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er wird die Marken und Umbrien besetzen. Eilt ollen falls der König von Neapel mit der Armee herbei, welche er auf der Gränze der Rom-agna coiicentnrt, so wird man sich mit den combinirten toscanisch-parmesanisch- modenesischen Slreitkräften über ihn Hersturzen und gelingt cs dann durch einen kühnen Handstreich die Abruzzen zu erreichen, so ist man sicher, das ganze Königreich in Revolte zu bringen,denn die Minen sind seil langer Zeit gelegt." Dies ist Garibaldi's Plan. (H.T.)

Paris, 8. Okt. Der französische Konsul in Parma hat Befehl erhalten, seinen Posten zu verlassen, wen» nicht schleunige Justiz und eine exemplarische Bestrafung des Mordes des Grasen Anviti erfolgt. (T. d. S. M.)

Aus Toulon ist eine französische Flotte ausgelaufen. Die Welt weiß nicht so gewiß als der Admiral, ob sie nach Ma­rokko oder Neapel schwimmt. Wenn nach Neapel, dann soll sie den König hindern, mit dem Papst gemeinsam die aufstän­dischen päpstlichen Provinzen niederzuwerscn. Man möchte an das Letzte glauben, wenn man die bitterbösen Worte der geist­lichen Herren in Frankreich hört und die rothen Köpfe und ste­chenden Augen sicht.

London, L. Oktober. Ein Brief Kossuth's an einen Freund in Glasgow hat die Runde durch die Provinzialblätter gemacht und endlich auch seinen Weg in die Spalten der Times gefunden. Der ungarische Agitator macht darin seinem Schmerz über die getäuschten Hoffnungen seines Vaterlandes Luft, ver­sichert aber zugleich, daß er nicht getäuscht worden sei.

London, 8. Okt. Der Speklatvr meldet, Napoleon habe England ancrbotcn, eine große Armee und bedeutende Secstrcilkräfte nach China abznsenden, wenn England ohne vorgängige Bedingungen in Len Kongreß eintritt.

iT. d. S. M.)

Für die Gewehr-Unterzeichnnng Garibaldi's ist in London eine Subscription eröffnet.

Petersburg, 1. Okt. Schamyl soll vom Kaiser eine jährliche Pension von 9000 S. R., seine Gefährten 23000 S. R. jährlich erhalten und entweder in Kalnga oder Tula in Zukunft zu wohnen. Man behauptet, der gefangene Jman be­säße keine Schätze an baarem Gelbe, dagegen beträchtliches Ver­mögen in Pretiosen. Seine Frauen, deren er drei haben soll, werden bei ihm wohnen dürfen. kB. H.)

Allerlei.

Ein Vatermord.

Am 28. September fand in Pcsth die Schlußverhaudlung gegen ein Bauernmädchen aus Tököl (Dorf im pcsther Comitat), Namens Eva Bader, statt, die selbst eingestandcn hat, ihren Vater ermordet zu haben. Der Fall ist folgender: Matthias Bader, Bauer zu Tököl, ein sonst fleißiger'Man», war dem Trünke ergeben und hat im Zustand der Trunkenheit, zuweilen aber auch, wenn er nüchtern war, sein Eheweib und seine Kin­der mißhandelt. Infolge dieser Mißhandlung soll die Frau sechsmal todte Kinder zur Welt gebracht haben. Am Christi- Himmelsahrtstage des laufenden Jahres schlug er seine Frau dermaßen, daß sie ohnmächtig zusammensank und drei Wochen unter ärztlicher Behandlung stehen mußte. Schon damals soll die Tochter den Entschluß geäußert haben, die Gräuelthat zu vvllsühreu. Am 10. Juli kam Matthias Bader aus Pcsth in aufgeregtem Zustande nach Haus?. Sein Wagen war zerschla­gen und das Pferd trug sichtliche Spuren von Mißhandlungen. Die Angeklagte machte ihm wegen des letztem Umstandes Vor­würfe und fragte ihn, ob er dieses Pferd auch tödten wolle wie ein anderes, das eben infolge seiner Mißhandlungen veren­dete. Der Vater sagte ihr, ja, er wolle das thun, er wolle feiner Familie nichts übrig lassen. Daraus ging er in's Wirthö- haus: die Frau aber ging ins Nackbarhaus, um sich über die Umstände zu erkundigen, unter welchen Wagen und Pferd ans der Heimfahrt gelitten haben, denn der Nackbar war mit Ba­de^ aus Pest gekommen. Die Angeklagte aber legte sich im Hofe auf ein Strohlager schlafen. Nachdem ihr Vater aus dem Wirthsyaus zurückgekommen war und sich im Zimmer nicdcrge- legt hatte, ging auch^sie hinein, denn sie konnte im Hofe nicht

