintlichen Schusses sich nur wieder entfernt statt genähert hätte? Aber mußte er diese seine letzte Hülfe nicht für die leicht mögliche Rückkehr des Geyers oder eines ähnlichen Feindes aufheben? Ach/ es war am Ende doch ein Jäger gewesen, und nun ging er weiter, ohne daß wohl wiederum je ein Mensch in diese Gegend käme! Dieser Gedanke verdrängte jede rindere Rücksicht, und er drückte ab. Aeugstlich zählte er die Echos, richtig, eS waren dieselben drei­zehn, die seiner schon gespottet hatten. Kein anderer Klang ließ sich vernehmen und vergeblich hatte er seinen letzten Schuß