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Handlungen über Angelegenheiten der Bnndes-Verfassung Ita­liens und die Modifikation der Verwaltung des Kirchenstaates als davon abhängig. Das Fortdauern der provisorischen Re­gierung der Romagna wirkt inzwischen auf sein fühlendes Ge- müth.' Bei die er Lage darf man sich nicht wundern, wenn Cardinal Antonelli, dessen Amrsthätigkeit ihrem völligen Auf- hören sehr nahe schien, de» Papst als solchen, nicht bloS Pins den Neunten, wiederum noch einmal ganz vertritt. Doch Alles signalisirt hier einen Ucbergang in Bezug auf Menschen wie auf Dinge. <K. Z.)

Paris, 2. Sept. DemMemorial des Pyrenseö" zu­folge spricht der kleine kaiserlichr Prinz ebenso geläufig englisch, spanisch und deutsch als französisch. Die Blätter von Havre bestätigen die Genauigkeit des Gerüchtes, welchem zufolge der Staatsrath einen Gesetzentwurf zur Begutachtung vor sich hat, durch welchen 32 Millionen Franken zur Befestigung der fran­zösischen Küsten angewiesen werden. (Lt.-A.)

Paris, 5. Sept. Nach dem Journal des Dobats hat der Herzog von Gramm out in Rom den Borschlag gemacht, die Lcgaiionen sollten unter einer getrennten Verwaltung blei­ben, aber dem Papst Steuern zahlen. Dieser sollte zu Bo­logna als Zeichen der Oberherrlichkeit einen Gouverneur haben, doch zwischen den Lcgationen und dem übrigen Kirchenstaat solle Alles getrennt sein, die Diplomatie ausgenommen. Der Constitutione! commentirt die von Viktor Emanuel der tosca- nischen Deputation gegebene Antwort: er meint, der Aufruf werde vo» den der italienischen Unabhängigkeit günstigen Mäch­ten gehört werden. (T. d. H, T.)

Paris, 5. Sept. Die Times vom 5. Sept. sagt: daß der Krieg zwischen Oestreich und Piemont wieder ausgebrochen sein würde, wenn Sardinien den.Antrag Toscana's angenom­men. Piemont müsse vermeiden, Oestreich zum Aeußersten zu bringe». Die Times spricht von dem Gerücht, daß ein neues piemontestsches Aulehcn von 5 Mill. Pfd. Sr. zu London ne- gocirt werden würde. (T. D. d. A. Z.)

Tie Köln. Zlg. schreibt: Gestern hieß cS in Paris, Ocst- reich drohe mit Nichtigkeits-Erklärung des Vertrages von Villafranca, wenn Frankreich sich nicht in der Restanralions- Frage der östreichischcn Auffassung füge; eine indirekte Bestäti­gung dieses Gerüchtes erblickt man in dem Umstande, daß seit einigen Tagen wieder Verstärkungen zur Complctirung der Cadres der italienischen Occupationsarmee aus Frankreich abgchcn.

Allerlei.

Ein Stück deutscher Naturgeschichte.

Unter allen in unser» deutschen Gauen lebenden Thicren ist wohl keines weniger gekannt und eben deßhalb auch mehr ver­folgt, als unsere Schlangen. Die meisten Freunde der Natur haben wohl schon Riesenschlangen, Klapperschlangen und andere Ausländer der Art gesehen, aber die im eigenen Vaterlande vorkommenden sind dem Volke meist völlig fremd. Und doch sind unsere Thierc der Art ganz gewiß nicht weniger interessant als jene fremdländischen; doch sind unsere Giftschlangen nicht weniger gefährlich als die meisten jener aus fremden Zonen. Haben wir Loch en miiukwu^ die Los ooimtrletor in unserer Schlingnatter, welche, wie jene Gigantin, ihre Beute durch Umschlingen tödtet; haben wir Lor. die giftige Brillenschlange in unserer heimischen Kreuzotter, welche ans dem Kopfe ähn­liche Zeichnung hat wie jene; haben wir in dem schwarzen aus­gewachsenen Weibchen der Kreuzotter von 3' Länge ganz Farbe und Gestalt, nahezu auch Größe der Klapperschlange! Wem wäre nicht interessant der Kampf einer Schlingnatter mit einer Eidechse odcw einer Schleiche, welche zwar ritterlich sich zur Wehre setzen, fast immer aber unterliegen? Wer bewundert picht den Kampf des giflfesten, stachelbewehrten Igels mit der Kreuzotter, deren Fleisch ihm Delikatesse ist? Welcher Natur­freund staunt nicht ob den lanzettförmigen, gekrümmten, von Gift triefenden »,' 4 " langen Giftzähnen, die verborgenliegcsd in einer Scheide am Oberkiefer, blos sich heben, wenn es Beute oder Abwehr gilt? Wem ist nicht interessant die giftgc- füllte Blase, in deren Schlauch, auch nach 5060 Hieben,