einschlafen, und legte sich aufs Bett. Dann stand ihr Vater auf und kam zu ihrem Bett, sie aber ist, wie sie heute sagte, vor Angst und Schreckenausgerissen". Dann ging sie auf den Stallbode», holte von dort eine Axt;Gott hat mich ver­lassen", drückte sie sich aus,und ich habe meinen Vater mit der Hacke geschlagen." Nachdem sie dem Unglücklichen, wie der ärztliche Befund nachweist, fünf Hiebe sowohl mit der Breit­seite als auch mit der Schärfe der Axt beigebracht hatte, ging sie in's Nachbarhaus und theilte ihrer Mutter schreiend und weinend mit, was sie gcthau habe. Matthias Bader lebte dann noch zehn Tage, war aber sprach- und besinnungslos bis zu seinem Tode. Die Angeklagte, ein zweiundzwanzigjähriges Mäd­chen, wird von den Zeugen als das bravste Mädchen des Dor­fes gelobt, und aus ihrem unter sortfährendem krampfhaften Schluchzen hervorgebrachrcn Geständniß geht hervor, daß sie die grauenvolle That ebcusoiehr ans Mitleid mit ihrer Mutter, wie aus Furcht vor ihrem Vater begangen habe. Infolge die­ser Furcht hat sie auch einmal ihren Vater bei dem Gensdar- mcrieposten wegen Haltens von Schießwaffen denuncirt. Ein andermal war sie aus derselben Ursache bereits aus dem Wege, sich in die Donau zu werfen, wurde aber noch rechtzeitig daran verhindert. Wie aus dieser kurzen Mittheilung ersichtlich, ist an dem Tage des Mordes zwischen Bader und seiner Familie keine der gewöhnlichen Raufscenen vorgekommen, die als un­mittelbare Veranlassung des Mordes gelten könnte; das feit ihrer Kindheit verbitterte Gemüth der Mörderin scheint aber durch die Mißhandlung des Pferdes aus dem Gleichgewicht ge­kommen zu sein. Wenigstens deutet sie das unbewußt an, in­dem sie bei dem betreffenden Momente länger verweilte und wiederholt und mit Nachdruck sagte, wie es ihr »in das Pferd leid gethan habe. Nach dem kurzen Verhör beantragte der Staatsanwalt auf die Erkennung aus Meuchelmord und trug auf Todesstrafe mittelst Strangs an. Das Gericht erkannte auf Tod.

Der Freiherr Ludwig v. Wvlzogen, dessen Memoiren Alfred v. Wolzogen hcrausgegeben hat, erlebte auf der Karls­schule in Stuttgart, wo er seit seinem achten Jahr unterrichtet wurde, unter andern zwei ergötzliche Vorfälle, die wir hier mittheilen: Der Herzog Karl erschien fast täglich in den Klas­sen und war bei den Prüfungen der Schüler, denen er oft selbst Fragen verlegte, gegenwärtig. Bei einer solchen Gele­genheit nun hatte sich ein Schüler in der Mathematik so schwach bewiesen, daß der Herzog, darüber erzürnt, ihn anfuhr: er solle sich zum Teufel scheercu und Wolzogen an die Tafel lassen. Dieser nicht viel besser beschlagen als sein Vorgänger und also gleiches Schicksal befürchtend, erinnerte sich zu seinem Glück, Laß der Herzog von der Mathematik ebenfalls wenig verstand und durck Keckheit leicht zu täuschen sein werbe. Ec begann also drauf los zu demonsin'rcn und gelangte zu eine: Gleichung, bei welcher dem Lehrer und den Schülern die Haare zu Berge standen, der Herzog aber ihn der ganzen Klasse als Muster verstellte. Noch interessanter ist der zweite Fall. Vergehen der Schüler wurden auf Zettel verzeichnet, welche sie eigenhän­dig dem Herzog überreichen mußten. Eines Tages kam dieser am Arm seiner Franzisca von Hohenheim in die Klasse, wo ihm ei» Schüler, Graf Nassau, der gewöhnlich reichlich mit dergleichen Zetteln versehen war, ein ziemlich starkes Sünden­register überreichte. Das war ihm doch zu arg und er herrschte den Delinquenten zornig an: Aber Graf Nassau, wenn Er nun Herzog wäre und ich Graf Nassau, was würde Er dann mit mir anfangcn? Ohne sich zu besinnen, ergriff der so Ge­fragte den Arm der liebenswürdigen Franzisca, gab ihr einen derben Kuß und sprach: Euer .Durchlaucht, das würbe ich thun und sagen: Komm Franzel, laß' den dummen Jungen stehe». Der Herzog, frappirt von solcher Geistesgegenwart und Unverschämtheit, hielt cs sür's Gerathenste, die Sache als einen Scherz aufzunehmen und obendrein dem Schuldigen die wohlverdiente Strafe zu schenken.

Ein Een sor in Warschau strich in einem Handbuch der Chemie den lateinischen Namen der Blausäure: /Leicium dorusmoum (prcuß. Säure), weil eS sich nicht gezieme, ein Gift mit dem Namen eines Staates zu bezeichnen, der mit Rußland verschwägert sei. Das Geschichtchen ist wahr und ziemlich jung.