dem Kaiser Franz Joseph und dem Prinzen Napoleon stattgefunden habe. Als der Prinz auf die Verwaltung Venedigs zu sprechen kam und dem Kaiser die Nothwendigteit verfassungsmäßiger Zustände darzulegen suchte, erwiderte ihm Dieser: »Ja, schon früher hatte ich die Absicht, einige Concessionen zu machen, aber Ihr Franzosen redet immer von „Verfassung", ich aber will keine, ich will wohl einige Reformen machen, aber weiter auch Nichts." Später sprach der Prinz vou der Vermittlung der neutralen Mächte, und als er Deutschland erwähnte, da unterbrach ihn Franz Joseph und rief mit heftigem Unwillen: „Oh, was die betrifft, die überlasse ich Euch , schlaget sie, zeigt ihnen, was Eure Zuaven können, ich werde sehr froh darüber sein, Das verspreche ich Euch." (Wir überlassen natürlich der „Volkszeitung" die Vertretung vorstehender Angaben.)
Hofgerichts-Advokat Metz in Darmstadt, ein Unterzeichner der Eisenacher Erklärung, ist zu einer disciplinarischeu Vernehmung vor das Hofgericht geladen.
Italien. Aus einer in den 37 Spitälern von BreScia aufgenommencn Statistik geht hervor, daß 32,916 Mann in dieselben eingetretcn waren: 17,345 Franzosen, 13,959 Italiener, 1612 Oestrcicher. 26,038 genasen, 1273 sind gestorben. (H. T.)
Florenz, 30. Scpt. Eine Proklamation der provisorischen Regierung verkündet, daß die Regierung von jetzt an die Gewalt im Namen des Königs Victor Emmanuel, des erwählten Königs, üben werde. Auch die Münzen sollen das Bild des Königs von Sardinien tragen. (T. D.d.A.Z.^
Florenz, 30. Sept. Der „Corr merc." erzählt, daß zu Ravenna der General Garibaldi die Kirche besuchte, wo seine Frau und seine beiden Söhne ruhen. Vom Pfarrer empfangen, legte er Kränze auf das Denkmal, während die Menge ehrerbietig schweigend in der Ferne stand. Am nächsten Tage wurde die Leiche seiner Frau von St. Modriole nach Bologna gebracht. Die Musik geleitete sie bis an die Thore Ravenna's. Von Bologna werden die irdischen Neste nach Nizza gebracht werden.
Ein Brief von Rimini vom 22. v. M. bringt die Nachricht, daß Garibaldi bei einer Heerschau folgende Worte an die Truppen richtete: „Soldaten, mir scheint, ihr habet große Lust, zu schieße»; gut, bald werdet ihr Gelegenheit dazu haben und ich werde euch begleiten. Wir werden die Waffe nicht eher niederlege», bis Italien frei und unabhängig ist. ES ist Zeit, das Werk zu vollenden. Der Grund eurer Nebel liegt in den Pfaffen und Fremden, aber vorzüglich in den ersten.
Rom, 1. Okt. Man versichert, der Papst habe, als er die Antwort des Königs von Sardinien an die bologncsischc Deputation erhielt, dem Grafen Minerva, dem sardinischen Gesandten, seine Pässe zngesandt. (T. D.d.A. Z.)
Paris, 2. Okt. Nach einer Korrespondenz aus Turin vom 30. Sept. in der „Presse" hat der Kampf zwischen den Freischaaren Garibaldi's und den päpstlichen Truppen bereits begonnen. Ans Briefen aus Rimini ersehe ich, daß sich im Hospital dieser Stadt bereits Verwundete befinden. Man hält den Kampf für unvermeidlich. sK. Z.)
London, 30. Scpt. Die telegraphische Verbindung zwischen Malta und Sicilien ist endlich vollendet, das betreffende unterseeische Kabel ist glücklich versenkt, nachdem zweimalige Versuche des widrigen Windes wegen hatten aufgcgeben werden müssen. — Aus den Trümmern der in Birmingham zerstörten Züudhütchcnsabrik waren bis gestern Abend 18 Leichen zu Tage geschafft worden, von denen Mehrere schlechterdings unkenntlich waren. — Telegraphischen Berichten, die weiterer Bestätigung bedürfen, zufolge ist der von Adelaide in Australien erwartete Dampfer Admilla beim Kap Northumberlaud verunglückt, wobei von 112 Personen, die sich an Bord befanden, 87 ertrunken sein sollen. (St.-A.)