noch stets vorräthig jener Stoff liegt, welcher das Blut bei Menschen und Thieren gerinnen macht, und der dem Pferde und Stiere sogar Tod und Verderben zu geben im Stande ist? Wie wenige, wenn noch so große Naturfreunde kennen diese Thicre? Wie viele glauben noch heute, die Schlangen stechen mit der Zunge, und bas Gift liege eben so parat 'im ganzen Leibe und im Schwänze des Thieres, wie im Kopfe? Wurde ja sogar -von den Gelehrten und eigentlichen Naturforschern bis in die jüngste Zeit die schwarze Oller für eine besondere Art, und sogar für einen Kakerlak der Kreuzotter erklärt, wäh­rend sie nichts anderes ist, als bas Weibchen der Kreuzotter, das auf der schwäbischen Alp weit häufiger gesunden wird, als die hellere Kreuzotter, das Männchen. Mit Recht heißt sie Viper,^wcil sie als Vlvl para lebendige Junge gebärt.

Sehen wir aber ab von den giftigen und betrachten un­sere ungiftigen, so finden wir auch hier'die gleiche Unkcnntniß unter dem Volke. Auch diese, und eben diese als die häufig­sten, müssen mit dem Leben büßen, wo sie ihres Lebens sich freuend an der wärmenden Sonne sich blicken lassen. Ja so­gar liniere unschuldigen Blindschleichen werden nicht verschont, wie ihre verstümmelten, zertretenen, abgeschlagenen Leiber auf allen Wegen und Stegen zur Genüge uns predigen, wenn gleich ihre goldglänzende», sanften Augen den Menschen um Barm­herzigkeit stehen. Und welcher Aberglaube herrscht noch in Be­ziehung auf diese Thiere? Da muß die Ringelnatter den Kü­hen die Euter leer saugen, muß goldene Kronen tragen, als L>chlangenkönigin; wer ihr die Krone nehmen will, muß mit irgend einem Gcheimmittel und mit dem schnellsten Pferde ver­sehen fistn, um dem Unlhier schnell genug davon rennen zu können. Das habe ich von 80jährigen Greisen, nicht von Kin­dern fabeln hören. Ich habe sogar Männer mit Waffen vor solch einer unschuldigen, unschädlichen Natter davon rennen sehen, kindisch und abergläubisch, Männer, die den Kampf mit einem Bären hätten aufnehmen können. So gehen Unwissen­heit mit Aberglauben und Rohheit Hand in Hand. Grund genug also, unser Volk auch hierin zu belehren zu seinem eige­nen Nutzen, sowie zu Nutz und Frommen dieses allgemein ver­folgten Thiergeschlechts; Grund genug, wenn ein ganzes Thier­geschlecht vom Menschen, nicht als von dem vernünftigen Herrn der Schöpfung behandelt wird; Grund genug, in unserer auf­geklärten Zeit ein groß Stück tiefgcwurzelten Aberglaubens und unmenschliche Rohheit durch Belehrung zu verbannen.

Ich gebe nun noch eine kurze Kennzeichnung unserer deut­schen Schlangen. Dieselben sind:

I. Die Ringelnatter, ungiftig. tlolnbor nntrlx. Kennzei­chen: zwei gelbe Flecken mit schwarzem Rande am Hin« terhaupte, Farbe meist aschgrau.

II. Die glatte Natter, Schlingnatter, Ooludsr Iliurmgu«, ungiftig, Farbe grau; Kennzeichen: eine doppelte Reihe brauner Flecken zu beiden Seiten des Rückens.

III. Die Schwalbachcr Natter, Oolnbsr Vlnvasoons, ungiftig, Farbe hornbrann; Kennzeichen: schwefelgelber Bauch.

IV. Kreuzotter, Ooluber Lorus, giftig. Kennzeichen: ent­weder kohlschwarz ohne Abzeichen, oder aber lcdcrgelb, weißgelb, bräunlich, graubraun, immer aber in diesem Falle mit dem schwarzen Zickzackband über dem Rücken versehen und mit den zwei convexen Halbzirkeln auf dem Kopfe.

V. Die Blindschleiche, die eigentlich zu den Eidechsen ge­hört; Kennzeichen: Kopf und Hals gleich dick, Farbe weiß, braun oder goldglänzend.

Nachtrag.

Mittwoch den 13. d. M., von Morgens 9 Uhr an wer­den im Schulhause zu KUppingen folgende Gegenstände ver­kauft: Wein, Halmfrüchte, Heu, Stroh, Holz, junge Baume, zwei Bienenstöcke sammt Stand, ein Klavier, ein Kunstherd und verschiedener Hausrath.

Truck und Verlag der G. W. Za i se r'fchen Buchhandlung. Redaktion: 4 » l,l

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