London, 3. Okt. Hcrald berichtet: Die russischen Gesandten in London, Paris, Wien, Berlin sind auf den siebzehnten zum Kaiser nach Warschau beordert. (T. D. d. H. T.)
An der Spitze der Verschwörer gegen den Sultan stand
Hassan Pascha, der Commandant der Dardanellenschlösser. Er glaubte sich durch seinen Adjutanten verrathen und entdeckte dem Kriegsminister selber die Verschwörung und die Verschwörer. Zu diesen gehören viele Pascha's und'Hobe Militärs; die Armee war zum größte» Tbeil gewonnen, denn sie hatte seit 4 Monaten keinen Heller Sold'erhalten. Der Sultan, seine Söhne, seine Minister — alle sollten ermordet werden. In dem Blutbad, das cs gegeben hätte, waren die Christen auf's äußerste bedroht, obgleich die Leiter der Verschwörung sie schützen wollten.
Ein New-Iorker Blatt meldet den Tod des vielgenannten Seiltänzers Blondin, dessen Existenz eine Zeit laug ge- leugnet war. An den Fällen des Niagara's hatte sich wieder eine ungeheure Menschenmenge eingefunden, weil es hieß, Blon- din werde zum letzten Male seinen gefährlichen Weg zurücklegcn und dann mit den erworbenen Dollars sich auf den Kontinent zurückziehen. Blondin betrat das Seil, nachdem er wie gewöhnlich einen Grog getrunken und eine Cigarre geraucht, und ward mit donnernden Hurrahs begrüß:. Bald hatte er zwei Dritthejle seines Laufes mit gewöhnlicher Leichtigkeit glücklich zurückgelegt, als die bisher verhüllte Sonne hinter den Wolken hervortrat. Dies schien ihn zu blenden; er hielt einen Augenblick an, setzte dann seinen Lauf weiter fort, jedoch unsicher und langsam. Nach einigen Minuten sah man ihn wanken und eines seiner Kniee auf das Seil beugen. Man begann für ihn zu fürchten und die neugierige Menge wagte vor Angst kaum zu athmen. Die Furcht war gerechtfertigt. Blondin ging »och einige Minuten vorwärts, verlor dann vollständig das Gleichgewicht und fiel auf das Seil; die durch den Fall verursachte Schwingung desselben schleuderte ihn wieder empor und er stürzte i» den Abgrund. Ein Schrei des Entsetzens entfuhr der Menge. Alles beugte sich »ach vorn: Der Unglückliche war in den Strudeln verschwunden.
Allerlei.
— Die Chronik der Urwelt sind die Steinkohlen; sie > sammelten allein Abbildungen damals lebender Thiere, Pflanzen, Früchte und Blätter. In England findet man die Steinkohlen 2000 Fuß, in Frankreich gar 8000 Fuß unter der Meercsfläche, in Peru dagegen 14,000 Fuß über derselben. Nach den Versuchet!, die Bischofs anstellte, braucht die Steinkohle zu ihrer Verkohlung 9 Millionen Jahre, da sich in 1000 Jahren eine Kohlenschicht von nur drei Fuß bildet.
— Die Armee wird seit dem jüngsten Kinderraube in Paris sehr nützlich und populär. Ein Kindermädchen tröstete: Madame dürfen ganz ohne Sorgen sein, ich gehe nie mit den Kindern aus, ohne daß ein Sapeur, mein Landsmann, mich begleitet.
— Weil die Ringe längst nicht mehr die Ewigkeit bedeuten, macht man sie jetzt in Paris nicht mehr rund, sondern länglich viereckig und jochartig und sorgt nur, daß sie gut gefüttert werden.
Ein alter Spruch klagt:
Die Freiheit ist gen Himmel geflogen, Gerechtigkeit über's Meer gezogen.
Die Wahrheit muß verstummen gar.
Was die Gewalt spricht, das ist recht und wahr. Für der Armuth Fleh'n sind taub die Hohen,
Die Beamten mit dem Stockhaus drohen, Patrioten finden kein Gehör,
Die fremden Gaukler Gunst und Ehr,
Sie greifen in die Gemeindekassen,
Die Mönche vom Schweiße des Landes prassen. Die Nonnen singen und springen schön.
Wie lange wird das Reich besteh'n?
Sinitspruch.
Prüf einen neuen Freund nach seinen Geistesgaben:
Viel besser weise Feind', als dumme Freunde haben.
DruckmidDerlagdkrG.W.Z»lskr'sch«n Buchhandlung. Rkd-ktian: Hölzlc.